Die Küste von Renascân

  • In der milden Frühjahrssonne machte es sich Ksenija mit dem gekauften Essen bequem, ihren Seesack unter den Kopf geschoben, ein Bein aufgestellt, das andere darüber geschlagen. Der Weg von der Anlegestelle her war nicht sonderlich lang gewesen. Während sie von der geräucherten Wurst abbiss, überlegte sie, wie lange es wohl dauern würde, bis Askir eintraf und was sie bis dahin am sinnvollsten tun sollte. Arbeiten? Eher nicht, darauf hatte sie keine Luft. Aber vielleicht ergab sich was.


    Sie packte ihr Essen wieder zusammen und kippt sich Mütze und Bundhaube über die Augen, um ein wenig zu schlafen.

  • Mit leichten Schritten ging Hadra am Strand entlang. Der eisige Wind ließ sie zittern. Gleich würde ihr warm sein. Das Meer rollte grau und trotzig an den Strand und brachte kleine Eisschollen mit sich. Das richtige Wetter um sich in den Wind zu versenken, aber das war es nicht, wieso sie hier war.


    Mit klammen Fingern zog sie sich den Mantel von den Schultern und ließ ihn zu Boden gleiten. Dann holte sie das Tigelchen mit dem Fett aus der Tasche und schmierte sich eine dicke Schicht davon aus die Hände. Darüber streifte sie die Lederhandschuhe mit den Verstärkungen.


    Dann begann sie zu sammeln. Rief sich die Bestrafung in Erinnerung, rief sich ins Gedächtnis, was sie jemals wütend gemacht hatte.
    Nach einiger Zeit begann sie zu skandieren.


    Ihr dünner Mantel flatterte wie eine Flamme im von der See kommenden Wind. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und das Blut pulsierte heiß durch ihre Adern. Die Kälte spürte sie nicht mehr.


    "Zorn entflamme, Wut entbrenne..Feuer, bahn' dir deinen Weg! Flammen toben, bringt Zerstörung! Tod, das sei dein einzig Ziel!"


    skandierte sie laut.
    Zwischen ihren Händen wurde es erst warm, dann entstand eine kleine Flamme, die in dem Zwischenraum wirbelte und größer wurde. Mit einem Fauchen löste sich die Feuerkugel aus ihren Händen und fegte auf die offene See. Für den Bruchteil einer Sekunde teilte sie das Wasser an der Stelle, wo sie ins Meer eintauchte.


    Ihren Erfolg quittierte Hadra mit einem unbeherrschten Schrei. Das Leder der Handschuhe war heiß, aber nicht verbrannt. Die Narben der Haut hatten sich etwas zusammengezogen, hatte aber keine schwarzen Spuren. Sie war mächtig. Sie konnte zerstören. Sie konnte alles und jeden zerstören. Hass und die Freude an der Vernichtung verzerrten ihr Gesicht zu einer Fratze.


    Dann kam eine leichte Übelkeit und das Hochgefühl begann kaum merkbar wieder zu schwinden. Es würde noch Stunden dauern, bis es komplett wieder aus ihr heraus geflossen war. Hadra ballte ihre Hände zu Fäusten und suchte nach der Beherrschung, die sie sich über Jahre antrainiert hatte. Kein Gefühl sollte sie jemals beherrschen. Aber das fühlte sich so gut an.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Als die Schreierei anfing, machte Ksenija erst das eine, dann das andere Auge auf und sah Dunkelheit. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie die Mütze heruntergezogen hatte. Sie grinste in sich hinein, setzte sich mit Schwung auf und schob sich die Mütze zurück auf den Hinterkopf, dorthin, wo sie richtig saß.


    Sie betrachtete die Frau, die am Strand herumkasperte und offenkundig irgendwas Magisches machte, einen Moment und schüttelte dann den Kopf, als sie den Feuerball in's Meer fliegen sah.

  • <------------- vom Wachgebäude


    Darius marschierte an der Küste entlang und schien nach etwas ausschau zu halten. Er hatte sich einen dickeren und etwas wetterfesteren Mantel umgeworfen auf dessen Herzseite das Wappen Magoniens gestickt war. Die Kapuze war leicht über den Kopf gezogen, um den Kopf trocken zu halten.


    Als er die Gestalten am Strand sah, wartete er bis er bemerkt wurde.

  • Ksenija, die inzwischen mitbekommen hatte, dass es einen Wetterumschwung gegeben hatte, während sie geschlafen hatte, fröstelt und richtete sich auf, um in ihrem Seesack zu kramen und sich eine ledernen Gugel und ihren Poncho überzuwerfen, der deutlich bessere Tage gesehen hatte und so schäbig aussah wie der Rest von ihr.


    Sie gähnt löwenhaft, streckte sich und setzte sich dann auf ihren Seesack, um noch etwas zu essen. Da bemerkte sie den Mann in ihrer Nähe. Ein kurzer Blick fiel auf Wappenfarben, die sie schon aus Daynon kannte. Offenbar ein Gardist. Sie grinste ihn an und tippte sich an die Mütze.

