Die Küste von Renascân

  • Das Lachen der Priesterin schien der Sonne Konkurrenz machen zu wollen.


    "Genau. Wenn Du alle Tassen im Schrank hast, bist Du geistig gesund. Wenn nicht - dann nicht. Und ich kann nicht behaupten, dass Du nicht Recht hast. Wir Menschen sind komisch. Aber haben Elben nicht auch Sprichwörter?"

  • "Eine Menge sogar aber keines mit Tassen. Unsere soweit ich weiß haben wenig Interpretationsspielraum." Tear überlegt einen Moment und ist in Erinnerung in der Höhle in Amonlonde. Kurz gibt sie sich tatsächlich damit ab die Tonkrüge im Regal zu zählen. Schließlich aber klärt sich ihr Blick und wechselt in Zufriedenheit. Anscheinend ist alles vollzählig am rechten Platz.

  • "Also meine Tassen scheinen auf jeden Fall vollständig in meinem geistigen Regal zu sein. Meine Angst vor der Dunkelheit ist weg, zum Beispiel. Und das geschah sogar noch vor der Meditation mit Khai, Du musst also etwas damit zu tun haben." Alanis Mundwinkel zuckten freudig nach oben.

  • "Anscheinend ist nicht alles unnütz und dumm, was ich tue." Wieder ein Lächeln. "Aber ob dem wie du sagst allem so ist, werde ich herausfinden. Es wird auch nicht weh tun, wie das letzte Mal, ganz im Gegenteil."


    "...ich lerne schnell," fügt sie etwas leiser und rauchiger hinzu und ihre Augen blitzen kurz hell auf.

  • Fragend legte die Priesterin den Kopf zur Seite und setzte sich aufrecht und damit ein wenig bequemer hin.


    "Ich sollte dazu wohl sagen, dass Du möglicherweise eine Barriere finden wirst, die vorher nicht da war. Aber da das hier freiwillig ist, sollte es kein Problem sein."

  • "Wenn ich sie finde kitzel ich sie durch, bis sie mir freiwillig den Weg frei macht," scherzt die Wildelbe, doch kurz darauf ist wieder eine ernste Miene aufgelegt. "Ich bin so vorsichtig wie möglich und dieses Mal sehe ich mir das ganze nur an, ich werde nciht, wie hast du das so treffend formuliert? Aufräumen?!"

  • Ein paar Bewegungen später und Tear saß in der Hocke vor der Priesterin. Ihre Hände legten sich sanft auf Alanis Schläfen, doch bevor sie beginnt, fügt sie einige erlernte Komponenten hinzu, doch vor allem ruft sie sich die nötige Vorsicht und Demut ins Gedächtnis.


    "Schließ deine Augen."


    Der Aufforderung kommt sie selbst nach und dann beginnt nach einem tiefen Ein- und Ausatmen der Zauber...


    Obwohl Alanis den Sand unter den Füßen spürt, das Meer riechen kann und den Wind auf ihrer Haut fühlt... beginnt ihr Körper eine wohlige Schwere zu verspüren, ein sanftes Hinabsinken in sichere Dunkelheit.


    Nicht lange danach...irgendwo zwischen vertrauensvollem Entzücken und entspannter Schwere... spürt sie mehr als sie es sieht ein Licht, das nur im ersten Moment durch ein tiefes unterbewußtes Wissen um seine Macht, furchterregend wirkt. Doch der Zustand vergeht, denn das Licht wärmt, es kitzelt, während es nicht wirklich wild umherhüpfend dennoch Dinge berührt, und um sie herumtanzt, ohne ihnen wirklich in der Tiefe auf den Grund zu gehen.


    Ganz ohne ein großes Verständnis für diese Dinge spürt die Priesterin, dass sich das innere Auge der Elbe auf sie gelenkt hat und tut, was sie eben beschrieben hat und mehr als deutlich ist der Unterschied zwischen dem was einst war und nun geschieht. Das hier ist ein sanfter Windzug, der kleine silberne Glöckchen zum erklingen bringt, kein Sturm der Häuserdächer abreisst und Wände zum Einsturz bringt, um ins Innere der Geborgenheit zu blicken.

