Ein Gasthaus im Schnee...

  • Alanis lächelte sachte. Sie würde es so machen, wie sie es bisher gemacht hatte. Sie würde ihm, falls es irgendwie möglich war, kein 'Du musst' mit auf den Weg geben, sondern viele, viele Gedanken, die ihm helfen sollten, seine Meinungen zu überdenken. Mehr würde sie eh nicht tun können, da sie ernsthaft bezweifelte, dass ihr Starrsinn dem seinen auch nur annähernd gewachsen war.


    "Die zweite Sache, die mich beschäftigt, ist der Moment, als uns das Licht geholfen hat, die Kreatur aus Andras Gefährtin herauszuholen." Ein denkwürdiger Moment - das nächste Mal würde sie darauf achten, Kinder aus dem Raum zu schaffen, wenn eine ähnliche Aufgabe bevorstand. Dass sie nicht selbst daran gedacht hatte, dass die Präsenz ganz folgerichtig nach dem unschuldigen Wesen greifen würde, ärgerte und erschreckte sie. Vermutlich stand ihr ihre eigene Erfahrung bei so etwas zu sehr im Weg. So mancher Dämon hatte schon versucht, sie zu kauen und zu schlucken - und hatte sie letzendlich wieder ausgespien. "Die Art und Weise, die Du gewählt hast, um Andras Gefährtin beizustehen - wie kam es dazu, was hat Dich getrieben? Wie hat es sich angefühlt? Nach dem, was ich von Dir zum Selbstverständnis Deiner Gabe gehört habe, hätte ich zwar damit gerechnet, dass das Licht auch als ein Licht bei Dir hervortreten könnte, überrascht hat es mich dennoch, mit welcher Selbstverständlichkeit Du in unsere Ritus hineingegangen bist."

  • Der Landsknecht wurde etwas verlegen und ruckte auf seiner Bank herum. "Verzeihung, Euer Gnaden!" sagte er als erstes. "Ich wollte das eigentlich nicht. Ich wollte,...ich wollte mit der Haelga eigentlich nur die Hände der Elbe auf der Lampe festhalten." Thraxas verschränkte die Hände ineinander und legte sie auf den Tisch. "Ich empfang Mirons Handeln als ein wenig zögerlich und dann leuchtete plötzlich meine Hand und ein innerer Drang ließ sie mich dann auf die Stirn der Elbe legen. Ich weiß nicht warum, es erschien einfach richtig."
    Verlegen blickte er die Geweihte an und fragte: "War das falsch? Habe ich das Ritual gestört?"

  • Alanis schmunzelte nachsichtig.


    "Nein, Du hast gar nichts falsch gemacht. In diesem Fall war die Chance, dass es glimpflich ausgeht, zum Glück recht hoch, weil so viele Silberne versammelt waren, die das gleiche Ziel und fast alle den selben Weg hatten, um das Licht zu rufen." Ein wenig ernster fügte sie dann hinzu: "Aber sei in einem anderen Kreis vorsichtig mit so etwas. Auch wenn ich das Drängen verstehe, den Notwendigkeiten des eigenen Glaubens und des eigenen Talents nachzugeben, so ist es immer ratsam, genau abzuwägen, was zu tun ist. Wer der Gegner ist. Und wie man das Opfer am besten schützen kann, nicht nur vor der Einflüsterung, der es erlegen ist, sondern auch vor einem selbst. Nicht immer ist das Licht wie ein gütiger Führer. Manchmal ist es auch wie eine gleißende Klinge, die mehr Schaden als Nutzen bringt. Nicht jeder Gegner, den man bekämpft, lässt den Körper eines Opfers so unbeschadet zurück wie den von Andras Begleiterin."

  • Thraxas wiegte nachdenklich den Kopf, nachdem er bei Alanis' Eröffnung kurz erschrocken war. "Es war eine rein intuitive Geste, ich hatte mich auf mein Bauchgefühl verlassen und gehandelt." erklärte er und setzte hinzu: "Zum Glück war es in diesem Fall richtig. Miron hat genau aus dem Grund, den Ihr nanntet gezögert. Er meinte später, er habe hin und her überlegen müssen, ob Andras die Befreiung seiner Frau auch um den Preis der Versehrtheit des Geistes und des Körpers haben wolle."
    Thraxas hob den Blick von seinen immernoch verschränkten Händen zu Alanis' Gesicht. "Aber ist es nicht besser, die Seele vom Dämon zu befreien, auch wenn der Körper Schaden nimmt?" fragte er.

