Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • Spott glitzerte plötzlich in Xanthias Augen und für Bruchteile von Sekunden schien es, als müsste sie mit einem Lachanfall kämpfen.
    Doch dann zuckte sie lediglich erneut gleichgültig mit die Schultern und richtete sich auf.


    Ganz, wie ihr meint.“ gab sie dem Mann zur Antwort, ihre Gedanken gekonnt hinter einer Maske aus freundlicher Höflichkeit verbergend.


    Als der Ritter sein Tuch ins Feuer warf, verfolgte sie für einige Momente das Spiel der Flammen, um dann schließlich auf dessen versteckte Frage hin den Kopf zu schütteln.


    Als Aldhayn sich kurz darauf in Trance versetzte, drehte Xanthia sich von ihm und Talris weg, um zu Feena zurück zu kehren. Sie spürte Corridiels Blick und sah ihn in ihrer Nähe im Schatten stehen.

  • Als sie sich ihm zuwandte, lächelet Corridiel Xanthia sanft und mit einer ehrlichen Spur Bewunderung und Verständnis an. Dann drehte er sich um und nahm wieder seinen Wachdienst auf.

  • Feena verfolgte den Wortwechsel im Lager wortlos, um nicht zu sagen sprachlos. Aldhayn mochte ja viel Erfahrung mit Nymbra haben aber das hatten Xanthia und sie selbst auch, nicht zu vergessen Talris. Ihrer Meinung nach lies er es gehörig an Respekt fehlen, gegenüber denen, die ihm helfen wollten. Sie schüttelte den Kopf und legte sich wieder das Tuch über die Augen.


    Als sie es wieder abnahm, um es ein weiteres Mal in den Sud zu tauchen, sah sie, was Corridiel inzwischen tat. Der Elb schien beunruhigt und bereitete sich offensichtlich auf einen Angriff vor. Feena glaubte nicht, dass sie einen solchen befürchten mussten, zumindest nicht in nächster Zeit. Sie wusste aber nicht, wie sie dieses 'Gefühl' Corridiel verständlich machen sollte und unterlies es daher vorerst ihm etwas zu sagen.


    Als Xanthia zu ihr kam, sah sie sie wortlos an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

  • Der Elb war mit dem Aufschichten von Steinen fertig und schaute zufrieden aus. Zudem hatte er einiges an biegsamen Ästen und schweren Steinen gesammelt, um es in Fallen zu verbauen. Daher fragte er in die Runde:
    "Halten die Herrschaften es für sinnvoll, wenn ich ein paar Fallen aufstelle?"

  • Xanthia sah das Lächeln und grinste. Sie kannten sich mittlerweile gut genug, so dass Feena sich vorstellen konnte, was sie in Wirklichkeit dachte.
    Du hast wohl erwartet, dass ich ihm direkt an die Gurgel gehe, oder ?


    Nicht wirklich eine Antwort erwartend , lies Xanthia ihre Tasche zu Boden und kniete sich neben die Halbelfe.


    Eben wollte sie sich noch ein mal Feenas Augen ansehen, als Corridiel wieder erschien.


    " Fallen ?"

  • "Ja, Fallen... Ich denke bestimmt nicht, dass einer dieser Nymbra in solch eines tappt, aber es wird es ihnen umständlicher machen, sich dem Lager anzunähern - und vielleicht wird sogar eine ausgelöst und kann uns warnen. Schaden kann es nichts, ich kenne diese Nymbra nicht, aber es scheint nicht unwahrscheinlich, dass sie in einer größeren Gruppe mal vorbeischauen?"

  • Feena horchte bei dem Wort 'Fallen' auf.


    "Hm, ich glaube nicht, dass wir heute Nacht noch etwas von den Nymbra zu befürchten haben. Dieser eine hat sich ziemlich weit vorgewagt. Mir ist nicht bekannt, dass sie normalerweise in dieser Gegend unterwegs sind."


    Sie zuckte kurz mit den Schultern.


    "Aldhayn hat noch nicht berichtet, was geschehen ist. Vielleicht lebt der Nymbra gar nicht mehr?"


    Dann überlegte sie kurz und sah zu Corridiel.


    "Aber wenn es dir nichts ausmacht... es ist sicherlich nicht verkehrt, das Lager zu sichern. Wir sollten uns so langsam auch Gedanken über die Wacheinteilung machen."

  • Der Elb nickte und meinte:
    "Das sehe ich ähnlich - ich mache mich dann mal ans Werk. Ich werde sie relativ nahe beim Lager aufbauen, zu weit draußen bringen sie nichts!"

  • Xanthia sah zu Feena, als diese vom Wachwechsel sprach und zog mal wieder die Stirn in Falten. Als Corriediel zu ende gesprochen hatte, meinte sie daher:


    " Du hast doch nicht ernsthaft vor, Dich an der Wache zu beteiligen?"