  • Er sah den kleinen Gruß und deutete einen Gruß an seiner Kapuze an. Die andere Frau schien ihn noch nicht bemerkt zu haben... Gut...


    Er holte unter seinem Mantel zwei Übungsschwerter auf robusten Holz hervor und ging zu Hadra.


    Den fünfen zum Gruße. Ich bin Corporal Darius. Ashaba bat mich Deine versäumte Schwertkampfstunde nach zu holen.


    Er hielt ihr das eine Holzschwert mit dem Griff zuerst hin.

  • Hadra atmete tief ein und aus und drehte sich dann um. Mit etwas Mühe zauberte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht und neigte huldvoll den Kopf.


    "Korporal. Schön Euch endlich kennenzulernen. Ich habe bereits viel.. von Euch gehört."


    Dann griff sie nach dem Schwert und wog es testweise in der Hand. Nicht gut ausgewogen, aber was sollte man erwarten? Es war ein Holzschwert. Durch ihre Adern pumpte nach wie vor das Adrenalin des Zaubers und nur mit etwas Anstrengung konnte sie das Zittern ihrer Hand unterdrücken.

  • Darius entging die kurze Pause zwischen ihren Worten nicht. Manchmal wäre es interessant zu wissen, was die anderen von ihm erzählten... aber nur manchmal.


    Er bemerkte ihre Energie und den Puls, den ihre Aura ausstrahlte. Wenn sie nur halb so gut mit dem Schwert umginge...


    Gut. Freie Übung.


    Er grüßte mit seinem Schwert wie bei einem Duell und festigte seinen Stand. Er bekam einen konzentrierten Blick, das Schwert in einer neutralen Position vor sich gestreckt. Er wartete, dass sie das Gefecht eröffnete und er lud sie auch dazu ein.

  • Mit leicht zittrigen Händen holte sie ein Band aus der Tasche und bändigte ihre Haare, die im Wind flatterten. Dann nahm sie das Schwert wieder auf, das sie vor sich in den Sand gesteckt hatte und begab sich in Position: Dem Gegner möglichst wenig Angriffsfläche bietend, leicht gespreizte Beine und im festen Stand. Ihre Augen glitzerten und das Lächeln auf ihrem Gesicht war irgendwas zwischen spöttisch und arrogant.


    So verharrte sie einige Momente. Dann machte sie einen Ausfallschritt nach vorn, setzte zu einem Hieb auf seinen rechten Oberschenkel an. Ihre Augen fixierten immer noch seine, auf ihren Lippen weiterhin das enervierende Lächeln.

  • Bei dem Wetter bemerkte er die zittrigen Hände nicht.


    Aber er bemerkte sehr genau ihre Haltung und ihr Lächeln. Das ist definitiv eine Frau die es gewohnt war zu bekommen was sie wollte und die in einigen Dingen wohl darauf baute, dass man sie unterschätzte (wahrscheinlich hatten gerade Männer diesen Fehler oft genug gemacht). Darius hatte gelernt, niemanden zu unterschätzen und gerade bei dieser Frau würde ihm der Fehler nicht unterlaufen.


    Sein Gesicht wurde hart wie Stein mit einer entschlossenen Miene. Er wich ihrem Blick nicht aus und starrte ebenso zurück.


    Bei ihrem beeindruckenden Ausfall beschrieb seine "Klinge" einen Bogen und parierte ihre vor seinem Bein. Seine Beine gaben keinen Millimeter nach. Er schaute in ihre Augen und versuchte zu analysieren... zu begreifen... zu spüren...


    Noch wollte er nicht angreifen... dafür war es zu früh...

  • Ohne sich von seiner Parade beirren zu lassen, nutzte sie ihren Schwung aus und führte den nächsten Schlag ansatzlos auf seinen Oberarm. Kurz vorher huschten ihr Blick zu der Stelle, die sie zu treffen gedachte. Anfängerfehler.
    Ihre Schläge waren sauber geführt, möglicherweise zu sauber und zu vorhersehbar. An ihrer Beinarbeit merkte man jedoch, dass sie eine gewisse Ausbildung genossen und diese auch verinnerlicht hatte. Zu keinem Zeitpunkt hätte man sie leicht aus dem Tritt bringen können.

  • Endlich jemand, dem man nichts alles von der Pike aus beibringen musste. Beinarbeit ist zu schulbuchmäßig, wobei er sich denken konnte, dass sie im Notfall auch variieren konnte.


    Als sie den Blick von ihm löste, um auf die Stelle zu schauen wo sie hinzielte, war die Zeit des Wartens vorbei.