  • "Ich denke das war ein Punkt, den Miron vorher hätte mit Andras absprechen müssen. Und ich habe zu meinem Bedauern auch nicht daran gedacht", erklärte Alanis nachdenklich und trank einen Schluck Tee aus ihrem Becher, bevor sie diesen dann gedankenverloren zwischen den Handflächen rollte. "Es ist immer schwierig, wenn Angehörige und emotional zu nahe stehende Menschen eingebunden sind, Diese können noch so sehr behaupten, dass sie wissen, was passieren könnte. Dennoch ist es doch etwas vollkommen Anderes zuzusehen, wie der Kampf zwischen Priester und Dämon einen geliebten Menschen nach und nach aushöhlt, verkrüppelt oder sogar tötet." Sie verzog den Mund, weil der kalte Tee einen bitteren Nachgeschmack hatte. "Um Deine Frage zu beantworten: Ja, der Körper muss befreit werden, mit allen Mitteln. Auch wenn das Opfer Schaden nimmt. Aber wenn ein Angehöriger dabei ist, solltest Du aufpassen, dass er Dich am Ende nicht auch noch angreift."

  • "Diese Gefahr war mir in dem Moment natürlich nicht bewußt, aber ich hätte, genauso wie Ihr und Miron um sie wissen müssen." erwiderte Thraxas und auf seinem Gesicht war Wehmut zu sehen, die sich in Verschlossenheit verwandelte kurz bevor er sein Gesicht abwandte und zum Fenster blickte.


    Vor dem geistigen Auge des Landaknechts zogen noch einmal die vielen Gelegenheiten vorbei, bei denen er Lady Greifenwind bei ihren Ritualen bewacht hatte, damit sie sich konzentrieren konnte, nicht gestört würde. Damals hatte er gedacht, sie rufe die Götter an, die ihr diese Macht leihen würde. Heute wußte er, auch sie war eine Magierin gewesen und dazu noch blind für die Finsternis, die er selber in Bruder Claudius gesehen hatte. Das hatte ihre Verbindung zerbrochen, sie ins Gegenteil verkehrt, aus Freundschaft war Feindschaft geworden und beide hatten einen hohen Preis bezahlt.

  • Alanis gab ihm einen Moment zum Nachdenken, weil sie diesen speziellen Blick bei ihm schon ganz gut kannte. Sie versuchte, sich auf der harten Sitzbank bequemer hinzusetzen, was aber lediglich dazu führte, dass sie schmerzlich das Gesicht verzog, als sich ihre Hüftverletzung meldete. Sie wurde wirklich langsam alt... .


    "Mach Dir keine Gedanken um das hätte", erklärte sie schließlich warm. "Ich schätze Du hast im Leben genug andere Dinge meistern gelernt, das mit der Zusammenarbeit mit anderen Priestern bekommen wir auch noch hin. Denn ich denke, dass so eine Situation in Zukunft nun öfter eintreten könnte." Sie räusperte sich kurz. "Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt - der Geheimhaltung Deiner Fähigkeiten. Ich weiß nicht, wie viele von den Leuten, die Dein Handeln bei Andras Gefährtin erlebt haben, sich mit der Erklärung, das Licht käme aus dem Stein, zufrieden geben werden. Gerade von denen, die vom Licht beschenkt sind. Hat Dich einer von ihnen angesprochen?"

  • Der Landsknecht kam anscheinend nur langsam ins hier und jetzt zurück, denn er ließ Alanis' Frage eine ganze Weile im Raum stehen und sah weiter aus dem Fenster, dann wandte er ihr endlich den Kopf zu, blinzelte kurz und lächelte dann schmal. "Nein, keiner hat mich angesprochen. Haelga weiß sowieso bescheid und von den anderen hat in dieser Situation anscheinend niemand etwas wahrgenommen, was ihn irritiert hat." antwortete Thraxas.
    "Allerdings hat Serana mich bei einer anderen Gelegenheit gefragt, was ich da mache." er runzelte die Stirn. "Nachdem mich einer der vom Juckreiz befallenen angefaßt hatte und ich zu euch allen zurückgekehrt bin, hat meine Hand, die ich am Stein hatte geleuchtet und Serana war das aufgefallen. Da hat die Ausrede mit dem Stein aber gewirkt." meinte der Landsknecht nachdenklich und fügte hinzu: "Aber wir wollen es weiter geheimhalten. Mindestens bis ich diese Gabe verstanden habe beziehungsweise mich und andere vor ungewollten Auswirkungen schützen kann. Solange bin ich Thraxas, Landsknecht und übersinnlich so begabt, wie ein Gänseblümchen."

