[Alanis Quest] "Spiel im Schatten"

  • "Ah freier Wille... ein spezielles Thema...."


    Er wiegt seinen Kopf hin und her und sein langes Haar bewegt sich dabei. Seine Hand wandert fast spielerisch über sein angewinkeltes Knie. Eine Hand, die sie einen Augenblick lang auf ihrer Schulter zu spüren glaubt, wie sie fast zärtlich bis zu ihrem Schlüsselbein wandert.


    "Eine Illusion aber eine an die die Menschen gerne glauben. Leider führt er in deiner speziellen Situation dazu, zu verhungern... aber bevor du dies tust, wirst du vom Wahnsinn völlig aufgezehrt alles Mögliche verspeisen und dafür die logischsten Gründe finden.
    Wir waren bereits einmal an diesem Punkt. Dann haben wir uns über dein Leben unterhalten und die vielerlei Gründe, die dich letztlich dazu gebracht haben, deine bisherigen sogenannten freien Entscheidungen zu überdenken ... und über deine Erkenntnis, was dieses selbsgewählte Gefängnis mit all seinem Inhalt für dich darstellt."


    Sich aufrichtend geht er ein paar lautlose Schritte durch den Raum. Unwillkürlich erinnert er dabei an einen schwarzen Puma.


    "Wenn du Hunger hast, solltest du etwas essen. Verlange danach, wie der Hunger in dir danach verlangt. Das als kleiner Ratschlag Rotschopf."

  • Alanis streifte unwillig die Hand - oder deren Illusion? - von ihrer Schulter ab und versteifte sich unwillkürlich dabei. Sie hasste es, von jemandem gegen ihren Willen berührt zu werden, mehr noch, als sie diese Situation hasste.


    "Dann werde ich wohl wahnsinnig werden", sagte sie leise und verachtete sich für einen kurzen Moment selbst dafür, bei dem Gedanken Angst zu empfinden.


    Sie musterte ihn, als er sich erhob, achtete genau auf seine Bewegungen. Was hatte er vor? Sie glaubte nicht, dass er ihr wehtun würde. Auf direkte, ehrliche, körperliche Art. Dafür spielte er zu gerne mit ihr.

  • "Das wäre letztlich die Konsequenz ja."


    Seine Worte waren von nüchternder Trockenheit, fast bewies er eine Spur bissigen Humor. Er geht in etwa zwei Schritt Entfernung vor ihr in die Hocke und der schwarze Schlierennebel wandert verspielt und in Spiralen seinen Körper hinauf.


    "Du bist hier ganz allein mit dir... du könntest essen und gesättigt in der Klarheit des dich umgebenden Nichts all deine Gedanken ordnen, deine Entscheidungen filtern, dich mit deiner Vergangenheit auseinandersetzen, die in all ihrer Unzulänglichkeit zu diesem Punkt hier geführt und dadurch deine Gefühle neu ergründen und definieren... und auch wenn du noch lange nicht soweit bist, könntest du dies hier nicht als ein lauerndes Ende betrachten, sondern den Beginn vom Rest deines neuen Lebens."

  • "Allein mit mir selbst zu sein ist eine ausgesuchtere Gesellschaft als die, in der ich gerade bin", gab die Priesterin kühl zurück und bezähmte den Impuls, ihn anzugreifen, obwohl es in ihren Oberschenkelmuskeln zuckte. Sie ahnte, dass das keinen sonderlichen Effekt haben würde. Leute wie er waren meist gut geschützt. "Und wage es nicht, mein Leben zu verspotten, denn es war gut und richtig. Und wenn ich es nicht in der Form wiederbekomme, in der ich es verlassen habe, dann verzichte ich dankend darauf."

  • "Du belügst dich selbst."


    Er lässt diesen Satz einen tragenden Moment lang im Raum stehen.


    "Dein Leben war nicht gut und ist es auch nicht. Du hast dir eingeredet zufrieden zu sein und stark genug um Dinge zu etragen... und weil die Übung den Meister macht, war das Unormale zu Akzeptierende irgendwann die Normalität."

  • "Nein, das ist nicht menschlich Alanis, das ist schwach."


    Er erhebt sich wieder.


    "Du bist einsam... sehr sogar... Du hast dein Selbst... das Raubtier, das du bist, in Regeln gepresst, die Anpassung schrien, nur damit du akzeptiert wirst... und irgendwann ist aus dem hungrigen Panther in dir, ein zahmes lahmes Kätzchen geworden, das traurig miau sagt, um ein wenig Liebe zu erhalten, und einen trotzig leisen Bass von sich gibt, wenn es nicht das erhält, was es sich gewünscht hat."


