An Bord der Dorntal

  • Dunja registriert mit einem kleinen Lächeln, dass Marie und der kaozische Ritter an Bord kommen, Herr Bedevere sich von seiner Begleiterin verabschiedet und das Schiff wieder verläßt...

  • Marie dreht sich um und will in ihre Kajüte gehen, als sie im Dunkeln eine ihr sehr vertraute Gestalt sieht.


    "Dunja! Du bist wieder zurück!"


    Sie läuft auf Dunja zu und umarmt sie herzlichst: "Ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil Du so plötzlich weg bist. Aber Jan hat mir Deinen Nachricht gegeben und gesagt, ich solle mir keine Gedanken machen."

  • Dunja erwidert Maries Umarmung ebenso herzlich,


    "Ja, ich war... ich bekam eine Nachricht, der ich unbedingt nachgehen musste... und Bedwyr war so freundlich mich zu begleiten!"


    Ihre Stimme klingt ein wenig zurückhaltend, dann wechselt sie abrupt das Thema,


    "Ich hoffe, du warst gut versorgt!"


    Ein feines Lächeln liegt auf ihren Zügen,


    "War Herr Bedevere dir ein guter Begleiter?"


    Sie zwinkert der jungen Frau zu...

  • "Oh ja, das war er wirklich - ein wahrer Ritter. Er hat mich ja auch mehrfach 'gerettet'," zwinkerte sie Dunja zurück. "Ich mag ihn - er ist wirklich nett."


    Ein kühler Wind ging durch Maries Rocksäume...


    "Brr... es ist so kalt heute Nacht. Wollen wir runter in die Kabine, dann kann ich Dir berichten, was zwischenzeitlich passiert ist und vielleicht erzählst Du auch von Deiner Reise? Ist Bedwyr schon unten?"

  • "Gerettet...?! So, so... was hast du angestellt, dass er dich mehrfach 'retten' musste?"


    Neugierig mustert Dunja ihre Freundin und stimmt ihr dann zu,


    "Ja, gerne... allerdings müssen wir entweder zu dir oder in die Messe gehen."


    Sie erhebt sich und weist dann Richtung Niedergang...

  • "Lass uns zu mir gehen - naja... eigentlich ist es ja Deine Kajüte," zwinkerte Marie Dunja zu.


    "Ich habe nichts angestellt! Wie kommst Du denn darauf?" sagte Marie mit ganz unschuldiger Miene.


    Sie gingen hinunter in die Kabine. Marie legte den Mantel ab. Dabei bemerkte sie, dass er nach Bedevere roch und sie schnupperte daran. Das kommt wohl daher, dass er seinen Mantel über den ihren gelegt hatte, damit sie nicht fror. Er ist wirklich ein Ritter, dachte sie.

  • Dunja folgt Marie in deren Kajüte und beobachtet die junge Frau lächelnd. Sie selber hatte während ihres Aufenthaltes an Deck keinen Umhang getragen, merkt nun in der Wärme der Kammer allerdings doch, dass es draussen recht frisch gewesen ist.


    "Nun, wenn er dich 'retten' musste, wird es wohl etwas gegeben haben woraus... oder wovor!"


    Sie lacht und fügt an,


    "Die Anzahl der hier lebenden Drachen, die auf Jungfrauen spezialisiert sind, dünkt mich recht rar! Also erzähle!"

  • Marie musste lachen - sie liebte Dunjas Humor.


    "Du wieder! Naja... ich bin halt manchmal sehr tolpatschig und Herr Bedevere hat mich 'aufgefangen'. Nichts Spektakuläres also. Bis auf heute Mittag, als wir nach dem Frühstück auf der 'Nebelfalke' zum Tempel oben auf dem Hügel über der Stadt sind. Dort hat die Gottheit dieses Landes Besitz von mir ergriffen. Ich habe gar nichts mitbekommen - mir wurde erzählt, was ich getan hätte."

  • "Bitte???"


