Malglins Haus 9

  • Kassandra muß wieder lachen.
    "Aber Nikodemus weiß wie Dinge funktionieren müßten... Ist es das was die Pflanze tut, die Liandra jetzt benutzt? Sie neutralisiert Magie?"
    Kassandra schaukelt das Baby auf ihrem Schoß.
    "Malglin hat Sophie und Magnus etwas gemacht, das Magie verhindert. Aber ich glaube die beiden wissen, daß zu Vollmond etwas passieren sollte. Und sie fühlen sich unwohl, wenn es nicht passiert. Deshalb sind sie so unruhig. Normalerweise beißen sie sich nämlich nicht mit anderen Kindern... Du brauchst also keine Angst um Alexander zu haben, normalerweise... Und der lernt bestimmt schnell wie man mit anderen Kindern spielt."

  • "Nein, das Tümpelfeuer beruhigt nur, allerdings heftig. Es verhindert also nicht, es hilft nur beim Kontrollieren. Und was 'Sander angeht: Er hat zuhause einen jungen Wolf als Spielgefährten, einen Waisen. Er spürt meist sehr genau, wie weit er gehen kann, ehe es richtig kracht. Nur wenn er mal ein Spielzeug abgeben soll - da könnte es laut werden. Ich hab übrigens als wir ankamen schon mal über den Zaun in deinen Kräutergarten geschaut. Recht gut bestückt, Kompliment. Ein oder zwei Erweiterungen könnte ich dir noch anbieten, allerdings bin ich nicht sicher, ob die eine hier wächst, sie braucht lehmigen Boden. Und ich hab noch eine Pflanze - weit aus dem Südosten, wie der Händler behauptet - die auf dem Speiseplan einfach Wunder wirkt. Ähnlich wie die Kartoffel, aber im Geschmack nussiger und viel pflegeleichter. Blüht auch schön. Sie wirkt auch gut, wenn man schlecht oder zu gut auf Klo kommt. Erdmandel, hat der Händler sie genannt. Ich hab vier Knollen dabei, zum Tauschen."

  • "Tümpelfeuer..." Kassandra kaut an der Unterlippe und hebt die angekaute Rehsehne wieder auf, die Caspar hat fallen lassen.
    "Ich bin eigentlich kein Freund davon Magie auf Kleinkinder anzuwenden, weißt du... Und starke Beruhigungsmittel fallen da auch mit rein. Naja, momentan geht es noch so."
    "Der Kräutergarten ist eigentlich Ellemirs. Sie hat über die Jahre ein bißchen gesammelt und ist bestimmt auch froh über Erweiterungen. Was du von diesem... Erdmantel? erzählst klingt interessant."

  • "Mandel, Erdmandel. Und es schmeckt wirklich nach Nuss. Aber vor allem macht es gut satt und ist nicht viel Arbeit beim Kochen. Wächst wie Unkraut, wenn der Boden einigermaßen ist." Sie lacht das Baby an. "Niedlicher Kerl. Fängt wohl bald an zu krabbeln, so wie er immer die Beine streckt. Der Kräuteralmanach ist eigentlich nur ne Sammlung von Beschreibungen von weitverbreiteten, mehr oder weniger allgemeinbekannten Kräutern mit Anweisungen zum Anpflanzen, Sammeln, Trocknen, Verarbeiten und Anwenden. Nix Magisches, keine Alchemie, nur simple Kräuterkunde. Sind auch ein paar sanfte Beruhigungsmittel drin beschrieben. Eins davon ist auch hier drin." Sie zeigt auf die Tonflasche, die sie vor kurzem gefüllt hat. "Kriegt Fellis beim Einschlafen. Ein Schlückchen trinken, ein bißchen ins Zahnfleisch einmassieren. Dann kann er wenigstens ein paar Stunden durchschlafen, eh ihn das Zahnweh wieder weckt. Und eh es mich dann auch weckt," fügt sie mit leicht verzogenem Gesicht hinzu. "Oh, wenn man vom Regen spricht," sie steht auf, "das ist Fellis, der da schreit. Naja, ich geh mal mit den Kindern spazieren. Damit Alexander sich ein bißchen eingewöhnt. Den Hafenmeister sollte ich fragen wegen der Hütte, meintest du. Na, dann such ich den mal auf und löchere ihn. Dann versuch ich mal, Liandra aufzutreiben und auszufragen. Bis heut abend, oder morgen früh, je nachdem, wann die Kinder ins Bett gehen. Dann geh ich nämlich auch ins Bett, sonst krieg ich nicht genug Schlaf. Ok, bis dann. Und danke für alles." Sie verläßt schnellen Schrittes die Küche.

