Zum brennenden Tisch 23

  • Wieder ein Schmunzeln... die Frage hört sie wohl nicht zum Ersten mal.


    "Verständlich, bedenkt man den Anfang des Gesprächs oder das Geschenk," resümiert Kahri ein wenig für sich selbst, ehe sie Alanis wieder direkt anspricht.


    "Nichts von allem und alles ist möglich. Wir kennen einander nicht, wissen nichts von Gemeinsamkeinen aber auch nichts von so elementaren Unterschieden, die uns auf eine zufällige Begegnung im Leben des jeweils anderen reduzieren. Ich kann nur für mich sprechen, Dame Alanis... sofern ich euer Interesse geweckt habe, gleich welcher Art es sein mag... zögert nicht, es auszuleben."


    Ein vielsagendes Lächeln begleitet diese Aussage. Gefährlich und vorsichtig machend, beruhigend und einladend zugleich.


    "Ich bin in dem, was ich sein kann... recht vielfältig und ich lüge ungern."

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  • Alanis tat etwas, das in letzter Zeit für sie recht ungewöhnlich war - sie lachte hell auf und schlug dann eine Hand vor den Mund, weil sich die Zecher am Nachbartisch zu ihr herumgedreht hatten.


    Als sie sich beruhigt hatte, lag dennoch ein Glucksen in ihrer Stimme. Man merkte sofort, dass sie sich nicht über Kahri lustig machen wollte, wohl aber, dass das Gespräch sie amüsierte.

    "Danke für das Angebot. Das mit dem Ausleben - ich weiß nicht, ob ich gerade auf mehr Wortgefechte und Erinnerungen vorbereitet bin."

  • Wieder ein Nicken...


    "Es ist noch nicht vorbei, früher oder später, vermutlich in Momenten, in denen ihr es am wenigsten erwartet, wird das Nichts und die Dunkelheit hervorkriechen und euch einfordern... und ich weiß aus Erfahrungen, dass es vernichtend ist, so vernichtend, wie es auch klärend und reinigend ist. Ihr solltet euch darauf vorbereiten..."


    Sie hat ihren Kopf ein wenig zur Seite geneigt, ihr Blick ist nicht gerade mitfühlend, eher voller kühler Gewissheit, eine eigenartige Unausweichlichkeit und die Akzeptanz dessen.

  • Alanis nickte leicht, nun genauso ernst wie die Frau. Der plötzliche Heiterkeitsausbruch schien vergessen. Ihre Augen hefteten sich auf Kahri. Ohne Vorwurf, ohne Wut - da lag nur gefasste Traurigkeit in der grauen Iris.


    "Es gibt eben Dinge, die einen begleiten werden, ganz gleich, wie lange man lebt - und die sich niemals ändern werden, ganz gleich, wie sehr man sich bemüht, über sie hinwegzukommen. Sie haben sich eingenistet, wie ein kleines Tier, und irgendwann, wenn Du es nicht erwartest, kommt es hervor und es wird Dir klar, wie tief es sich schon gefressen hat."


    Die Mundwinkel hoben sich leicht.


    "Schmerz. Schuld. Missbrauch. Oder - Liebe. Ich kenne diese Lehrer alle. Ich hoffe sie haben mich vorbereitet."

  • Einige Momente sah Kahri ihr Gegenüber an, als wollte sie ihr Mut machen, ihr Glück wünschen aber derartige Tivialitäten verließen ihre Lippen nicht.


    "Denkt daran, dass es keine Grenze mehr gibt, die ihr nicht bereits überschritten habt, moralisch, ethisch, körperlich. Daran wird man sich ebenso erinnern. Andere, die in der gleichen Situation waren sich bis zum Zeitpunkt ihres eigenen Ablebens sicher, dass sie etwas Richtige getan haben... sie haben Gerechtigkeit geübt, Ausgleich geschaffen, Schmerz geheilt... und dabei jeden und alles in den Abgrund gerissen, besonders, die welche sie glaubten in Liebe zu behüten."

