• "Ich danke euch für Eure Gnade, Meisterin. Ihr seid gut zu mir." erwiderte der Landsknecht lächelnd. "Und ein Portion Magier benötige ich sicherlich nicht geschweige denn eine ganze Akademie davon. Ich habe zwar ordentlich zu denken bekommen, nach dem Gespräch in der Hütte am Gurkenpass, aber ein so lange gefestigtes Bild kann man nicht mal eben anders malen."


    Den Rest des Essens schwiegen sie und genossen einfach, ebenso den Nachtisch, der nochmal gehaltvoller war, als alles, was sie vorher gegessen hatten.
    Zufrieden lehnte sich Thraxas zurück und seufzte. Dann schaute er Alanis direkt ins Gesicht und in seine Augen blitzte Fröhlichkeit auf als er fragte: "Seid ihr nun gesättigt und zufrieden, entspannt und ausgeglichen? Ist es nun Zeit für die Antwort, die Ihr heute Mittag nicht hören wolltet?"

  • Alanis hatte gut gegessen und ordentlich Wein getrunken, vielleicht sogar ein wenig zuviel, aber sie war voller Hoffnung, dass die sättigende Grundlage das Problem schnell erledigen würde. Zusammen mit der Müdigkeit bewirkte dieser Fakt, dass sie tatsächlich nach dem Essen all das war, was Thraxas aufgezählt hatte. Eigentlich gab es nur noch ein, zwei kleine Dinge, die fehlten, ansonsten hätte sie ihren Zustand sogar als perfekt beschrieben.


    Also Thraxas jedoch auf ihr Gespräch von vor einigen Stunden zurückkam, huschte Zweifel über ihr Gesicht, dessen klaren Ausdruck sie nicht hatte verhindern können. Vorsichtig und auf eine Weise aufmerksam, als erwarte sie, dass sie das, was sie sagen wollte, in irgendeine Art von Probleme stürzen würde, gab sie ein wenig reservierter als zuvor zurück:


    "Meinst Du, das wäre klug, Thraxas? Nicht immer ist es eine gute Idee, eine Frage mit einer Antwort zu bedenken." Dann jedoch zuckten ihre Mundwinkel hoch und sie schien sich wieder zu entspannen, denn sie ergänzte: "Allerdings bin ich auch furchtbar neugierig. Also ja - ich bin gespannt auf die Antwort. Denn danach kann ich ja immer noch entscheiden, was ich damit mache. Und ob ich Dich doch in die Magierakademie mitnehmen muss."

  • Auch der Landsknecht hatte sich zurückgelehnt, sah entspannt aus und lächelte. Er nahm die Drohung als das, was sie war, eine Neckerei. Denn was sollte es anderes sein, Alanis konnte nicht im Ernst glauben, daß sie die Authorität besäße ihn zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte. Es war ein Spiel, zumindest begriff Thraxas es so. Ein Spiel, daß Erwachsene spielten, um ihren Geist beweglich zu halten und auch, um mehr übereinander zu erfahren.


    "Ihr habt wieder mal recht." stimmte er zu. "Es ist nicht immer eine gute Idee eine Frage mit einer Antwort zu bedenken, vorallem, wenn der Fragende gar keine Antwort erwartet hat." Sein Lächeln wurde etwas breiter. "Aber manchmal ist es eben richtig auch so eine Frage mit einer Antwort zu bedenken."


    Der Landsknecht machte eine kurze Kunstpause ehe er fortfuhr: "Um ehrlich zu sein, nein, Ihr seht ganz und gar nicht, wie Rahjatempel aus, eher wie Hesindetempel. Hesinde ist die Göttin der Weisheit und des Wissens und gerade deshalb setze ich darauf, daß Ihr das, was ich jetzt sage nicht als Angriff seht, sondern die Weisheit darin erkennt und es zumindest überdenkt."
    Thraxas schien diese Einleitung für nötig zu erachten, was darauf hinwies, daß er Alanis mal wieder eine Wahrheit sagen wollte, von der er glaubte, sie würde ihr nicht passen.
    "Ihr seht zwar nicht nach Rahjatempel aus, aber genau deshalb solltet Ihr ihn besuchen. Die Geweihten und Laien dort verstehe sich sehr gut drauf Entspannung zu verschaffen und Freuden zu bereiten. Mein Angebot Eure ständig verspannten Muskeln zu lockern habt Ihr abgelehnt und natürlich kann ich verstehen, daß Ihr Euch ziert. Im Tempel aber müßt Ihr das nicht. Die Geweihten sind Meister der Diskretion, es wird Euch leicht fallen, wenn Ihr Euch erstmal darauf einlasst und Ihr müßt ja auch gar nicht den höchsten Dienst in Anspruch nehmen. Allerdings ist auch dieser mehr als einen Versuch wert."
    Thraxas lächelte immernoch, aber eine Spur Unsicherheit war zu erraten. Hatte er den Bogen überspannt? Würde Alanis es wirklich nicht als Angriff, sondern nur als gutgemeinten Ratschlag sehen?