  • "Es ist natürlich Deine Entscheidung", nickte die Geweihte nach einem Moment, in dem sie gewirkt hatte, als wolle sie ihm widersprechen. Doch dann hatte sie es sich scheinbar anders überlegt und faltete ihre kleinen Hände auf der Tischplatte. Eine sehr geduldige, kontrollierte Geste. "Wenn wir nicht so viel auf Reisen gehen und erst einmal in das nüchterne Renascân zurückkehren, dann bleibt die Anzahl der Gelegenheiten, bei der Deine Gabe Dich treibt, gering. Und die kleinen Lügen sind nicht so oft nötig." Sie machte eine abwägende Geste. "Die Frage, die ich mir nun stelle, ist natürlich, in wieweit Du Deine Gabe verstehen kannst, wenn Du sie nicht weiter regelmäßig anwendest. Die Gelegenheiten, dass Du es bei mir oder in kontrollierten Situationen tun kannst, dürften von der Anzahl her sehr gering sein. Ich kann Dir höchstens die Theorie beibringen, aber im wahren Leben gestalten die Dinge sich oftmals anders, als wir es erwarten. Und sie bringen uns im selben Maße weiter wie der Umgang mit der bloßen Überlegung und der Vorbereitung." Sie verzog leicht den Mund."Das war zumindest meine Lehre der letzten Tage und Wochen."

  • "Vielleicht sollten wir dann irgendwo hinreisen, wo ich sie anwenden kann und uns keiner kennt." meinte Thraxas lakonisch. "Oder ihr zettelt in jedem Gasthaus in dem wir absteigen eine Schlägerei an, dann habe ich danach auch genug Möglichkeiten." ergänzte der Landsknecht und seiner Miene war tatsächlich nicht zu entnehmen, ob sein Vorschlag nicht doch ernst gemeint war.

  • Alanis hob sarkastisch eine Augenbraue.


    "Ich? Schlägereien anzetteln?" Ein perfektes Unschuldsgesicht folgte, dass man ihr aber wohl nur abnehmen konnte, wenn man sie nicht kannte. "Am Gurkenpass warst meiner Erinnerung nach Du dafür zuständig, in meiner Stellvertretung Schläge anzudrohen." Sie machte eine Pause und ihr Kiefer mahlte kurz, während sie überlegte, wie sie ihren nächsten Punkt, den sie mit ihm besprechen wollte, in Worte kleiden konnte. Ein Glücksfall, dass er sich selbst zum Thema manövriert hatte. "Das gegenüber Baldmar war übrigens - zwar schmeichelhaft, aber nicht nötig." SIe lächelte, um ihre Kritik abzumilden. "Den Herren bekomme ich sicherlich noch eingefangen."

  • Thraxas hob fragen die Brauen. "Habe ich Baldmar Euretwegen Schläge angedroht?" fragte er. "Dann war das zu dem Zeitpunkt sicher geboten. Und wie ich schon im Wald sagte, es drückt keinen Zweifel daran aus, daß Ihr Euch selber zur Wehr setzen könnt." log er, ohne eine Miene zu verziehen. "So etwas tue ich meist Intuitiv, ohne darüber nachzudenken." Was die volle Wahrheit war.

  • "Aber die Intuition speist sich nun einmal - wenn wir von der Intuition aus dem Glauben heraus absehen - aus Dingen, die man tief verinnerlicht hat", mahnte die Geweihte an und schmunzelte dann flüchtig. "Ja, ich bin klein und rund und langsam und kann mit meinen Kräften überhaupt nicht haushalten. Ganz zu schweigen davon, dass ich Angst vor Glatteis, Fröschen und großen Vögeln haben. Und den meisten Männern." Sie warf Thraxas einen langen Blick zu und lehnte sich an den Rückenlehne der Bank, auf der sie saß, ihre übliche kerzengrade Haltung aufgebend. Ihre Miene wurde ernst. "Ich sage nicht, dass ich keine Hilfe brauche. Das wäre gelogen. Aber ich will und ich brauche niemanden, der sich vor mich stellt, um mich aus jahrelanger Erfahrung als Beschützer heraus vor Dingen zu bewahren, die ich alleine bewältigen kann. Denn dann stehst Du nicht vor mir - sondern Du stehst mir im Weg."