    Er geht zurück zu seinem Thron und wendet ihr den Rücken zu.

  • "Und was erhoffst Du Dir davon, mich provozieren zu wollen? Hast Du vielleicht ein Soll an Entführungsopfern, die Du pro Monat bekehren musst?", erkundigte sie sich, scheinbar gelassen. Ja, natürlich hatte seine Provokation die gewünschte Wirkung. Sie war wütend und auch neugierig, was ihn anging. Aber sie würde sich sicherlich nicht die Blöße geben, ihren Instinkten nachzugeben. Noch nicht. Wenn sie irgendwann nach Essen schrie, mochte sich das wohl ändern.

  • "Zu dem seltsamen Konzept, was Du vertrittst." Die Priesterin zog die Beine wieder an und legte die Arme darum, weil ihr Magen wieder begonnen hatte zu schmerzen. "Leiden lassen, um angeglich sinnvolle Erkenntnis zu erzwingen. Eigentlich bin ich es von Debatten gewöhnt, dass das bessere Argument zählt, nicht der Zwang."

  • "Nichts ist schlimmer, als das was man sich selbst zumutet Alanis. Nicht ich lasse dich leiden, sondern du dich selbst."


    Er lässt seine Hand kurz irgendwo dort verschwinden, wo Alanis seine Schläfe unter der Kapuze vermutet.


    "Ich zwinge dich zu nichts... ich zeige dir einen Weg... jemand zu sein, der wie ich Großes tun kann, der nicht um Liebe bettelt, nicht erst irgendwo ein kleines konservatives Häusschen bauen muss, damit der unzureichende Liebhaber seine im Namen seiner Kirche heimlich gehaltene Bettgefährtin besuchen kann, sondern sich Liebe nimmt, auf Augenhöhe. Jemand, der sich nicht fürchtet wie ein Schaf, sondern Mut wie ein Wolf beweist und den Schwächen Furcht lehrt. Jemand der Entscheidungen trifft, die ganze illusiorische Gefüge zum Wanken bringt... der Leiden beendet und straft."

  • "Wer wehrlose Frauen von einer Straße entführt, zwingt sie zu nichts?" Alanis lachte leise auf, auch wenn ihr gar nicht danach zumute war. Ah, es war ja klar, dass er Damorg zur Sprache bringen würde, nein, mußte. Ihre Achilleusferse, ihr wunder Punkt. Wieviel sie der Schattengestalt wohl erzählt hatte, bei jenem 'das letzte Mal', von dem sie sich ziemlich sicher war, dass es auf ihrer Seite nicht auf Freiwilligkeit beruht hatte. "Hörst Du Dir auch mal selbst zu? Deine Argumentation krankt schon in ihrem Aufbau."

  • "Du bist nicht wehrlos Alanis... und ich habe dich nicht entführt."


    Sein Gang geht weiter und endet hinter dem Thron, wo er beide Unterarme auf der Rückenlehne ablegt.


    "Du gehst nur ungerne Risiken ein, weil du dir das angewöhnt hast... deshalb hast du mich auch noch nicht versucht anzugreifen. Nicht ich bin widersinnig... sondern du... dein ganzes Verhalten, deine stummen und deine lauten Rechtfertigungen, deine antrainierte Zurückhaltung und Neutralität und dann die immer wieder hervorblitzende Ausbruchsversuche deines wahren Selbst. Und statt es zu bejahen, bedenkst du es mit Scham."

  • "Wenn ich das, was ich bin, nur aufgrund eines Schattenmannes, der versucht, meinen Geist zu verbiegen und es dann nicht Vergewaltigung nennen will, ablegen würde, dann würde ich Scham beweisen", gab sie zu bedenken und nun entspannte sich ihre Gestalt beinahe. "Du wirst es sicherlich Verstocktheit nennen, die es zu kurieren gilt. Ich nenne es Zufriedenheit. Also geh endlich. Du bekommst nichts von mir, solange ich klaren Verstandes bin. Danach kannst Du Dir nehmen, was Du willst. Aber ich habe so den Verdacht, dass ich dann gar nicht mehr so interessant für Dich bin."


    Sie atmete tief durch, wabernde Nebel hin oder her. Es war nur eine Kulisse, der Platz für eine Inszenierung, in der sie eine Nebenrolle spielte.

