[Bewertung] Conquest of Mythodea 2014

  • Gott.war.das.schlecht.


    Das habe ich mir (in der Gegenwartsform) jeden Tag etwa fünfmal gesagt. Und ich war nicht die einzige. So schlecht wie dieses Jahr habe ich das Conquest noch nie erlebt.


    Ich war ja wie immer beim schwarzen Eis, dementsprechend sind meine Ansprüche auch nicht so hoch. Ich war auch wie immer Plänkler, also leicht oder gar nicht gerüstet und ohne Schild. Daher wusst ich auch schon von Anfang an, dass die Endschlacht der mühsamste Teil ist und ich eine Bewertung nicht daran aufhängen kann. Den Spass hatte ich bis jetzt nämlich immer an den beiden Tagen davor, da sind die Schlachten kleiner, die Spieler lockerer, und es herrscht weniger Geschiebe.


    Tja, soviel zur Theorie. Leider waren aber die Schlachten am Donnerstag und Freitag einfach nur grässlich - und es lag im Normalfall nicht an den Spielern. Vielmehr waren wir, wenn wir jeweils endlich aufs Schlachtfeld durften (Warten gehört ja immer dazu, gilt also nicht als Minuspunkt), jedes Mal gefühlt viel zu viele. Dadurch waren die Spieler immer sehr zögerlich, weil sie - auch wegen der Nachteile, die sie in den Regeln durch die Spiegelwelt erlitten - offensichtlich Angst um ihre Charaktere hatten. Sei's drum, da kann man im ersten Moment nichts machen, es sind schliesslich Spieler und wir können ihnen nichts vorschreiben.


    Dass uns in dieser Situation nur erlaubt war, in der Schlachtreihe auf sie zu warten oder an den Schildwällen abzuprallen, war aber unverzeihlich. Es gab nämlich durchaus welche, die sich auch von einem Rakh zu Zweikämpfen herausfordern liessen und für kleinere Aktionen am Rand der Schlachtreihe zu haben waren. Man musste sie nur ein bisschen raustriezen und dann bestand echte Hoffnung, dass Bewegung in die Schlacht kam. Ich habe das (auch aus eigener Langeweile) mehrmals erfolgreich versucht - und wurde jedes Mal von meinen eigenen Leuten zurückgepfiffen. Die Krönung war ein Zweikampf, der schon voll im Gang war und super lief*, und der eiskalt abgebrochen wurde. Nach dieser Aktion war die Con für mich mehr oder weniger gelaufen.


    Einen vernünftigen Grund für die Einschränkungen habe ich das ganze Wochenende nicht herausgefunden. Auch sonst waren SL-Infos Mangelware. Wir haben (effektiv) seit drei Jahren keine Schwarm-SL mehr, und da es dieses Mal auch sonst null Koordination gab, nervte das mit der Zeit wirklich extrem.


    Offenbar begrenzte sich der Frust über die kopf- und planlose SL nicht nur auf das Schwertfutter. Eine Freundin von mir war Plot-NSC bei einem Elementarvolk im Banner der Freien, und sie erlebte durchs Band ähnliches. Besonders ärgerlich für sie war es, dass mehrere der Plots, die sie betreute, dank der chaotischen SL einfach an die Wand gefahren wurden, nachdem einige Spieler sie endlich aufgegriffen haben. Das kann weder bei den Spielern noch bei den beteiligten NSC einen sonderlich guten Eindruck hinterlassen haben.


    Ganz allgemein hatte man den Eindruck, dass die Spieler Mühe hatten, sich zu organisieren. Ich finde das ehrlich gesagt verständlich: neue Strukturen und Hierarchien lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen aus dem Boden stampfen. Die ganzen IT-Autoritäten, die vorher Richtung und Ton angegeben haben, fielen erstmal weg, und an die neuen - so sie denn existieren - muss man sich erst gewöhnen. Von daher kann ich Beschwerden, die Spieler hätten den Plot nicht akzeptiert, nicht ganz nachvollziehen - ich hatte den Eindruck, diejenigen die sich wirklich reingehängt haben, hatten auch so mehr als genug zu tun.


    Von Kameras und vor allem Filmkameras war ich ja noch nie sonderlich begeistert. Ich bin keine Schauspielerin und will auch keine werden, deswegen stört es mich immer sehr, wenn alles, was man tut potentiell für die Ewigkeit und YouTube aufgezeichnet wird. In den letzten vier Jahren hat sich zudem das Gefühl stetig verstärkt, dass man manchmal einfach nur dort steht oder langläuft, wo man eben steht oder langläuft, damit das Material für den Trailer des nächsten Jahres verwendbar ist. Bei mir war die Schmerzgrenze dieses Jahr erreicht, als während der Endschlacht eine Meldung eines Koordinators auf einer Hebebühne kam, dass von oben alles super aussehe. Danke. Vielen herzlichen Dank. Schade nur, dass wir nicht an einem Filmdreh teilgenommen haben, sondern an einem LARP. Und - nur so nebenbei - bei uns Normalsterblichen unten machte es keinen Spass. Weder bei den Guten noch bei den Bösen.