  • Thraxas schaute in der Tat leicht erschrocken. "Ich möchte Euch nicht im Weg stehen, Frau Alanis!" Dann hatte er sich wieder gefangen und setzte hinzu: "Das Haushalten mit den Kräften ist eine Erfahrungssache und eine junge und intelligente Frau, wie Ihr, lernt dies mit der Zeit sicher. Ich hoffe, das ich keiner von den Männern bin, vor denen Ihr Angst habt und das ich auch nie zu einem solchen werde. Im Übrigen verbergt Ihr diese Angst perfekt und es gibt sicher viele Männer, die eher Angst vor Euch haben." sagte er lächlend, um dann mit erstaunter Miene hinzuzufügen: "Aber warum bei den Zwölfen habt Ihr Angst vor Fröschen?"

  • Alanis Brauen schossen nach oben. Versuchte er sie mit netten Komplimenten einzuwickeln, damit sie milder wurde, was ihre Einstellung anging? Jung und intelligent - pah. Da sie aber keine Anhaltspunkte dafür finden konnte, dass er irgendein Spielchen trieb, entspannte sie sich wieder ein wenig.


    "Wenn man alleine durch die Gegend zieht, legt man sich schon eine kleine Palette an Verhaltensweisen zurecht, die Männer abschrecken", gab sie zu und stockte dann. An die Wirksamkeit dieser Maßnahmem hatte sie bis zu jenen Tagen in Daynon wirklich geglaubt. Danach war ihr alles entglitten. Sie atmete kurz durch, weil ihr Frost die Wirbelsäule empor kroch und und nach einem kurzen Zögern setzte sie mit einem winzigen Lächeln hinzu. "Und natürlich habe ich keine Angst vor Dir. Ich habe nur Angst um Dich." Sie hob die Schultern, in einer Geste, die 'Ist halt so. Da kann ich nichts machen.' ausdrücken sollte. "Und was die Frösche angeht - . Mein Vater hat mir als kleines Kind hin und wieder welche ins Bett gesetzt, wenn ich nicht artig war."

  • Thraxas mußte ein lautes Lachen unterdrücken. "Euer Vater hatte seltsame Erziehungsmethoden! Aber immer noch besser, als wenn er Euch jedesmal windelweich geprügelt hätte." sagte er erheitert und setzte dann erschrocken hinzu: "Oder hat er das auch?" Um dann noch erschrockener zu sagen: "Verzeiht, ich wollte Euch nicht zu nahe treten, Euer Gnaden!"

  • Alanis Mundwinkel zuckten bei der Erwähnung von Prügel in einer Regung zwischen bitterem Sarkasmus und Gleichgültigkeit, dann entschied sie sich, diesen Punkt zu übergehen. Wenn er ein Menschenkenner war, hatte er dadurch eh eine Antwort erhalten und wenn nicht, dann würde sie ihm die Frage wohl beantworten. Scheinbar gelassen winkte sie ab und bemühte sich, ihre Schultern, die sich wie von selbst zusammengezogen hatten, wieder zu entspannen.


    "Zu spät, mein Lieber. Jetzt stehst Du schon so nahe bei mir, jetzt musst Du auch mit den Folgen leben." Nun blitzte doch ein echtes und beinahe mutwilliges Lächeln auf, das auch ihre Augen erreichte. "Wo wir gerade bei persönlichen Fragen sind - die man beantworten kann oder auch nicht - stört es Dich nicht, wenn Dich die Leute 'alter Mann' nennen? Ich finde das irgendwie - befremdlich." Sie legte fragend den Kopf schief. "Einige sagen das durchaus mit Respekt, andere - wie Haelga - manchmal auch nicht. Und apopos Haelga, wie ist Euer Gespräch zum Thema 'Respekt' ausgegangen?"

  • Thraxas hatte Alanis' kurzen Schmerz bei der Bemerkung über die Prügel wohl bemerkt und entschied sich nicht weiter darauf einzugehen. Sie würde darüber sprechen, wenn sie es denn jemals wollte und gerade wollte sie wohl nicht.