  • Alanis hörte Thraxas aufmerksam zu und ihr Gesicht verschloss sich nach einigen Worten. Dennoch machte sie keine Anstalten, ihn zu unterbrechen. Sie wischte sich lediglich langsam die Hände an der Serviette ab, trank ihren Wein leer und legte dann die Hände in den Schoß. Als er geendet hatte, schwieg sie eine Weile und in ihrer Miene kämpften kaum verhohlener stiller Zorn und noch ein anderes Gefühl miteinander. Enttäuschung? Furcht?


    Schließlich blickte sie Thraxas an und ihre grünen Augen richtete sich sehr ruhig, aber auch sehr bestimmt auf ihn.


    "Du verstehst, dass ich mich ziere? Ziere? Dass ich etwas ablehne, dass ich eigentlich will?", fragte sie sehr leise und erhob sich dann langsam. "Du hast überhaupt keine Ahnung, was ich will."

  • Thraxas hatte mit einem Wutanfall gerechnet und Einsicht erhofft, aber diese kalte Verachtung traf ihn hart. "Euer Gnaden ich...ich wollte..." stotterte er betreten. "So war das nicht gemeint!" brachte er dann schnell noch heraus und schob ein leises, kaum noch zu hörendes "Vergebt mir!" hinterher und sackte dann in seinem Stuhl zusammen, den Kopf gesenkt, die Augen auf die Tischplatte gerichtet.


    Im gleichen Moment aber rasten seine Gedanken und seine innere Stimme insistierte: Was soll das? Du hast nichts Falsches gesagt! Sie hält sich jetzt an diesem einen Wort fest. Das ist Quatsch. Sie will sich nur nicht damit auseinander setzen müssen. Duck Dich nicht weg! Wenn Du weißt, daß es richtig ist, dann sag es auch!


    Und dann hob er den Kopf und sagte ruhig, ohne Unterwürfigkeit, aber auch ohne Herausfoerderung: "Dann sagt mir doch bitte, was Ihr wollt, Frau Alanis!"

  • Alanis gesamter Körper spannte sich an und es kostete sie einiges an Selbstbeherrschung, um eine ruhige und einigermaßen sachliche Antwort zu geben.


    "Das ist kein Thema für diesen Ort, denke ich." Tatsächlich sahen einigen Männer vom Nebentisch her zu ihnen, weil Alanis Erheben und der Wortwechsel doch eine recht eindeutige Wirkung gehabt hatten. "Aber da ich das vermutlich in Deinen Augen herausgefordert habe -." Sie preßte kurz die Lippen zusammen. "Gute Nacht, Thraxas."


    Sie nickte ihm zu und ging dann in Richtung ihres Zimmers davon.

  • Thraxas Kampfgeist war geweckt. Was hat sie in meinen Augen herausgefordert? fragte er sich und war nun die Bemerkung über den unpassenden Ort ein Hinweis darauf, daß sie an einem anderen Ort doch darüber sprechen wollte oder nur der verklausulierte Hinweis, daß er sich in die Niederhöllen scheren sollte?


    Der Landsknecht sagte nichts und folgte Alanis einfach nach oben, als sie die Tür zu ihrem Zimmer erreicht hatte, stand er hinter ihr und sagte mit einem unerklärlichen, leicht amüsierten Unterton: "Gute Nacht, Euer Gnaden! Es sei denn wir sind jetzt an einem Ort, den Ihr für geeigneter haltet, um mir den Schädel einzuschlagen oder mir mit bloßen Händen mein Herz aus der Brust zu reißen."

  • Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, dass es in Thraxas Heimat kleine Gewitterwolken gab, die einzelnen Menschen folgen und sich permanent über ihrem Kopf entladen würden - die über Alanis wäre in diesem Moment recht eindrucksvoll gewesen. Sie war wütend. Wirklich, wirklich wütend. Nur war ihr nicht ganz klar, auf wen eigentlich und das machte es noch viel schlimmer. Und der Rotwein. Auch der machte es schlimmer.


    Mit gerötetem Gesicht fuhr sie herum und ein sehr erboster Zeigefinger tippte Sekunden später direkt auf Thraxas Brustbein.


