Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (4)

  • "Nun, ich denke die Antwort auf diese Frage kann ich dir geben."


    Dann holt er tief Luft und setzt zu einer längeren Antwort an:


    "In alter Zeit, als die Welt noch jung war und die Federn der Raben weiß, sahen die Fünfe voller Stolz auf die Insel, welche sie gestaltet hatten und ihre Gläubigen. Je doch war das Leben der Gläubigen kurz, und so beschlossen die Fünfe, ihre Seelen zu sich zu nehmen, auf dass sie geprüft und reine Sterne werden können. Jedoch fanden nicht viele Seelen den Weg vor die Fünfe, denn Viele verirrten sich trotz der Himmelslichter, welche Teldron geschaffen hatte, und wanderten ruhelos umher und plagten die Lebenden. Da berieten sich Ellyris und Akestera, und sprachen: „Das kann nicht sein“ Und aus der Schöpfung Ellyris suchten sie Tiere, welche die Seelen geleiten wollten, und wählten die Vögel, welche hoch an den Himmel fliegen konnten. Doch gab es keinen Vogel, der die Seele tragen wollte, da die Aufgabe als zu groß von den feinen Sperlingen und als zu fein von den großen Adlern betrachtet wurde. Doch da sahen die göttlichen Schwestern die Krähe und Raben, wie sie neugierig und geschickt spielten, und Akestera sprach: „Ihr Krähen und Raben – ich habe ein Spiel für euch. Bringt meiner Schwester die Seele eines Gläubigen für jeden Tag im Jahr. Vollbringt ihr dies, werden wir euch mit unseren Gaben beschenken. Scheitert ihr, wollen wir euch als Gecken verspotten“ Und die Krähen lachten und schwärmten aus die Sterbenden zu suchen. Die Raben jedoch blickten um her und begannen die verirrten Seelen zu suchen. Und gemeinsam brachten sie Ellyris fünfmal so viele Seelen wie gefordert, eine weitere für jeden ihrer Brüdern und Schwestern. Und da sprach Ellyris: „Sehet ihr Vögel – die Krähe fliegt nicht besser als ihr und doch hat sie vollbracht, was ihr nicht wagtet. Folget ihrem Beispiel und wir Fünf werden gnädig auf euch herabsehen.“ Und für ihre Schläue und Wagemut belohnte Ellyris Raben und Krähen mit dem Recht, dass Fleisch der Toten als erste zu kosten und das Ende der Lebens zu sehen. Und Akestera belohnte sie mit der Klugheit zu lernen Worte und Dinge zu benutzen. "

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Alanis hörte aufmerksam zu und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.


    "Eine schöne Geschichte. Sie ist doppelt interessant, weil auch in meinem Glauben die Menschen davon ausgehen, dass sie einmal Sterne an Himmel sein werden - die Ahnen."

  • "Sie geht eigentlich noch weiter. Sie erklärt auch warum das Gefieder dieser beiden Vögel Schwarz und nicht mehr weiß ist."
    Tarant nimmt Bogen und Köcher ab und stellt beides neben die Tür. Anschließend geht er Richtung Tisch und stellt sich neben einen Stuhl
    "Darf ich?"

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • "Setz Dich", bat Alanis freundlich und machte eine einladende Geste. "Ich würde gerne den zweiten Teil der Geschichte hören. - Met, Wasser, Tee zum Abendessen?"


    Die Flasche Met, die der Händlersohn dagelassen hatte, stand noch immer auf dem Tisch, direkt neben dem Becher mit dem Trockenblumenstrauß, der fein auf die Tischplatte rieselte, wenn man am Tisch wackelte.

  • "Tee, danke."
    Dann überlegt er kurz, und entschließt sich für die lange Fassung der Geschichte
    "Und die Schwestern zeigten den Geschwistern wie gut die Vögel die Seelen geleiteten und ob es ihnen gefiele. Und Kapal sprach: „Mir gefallen die Adler, sie sind stolz und stark.“ Und die Adler hörten dass, und brachten Kapal starke Rinder dies die geschlagen hatten und mächtige Steine die voller Gemmen waren oder noch glühten. Da lachte Kapal voller Stolz und segnete sie und so entstanden die Glutadler.


    Und Laya sprach: Mir gefallen die Singvögel, die Lerchen und Nachtigallen, die Zaunkönige und Honigpieper. Ihr Gezwitscher stimmt mich fröhlich und ihr Gesang bewegt mein Herz.“ Und die Lerchen hörten dass, und sagen Laya ein gemeinsames Lied aus tausend Stimmen. Laya lächelte und segnete sie und so entstanden die Layaslerchen.