  • Bevor der Elb sich ans Werk machen konnte sagte Feena:


    "Corridiel, bitte warte einen Augenblick."


    Dann sah sie zu Xanthia. Es war so nett, dass sie sich so sehr um ihre, Feenas, Gesundheit sorgte. Daher antwortete sie beschwichtigend:


    "Hmmmnein, zumindest werde ich heute nicht die erste Wache übernehmen."


    Sie grinste schief.


    "Aber gegen Morgen kann ich gern übernehmen."


    Dann wandte sie sich an Corridiel.


    "Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich beim Fallen aufstellen zuschaue?"


    Es war sozusagen berufliches Interesse, dass erwacht war. Bislang hatte sie Fallen für Tiere aufgestellt. Sie war gespannt zu sehen, wie Corridiel Fallen für wen oder was auch immer aufstellen wollte.

  • "Natürlich..." Und er schaute kurz verstohlen zu Xanthia.
    "Oder wir machen es so, dass ich mich schnell um die Fallen kümmere und nachher Dir zeige, wie ich sie aufstelle. Wenn Du Dich jetzt schon wieder kräftig genug fühlst, kannst Du gerne mitkommen, ansonsten macht es mir nichts aus, später Dir das noch einmal zu zeigen, wie ich das mache..."

  • "Ich würde sehr gern sofort mitkommen. Es wird schon gehen."


    Feena legte das Tuch, mit dem sie die ganze Zeit über ihre Augen bearbeitet hatte, zur Seite und erhob sich.


    "Ausserdem wird es für dich einfacher sein, wenn ich dir leuchte."


    Sie sah sich nach einem geeigneten Stock für eine Fackel um.

  • Der Elb schaute sich um, die Sterne waren gut zu erkennen und so sagte er:
    "Mir ist eigentlich hell genug, wir können aber gerne eine Fackel nehmen... Dann komm also mit!"
    Er ging schnell zu seinem Platz und holte sich einiges an Material, dass er gesammelt hatte.
    "Normalerweise stelle ich Fallen für Tiere, habe das aber auch für Humanoide getan. Als erstes müssen wir eine geeignete Position finden, es gilt also, die Anschleichwege des Gegners ein wenig vorauszuahnen und sie zu blockieren!"
    Als sie ein Stück außerhalb des Lagers waren, zeigte er auf zwei Dornenbüsche, die etwas einen Meter auseinanderstanden und so eine Gasse bildeten.
    "Das hier ist ein ganz guter Ort..."
    Und er legte die Sachen auf den Boden und begann, morsche Dornenzweige aufzusammeln und sie auf den Boden zwischen die Büsche zu legen. Dazwischen packte er etwas trockenes Laub, hier in der Nähe standen genug Laubbäume. In der Mitte der Gasse ließ er noch ein Stück frei, dort schabte er mit einem Stock einen Kanal bis zu einem Dornenbusch. Hier suchte er sich einen langen und starken Zweig, der über diese Gasse hing. Dann nahm er sich einen Weidenast, den er vorhin aufgesammelt hatte, und steckte ihn beim Dornenbusch in den Boden, nicht sehr tief, gerade so, dass er stehen konnte. Schließlich nahm er sich eine kleine kräftige Astgabel, welche ca. eine Handspanne lang war und stellte sie am unteren Ende des Wiedenastes diagonal zwischen Ast und Boden und beschwerte das Ende am Boden mit einem Stein, um den er vorher eine fast unsichtbare Schnur gewickelt hatte. Der Weidenast stand nun viel sicherer. Die Schnur legte er in den vorbereiteten Kanal und band sie dann an einen morschen Dornenbuschast, der in der Mitte der Gasse liegen sollte. Nun bog der den Dornenast am Gebüsch so, dass er vom Weidenast gerade noch so gehalten wurde, das erforderte etwas Ausprobieren, aber mit Feenas Hilfe klappte es schließlich.
    Als er fertig war, bedeutete er Feena, ein paar Schritte zur Seite zu gehen. Mit einem langem Ast bewegte er den morschen Dornenast, die Schnur spannte sich, der Stein rollte weg und der Weidenast konnte den Druck des Dornenastes nicht mehr aushalten und schlug vor ihnen auf den Boden der Gasse.
    Zufrieden grinste der Elb Feena an und baute die Falle wieder auf, schließlich streuten sie beide weitere morsche Äste und Laub in die Gasse und verwischten ihre Spuren.
    "So, das war die erste Falle..." meinte Corridiel. "Aber wir bauen noch ein paar, oder?"

  • Auf Corridiels Äusserung hin, hatte Feena keine Fackel mitgenommen. Sie war dem grossen Elb gefolgt und schaute interessiert zu. Als sie helfen konnte, hatte sie dies getan und nun nickte sie und hielt ebenfalls nach einem weiteren geeigneten Ort Ausschau.