    "Du!", fuhr sie ihn mit zornblitzenden Augen an, allerdings in einer Lautstärke, von der sie sich erhoffte, dass sie nicht direkt Zuschauer anlockte. "Treib es nicht zu weit! Und keine weiteren - Rahjatempelhinweise, verdammt nochmal!"


    Sie hatte sich immerhin genug unter Kontrolle, um nicht mit dem Fuß aufzustampfen.

  • Thraxas schaute Alanis fasziniert an. Etwa 8 Spann voller Energie, die sich vollständig entladen würden, wenn er jetzt den falschen Hebel umlegte. Was ihn reizte, denn in diesem Moment war die Geweihte so lebhaft, wie nie, was den Landsknecht faszinierte. Nein, er mußte erkennen, daß sie ihn gerade faszinierte. Zum Glück für wahrscheinlich alle Beteiligten gab er der Versuchung aber nicht nach und antwortete statt dessen: "Wie Ihr wünscht, Frau Alanis! Möge Marbo Euch sanft umarmen und Bishdariel..." Thraxas brach ab. Es ist Vollmond, eigentlich hatte wir noch etwas für diesen Fall besprechen wollen, aber ist nun wirklich der richtige Zeitpunkt?
    Egal, er hatte seine Hilfe angeboten und konnte nun dahinter nicht mehr zurück.

  • "Ja, was denn nun?", schoß Alanis gereizt zurück und zog dann den Finger so schnell zurück, als habe sie sich verbrannt oder als fürchte sie, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Resignation schlich sich in ihrer Miene ein. "Möchtest Du hier weiter stehenbleiben und mich zur Weißglut treiben?", erkundigte sie sich in einem deutlich milderen Tonfall, sah ihn dann einen Moment lang prüfend an und schüttelte schließlich den Kopf über ihn, sich selbst und - alles. Ihre Hand legte sich auf ihre Türklinke, drückte sie allerdings nicht nach unten. "Ich schätze der Mond macht mich verrückt", mutmaßte sie halblaut.

  • Danke für das Stichwort! schickte Thraxas einen kurzen Dank an keine bestimmte Gottheit.
    Thraxas lächelte Alanis an und war drauf und dran Ihr zu versichern, das es natürlich seine Absicht sei, sie zur Weißglut zu treiben, weil sie dann so lebaft und ungemein interessant sei.
    Allerdings konnte er sich auch hier wieder zügeln und brachte sein eigentliche Anliegen vor, ohne auf Ihre Frage einzugehen.
    "Ja, das Madamal mag seinen Einfluß haben." bestätigte er. "Erinnert Euch bitte, was beim letzten Mal passierte als sich Mada in voller Größe zeigte. Ich hatte etwas angeboten und Ihr hatte überlegen wollen. Mein Angebot gilt weiterhin, aber natürlich könnte ich verstehen, wenn Ihr es wegen meiner Unschicklichkeit weiter aufschieben wollt. Oder auch, wenn Ihr es gar nicht mehr in Betracht zieht." sagte er vorsichtig.

  • Die Geweihte fragte sich ernstlich, während Thraxas sprach, wann eigentlich alles so kompliziert geworden war. War Daynon Schuld oder war sie selbst Schuld, weil sie es nicht über sich brachte, die Dinge endlich anzugehen? Vermutlich stimmte beides.


    "Du mußt mich nicht daran erinnern", gab sie schließlich zurück, aber jeglicher Zorn oder Schärfe waren aus ihrer Stimme gewichen und ihre Selbstkontrolle fast wieder ganz die Alte. Immerhin würde es so oder so eine scheußliche Nacht werden. Sie überlegte krampfhaft, was sie tun sollte. Das Angebot ausschlagen - und einen weiteren Monat Fragen stellen, deren Antwort sie noch in dieser Nacht bekommen konnte. Oder das Angebot annehmen und Thraxas gegenüber Schwäche zeigen, was sie sich nicht im Geringsten leisten wollte. Sie atmete tief durch und sagte dann beherrscht: "Ich denke wir können das Thema des heutigen Abends abschließen, denn ich denke ich habe mich klar ausgedrückt. Was Dein Angebot angeht: ich nehme es an. Gib mir noch - eine halbe Stunde." Zum Ausnüchtern, Fluchen, Panik empfinden, Herumgehen, Aufräumen und Zürnen.

  • Alanis seufzte, nickte und verschwand mit erstaunlicher Geschwindigkeit in ihrem Zimmer. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, stand sie eine kleine Weile im Dunkeln und hörte den Blut zu, das in ihren Ohren rauschte. Ein Rest von Zorn pochte noch durch ihren Magen, doch das Gefühl wurde weniger und machte etwas ganz Anderem Platz: Panik.