  • "Ganz gleich, was mir geschehen sein mag." Alanis goß sich ein wenig Portwein nach, der Becher hatte sich während der Zeit des Gesprächs nach und nach geleert. "Man kann sich niemals sicher sein, ob das, was man tut, das Richtige ist. Bei mir hat sich lediglich die Sicht auf das, was andere in meinem Tun möglicherweise als Richtig oder Falsch empfinden könnten, verschoben. "

  • Kahris Schulter heben sich leicht.


    "Was ihr tut kann ich sicher nicht beinflussen, ich bin nur eine Händlerin." Sie lächelte unschuldig. "Ich gebe euch nur ein paar Anekdoten, eines bittersüßen Kapitels meiner Jugend wieder."

  • "Das weiß ich", gab die Priesterin ernst zurück und stürzte den halben Becher Portwein in einer flüssigen Geste, die darauf schließen ließ, dass sie recht regelmäßig trank. "Am Ende meiner Tage werde ich für die Summe aller meiner Entscheidungen gerade stehen, ganz gleich, von welchen Anekdoten sie auch immer beeinflusst haben."


    Sie streckte die Beine unter dem Tisch aus und maß Kahri mit einem Blick. Die nächste Frage war sehr direkt.


    "Dennoch bin ich voller Hoffnung, dass sich gewisse Kapitel nicht wiederholen. Was denkt Ihr darüber? Ist sein Spiel vorbei? Oder hat es in meiner Seele gerade erst angefangen?"

  • "Das ist eine schwierige Frage Dame Alanis," antwortete Kahri nach einigem Zögern und erwidert ruhig den Blick der Priesterin. "... und er ist ein schwieriger Mann."


    Sie wandte ihren Blick ab und aus dem Fenster, wo sich die Dunkelheit über Amonlonde Stadt legte. So war für die Priesterin keine emotionale Haltung mehr zu erkennen, die diesen Blick vielleicht begleitet hätte. als Kahri wieder sprach redete sie in Richtung des Fensters.


    "Vielleicht ist er inzwischen schon tot... er ist nicht der einzige Jäger in seiner Welt."


    Ein entfremdetes Lächeln folgt und dann ein Schaudern, als wäre ihr plötzlich kurz kalt geworden. Sie wendet ihren Blick wieder zu Alanis. Dunkle Locken hüpfen über ihre Schultern und die dunkle Kleidung.


    "Es gibt andere die ihn jagen, die solche wie ihn jagen... dunkle Wesen, ohne Namen, Wesen, die mir Angst machen...die mich retteten und verdammten und die ihn gleichermaßen zu einem Gejagten machten. Vielleicht solltet ihr die fragen, wie die Geschichte weitergeht?"

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  • Alanis sagte eine Weile gar nichts. Irgendetwas arbeitete in ihr, das war auf ihren Zügen sehr leicht zu erkennen - sie schaffte es dieses Mal nicht, das zu verbergen. Schließlich atmete sie tief durch.


    "Erstaunlich, dass diese Nachricht Bedauern in mir auslöst." Halb war es Humor, halb Abscheu vor sich selbst, die ihre Stimme färbte.

  • Und sie erntete die passende Antwort... Überraschung, Irritation und eine unausgesprochene Frage auf den Zügen ihres Gegenübers.

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  • Alanis fuhr sich mit der freien Hand - die, die nicht den Becher umklammert hielt als sei er der einzige Halt in dieser Welt, über die Augen.


    "Schaut nicht so. Es ist auch für mich die größte Schmach, dass trotz all der Dinge, die in meiner Gefangenschaft geschehen sind, etwas in mir auf sehr ungute Weise auf ihn angesprochen hat." Selbsthass geisterte durch ihre grauen Augen, die für einen Moment trüb wurden. "Das entweiht alles, was ich je meinte empfinden zu können und zu dürfen."

  • Kahri lehnte ihren Kopf ein wenig zurück, bis ihre Züge ein wenig im Halbschatten der brennenden Kerzen im Schankraum lagen.