  • Das, was in der Priesterin war, traf dieses Mal mit deutlich mehr Gelassenheit auf Tear'asels Geist. Es schien, als hätte sich das, was einst Ruine gewesen war und an vielen Stellen zerstört bis auf die Grundmauern, neu erhoben und geformt. Das, was vielleicht bisher noch unvollkommen war, fügte sich nun in neuer Perfektion. Fort die Spuren von geistigem Missbrauch und Zerstörung, fort auch die Spuren von all dem, was geschehen war, als sich diese beiden Geister bereits einmal getroffen hatte.


    Irgendwo in der Tiefe glomm ahnungsvoll etwas, das beim letzten Mal noch nicht da gewesen war. Ein Warten, ein Lauern und Wachen, eine große Kraft, die darauf wachte, jenes, das ganz weit in der Priesterin lag, zu schützen, damit niemals wieder jemand ihre Grundfesten würde erschüttern können.


    Es gab keine Gegenwehr von Alanis Seite, ihr Geist schlummerte ruhig in der Begegnung, fühlte sich nicht bedroht. Ihr Körper, am Strand im sitzender Haltung zurückgeblieben, war ein Bollwerk der Ruhe und Entspannung.

  • Die Elbe nimmt die Kraft wahr aber sie rührt nicht daran. Das wenige das sie an Verständnis dafür braucht ist da und reicht um ihr begreiflich zu machen, dass sich keine Dunkelheit dort befindet, sondern Potenzial, dass mit der ihm gebührlichen Zeit irgendwann erwacht und Teil der Priesterin wird... auch wenn sie es jetzt höchsten Falls unbewußt erlebte.


    Irgendwann seufzt sie zufrieden und kein Stück ermüdet. Das Licht löst sich von Alanis auch wenn sein wärmendes kräftigendes Echo noch eine ganze Zeit in ihr nachhallen wird.


    "Gut gemacht junge Dame," Tears Stimme ist noch immer leise aber sie hat ihre Augen bereits wieder geöffnet und die Hände sanft von den Schläfen der Priesterin gelöst.


    Ein kurzer Moment des Schauderns ergreift sie, der sie immer befällt, wenn sie sich durch die Gedankenwelt einer Sterblichen bewegt. Der allgegenwärtige Tod in ihnen... und die Vielzahl des Ungeordneten, ihnen zu begegnen schwächte das alte Volk, ganz egal, ob man es ihnen ansah oder nicht.


    Ein müdes Lächeln huscht über ihre Züge...vielmehr aber hat sich inzwischen eine tiefe Dunkelheit über den Strand gezogen.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Alanis blinzelte erschöpft, als sie in ihren Körper zurückkehrte und in einem jähen Moment dieser das Verstreichen der Zeit und das Geschehene zu begreifen versuchte.

    "Alles in Ordnung bei Dir?"
    , erkundigte sie sich vorsichtig bei Tear.

  • "Kategorie Menschen sind komisch," sie lächelt aufmunternd. "Mach dir keine Gedanken, es dauert seine Zeit, der Geist ist ein komplexer Schatz, man kann ihn nicht mit einem Fingerschnippen durchreisen und um ihn wissen."

  • Alanis rieb sich die Stirn und schloss für einen weiteren Moment die Augen, um alles in sich aufzunehmen. Das Geräusch der Brandung, die Decke unter ihren Beinen, das Schmirgeln winzigkleiner Salz- und Sandkörner an ihren Händen. Sie lächelte leicht.


    "Also habe ich wieder alle Tassen im Schrank", kommentierte sie den Ausspruch von Tear, der das Lob enthalten hatte, mit großer Sicherheit in der Stimme.

  • "Das kann man nur hoffen... meines Erachtens und ich bin nicht der Weisheit letzter Schluss... ava."


    Sie nickt sachte und lässt sich dann einfach rücklings wie ein Welpe in den Sand fallen. Nach wenigen Momenten hebt sie ihre Hand und spreizt die Finger, nur um sich die aufgegangenen Sterne durch die Zwischenräume hindurch

  • Ein wenig mehr reckt die Elbe ihre Hand und scheint damit Sterne einfangen zu wollen, dann aber geht ein leises Zischen über ihre Lippen und sie zieht die Hand zurück, um sich mit der anderen an die Schulter zu greifen.