  • Kassandra nickt.
    "Grüß den Hafenmeister von mir", ruft sie Vittoria noch nach.


    Der restliche Tag vergeht wie die anderen, ohne daß jemand viel Zeit zum Nachdenken hätte. In dem großen Haushalt ist viel zu tun, kochen, Wäsche waschen, Kinder hüten, putzen... Die Frauen teilen sich die Arbeit.


    Am Abend, die Kinder sind im Bett, sitzt Kassandra in der Küche und schreibt in einem Buch. Durch die Tür zum Zimmer der Cousinen ist undeutlich immer wieder mal Magnus zu hören. Auch Sophie und hin und wieder Sens beruhigende Stimme.

  • Immer später wird es und in dem Zimmer kehrt immer noch keine Ruhe ein.
    Schließlich geht Kassandra durch die Halle und klopft zögernd an Ai's Tür. Als Ai öffnet bietet sie zögernd an: "Ich könnte euch ein Schlaflied singen..."
    Ai hebt die Hände in einer 'Wenn du meinst, daß das hilft' Geste und winkt Kassandra ins Zimmer.
    Caspar ist der einzige, der schläft. Sen hat Sophie auf dem Arm und versucht sie zu schaukeln. In seinem Bett steht Magnus und quengelt vor sich hin.
    Kassandra setzt sich dazu, achtet darauf, daß die Amulette der Kinder abgedeckt sind und beginnt dann leise zu singen. Ziemlich lange muß sie singen, bis den beiden die Augen zufallen.
    Ai seufzt und nickt erleichtert und Kassandra verläßt das Zimmer.

  • Doch keine 10 Augenblicke später kommt erneut geschrei aus Ais Zimmer. Kassandra wartet noch einen Moment ob sich das wieder legt, dann geht sie noch einmal durch die Halle und Ai kommt ihr in der Tür entgegen.
    "Komm, hol sie in die Küche. Dann können wenigstens Caspar und Sen schlafen", sagt sie. Ai nickt nach kurzem überlegen und Kassandra hebt Sophie aus dem Bett derweil Ai Magnus auf den Arm nimmt. Mit den beiden quengelnden Kleinkindern gehen die Frauen in die Küche und schließen die Tür hinter sich.
    Die Kinder sind insgesamt unleidlich. Wollen auf die Bank, auf den Boden, wieder auf den Arm, was zu essen, nichts zu essen, reiben sich die Augen und tiegern unruhig hin und her.

  • Schließlich haut Ai frustriert mit der Faust auf den Tisch, geht dann kurzentschlossen zu ihrem Sohn und nimmt ihm das Amulett ab. Kassandra will sie erst aufhalten, überlegt es sich aber dann anders und wartet nur ab.
    Magnus' Unruhe läßt nicht nach. Während Ai auch Sophie das Amulett auszieht robbt er quengelnd zur Tür, die in den Garten führt und passiert dabei ein Stück mondbeschienenen Boden.
    Einen kurzen Moment morphischer Unsicherheit später sitzt ein tapsiger Welpe in einem Haufen Kinderkleidern und versucht die Windel loszuwerden. Sophie hebt den Kopf als Magnus' Gequengel aufhört, holt einmal tief Luft -und macht es ihrem Bruder nach.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Nachdem die Welpen sich von den Kleidern befreit haben erkunden sie mit ihren neuen Sinnen die Küche -und sind dabei so unbeholfen, daß die beiden Frauen schon nach kurzer Zeit nicht mehr anders können als zu lachen.
    Nicht lange hält das Interesse, an Möbeln und Fellen zu nagen, der Vollmond ruft die beiden hinaus. Sophie kratzt als erste an der Tür, schaut ihre Mutter bittend an und fiepst.
    "Laß sie ein bißchen draußen laufen", sagt Kassandra. "Vielleicht sind sie dann müde genug um zu schlafen... Der Garten ist eingezäunt. Sie können nicht weg."
    Ai nickt und nimmt Sophie vorsichtig auf den Arm. Sanft kuschelt sie die Nase in das weiche Welpenfell. Begeistert leckt Sophie ihr durchs Gesicht und zittert vor Freude.
    Kassandra nimmt den anderen Welpen und die beiden tragen die gewandelten Kinder die Treppe hinunter in den Garten.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Unbeholfen toben die Welpen durch den Garten, balgen sich, fallen immer wieder um, buddeln hier, nagen da etwas an...
    Als die Frauen schon glauben, daß die Kleinen noch bis Sonnenaufgang nicht müde zu kriegen sind, werden die beiden schließlich ruhiger. Und kaum hat Ai Sophie auf dem Arm, kuschelt sich das kleine Wesen an sie -und ist fast sofort eingeschlafen. Magnus ergeht es kurze Zeit später nicht anders. Ai trägt die beiden ins Haus zurück, legt sie, schulterzuckend, jeden in sein Bett und wickelt sie locker in eine Windel -in der Hoffnung, daß die auch noch paßt wenn sie sich zurückverwandeln. Und endlich kehrt Ruhe ein im Haus des Katschmarek.