    "Ihr seid diesbezüglich sehr ehrlich," kam die etwas steife Antwort zurück. "Warum?"

  • "Fremden lässt es sich viel einfacher die Wahrheit erzählen als Freunden", gab Alanis trocken zurück, doch ihre Augen versuchten sehr genau, Kahris Reaktion einzufangen. "Und vielleicht folge ich auch der Überzeugung, dass das, was ausgesprochen ist, keine Macht mehr über einen hat."

  • Ein bitteres Lächeln kommt als Antwort. Kahri rutscht wieder ein wenig nach vorn und nippt dann an dem Wein, der noch immer so voll im Glas stand, wie zu dem Zeitpunkt, da sie eingegossen hatte.


    Das Glas findet lautlos seinen Platz auf der Tischdecke. Kahri wirkt immer noch ein wenig steif, warum auch immer.


    "Glaubt ihr wirklich daran? " Die Frage hat einen leicht spöttischen Unterton.

  • Alanis lächelte und hob eine Augenbraue.


    "Glaubt Ihr, dass ich es glaube?" Sie ließ die Ellbogen auf der Tischplatte ruhen und legte das Kinn auf ihren gefalteten Händen ab. Ihr blasses Gesicht wirkte im Schein der Kerzen madonnenhaft glatt und fast leblos. "Aber lassen wir doch diese Spitzfindigkeiten. Entschuldigt, falls ich Euch zu nahe getreten bin."

  • Eine Augenbraue wandert merklich nach oben.


    "Erst einmal, nein... was ihr euch wünscht aber wisst sind sicher zwei verschiedene Dinge und nichts auf der Welt verliert seine Macht, nur weil man ihm einen Namen gibt."


    Kahri mimt den Spiegel und setzt ihre Ellenbogen ebenfalls auf dem Tisch ab, nur dass sie ihre Wange an die geschlossenen Handrücken legt.


    "Zu nahe getreten... dazu müsste es ein Geheimnis in mir geben, dass ihr verletzt habt, aber das ist nicht so..." Sie lächelt wieder. "Das was ich gerade empfand war ein wenig... verstecktes Bedauern meinerseits über die Tatsache, dass er aus seinem Tod nichts gelernt hat."

  • Alanis wirkte für einen Moment lang irritiert, doch sie widerstand dem Drang, nachforschen und tiefer dringen zu wollen. Allein das Phänomen am Rande anzukratzen versetzte ihr Gemüt in Aufruhr.


    "Was hätte er denn aus seinem Tod lernen sollen?", fragte sie dann nach einer kleinen Pause.

  • "Das es auch Gegner gibt, die er nicht besiegen kann. Wesen, die er durch seine Manipulationen nicht zu Spielfiguren falscher Vergeltung machen kann, so wie euch... sondern die letztlich durch seine Versuche Mittel und Wege finden und gehen, die sein Weltverständnis, seine ganze Religion, doch vor allem seine Selbstsicherheit nachhaltig verändern und zwar in einer knieenden Haltung der Demut und der Reue."


    In diesem Moment, je weiter ihre Worte drangen, desto mehr war in ihren Augen zu lesen, Wut und Hass, Verachtung und noch etwas anderes, das alle anderen fast zu einer Randbemerkung verkommen lässt... etwas das keinen Namen hat aber das Alanis schon einmal gefühlt hatte, in Gegenwart des schwarzebn Mannes.

  • "Wenngleich einem der Tod vor Augen führen kann, wie ohnmächtig man sein kann, ist damit noch lange nicht gesagt, dass dieses Gefühl einen Lerneffekt oder gar Demut nach sich zieht. Im Gegenteil - es mag sogar vorantreiben, was er tut, um diesem Gefühl auf jeden Fall zu entgehen."


    Interessiert verfolge sie Kahris Regungen und spürte, wie sich in ihrem Magen etwas zusammenzog. Mit einem Mal erschien das Brett mit dem Abendessen vor ihr sehr uninteressant. Sie schob es weg und nahm noch einen viel zu hastigen Schluck Wein.