    Ich finde es übrigens definitiv in Ordnung, dass wir und die Untoten hinter der Ratio die zweite Geige spielen mussten. Es war immerhin ihr grosser Einstand, und der ist den Umständen entsprechend auch gut gelungen. Sie sahen fantastisch aus und brachten eine einheitlich zusammenhängende Kultur souverän rüber, was nicht selbstverständlich ist wenn man die Kultur das erste Mal bespielt. Und die Ratio als dritte grosse Gegnerfraktion ist bei den Spielern definitiv angekommen.


    Lobenswert zu erwähnen ist allerdings auch die Logistik. Sowohl bei der An- wie auch bei der Abreise lief alles unglaublich glatt, obwohl wir weit nach Time-In angekommen sind und die bessere Hälfte auch noch in ein anderes Lager musste. Auch die Sauberkeit der Duschen, Klos und Waschbecken war gut, besonders wenn man die Besucherzahlen bedenkt. Und ich mag die neue NSC-Wiese. Sie liegt zentraler und macht es für uns ausserdem einfacher, die einzelnen Kampfwiesen in der Nähe der Lager zu erreichen, ohne OT durch den metaphorischen Vorgarten stapfen zu müssen.


    Insgesamt fand ich die Spieler wieder sehr angenehm. Der wenige direkte Kontakt, den ich mit ihnen hatte, schien beiden Seiten Spass zu machen, und es wurde überwiegend schön ausgespielt und aufeinander aufgepasst. Die üblichen Fuchtler mit den Stangenwaffen waren natürlich auch dabei, es gab aber genug andere, die die wettgemacht haben. Meine Mit-NSCs waren je länger je frustrierter, liessen sich in der Freizeit aber glücklicherweise nicht aus der Ruhe bringen. (Im Gegensatz zu mir nach dem abgebrochenen Duell, muss ich an dieser Stelle zugeben - danach war erstmal Motzen und Sarkasmus angesagt.) Ich verneige mich wie immer vor den Pfeilsammlern und den Wasserträgern. Aber SL und Koordination während des Spiels waren einfach nur unterirdisch.


    Die Festivalatmosphäre hat definitiv überhand genommen. Ich habe noch nie so viele schlecht (und ich meine wirklich schlecht!) gewandete Leute auf einer Con gesehen. Es waren so viele, dass mir jeder echte Spieler leidgetan hat, der sich mit Rolle und Ausstattung Mühe gegeben hat. Und wer zum Teufel hatte die Idee, den OT-Mittelaltermarkt zwischen den Tross und das Entdeckerbanner zu legen?! Da kommt einfach keine Immersion auf, besonders dann nicht, wenn man das Pech hat, in dem einen isolierten Banner zu lagern.


    Oh, und die Spieler? Haben verloren. Aber so richtig haushoch. Nur haben sich weder die Spieler über eine epische Niederlage noch die NSC wirklich über einen seltenen Sieg gefreut. Eine bessere Zusammenfassung für die Con fällt mir ehrlich gesagt nicht ein.


    Ich weiss ja nicht, wie Niro oder Morgaine das so erlebt haben, würde aber gern von ihnen hören. Und ich würde ihnen auch gern den Eindruck gönnen, auf einer anderen Con gewesen zu sein als ich. Aber so behandelt man meiner Meinung nach weder Spieler noch NSCs. Daher also danke, aber nein danke. Für drei Tage nur Frust und Langeweile ist mir die Anreise einfach zu kompliziert. Die sehen mich erstmal nicht wieder.


    *Will heissen: der Gegner hätte ihn gewonnen, musste sich dafür aber anstrengen.

  • Jep. Den gab's schon länger, er war aber bisher zwischen dem IT-Lager und den NSCs (die ja OT sind) und hat deswegen weniger gestört. Ausserdem dürfen die Gäste des Marktes nicht in die IT-Zone, weder damals noch jetzt. Aber wenn man als Spieler dann regelmässig da durch muss... :kotz:

  • Also... Ich habe den Eindruck, dass sie die Medienpräsenz eher noch fördern. Ob sie sich damit einen Bärendienst erweisen kann ich nicht sagen.