  • Einige Tage später betritt Vittoria abends die Küche, Fellis auf dem Arm, draussen hört man Alexander lautstark nach den anderen Kindern rufen. Nachdem sie Fellis abgesetzt und Teewasser aufgesetzt hat, läßt Vittoria sich am Tisch nieder, stützt die Ellenbogen auf und reibt sich den Nacken. "Oh, Mann" stöhnt sie leise. "So ne Schufterei." Sie macht sich Tee und schlürft ihn langsam und genießerisch, während Fellis eifrig in der Küche rumkrabbelt, gelegentlich heftig niest und sich immer öfter die Augen reibt. "Müde, mein Kleiner?" Vittoria streichelt ihm über den Kopf, als er mal an ihr vorbeikrabbelt. "Gleich bade ich dich und dann gehts ins Bett. Ich brauch nur erst mal ne kurze Pause. Bäume fällen ist anstrengend, auch wenns noch junge sind. Aber bald haben wir genug, dann wirds etwas weniger anstrengend. Nicht sehr viel, aber wenigstens etwas." Sie lehnt sich zurück, streckt sich ächzend und legt dann den Kopf auf die Tischplatte.

  • Den Geräuschen nach zu urteilen hat Alexander die anderen Kinder im Garten gefunden.
    Kassandra kommt in die Küche. "Na, ihr seht aus als hättet ihr heute euer Tagwerk getan", sagt sie und läd einen Korb Wäsche auf dem Tisch ab.

  • "Das kannst du laut sagen," stöhnt Vittoria. "Fünf Bäume und haufenweise Gebüsch. Aber zwei der Bäume darf ich haben. Damit brauch ich nur noch einen fürs Dach. Am südlichen Stadtrand steht ein gut geeigneter auf einem Grundstück, auf dem gebaut werden soll. Ende der Woche soll ich da helfen beim säubern, dann krieg ich den Stamm. Morgen will ich die zwei Stämme zur Hütte rausschaffen und mir den Rest des tages freinehmen." Sie lächelt schief. "So viel Rest wies halt geben wird - es ist ja ein ganz schönes Stück bis da raus.
    "Sie lacht. Wenn mir einer von euch hilft, dürfen die Kinder wieder alle auf den Bäumen mitfahren, aber allein schaff ich das nicht nochmal. Aber es sah zu niedlich aus - wie die Spatzen auf der Leine und alle mit Brötchen in den Händen und auf vollen Backen am Kauen." Sie lacht. "Kinder sind was tolles." Fellis fängt an zu jammern. Vittorias Lächeln wird etwas schief. "Meistens." Sie steht auf, nimmt das Baby und geht zur Tür. " Baden, füttern, hinlegen - dann helf ich dir beim Kochen, wenn du willst. Bis gleich."

  • Kassandra muß lachen.
    "Ich schau mal ob ich dir Malglins Lehrlinge mitgeben kann zum Bäumefällen", ruft sie Vittoria hinterher.
    "Das könnte die Sache etwas beschleunigen. Wenn sie nicht aus versehen den ganzen Baum abfackeln..."
    Sie macht sich daran mit flinken Bewegungen die Wäsche zu falten. Kurz darauf kommt Ellemir vom Markt und macht sich mit einer weiteren Frau daran, den Braten vorzubereiten.

  • Als Vittoria in die Küche zurückkommt, fängt sie an, die Kartoffeln zu schälen. "Unerfahrene Männer, die Bäume fällen sollen? Kassandra, das Holz kannst du dann noch zum Feuern verwenden, aber nicht zum Bauen. Ne, beim Fällen komm ich schon klar. Aber morgen beim Transportieren lass ich mir gerne helfen, da gehts einfach nur um Kraft. Reichen die Zwiebeln oder soll ich noch welche aus dem Garten holen? Nächste Woche fang ich dann an, Schilf zu schneiden und zu binden. Da kann ich die Kinder nicht mitnehmen, zu gefährlich und zu nass auf Sumpfland. Kann eine von euch auf sie aufpassen? Ich denke, wenn ich drei halbe Tage schneiden kann, hätt ich genug. Beim Binden können die Kinder dann wieder dabei sein. Wenn alles klappt, ist das Dach in zwei bis drei Wochen fertig. Dann kann ich den Rest in Angriff nehmen. Nur wie ich die Fenster bezahlen soll, weiß ich noch nicht, mal sehen, ob die Akademie Interesse am Kräuterbuch hat. Bin noch nicht dazu gekommen, da mal hinzugehen."

