Nachdem Bellaria eben jenes getan hatte, schenkte sie Tee nach und die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile lang über die Bardenlehre, Ignatzios Vergangenheit und seine Zukunft. Sie zeigte ihm das Zimmer, in dem er erst einmal wohnen könne und erzählte ihm von der bevorstehenden Feier in ihrem Haus.
Eine Weile später schwang sie wieder den Putzlappen, wischte, spülte, räumte und freute sich auf den Tag, an dem die ersten Gäste ankommen würden.
Soneas betrat wieder Bellarias Haus und machte sich auf die Suche nach der Hausherrin um von dem freudigen Erlebnis zu berichten.
Bellaria goss gerade heißes Wasser in eine Kanne. Als sie Sone sah, erhellte sich ihr Gesicht. Bei den folgenden Worten grinste sie
Na, hast du die Präfektur unsicher gemacht?
"Hoffe ich doch." grinste Mac durch's nächste Fenster. "Darf ich reinkommen Bellaria?"
Was für ne Frage! Ihr wohnt doch im Moment hier. Ich hab doch gesagt, ihr sollt euch ganz wie zu Hause fühlen.
Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie diese Aussage bereuen sollte und was es für Feenwesen wohl bedeutete "sich wie zu Hause zu fühlen"... Dann verwarf sie die Bilder und fragte:
Hunger?
"Was für 'ne Frage..." antwortete Mac freudig, dann verschwand sein Kopf vom Fenster und er betrat kurz darauf den Raum durch eine andere Tür.
"Danke für deine Einladung. War letzte Nacht noch in einer Nebeltaverne. Ähh.. Sonea, Grüße von Donnaugh übrigens."
Bellaria grinste vor sich hin, während sie anfing, Gemüse, Gewürze und Fleisch zu schnibbeln.
"Nun, mo cridhe? Alles gelaufen, wie erwartet?" richtete der Redcap ein Paar Worte an Sonea, ehe er sie kurz in den Arm nahm.
"Bellaria, meinst du nicht es sei unklug, Feen so einzuladen?"
Das hab ich mir grad... auch überlegt... also... ich weiß ja nicht, wie das bei euch zu Hause so abläuft... ich war ja noch nie in einem Feenhaus... habt ihr überhaupt Häuser? Sonea, du musst mich mal mit zu dir nach Hause nehmen.
Und munter schnibbelte sie weiter.
"Es ist FAST so, wie bei euch." zwinkerte Mac. "Erzähl ich dir mal, wenn du dir nicht in die Finger schneiden könntest."
"Don Emerald hat mir ein Grundstück überlassen!" meinte sie freudestrahlend. "Ich muss nur noch diese Unterlagen ausfüllen, einreichen und den bauplan dazu legen." Sie sah Bellaria an. "Es liegt an den Serpentinen... mit viel Wald und Wiese." Sie sprudelte beinahe über vor guter Laune. "Nun ich glaube Mac und meine Art sich zu Hause zu benehmen sind doch etwas unterschiedlich." Sie schmunzelte vergnügt. "Bellaria magst du mir mal etwas über eure Akademie erzählen? Ich wusste ja bis eben nicht einmal das du dort das sagen hast..."
"Aber du hast mich schon recht weit... umerzogen, mo sùil òr." warf Mac noch ein, ohne die Unterhaltung der beiden weiter zu stören. Flink stibitzte er sich etwas vom schon geschnittenen Fleisch.
Aber das ist doch noch roh!
Bellaria schaute Mac entgeistert an, hielt in ihrem Tun inne, schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder Sonea zu.
Freut mich, dass es dir hier in Renascân gefällt. Dann seh ich dich bzw. euch ja auch hoffentlich öfter.
Unsere Akademie gibt es jetzt seit etwas mehr als 2 Sonnenläufen. Am Anfang hatten wir noch sehr wenige Schüler, aber es werden immer mehr - nicht nur von der Heimatinsel. Es gibt zwei Studienrichtungen. Zum einen die "Artes Profanis", in denen man zum Beispiel die Geschichte Magoniens, die Geschichte der Mittellande, Heilkunde, Alchemie, Mathematik, Mechanik, Mantik und so weiter studieren kann. Und die "Artes Arcanae", die die magiewissenschaftlichen Studien umfasst.
Magie war hier so eine Sache, als ich nach Renascân kam. In Magonien gibt es ja keine wirklichen Magier mehr, die kamen alle im Krieg um. Alle Akademien und die meisten Bibliotheken wurden zerstört. Die einzigen, die etwas von solchen Kräften verstehen, sind die Druiden, aber von ihnen gibt es nur noch sehr wenige und die meisten leben zurück gezogen und versteckt in den Wäldern Scoriens. Ich habe nur durch Alisdair Mhic na gCoilltean von ihnen erfahren. Dann gibt es noch Magonier, die durch Zufall ihre Magiefähigkeit entdeckt haben, aber nie gelernt haben, richtig damit umzugehen oder sie auszubauen. Aber Meister oder gar Großmeister gibt es keine mehr. In Maranakar, in Hrayland, ist ebenfalls eine Akademie im Bau befindlich. Aber wir in Renascân waren wir die ersten, die Magie wieder öffentlich gemacht haben und ein Lehrangebot stellten. Ich habe die Akademie von Anfang an begleitet, vom ersten Spatenstich an. Inzwischen werden wir von den meisten Renascâner Bürgern akzeptiert, aber viele sind immer noch skeptisch.