  • "Ich brauche deinen Geist nicht zu verbiegen. Ich erinnere dich an deinen eigenen Und was du empfindest nach der Wahrheit wäre tatsächlich Scham, nur würde sie einen ganz anderen Geschmack haben, als den, den du bereits kennst.."


    Sein Kopf und gewiss sein Blick senkt sich als Alanis sich nicht länger dem Nebel widersetzt. Dieser duftet sanft nach Opium und lässt sich bereitwillig aufnehmen.So dauert es nur wenige Sekunden bis sich ihre Sinne wieder reizen. Gerüche, das Hörbare, das Sichtbare alles gewinnt an Kontur.


    "Du bist für mich nicht von Interesse. Weder in deinem jetzigen Zustand, noch in dem, in den du dich verbal schon flüchten willst, unwissend, was dir wirklich dahingehend bevorsteht. Du wirst hie rnicht festgehalten Alanis, es steht dir frei jederzeit zu gehen, sofern du aufhörst diese Maske aus selbstgefälligem Unwissen zu tragen... oder wenn du Tarou tötest."

  • "Neue Spielregeln, hm?", fragte die Priesterin spöttisch und winkte dann ab. Die Geste fiel ihr schwer. Nicht nur, weil ihr Körper in all der nebelgeschwängerten Klarheit doch irgendwie träge war, sondern weil die Gespräche ihr den Kopf schwirren ließen. "Ich will es nicht wissen. Ich töte nichts, was Du willst, das ich töte. Dieses Gespräch ist beendet."


    Und dann schloß sie die Augen und lehnte den Kopf gegen die Mauer zurück.

  • "Tarou ist die Frau, die dich hier gefangenhält und dir kein Essen gibt."


    Mit diesen Worten verschwindet er wie das erste Mal. Das Licht der Laterne wird konfuser aber verlöscht nicht.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Sie sollte eine Frau töten, die offenkundig Leute befehligte, die mit Giftpfeilen schossen, sich teleportieren konnten und Nebel aufkommen lassen konnten, wie sie wollten? Solch eine Frau würde sicherlich mächtiger sein als jene, die ihr gehorchten. Sonst würde es dieses Verhältnis ja nicht geben.


    Und Alanis sah das realistisch. Sie war geschwächt und hungrig und nahe am Rande des Zusammenbruchs. Sehr nahe, aber nicht nahe genug. Die Vereinigung mit den Elementen war nicht möglich. Sie hatte keine Waffe. Und wenn sie sich vielleicht auf Bedingungen einließ, die dieser Mann ihr ermöglichte - dann garantierte ihr niemand, dass dies nicht Teil eines neuen Spiels war.


    Sie schluckte krampfthaft und bemühte sich, zum ersten Mal, seit sie gefangen war, die Tränen zurückzuhalten.

  • Nebel wabbert umher... seltsamerweise macht sein intelligent wirkendes Eigenleben keine Angst... er krabbelt an den Wänden entlang und hinauf, bildet Muster und nicht das erste Mal seit Alanis hilflos irgendwo hin starrt hat sie das Gefühl, er bildet Konturen von bekannten Gesichtern...


    ...Macht ist ein Gefühl, dem man sich nur schwer entziehen kann...


    ...es kommt nur immer darauf an, ob man Macht als Opfer oder Täter kennenlernt...


    ... wann hast du aufgehört die Regeln zu bestimmen...


    ... wann haben sie aus der Wölfin ein Schaf gemacht...


    ... wann hast du vergessen, wie das Prickeln auf der Haut, der kräftige aufgeregte Herzschlag... ein sicheres Zeichen sind für den Wandel auf dem schmalen Pfad über dem Abgrund... und die Euphorie am anderen Ende der Schlucht, siegessicher hinüber zu lächeln... die Hand auszustrecken und die Schafe, die zurückbleiben zu sich hinüberzuwinken..

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Alanis starrte sie an, die Gesichter, die Schemen, die in der violetten Dunkelheit aufkeimten wie dunkle Blumen. Sie bemühte sich, nicht hinzuhören und legte irgendwann die Hände über die Ohren, sich klein machend an ihrer Wand, zusammengerollt wie ein hilfloses Tier in einem Käfig. Sie wußte, dass sie nicht antworten sollte, da sie damit vielleicht zugab, wie sehr die Gefangenschaft an ihr zehrte, wie verführerisch die Argumente des dunklen Mannes waren. Irgendwann gab sie auf und öffnete doch wieder den Mund.


    "Verschwindet. Ich bin Priesterin und ich werde ewig folgen. Ich bin KEIN VERDAMMTER WOLF!"