    Dunja ist anzusehen, dass sie das eben Gesagte doch sehr überrascht. Einen Moment überlegt sie und fragt dann nach,


    "Ist das nicht ein Tempel des Bradar oben auf dem Hügel? Was in der Götter Namen habt ihr dort getan?"


    Sie schüttelt den Kopf und muss dann lachen,


    "Was hast du denn getan?"

  • Marie nickte: "Ja, genau, dieser Bradar... das ist eine total verrückte Geschichte. Also, Bedevere hatte mich zum Früstück auf sein Schiff eingeladen. Dort habe ich dann auch die Kapitänin kennengelernt," Marie verzog kurz das Gesicht.


    "Nach dem Frühstück und dem Rundgang auf seinem Schiff hatten wir uns entschlossen, etwas Spazieren zu gehen. Wir wollten zum Tempel hoch auf dem Hügel über der Stadt. Es ist übrigens eine sehr schöne Stadt. Der Markt etwas oberhalb ist wirklich schön," Marie dachte an die Ohrringe. Wir schade, dass sie diesen Händler beim zweiten Besuch nicht finden konnte.


    "Als wir oben ankamen und den schönen Blick runter auf die Stadt genossen, fing auf einmal ein fürchterlicher Platzregen an. Wir waren binnen weniger Minuten naß und sind in den Tempel geflüchtet. Dort in der Vorhalle haben wir uns an eine große Feuerschale in der Ecke gestellt, um wieder trocken zu werden. Meine Güte, war mir das peinlich. Ich - bzw. wir - sahen wirklich aus wie gerupfte Hühner. Zumal ich ein sehr helles Kleid anhatte und mir alles eng am Körper klebte. Meine Haare," Marie rollte die Augen: "Mir war wohlig warm am Feuer und ich versuchte, wieder trocken zu werden. Und ab da an habe ich einen Riß im Gedächtnis. Ich bin wieder wach geworden, als ich auf dem Boden vor einem Altar in der Haupthalle lag und mein Kopf lag auf Bedeveres Schoß!"

  • "Oh...!"


    Als Dunja sich das Ganze bildlich vorstellt, muss sie ihr Lachen ernsthaft unterdrücken. Marie nass wie sie war in des Ritters Schoß... Sie schüttelt rasch den Kopf und fragt stattdessen neugierig,


    "Und was war geschehen?"

  • "Bedevere erzählte, ich wäre wohl von dieser Feuerschale mit geschlossenen Augen und summend in Trance auf die Haupthalle zugegangen. Auf einmal habe ich wohl in einer anderen Sprache laut gesprochen und bin auf die dort betenden Priester zugegangen, die mich dann umkreisten. Einer der Priester meinte, Bradar wäre in mich gefahren und hätte durch mich gesprochen, was verwunderlich ist, da er bisher immer als Mann in Erscheinung trat. Die Priester waren mir sehr dankbar. Bedevere hätte ihnen am liebsten den Hälse gewürgt - zumindest sah er danach aus und sprach auch so mit den Priestern. Sie hatten ihn wohl zurückgehalten, während er mir zuhilfe eilen wollte. Der Priester meinte auch, dass Bradar es nicht böse mit mir meinte. Er war sehr freundlich. Mir war nur komisch zumute, als ich bewusst wurde und Bedevere sehr dankbar, dass er mir half."

  • "Du Arme! Erst landest du hier völlig allein in einem fremden Land & dann geschieht auch noch so etwas! Es tut mir unendlich leid, dass ich dich hier alleine lassen mußte und ich bin Herrn Bedevere unglaublich dankbar dafür, dass er dir behilflich gewesen ist!"


    Dunja umarmt Marie spontan tröstend,


    "Ich hoffe nur, dass dir das alles nicht zuviel wird!"


    Sie erinnert sich der vielen Gefahren und Unbeständigkeiten auf ihren bisherigen Reisen,


    "Die Priester waren hoffentlich friedlich und haben dich nach diesem Vorfall in Ruhe gehen lassen?!"