    Und Teldron sprach: Mir gefallen die Falken und die wilden Gänse. Die Falken fliegen stolz und schnell wie Sturm und Blitz. Die Gänse jedoch fliegen am höchsten, nahe an meinen Lichtern, sind ihren Gefährten ein Leben lang treu und wachen aufmerksam um ihre Brut zu schützen. Das hörten die Falken und neigten ihr stolzes Haupt. Die Gänse hingegen schnatterten und legten ein silbernes Ei, das sie Teldron brachten. Da war Teldron geschmeichelt und segnete sie, und so entstanden die Silbergänse und der Goldfalke.


    Und Akestera sprach: „Mir gefallen die Albatrosse, denn nur sie wagen sich so weit auf See, dass kein Land mehr zu sehen ist, um auch die Seelen der Ertrunkenen zu finden.“ Und die Albatrosse flogen einfach weiter und taten ihre Pflicht, folgten jedoch immer den Sternen Akesteas. Und darum segnete Akestera sie, und so entstanden die Sternalbatrosse.


    Und Akestera frage: „Nun, Schwester Ellyris, welche Vögel gefallen dir?“ Und Ellyris antwortete: „Die Raben, denn sie haben meine Geschöpfe von den verirrten Seelen befreit. Doch ich habe sie schon genug beschenkt.“


    Das hörten Raben und Krähen, und sie wurden unzufrieden: „Adler, Lerchen, Falken, Gänse und Albatrosse – wir haben den Fünfen den größten Schatz, die Seelen der Gläubigen gebracht. Wir sollten nochmals belohnt werden!“ So erhoben sich alle Krähen und flogen vor die Schwestern. Doch als sie ihrer Glorie ansichtig wurden, senken einige Raben die Köpfe und baten Verzeihung für ihre kecken Gedanken. Doch die Krähen krächzten frech und forderten in ihrer Gier noch mehr Geschenke für ihren Dienst, sonst würden sie nie mehr Seelen bringen, die Raben jedoch schwiegen und warteten einen günstigen Augenblick ab. Da verfinsterte sich die Gesichter der Göttinnen und Ellyris sprach: „Gierig seid ihr über die Maßen, obwohl wir euch erwählten und trotz eurer Gaben. Wir Götter nehmen niemals unsere Geschenke zurück, doch meine weitere Gabe wird euch nicht erfreuen. Schwarz soll eure Gefieder sein, wie eure gierigen Herzen und eure frechen Zungen.“ Doch da trat die milde Laya hinzu, und legte ihrer zornigen Schwester ihre Tatze auf die Schulter, und so nahm Ellyris all jene Raben in ihren Dienst, die um Gnade gebeten hatten und ließ ihnen ihr weißes Gefieder.


    Seit dem weigert sich jede Krähe eine Seele zu tragen, die Raben suchen weiter die verlorenen Seelen, um doch ihr Geschenk zu erhalten. Wenn jedoch Ellyris und Laya eine Alte Seele zurück schicken, auf dass sie sich in einem neuen Leben bewähren kann, trägt diese immer ein Weißer Rabe. "

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Aufmerksam hörte Alanis zu, während sie noch einige Scheite auflegte und den Topf mit dem dampfenden Eintop ein wenig nach oben hängte, damit nichts anbrannte. In der Küche war es immer noch empfindlich kalt, was man an Alanis roter Nase und ihren Händen sehen konnte.


    An den untersten Zahn der Herdaufhängung wanderte der Wasserkessel.


    "Also ist der schwarze Rabe ein selbstsüchtiges Tier?", fragte die Priesterin, nachdem Tarant geendet hatte. Ein Lächeln blitzte dazu auf. "Aber immerhin noch besser als die armen Krähen, die vermutlich gar nicht aus ihrer Haut konnten. Und wenn die Götter nach Deinem Glauben diese Tiere ja selbst geschaffen haben - dann ist das ganz schön gemein."

  • Tarant muss ob des Einwurfs lächeln
    "Interessanter Punkt, wenn ich mal das Bedürfnis haben sollte ein längeres Streitgespräch mit Pater Louicatus zu führen, werde ich danach fragen."
    dann wendet er sich dem protestierendem Raben zu
    "Na mein Freund, zumindest der Teil mit dem Verstand scheint wahr zu sein. Ich denke aber das die schwarzen zu stolz waren um um Gnade zu bitten. Ich würde nicht sagen das sie deswegen selbstsüchtig sind. Das gilt dann wohl eher für Krähen."

