Zum brennenden Tisch 23

  • "Kann ich dir", nickt Jule, ohne sich weiter daran zu stören, daß er sie jetzt nicht mehr duzt. Das ist sie von ihm gewöhnt, manchmal passiert das wenn er in Gedanken ist.
    Sie füllt seinen Krug rasch auf und bringt ihn in den Zuberraum um sich dann wieder zurückzuziehen und ihm die Gelegenheit zu geben, sich ungestört zu entkleiden und ins Bad zu steigen.

  • Abends ging die Tür auf und in wabernder Hitze schleppte eine durchgeschwitzte Alanis ihre wichtigsten Güter in den Schankraum. Sie hob, in der Tür stehend, noch einmal grüßend die Hand, um die beiden Männer zu verabschieden, auf deren Ochsenkarren sie hergekommen war, zu verabschieden, dann stieß sie mit dem Fuß die Tür hinter sich zu. Das Geräusch, das sie machte, klang eindeutig wie 'Uff'.

  • "Ui", kommentiert Jule vom Tresen her.
    "Bier? Oder Wasser?"
    Auch die Schankmaid scheint unter der Hitze zu leiden. Züchtig angezogen ist sie ja eigentlich nie, aber heute scheint das Dekolltee besonders freizügig und Teile ihres Rockes hat sie in den Gürtel gesteckt, so daß er den Blick freigibt auf wohlgeformte Waden.

  • "Saftschorle!", beschloss Alanis laut und ließ ihr Gepäck einfach neben der Tür liegen. Dafür würde später noch Zeit sein.


    Sie setzte sich zu Jule an den Tresen und zog sich mit einer resignierten Geste die enganliegende, graue Kappe vom Kopf. Ihre Haare waren schweißnass und auch ihr graues Kleid wies am Rücken und Bauch nasse Flecken auf.


    "Wie lang ist das denn hier schon so warm? In Renascân war es definitiv angenehmer."

    Allerdings auch nur das Wetter.

  • "Erst ein paar Tage", antwortet Jule und beginnt das Gewünschte zu mischen.
    "Vorher wars eigentlich ein ziemlich durchwachsener Sommer. Ständig am regnen. Die Bauern hatten schon Angst sie kriegen das Korn nicht trocken rein."
    Sie stellt den Krug mit Schorle vor Alanis und muster dann ihr Gepäck.
    "Du bleibst hier?"

  • Alanis hatte derweil ein sauberes Taschentuch aus ihrer Gürteltasche befördert und wischte den gröbsten Straßenschmutz von Händen und Gesicht, was jedoch am Ende eher an orkische Kriegsbemalung erinnerte als an alles andere.


    Sie stürzte erstmal einen Becher Schorle hinunter, bevor sie antwortete.


    "Sieht ja aus als würde ich erstmal bleiben, ja." Sie grinste schmal. "Ist mein halber Hausstand, ich weiß."


    Sie reckte sich und wenig und ließ die Knochen knacken, dann erkundigte sie sich:


    "Habt Ihr hier einen guten Goldschmied? Ich würde gerne Schmuck reparieren lassen und verkaufen."

  • "Goldschmied?" Jule zuckt ratlos die Schultern.
    "Vielleicht mal bei Rothfeders fragen?"
    Sie schenkt ihr Saftschorle nach.
    "Dann mach ich dir mal 'n Zimmer fertig, hm? Eimer Wasser und ein Tuch?", bietet sie dann an, mit Blick auf Alanis' Kriegsbemalung. "Der Brunnen ist hinten im Hof..."

  • "Ich nehm den Brunnen, glaube ich." Alanis beäugte skeptisch das nunmehr graue Taschentuch. "Bin gleich wieder da. Zimmer nehme ich gerne!"


    Sie kippte noch einmal einen halben Becher Schorle herunter, bevor sie sich aufraffte und die Schankstube nochmal verließ. Vorher nahm sie jedoch noch ihren Kamm aus dem Gepäck. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder zurückkam, Gesicht und Arme sauber, die Haare noch nass und frisch gekämmt. Mit einem erleichterten Seufzer nahm sie ihren Platz an der Theke wieder ein.

  • Der Schankraum ist leer als sie zurückkehrt, doch die Schankmaid läßt sie nicht lange allein und sie hat den Becher auch noch mal nachgefüllt.
    Als sie jetzt die Treppe herunterkommt hält sie einen Schlüssel in der Hand, den sie Alanis reicht. Das wiederhergestellte Äußere quittiert sie mit einem Nicken und einem Lächeln.
    "Doch kein Ork... Hier ist dein Zimmerschlüssel. Du kennst dich ja aus, hier... Ich helf dir gleich dein Zeug nach oben bringen."

  • "Danke schön." Alanis wog den Zimmerschlüssel in der Hand und dachte an einige Nächte zurück, die sie in diesem Gasthaus schon verbracht hatte. Da waren einige verdammt glückliche Nächte dabei gewesen - und einige ziemlich verzeifelte Nächte. Sie lächelte vor sich hin. Dann trank sie ihre Schorle aus und atmete tief durch.

    "Dann wollen wir mal. Ich will gleich noch zu den Damars rüber"
    , verriet sie und stand auf, um ihre Kiepe zu schultern und die schwerere der beiden Taschen hochzuwuchten. Für Jule blieben eine weiße, relativ leichte Umhängetasche und der kleine, fellbestpannte Rucksack.

  • Jule nimmt sich den Rest von Alanis' Gepäck und geht voran.
    "Ich dachte ich geb dir ein Zimmer nach Osten raus. Da weckt dich zwar die Sonne, und du hörst auch den Markt, aber dafür steht die Sonne Abends nicht so drauf", sagt sie als sie eine der Türen zu den Gästezimmern aufstößt.

  • "Morgensonne ist in Ordnung", nickte Alanis, denn sie stand in der letzten Zeit eh sehr früh am morgen auf - oder ging nachts erst gar nicht zu Bett, sondern legte sich erst Mittags hin. Die Gefangenschaft in Daynon und die vielen Nachtschichten im Hospital in Renascân hatten ihren Rhythmus nachhaltig geprägt. Sie hoffte jedoch, dass sich das eines Tages auch wieder ändern würde.


    Sie trat ein und ließ ihre Sachen in einer Ecke des kleinen Zimmers ab, dann nahm sie Jule den Rest der Sachen ab und drückte ihr etwas mehr als das für das Zimmer nötige Geld in die Hand.


    "So, jetzt noch was frisches anziehen und dann bin ich unterwegs."