  • So wies Feena auf einen kleinen, grasbewachsenen Hügelkamm hin, von dem man ungesehen fast bis ins Lager robben konnte.
    "Ohja, da müssen wir etwas tun!" meinte Corridiel und überlegte kurz.
    Schließlich nickte er und griff nach einem kleinen Spaten und begann Grassoden auf ihrer Seite des Kamms abzutragen - fein säuberlich und sehr gründlich. Nackte Erde kam zum Vorschein, auf welche der Elb wiederum eine Schicht Laub auftrug.
    "Nun kommt der schwierige Teil..." meinte er zu Feena. Denn nun begann Corridiel akkurart die Grassoden wieder an Ihren Platz zu legen, penibel darauf achtend, dass keine Narbe zu sehen war. Als er fertig war, begutachtete aber zufrieden sein Werk.
    "Wenn nun jemand sich hier herunterlässt, wird er sein blaues Wunder erleben. Die Grassoden werden rutschen und dann kann dieser Nymbra noch so geschickt sein - er wird auffliegen!"

  • Feena grinste. Sie war sich allerdings gar nicht so sicher, ob die Falle auch bei einem Nymbra funktionieren würde. Die Funktionalität fand sie jedoch sehr gut.


    "Ich sehe, du verstehst etwas vom Fallenbau."


    Anerkennung lag in diesen Worten.

  • Xanthia sah den beiden nach. Sie kniete noch immer an der selben Stelle. Dann, nach einigen Minuten atmete sie tief durch und sah zu Talris. Sie versuchte ein Lächeln, doch wurde ihre Aufmerksamkeit plötzlich von etwas anderem abgelenkt. Ihre Augen wanderten von Talris fort zu Aldhayn, der immer noch in Trance schien, um dort nahe hinter dem Mann, einen Punkt zu fixieren. Xanthias Körper schien sich zu strecken, während sie unentwegt in den vom Feuer kaum beschienen Halbschatten starrte. Dann senkte die Frau ihren Kopf, legte die Hand an ihre Stirn, wie zum Gruß und lächelte sanft, ehe sie schließlich aufstand.


    So, als währe nichts geschehen, nahm Xanthia ihre Schüsseln auf und stellte sie erneut nahe ans Feuer, um den Sud neu zu erwärmen. Sie konnte sich vorstellen, dass Feena ihn später noch brauchen würde.


    Als sie damit fertig war, setzte sie sich auf die Fersen zurück und betastete vorsichtig ihre verbrannte Gesichtshälfte. Bis her hatte sie die Schmerzen gut verdrängen können, doch das schien sich nun zu ändern.

  • Als Aldhayn seinen Namen hörte, öffnete er langsam die Augen,
    "Ich habe ihn nicht getötet," sagte er hörbar, ohne laut zu werden, "Ich habe nur seinen Arm genommen. So wie ich die Schattenläufer kenne, wird er darauf vorbereitet sein. Er wird Schmerzen leiden, er wird Zweifel leiden, aber er wird überleben. Kar`nis wie er sich nannte, wird sich an diese Begegnung erinnern. Er wird zu seinen Vorgesetzten reisen und ihnen berichten, daß die Opferrassen neue Waffen haben, das ist wichtiger als uns zu töten. Heute Nacht, sind wir hier sicher... Die Arsoy sind im Wald... Er war mehr als mutig hierher zu kommen... Er hat sich sein Überleben verdient - So sie ihn am Leben lassen."


    Der Krieger, wandte sich nun seinem ehemaligen Herren zu, "Talris," stöhnte er, "Ich habe es dir einmal gesagt, und ich wiederhole mich. Es war kein Fehler, Ek´sah´Nal als Sohn anzunehmen, der Junge hat mich mehr darüber gelehrt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, als all der Klerus und Ratschlag der Alten. Vergiß niemals, das diese Geschichten wahr sind, die sie erzählen. Sie mögen sie verfälschen, sie mögen in ihrem Haß verblendet sein, aber das Volk von Montralur trägt eine Schuld ihnen gegenüber, es trägt eine Verantwortung. Der Krieg wird nicht enden, ehe wir diese Wahrnehmen.... hörst du?"

  • "Nunja, ich habe einges von meinem Vater gelernt. Das meiste aber auf der Straße - ich bin schon lange unterwegs und da muss man sich eben was einfallen lassen. Wie ich aber schon sagte, zumeist stelle ich Tieren nach und das auch nicht sehr oft mit Fallen."

  • "Aha, also bist du ein Jäger?"


    Feena hob überrascht die Augenbrauen. Sollte ihre gerade ausgesprochene Schlussfolgerung stimmen, konnte sie diese nicht so recht mit der äusseren Erscheinung ihres Gegenübers in Einklang bringen.