Die Küche 10

  • Die lärmende Kindermeute hat die Küche bereits heimgesucht und ist, bis auf Ruth auf dem Weg zur Schule. Kassandra räumt die Küche auf, ein wenig abwesend und fahrig, wenn man genau hinschaut.
    "Guten Morgen", grüßt sie die Freundin ruhig.
    "Morge", echot Ruth und kommt dann, dankbar für die Abwechslung zu Bellaria gelaufen.
    "Arm? Arm?", sagt sie und streckt die Arme nach oben um hochgehoben zu werden.
    "Du hast wahrscheinlich Hunger, oder?", sagt Kassandra und beginnt, Tee und Brot auf den Tisch zu stellen.

  • "Ach, geht schon." Kassandra lächelt Bellaria zerstreut an.
    "Wenn du die Kleine beschäftigst isst mir schon sehr geholfen. Honigbrot, oder?" Sie stellt den Teller und den Honig dazu.
    "Helfe", nickt Ruth und erzählt dann weiter: "Kuh! Muuuuuuu! Hüpft!" Dann reibt sie sich ein Auge. "Weint."
    "Ja", bestätigt Kassandra der Kleinen. "Die Kühe haben Muh gemacht und sind gehüpft. Und du hast dich erschreckt und mußtest weinen."
    Ruth nickt und legt ihre Ärmchen um Bellarias Hals und ihren Kopf auf die Schulter der Bardin. Ganz fest hält sie sie, als ob sie noch einmal durchlebt wie sie sich vor den großen Tieren gefürchtet hat.

  • Liebevoll erwidert Bellaria die Umarmung Ruths, wobei ihr Herz vor Freude hüpft ob des Vertrauens, das ihr in diesem Moment zuteil wird. Beruhigend streichelt sie über den Rücken des Mädchens.
    Keine Angst, Mäuschen. Dir passiert nichts. Die Kühe sind auf ihrer Weide und du bist hier bei der Mama und bei mir. Wir passen auf dich auf.
    Dann kichert sie plötzlich leise los.
    So eine hüpfende Kuh stelle ich mir aber sehr lustig vor.

  • "Hüpfe!", sagt Ruth. Die durch die Erzählung nachempfundene Angst hat sie rasch wieder vergessen, sie hüpft ein wenig auf Bellarias Arm.
    "Häse, hüpf!"
    Kassandra verdreht leicht die Augen, doch sie lächelt.
    "Kennst du 'Häschen in der Grube'?", fragt sie Bellaria.
    "Gurke", sagt Ruth und schaut Bellaria erwartungsvoll an.
    "Ja, Häschen in der Gurke", nickt Kassandra.

  • "Häse, hüpf!", singt Ruth mit und hüpft begeistert.
    "Ach, Gurke, Grube... das ist für sie noch zu schwer zu unterscheiden", sagt Kassandra und beobachtet die beiden lächelnd.
    "Komm", sagt sie dann. "Ruth, laß Bellaria mal essen."
    "Esse? Hamm?"
    "Ja, du kannst auch noch was essen."

  • Bellaria wirkt fast traurig, als Kassandra ihre Tochter zu sich nimmt, aber das Gefühl ist gleich wieder weg. Die Bardin setzt sich an den Tisch und fängt an, zu frühstücken. Irgendwann währenddessen beantwortet sie die Frage, die die ganze Zeit schon ungestellt im Raum schwebt.
    Ich war übrigens erfolgreich. Endúneath gab mir das Amulett und weiß nach wie vor von nichts. Aber er macht sich auch Gedanken, Kassi.
    Die letzten Worte sind vorsichtig, aber nachdrücklich formuliert. Nach etwas Pause fügt sie noch an:
    Ich soll dir etwas ausrichten.

  • Kassandra setzt das Kind neben Bellaria auf die Bank und gibt ihm einen Kanten Brot in die Hand, damit es die Bardin beim Essen ein Weilchen in Ruhe läßt.
    "Was läßt er mir ausrichten?", fragt sie tonlos und scheint auch nicht in derLage Bellaria in die Augen zu schauen.

  • Er würde gerne mit dir darüber reden, weil ihn das auch belastet, aber er akzeptiert deine Entscheidung. Er hatte wohl gesagt, dass er in den nächsten Tagen noch mal vorbeikommen wird. Das wird er nicht tun.
    Der Tonfall ist wieder vorsichtig und einfühlsam. Während sie spricht, beobachtet sie die Freundin genau und hofft, dass die Bedeutung ihrer Worte wenigstens ansatzweise hinter der Mauer ankommen, die Kassandra um sich herum gebaut hat.

  • Kassandra setzt sich an den Tisch und läßt den Kopf auf die Platte fallen.
    "Ich kann nicht mit ihm darüber reden", sagt sie gedämpft. "Gut. Er kommt nicht mehr. Das ist gut", sagt sie dann und nickt, wie um sich selber zu bestätigen. Denn so überzeugt ist sie nicht von dem was sie sagt.
    "Und er hat dir das Amulett mitgegeben." Und was machen sie jetzt damit?

  • Kassandra nickt und hebt den Kopf wieder.
    "Ja. Wir sollten uns das ganz gründlich anhören. Und ich wollte ihn isolieren um zu sehen was passiert. Das mach ich gleich morgen früh."
    Produktivität ist eine großartige Idee. Auch wenn man nicht genau weiß ob sie zu was führt.