  • "Du kannst die Kinder ruhig hierlassen, das ist kein Problem. Leih dir zum Transport der Stämme doch von Gisbert einen Karren. Da reicht sicher ein Ochse. Wenn du ihm Medizin für sein Viehzeuch anbietest läßt er sich bestimmt auf einen Handel ein. Wegen den Fenstern... brauchst du wirklich Glas? Sonst schau doch mal ob du ein paar dünne Häute für die Fenster bekommen kannst."

  • "Hm, gute Idee mit den Häuten. Aber den Karren - mit Tierheilung kenn ich mich nicht aus, kein bißchen. Mit den zwei Handkarren hintereinander, über die die Stämme drüber gelegt werden, gehts schon. Und vorab danke fürs Kinder hüten. Ich werd wohl morgens schneiden gehen, da ist Fellis . . . pflegeleichter. Der Wald neben der Hütte, wem gehört der? Darf ich da sammeln gehen? Da gibts haufenweise Pilze."

  • "Gut, dann werd ich mich da morgen mal umsehen, wenns noch hell ist nachdem die Stämme an der Hütte sind. Aber jetzt erst mal was essen und dann schlafen - ohja, schlafen." Vittoria verdreht die Augen. "Wenn die Kinder mich lassen." Sie bringt die geschälten Kartoffeln zum Herd und schneidet sie in den schon vorbereiteten Topf mit Wasser. Dann schiebt sie den Topf übers Feuer. Von draussen hört man lautes Getrampel und Kindergelächter, dann poltert der ganze Trupp Kinder in die Küche, Alexander vorneweg. "Mama, wir morgen mitfahrn auf Bäumen? Sin ganz lieb." Vittoria wirft Kassandra einen 'Na, was hab ich gesagt'-Blick zu und antwortet. "Wenn noch ein Erwachsener beim Ziehen hilft, meinetwegen. Aber natürlich nur, wenn eure Eltern zustimmen. Und du, junger Mann," sie zieht Alexander zum Tisch, "schluckst jetzt erst mal deine Medizin." Sie gießt einen Schluck Flüssigkeit aus einer Tonflasche in einen Becher und gibt hm den.
    "Oh nö, bah" jammert Alexander, schluckt aber alles runter. Dann schüttelt er sich und flitzt zum Herd. "Was gibts hamham?"

  • Am nächsten Morgen nach dem Frühstück packt Vittoria Brot, Wurst und Käse in ihren Rucksack, bindet sich Fellis auf den Rücken und marschiert mit Magnus, Caspar und Sophie in dem Tragegeschirr der Ziege, einem Lehrling Malglins und der ganzen Rotte Kinder aus Malglins Haus los. Draussen werden Sophie und Magnus in einen der Handwagen gesetzt, den Vittoria zieht. Der Lehrling nimmt sich den zweiten Handwagen, in den sich alsbald die anderen Kinder gequetscht haben. Unüberhörbar und von lächelnden Gesichtern der Umstehenden betrachtet, wandert die Gruppe zu dem zukünftigen Bauplatz von Liandras Haus. Während die größeren Kinder auf die kleineren aufpassen, laden Vittoria und der Lehrling zwei der dort liegenden Baumstämme auf die Handkarren, je ein Ende auf den vorderen, eins auf den hinteren Karren. Vittoria befetigt das Tragegeschirr der Ziege sorgfältig an den Baumstämmen, sodass ein Sack links, einer rechts herunterhängt. Hierin bringt sie die Babys unter, bindet für jedes gut erreichbar etwas zum Beißen oder zum Spielen fest und hilft dann den anderen Kindern beim Aufsitzen auf die Stämme. Anschließend kriegt jedes Knd etwas zu Essen in die Hand und am späten Vormittag setzt sich die Karawane in Bewegung quer durch die Stadt. Von der fröhlich lachenden Kinderschar breitet sich eine Karnevalsstimmung aus, der sich die meisten Menschen, an denen sie vorbeikommen nicht verschließen können. Hier werden den Kindern Äpfel in die Hände gedrückt, da frisch gebackene süße Brötchen oder getrocknetes Obst. Einige, die in dieselbe Richtung müssen, helfen auch ein Stück weit beim Schieben und Ziehen des Gespanns. Am frühen Nachmittag erreicht die Truppe endlich die Hütte am Waldrand.