  • "Nur meine Schulter, wie anfangs gesagt," wiegelt Tear ab aber weiß schon im Satz, dass die Priesterin nicht locker lassen wird. Sie hatte die Verletzung im Grunde schon lange genug herausgeschoben, obwohl die Nacht nach der Flucht angebracht gewesen wäre - doch da... und daran erinnerte sie sich mit einem leichten Schaudern hatte sie Besseres zu tun gehabt.


    "Bitte sieh es dir an."


    Alanis kümmerte sich um die inzwischen schon tiefblaue Prellung an ihrer linken Schulter und mit den Salben, Verbänden und der Kraft der Elemente, die sie einsetze fühlte sich Tear innerhalb weniger Momente besser.


    Gemeinsam verbrachten sie noch eine nächtliche Stunde am Meer, ehe sich die Priesterin mit gähnendem Mund zum Schlafen in ihr Heim aufmachen will. Tear verneint die Einladung bei ihr zu ruhen. Sie würden sich bald wieder sehen, diese Nacht aber will sie am Meer verbringen, um bei der Meditation dem Wellengang zu lauschen.

  • Schließlich allein mit den Geräuschen und Gerüchen von Strand und Meer setzt sich Tear im Schneidersitz in den kühlgewordenen Sand und schließt ihre Augen. Die schützende Düne im Rücken und umgeben von hohen schmalblättrigen Gräsern lauscht sie in die Wellen, in das Geräusch, dass das Wasser im Sand hinterlässt.


    Ihr Atem beruhigt sich und wird langsamer, gewinnt an Tiefe, dann flieht sie in sich selbst, nur ein Restselbst bleibt wachsam in der Umgebung zurück.


    ... sie sind kalt wie die Nacht, dunkel und gefühllos...


    ... ich weiß... das ist die Natur der Uralten... irgendwann hat man alles gesehen, alles gefühlt, alles erlebt und nur noch ein Echo dessen was war, hallt in einem wieder...


    ... Warum macht sie das, wieso bei mir?


    ... Ihr seid Spielzeug und Objekt der Neugierde...durch die Wildheit eures Herzens fühlt Sie ihren eigenen Verlust nach. Sie will euch, mehr als alles andere, weil ihr fühlt und sie es längst nicht mehr tut.


    ...Woher wisst ihr das alles...?


    ... ich weiß, wie es ist nichts mehr zu fühlen außer die Erinnerung an die Sehnsucht... es wieder tun zu können.


    ... Ich verstehe das nicht... ihr fühlt doch, ihr seid nicht wie sie.


    ... Ja ich weiß... Irgendwann, als es nichts mehr gab, als den Tod, habe mich entschieden, nie wieder zu vergessen, das ich lebe, das ich leben will... lieben, zornig sein und wütend, traurig, leidenschaftlich... vor allem leidenschaftlich...


    Das Gegenüber lächelt... das ist ein schönes Gefühl. Es bestätigt die richtige Entscheidung getroffen zu haben... Nur der blutbefleckte Streithammer und das Geräusch zerberstender Knochen macht diesem friedlichen Moment ein Ende.

  • Vor zwei Tagen ist Kassandra in Renascan angekommen. Heute setzt das Schiff, das sie hergebracht hat wieder Segel und richtet den Bug gen Amonlonde - ein Schiff zu unterhalten lohnt sich nur dann wenn es unterwegs ist, nicht wenn es in einem Hafen liegt.
    Der gestrige Tag war ganz den Gesprächen mit der Freundin gewidmet, genug zu erzählen gab es schließlich.
    Heute hat sie sich nach dem Mittagessen für ein paar Stunden verabschiedet, um Bellaria etwas Zeit für sich und ihre Lehrlinge zu geben.
    Mit ein paar auf dem Markt gekauften Erdbeeren und Ellemir, die sich weigert von ihrer Seite zu weichen, ist sie dann zum Strand heruntergewandert um sich in den Sand zu setzen und die reifen Früchte zu vernichten.