    Die Geweihte erlaubte der Empfindung, eine Weile zu toben, doch schließlich übernahm ihr Kopf wieder die Führung. Sie hatte ganz andere Gegner besiegt, mit den eigenen Ängsten würde es auch funktionieren. Sie musste nur damit anfangen.


    Mit Zündhölzern entfachte sie die Öllampe auf dem Tisch, dann ging sie mit aller Ruhe der Welt durch der kleine Zimmer, um sich mit Nachthemd und Morgenmantel nachtfertig zu machen. Ihren Dolch schob sie wie immer unter das Kopfkissen, auch wenn dabei für einen Moment ihre Hand zögerte, was ihr Verstand ihr jedoch nicht erklären konnte. Dann klopfte sie an die Wand und wartete.

  • Thraxas hatte sich nicht umgezogen, wozu auch. Als er das Pochen vernahm schnappte er sich seinen Mantel und schlüpfte aus seiner Tür und nach kurzem Klopfen ohne Zögern und ohne eine Antwort abzuwarten in Alanis' Kammer. Strebte dem Stuhl unter dem Fenster zu, durch das jetzt schon das Mondlicht hereinfiel, damit er es in der Nacht im Rücken hätte und den Raum überblicken konnte. Dann setzte er sich, um über Alanis' Schlaf zu wachen, gespannt, welche Erkenntnisse die Nacht bringen würde.

  • Thraxas saß in der Schankstube auf seinem Platz neben dem Kamin und hörte schon an den Schritten, daß Alanis die Treppe herunter kam und das sie nicht entspannt war.
    Trotzdem lächelte er ihr entgegen, wartete aber darauf, daß sie das Wort ergriff.

  • Alanis Gesicht kündete an, dass jeder, der ihr an diesem neuen Tag auch nur ansatzweise auf die Füße treten würde, sein blaues Wunder erleben würde. Als sie Thraxas in der Schankstube sitzen kann, verzog sich ihre Miene und wurde ein wenig freundlicher, wenngleich nicht merklich fröhlicher. Am Verschluss ihres Mantels nestelnd, trat sie zu ihm an den Tisch.


    "Hallo", sagte sie knapp. "Ich gehe jetzt ein wenig spazieren." Keine unnötigen Worte, doch dann zögerte sie kurz. "Kommst Du mit?"

  • Alanis blinzelte in die blasse Sonne, als sie das Gasthaus verließ. Auch wenn die Luft noch die kühle Schärfe des Winters besaß, versprachen die Strahlen am Himmel, dass es ein milder Frühling werden würde. Das beruhigte sie ein wenig, denn im Winter zu reisen und in Ermangelung von Gasthäusern draußen zu übernachten zählte nicht zu ihren liebsten Zeitvertreiben.


    Sie wartete, bis Thraxas zu ihr aufgeschlossen hatte, dann überließ sie es ihren Füßen, eine Entscheidung über den Weg zu fällen. Dass dem Landsknecht wohl ebenso wenig nach Reden war wie ihr, nahm sie dankbar zur Kenntnis und sie schlug sie den Weg nach Süden durch die Stadt ein, über einen Markt und durch einige enge, aber wohlgepflegte Gassen, bis sie schließlich ein Tor durchschritten und der große See, an dessen Rand die Stadt erbaut worden war, sich vor ihren Augen ausbreitete. Der Anblick sorgte dafür, dass die Geweihte stehenblieb und zum ersten Mal an diesem Tag wirklich von Herzen lächelte.

  • Thraxas trat neben Alanis und atmete ebenfalls tief ein und ließ seine Augen über den See schweifen. Es blies ein leichter Wind, hier und da waren Boote auf dem Wasser zu sehen, zumeist Fischer, die ihrem Tagwerk nachgingen und einige Frachtsegler. Bemerkenswert war hier, daß nicht wenige Fischer oder Bootsleute auf den Kähnen Zwerge waren. In anderen Ländern fanden sich eher wenige Zwerge, die freiwillig aufs Wasser gingen.
    "Schön hier, nicht wahr?" fragte er, vielleicht auch nur um irgendetwas zu sagen.
    Dann kniff er die Augen und lachte auf. "Dieser Junge, immernoch so vernarrt, daß er selbst beim kleinsten Lüftchen rausgeht!" rief er fröhlich.
    Als Alanis Thraxas' Blick folgte erkannte sie auf dem See ein einzelnes kleines Segelboot, das kein weißes Segel hatte, wie die anderen Boote, sondern ein schwarz-gelbes und anscheinend mit einem anderen Boot um die Wette fuhr, denn die Boote wendeten an der gleiche Stelle kurz hintereinander und fuhren dann den gleichen weg zurück.