Etwa zwei Wochen später ist die Delegation wieder in Amonlonde Stadt angekommen.
Hadra saß abermals im Schankraum und hatte ihr Buch sowie Schreibzeug vor sich ausgebreitet. Dieser Tisch am Fenster war inzwischen zu so etwas wie ihrem Stammplatz geworden. Ihr Buch und die Notizen darin dienten ihr als Vorlage für ihren Bericht, den sie gedachte im Wachgebäude abzuliefern.
Sie beendete einen Absatz und hielt inne, schaute auf das Papier vor ihr und dann aus dem Fenster. Einige Situationen ließ sie vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Ein gewisser Groll stieg in ihr auf, den sie aber mit einem leichten Anheben des linken Mundwinkels weg wischte. Zurück blieb nur das schale Gefühl, ungerechtfertigterweise gemaßregelt worden zu sein. Sie eine Diskussion beginnen lassen, bei der man ihr die Worte im Mund umdrehte? Bei der man sie keinen Satz zu Ende führen ließ um diese Diskussion, nachdem man sie wie einen Idioten hatte dastehen lassen, mit dem alles schlagenden Argument abzubrechen "Er ist der Chevalier. Er hat Recht.".
Für einen kurzen Moment war da Zorn gewesen. Den hatte sie aber weg gelächelt und das, was in ihr ungesehen aufbrandete, mit einem lautlosen Mantra besänftigt. Sie hatte Recht gehabt. Sie hätte den Sieg in dieser Diskussion davontragen können. Sie hätte ihn auch gerne verloren, aber nicht auf diese Weise. Sie hatten sich beide auf ein Parkett begeben, das natürlicherweise dem Klügeren, Umsichtigeren Recht gab und nicht dem, der es wegen Geburtsrecht hatte. Das war es zumindest gewesen, was sie angenommen hatte.
Vielleicht sollte sie besser das Verhalten, was sie bei Korporal Darius seit einigen Monaten anschlug, auch auf den ganzen Rest übertragen: Tun, was man ihr auftrug ohne weiter nachzufragen. Ansonsten lächeln, winken. Sie würden sie maßlos unterschätzen und sie würde niemals dazu kommen, all ihre Karten auszuspielen, all ihr Können zu zeigen. Aber zumindest bezog man dann keine Prügel. Nicht auffallen war nicht ihre Art, aber scheinbar die einzige Art, sich dem zu entziehen.
Sie griff nach ihrem Becher mit Tee und nahm einen Schluck der lauwarmen Flüssigkeit.