Und was das "Sagen haben" anbetrifft... Das klingt so herrisch. Es gibt einen Akademierat, der aus fünf Personen besteht. Ich bin eine dieser fünf Personen und sitze dem Rat vor. Meine Stimme zählt also etwas mehr als die der anderen, ja.
Sie stellte eine große Pfanne auf den Herd und gab etwas Öl hinein.
Bei dem Namen des Druiden wurde Mac hellhörig... "Alisdair? Etwas kleiner als ich, braune Haare, Bart, Druidenkutte? Ihr habt also wirlich fast nur noch Druiden hier? Erst recht ein Grund, sich hier ein Domizil zu suchen. Jetzt müsste man nur noch die Reli... ups... ich hoffe ich geh da jetzt nicht zu weit...?"
Japp, genau der. Und meines Wissens nach ist er der einzige Druide in Renascân. Also lass ihn leben.
Bellaria zwinkerte Mac zu.
"Er ist etwas komisch..." murmelte die Hsien.
"Unausgebildete Magier... das das gefährlich ist, brauche ich dir nicht zu sagen nicht Bella? Ich würde gern einmal eure Bibliothek besuchen, wenn ich darf. Ich gestehe jetzt wo ich die Universität der 5 Wege in Mitraspera leite interessiere ich mich noch mehr für Akademien als früher. Lehrt ihr hauptsächlich Hermetisch oder noch anderes... sicherlich doch das Bardentum... Ich komme immer noch nicht darüber hinweg das Tara mich einen Bardling genannt hat nachdem ich ihr den Barden ausgeredet habe." Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
"Wieso sollte ich ihm was tun? Er wusste, wie man richtig mit uns umgeht und war sehr respektvoll." gab Mac verwundert zurück. "Nur weil ich im Moment recht unseelie bin, heißt das nicht, ich bin eine wandelnde Mordmaschine."
"Bardling? Langsam find ich die Definition von Barde in dieser Welt immer seltsamer..."
"Falsch. Er geht respektvoll mit dir um. Ich bin ihm lästig... Er akzeptiert mich notgedrungen weil du es von ihm verlangt hast." Sie lachte. "Nunja, gegen die bezeichnung Barde habe ich mich eben gewehrt. Und ein Barde ist nicht immer das was die keltischen Völker darunter verstehen Mac."
Sie sah Bellaria an. "Meinst du ich darf auf meinem Grundstück einen Feengarten anlegen? Vielleicht wäre so etwas auch für eure Schüler interessant..."
"Ich werde mich nochmal mit ihm deswegen treffen... Ich weiß, dass Barde hier was anderes bedeutet. Muss man sich trotzdem dran gewöhnen..."
Das war ein Witz, mein Lieber. Wenn ich denken würde, du seist eine Mordmaschine, hätte ich dich sicherlich nicht eingeladen.
Mit diesen Worten schmiss sie das Fleisch in die Pfanne, was einen leckeren Geruch im ganzen Haus verbreitete.
Ja, ich weiß, dass unausgebildete Magier gefährlich sind. Deswegen waren wir unter anderem auch bemüht, die Akademie so schnell wie möglich fertig zu stellen. Und Meanor und ich haben schon vor Fertigstellung einige hier ansässige Magiebegate unterrichtet.
Die Akademie hat keine Spezialisierung wie z.B. Hermetik. Wir versuchen, so viel wie möglich zu unterrichten. Im Rat sitzt eine Hermetikerin, ein Priester der Elemente, ein Druide, ein Gelehrter und eine Bardin.
Das Bardentum hingegen wird an der Akademie nicht gelehrt, weil ich der Meinung bin, dass man das nicht an einer Akademie lernen kann, was es ausmacht "Barde" zu sein. Ignatzio hast du ja kennen gelernt. Er ist mein Schüler, im klassischen Sinne. Er wird zwar auch die Akademie besuchen, aber das nur, um seine Ausbildung abzurunden und um an mehr allgemeines Wissen zu gelangen. Das Bardentum lernt er von mir fernab der Akademie.
Dass Tara dich Bardling genannt hat, solltest du als Kompliment ansehen.
Unsere Bibliothek ist offen für jeden, du bist dort also gerne gesehen.
Was ist denn ein Feengarten?
Sie nahm das Fleisch wieder aus der Pfanne, nahm ein Stück davon, welches sie Mac zu warf und den Rest tat sie auf einen Teller. Dann nahm sie das Gemüse und dünstete dieses kurz an. Sie stellte einen zweiten Topf auf den Herd, füllte Wasser hinein und wartete, bis dieses kochte.