    Lebe frei, stirb stolz.


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  • Alanis ging durch den Raum und holte ihre Teekanne, bevor sie einen Stoffbeutel mit der Teemischung füllte, die sie heute auf dem Mark erworben hatte und in die Kanne hängte. Da das Gefäß mit dem Tee neben dem mit den Keksen stand, bekam der Rabe nochmal ein kleines Stückchen Keks.

    "Er gehört übrigens jemandem. Der Ring an seinem Fuß - da sind elbische oder druidische Muster drauf. Keine Ahnung, wie er sich ausgerechnet hierher verirrt hat."
    Vorsichtig streichelte sie den schwarzen, edlen Kopf. "Aber mein Haus ist offen für jeden, der sich verlaufen hat. Und alle anderen auch."


    Sie brachte die Teekanne und zwei Becher aus dem Regal zum Tisch.

  • mit einem lächeln und einer Spur Ironie:
    "Alanis´s Haus der Zuflucht."
    dann wendet er sich wieder Alanis zu
    "Man sagt den Raben auch nach, dass sie Boten des nahenden Todes sind. Sie erkennen Todgeweihte eher als alle anderen Vögel."
    Dann wirft er einen Blick zurück zu seinem Köcher, in welchem ein einzelner Pfeil mit schwarzen Federn zwischen all den weißen und grauen Federn steckt.
    "Außerdem wird behauptet, dass Pfeile mit Rabenfedern einen schnellen und schmerzlosen Tod bringen."

    Lebe frei, stirb stolz.


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  • Alanis hörte das Blubbern im Teekessel und nahm ihn vom Haken, den Griff vorsichtig mit einem Topflappen aus dickem Filz greifend. Das heiße Wasser plätscherte in die Kanne und der angenehme Geruchs des Tees vermischte sich mit dem Aroma des Abendessens.


    Die Priesterin folgte Tarants Blick zu dem Köcher, dann blickte sie ihm in die Augen.


    "Denkst Du ich bin in ernsthafter Gefahr, so einem Anzeichen zum Opfer zu fallen?"


    Tatsächlich schien diese Frage kein Scherz zu sein.

  • An seiner Haltung ist nicht zu erkennen, ob er sich gekränkt fühlt oder die Frage als Scherz aufnimmt, eigentlich ist überhaupt keine Reaktion zu erkennen.
    "Nein, sicher nicht. Aber wenn, dann wäre es ein solcher."
    Als er den Geruch der Suppe durch den Raum schwebt, fühlt sich sein Magen verleitet laut und vernehmlich zu knurren.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • "Was Du für heitere Zukunftsaussichten bietest. Au wei", murmelte Alanis und grinste schief. Irgendetwas kratzte an ihrem Bewußtsein, das sie nicht recht einordnen konnte. Irgendetwas, das mit Tod zu tun hatte. Und mit Gewalt. Doch das Nachdenken darüber löste nur einen Kopfschmerz aus, der ihr nicht gefiel.


    So setzte sie die plötzliche Unruhe, die sie befallen hatte, in Bewegung um und wenig später standen zwei Schüssel mit Essen auf dem Tisch, dazu zwei Löffel und zwei gefüllte Teetassen. Alanis setzte sich möglichst nahe ans Feuer, ihr war anzusehen, dass sie noch immer fror.

  • Mit einem dankbaren lächeln nimmt Tarant die Schüssel entgegen.
    "Ich danke dir. Übrigens, dein Schlafzimmer habe ich zusammen mit dem Serganten trocken gelegt. Irgendwas ist noch oben im Zimmer, aber der Sergant möchte nicht das ich es sehe."
    bei der letzten Bemerkung zuckt er die Schultern, sein Gefühl hat sich nicht gemeldet, also war er auch nicht neugierig. Es interessierte ihn schlicht nicht.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Alanis, schon mit einem Stück dampfender Mettwurst auf dem Löffel, verharrte in der Bewegung.


    "Ah." Ein kurzes Zögern. "Danke schön dafür. Da habe ich Glück gehabt, dass Ihr das zufälligerweise mitbekommen habt, sonst wäre wohl das halbe Schlafzimmer weggeschwommen."


    Die Wand war leider ziemlich aufgequollen und die Tünche abgebröckelt, aber sie hoffte, dass sich das bald wieder beheben ließ.


    "Und dafür, dass Du sie dazu geholt hast."