    Jetzt sah er sie leicht irritiert aber vergnügt an und meinte: "Es macht mir nichts, wenn mich verschiedene Leute "alter Mann" nennen. Denen, die es ernsthaft abschätzig meinen beweise ich dann immer gerne und überraschend, was ein so alter Mann noch alles kann und bei denen, die es mit Respekt sagen stört es mich gar nicht, denn eigentlich bin ich für mein Gewerbe ein alter Mann. Und vielleicht nicht nur für mein Gewerbe. dachte er.


    Haelga ist da ein Sonderfall, sie versucht mich damit durchaus zu necken und mich manchmal auch auf meine Grenzen hinzuweisen, aber ich glaube oder zumindest wünsche ich mir, daß sie es nicht böse meint."
    Dann seufzte er und fuhr fort: "Unser Gespräch über Respekt hat eine Klärung gebracht. Haelga versucht sich etwas zurückzuhalten und ich versuche ihr mehr entgegen zu setzen. Die einzige Waffe einer Frau, wie Haelga ist eben ihre spitze Zunge und damit muss sie sich behaupten. Das scheint ihr so in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, daß sie es auch auf mich anwendet und eigentlich ist sie damit ja auch an genau der richtigen Adresse.
    Ich bin eigentlich nicht auf den Mund oder Kopf gefallen und weiß mich in Streitgesprächen gut zu wehren, es gibt glaube ich, so gut wie niemanden außer Haelga, der mich für nicht schlagfertig hält."
    Thraxas hob die Hand, um eine drohende Nachfrage Alanis' aufzuhalten und fuhr fort: "Ja, da waren ein paar "eigentlich" dabei, denn im Gespräch mit Haelga ist das anders. Ich kann mich dort kaum wehren, meine Erwiderungen sind lahm oder es kommen gar keine. Ich habe überlegt, woran das liegt und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß mir Haelga wichtig ist und ich es nicht ertragen könnte, sie durch allzu harsche Worte zu vertreiben."
    Thraxas knetete wieder seine Hände und starrte auf die Tischplatte. "Ich brauche ihren Rat und ihre Weisheit und wenn ich manchmal wieder Unsinn daherrede, dann bin ich glücklich, wenn sie mir den Kopf zurecht rückt und habe trotzdem Angst, ich könnte sie mit diesen Äußerungen vertreiben. Und genau deshalb kann ich Haelgas bissige Kommentare nicht wechseln."
    Thraxas hob die Schultern und dann auch den Blick zu Alanis. "Und ich weiß auch nicht, wie ich das ändern könnte."

  • Alanis war sich ziemlich sicher, dass sie weiterhin Probleme damit haben würde, wenn man ihn 'alter Mann' nannte. Warum eigentlich? Stellvertretend für jemanden ungehalten zu sein entbehrte eigentlich jeder Logik. Ein Teil ihres Kopfes grübelte darüber nach, während sie zuhörte, wie Thraxas über sein Verhältnis zu Haelga sprach. Als er endete, hatte sie immer noch keine Antwort auf ihre erste Frage gefunden, aber vielleicht würde die sich irgendwann auftun, wenn es an der Zeit war. Vermutlich hatte es etwas mit ihrem eigenen Älterwerden zu tun.


    "Ich denke Du bist Dir bewußt, dass Du es Dir nicht leisten kannst, Freunde zu verlieren", fasste die Geweihte dann ihre eigenen Gedanken zu seinen Worten zusammen. "In Dir kämpft wohl derjenige, der gerne führt und anleitet, gegen denjenigen, der geführt werden möchte und muss. Ich schätze nicht, dass es einen Ausweg aus diesem Zwiespalt gibt." Sie blickte den Landsknecht offen an. "Das selbe Problem in einer anderen Form habe ich übrigens mit Dir", gab sie zu und lächelte dazu, um anzudeuten, dass sie ihm nichts übel nahm. "Im selben Maße, wie es mich zum Wahnsinn treibt, dass Du mir meine Schwächen aufzeigst, weiß ich durchaus zu schätzen, dass Du es tust, weil es mich voranbringen wird. - Ich schätze zwischen Lehrern und Schülern und auch zwischen guten Freunden wie Haelga und Dir wird es immer diese Momente geben, in denen man in einem Dilemma zwischen Erwartungen und Realität gefangen ist. Erst wenn man darüber nachdenkt, verliert es nach und nach sein Ärgernis."