    Er parierte den auf seinen Oberarm geführten Schlag. Als die Klingen sich trafen sauste er nach vorne und versuchte einen Schlag mit seiner linken Hand in ihre Magengrube zu setzen... Mal sehen ob sie das fechten oder das Kämpfen gelernt hat.

  • Jetzt kam sie doch aus dem Tritt, denn dieses Manöver hatte sie in der Tat nicht erwartet. Sie machte einen Schritt nach hinten, so dass Darius zumindest nur den Mantel streifte, geriet aber aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig ließ sie, als sie sich abfing, die Deckung völlig offen.


    "Das... war so nicht abgemacht." keuchte sie. Dann kehrte das Lächeln auf ihr Gesicht zurück.


    "Dabei ist es doch so wenig schicklich, sich beim ersten Treffen direkt so nahe zu kommen."

  • Darius musste lächeln. Diese Frau war... erfrischend anders. Er deutete einen Treffer mit seiner Schwertspitze an, zeigte aber sofort danach eine Haltung, die verdeutlichte, dass die Übung vorbei war.


    Es tut mir leid, falls ich mich nicht an die gewohnte Etikette gehalten habe, aber es ist meine Pflicht darauf hinzuweisen, dass Ihr jetzt tot wäret.


    Er deutete ein Kopfnicken an.


    Das Ihr fechten könnt, ist mir durchaus aufgefallen, aber im Kampf interessiert es den Gegner nicht, was die Etikette hergibt. Aber selbst das müsste ich Euch eigentlich nicht sagen, würde ich meinen.


    Die höfliche Art, mit der Darius plötzlich sprach war weder gespielt, noch überspitzt und zeugte von Interesse und Respekt.


    Kann ich darum bitten, dass ich mir mal Eure Zauberkunst durch den astralen Raum betrachte?


    Er holte mit der linken Hand einen Kristall heraus, den er als Komponente benutzen wollte.

  • Ksenija hat mittlerweile die Ellbogen auf die Knie gestützt und mustert das Geschehen interessiert. Ob dies sowas wie eine geheime Verabredung war? Vielleicht sogar eine Romanze? Gut, die beiden hatten sich geschlagen, aber he - es gab seltsamere Dinge auf dieser Welt. Als der Gardist etwas hervorholt, in dem sich für einen Moment auch auf die Entfernung wahrnehmbar das trübe Tageslicht spiegelt, hält sie kurz den Atem an. Ein Heiratsantrag mit einem Diamantring? Sehr romantisch. Oder doch etwas Anderes? Ksenija kramt sich ihre Dauerwurst wieder auf ihrem Verpflegungsbündel und beißt herzhaft hinein.

  • Hadra nickte kurz.


    "Ich werde mich entsprechend tot fühlen. Meine Zauberkunst.. in Aktion oder vielmehr das Potential?"


    Sie hob eine Augenbraue leicht an. Ihr behagte es nicht, den Feuerball in Gesellschaft von anderen zu entwickeln. Wer wusste schon, was dabei passieren konnte? Mit etwas Pech gelang es ihr nicht, ihn zu kontrollieren. Mal ganz davon abgesehen nahm sie fast an, dass ihr nicht mehr die nötige Energie zur Verfügung stand um sich noch einmal derart zu konzentrieren.

  • Darius versuchte den Geruch von Wurst zu ignorieren... hmmm lecker...


    Er zog auf die Frage eine Augenbraue hoch.


    Ich muss wissen, wie Ihr die Magie ausübt, wenn ich mich in einem Kampf auf Euch verlassen möchte. Ich weiß, wir befinden uns gerade in keinem, aber gibt es mit einer Demonstration ein Problem? Ihr könntet einen Angriffszauber Eurer Wahl wirken.


    Er hob den Kristall auf Augenhöhe und wartete.

  • Noch immer pulsierte das Adrenalin des Feuers durch ihren Körper. Sicherheitshalber entschloß sie sich für eine Windböe, mit der zumindest Verbrennungen ausgeschlossen waren. Kurz schloß sie die Augen um sich zu konzentrieren, dann brachte sie sich in Position und breitete die Arme aus. Alles mit Ruhe, ohne Hast.


    Mit einem aggressiven Ratschen öffnete sich der Fächer in ihrer Rechten. Lautlos begannen sich ihre Lippen zu bewegen, dann wurden Worte hörbar, immer lauter.


    "... sende mir deinen Atem. Teldron, Vater der Stürme, Herr über Blitz und Donner, sende mir deinen Atem."


    Mit ausgreifenden Bewegungen schien sie die bewegte Luft zu locken, nicht zu sammeln, aber zu bündeln, was sowieso um sie vorhanden war. Der Wind schien eine wirbelnde Hülle um sie herum zu bilden. Möglicherweise auch nur Einbildung, unterstützt vom tosenden Meer und dem Wetter.


    Mit einer deutlichen Kraftanstrengung lenkte sie die Wirbel auf die See hinaus, wo sie eine Welle vor sich her trieben.