  • Marie drückte Dunja ebenfalls.


    "Oh ja, die Priester waren sehr freundlich. Sie gaben mir auch Wasser zu trinken und waren mir - wie gesagt - sehr dankbar, dass ich für Bradar wohl empfänglich war, denn sie warteten auf irgendeine Antwort von ihm." Marie zog die Schultern nichtsahnend hoch.


    "Ich scheine Talent zu haben, Unglücke anzuziehen." Marie dachte an ihre Stolperarien - insbesondere die am Strand. Sie wurde unbewusst rot.


    "Ich bin wirklich froh gewesen, dass Herr Bedevere da war - ist so ritterlich und fürsorglich," - und hat starke Arme - dachte Marie noch im Stillen dazu. Hmm....


    "Aber wo warst denn Du?" fragte Marie, um abzulenken.

  • Dunja ist erfahren genug, um sich den Rest vorzustellen, doch beläßt sie es bei einem kleinen, wissenden Lächeln und läßt sich dann zögernd auf den Themenwechsel ein. Für einen Moment schweigt sie und scheint mit ihren Gedanken weit entfernt zu sein, dann beginnt sie,


    "Ich erhielt in der >Meerjungfrau< eine Nachricht von einer... alten Bekannten, die vor kurzem von einer Reise in meine alte Heimat zurückgekehrt ist. Sie war mit einer Botschaft auf dem Weg zu mir, erkrankte jedoch unterwegs & mußte in einem Dorf nicht weit von hier eine längere Reisepause einlegen. Zufällig traf sie dort auf einen befreundeten Händler, der so freundlich war, mir davon zu berichten und so machte ich mich auf den Weg, um sie zu treffen."


    Sie macht eine kleine Pause und fast scheint es, als sei sie sich nicht recht schlüssig, ob sie weiterberichten soll oder nicht,


    "Ich traf also meine Bekannte und sie erzählte mir von der aktuellen Situation in Thyngary und von Dingen, die sie auf ihrer Reise gehört hatte... und immer mehr kristalisierte sich heraus, dass der Friede, den wir vor etlichen Jahren erstritten haben, bröckelig geworden ist und neue Schatten im Osten aufgezogen sind, die Tyngary & Vardenheym bedrohen."


    Dunja schüttelt den Kopf, während ihre Züge sehr ernst sind,


    "Nun mache ich mir natürlich Sorgen... um meine Heimat... und meine Freunde, die damals dort geblieben sind...!"


    Sie zuckt mit den Schultern...

  • Marie drückte Dunjas Hände.


    "Oh nein, Dunja! Das hört sich ja furchtbar an. Was willst Du tun? Willst Du dahin reisen und sehen, wie geholfen werden kann?"


    Marie war geschockt. Wie könne sie Dunja in einer solchen Situation alleine lassen? Sie konnte doch nicht nach Kaotien, während Dunjas Heimat gefährdet ist.

  • Dunjas Hände fühlen sich eiskalt an, ob nun von der Kälte an Deck oder den erschreckenden Neuigkeiten, läßt sich nicht sagen. Doch mit einem winzigen, traurigen Lächeln antwortet sie Marie,


    "Nein! Noch nicht!"


    Sie schüttelt vehement den Kopf und wiederholt dann leiser,


    "Noch nicht! Erst muß ich mehr wissen... über die Geschehnisse... bevor ich entscheiden kann, was zu tun ist."


    Immer noch hört sie Leronas Worte, so überraschend, so folgenschwer. Sie versucht die Erinnerung abzuschütteln und sich wieder Marie zu wittmen,


    "Wir werden alles so machen, wie wir es vorhatten, Marie Babette!"


    Sie lächelt ihr aufmunternd zu, als ihr plötzlich etwas einzufallen scheint und sie freundlich nachfragt,


    "Oder möchtest du lieber doch so bald als möglich wieder zurück nach Kaotien? Jetzt, da die Aussichten sich vielleicht etwas erhellt haben?"

  • Marie plagte ein schlechtes Gewissen. Sie rieb Dunjas Hände, da sie wirklich eisig waren.


    "Erhellt?" Marie wurde hellhörig.


    "Wie meinst Du das? Ich hatte tatsächlich überlegt, mich meinem Schicksal zu ergeben, anstatt davor wegzulaufen und vielleicht würde es mir ja auch gefallen. Ich sollte es zumindest versuchen und somit meinem Vater diesen Gefallen tun. Und Sir Tuok wäre bestimmt stolz auf mich, da es doch eine Ehre ist, der Fürstin zu dienen. Dann wären seine Bemühungen, mich zu verehelichen vielleicht gar nicht umsonst gewesen. Mir tut er ja auch deswegen schrecklich leid, dass er eine solche Bürde auf sich genommen hat. Mit Flora hat er es doch bestimmt leichter. Sie ist so elegant und kultiviert... im Gegensatz zu mir."


    Marie knabbert auf ihrer Unterlippe herum.


    "Aber wie könnt ich Dich jetzt verlassen!? Dann wäre ich wirklich eine schlechte Freundin! Daher würde ich lieber bei Dir bleiben - und Dir beiseite stehen!"

  • "Nein! Auf gar keinen Fall!"


    Noch bevor sie sie unterdrücken kann, sind Dunja diese Worte herausgerutscht, vehement und lauter als beabsichtigt, begleitet von einem energischen Kopfschütteln. Dann hält sie inne, sich bewußt werdend, wie sehr ihre Weigerung, hervorgegangen aus der Sorge um Marie, von dieser als Ablehnung verstanden werden könnte.


    "Marie Babette...!"


    Sie schüttelt erneut den Kopf,


    "Um nichts in der Welt würde ich dir erlauben mich nach Thyngary zu begleiten! Meine Heimat ist nicht so wie Kaotien... ich könnte es mir nie verzeihen, würde dir dort etwas zustoßen!"


    Sie schaut ihre Freundin liebevoll an und drückt dann ihre Hand,


    "Wenn ich nach Thyngary zurückkehren sollte... wann auch immer das sein wird... dann will ich dich sicher in Kaotien wissen. Am Hof der Fürstin oder in deinem neuen Heim bei einem Gemahl, den du dir erwählt hast... Krieg ist nichts, was man suchen sollte, wenn man nicht unbedingt muss!"


    Ein ironisches Lächeln huscht über ihre Züge,


    "Ich habe den größten Teil meines Lebens im Krieg verbracht... auf beiden Seiten... immer auf der Hut, nie sicher, wem ich vertrauen kann... wer mich bei passender Gelegenheit verraten wird. Glaube mir, dass ist kein Leben für eine Dame wie dich! Schmutz, rauhe Soldaten, Tote, Verwundete... zu wenig Gefährten, zu viele Feinde... ich hätte keine Ruhe, wüßte ich, dass es meine Schuld wäre, würdest du dich dem aussetzen!"


    Sie wirkt müde, fast als hätte die Erinnerung sie wieder in jene Zeiten entführt und der Schrecken jener Jahre wäre zurückgekehrt...

  • Marie war im ersten Moment irritiert und geschockt wegen der hastig ausgesprochenen Ablehnung, hörte sich aber Dunjas Worte mit Bedacht an.


    "Meinst Du wirklich? Selbst wenn ich im Hintergrund bliebe? Ja, ich habe solche Dinge nie gesehen oder erfahren - aber Du bist doch meine Freundin! Und ich würde Dir helfen wollen - und wenn es ist, Deine Freunde oder Soldaten zu pflegen, wenn sie verwundert wären, denn das ist etwas, was ich gut kann aus meiner Klosterzeit."


    Marie wusste, dass sie noch nie mit Krieg zu tun hatte, aber auch nicht als zaghaft gelten wollte. Ihr war es wichtiger für Dunja da zu sein, als Angst vor eigenem Leid zu haben.