Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • Als nun auch Talris sich dem Ritter zuwand, lies Xanthia sich wieder am Feuer nieder. Wenn ihre Hilfe benötigt würde, konnten Talris oder Feena sie ja rufen.
    Doch ehe sie sich wieder um den Kräutersud für Feena zu kümmern begann, schaute sie noch ein mal in die Nacht. So wie es aussah, war die unmittelbare Gefahr vorüber. Xanthia zog eine Grimasse und zwang ihre Gedanken zurück zum Feuer.
    Sie goss die Mischung aus Ohmblattblüten, Bärlapp, Kamille und Tormentill in ein grobgewebtes Tuch, seihte sie durch und fing den Sud in ihrer zweiten Schale auf. Das Tuch samt seines Inhaltes legte sie in die andere Schale zurück und lies es ein wenig aus kühlen, um anschließen die darin enthalten Kräuter, durch stetiges Walken und Verdrillen des selbigen, zu einem Brei zu verarbeiten.

  • Nach einer Stunde des Laufens war Nazral müde. Das schnelle Laufen, der Kampf und der starke Blutverlust machten sich bemerkbar. Nazral setzte sich in einem kleinen Wäldchen an einen Baum um mit einer stinkenden Tinktur den Armstumpf und seine Schulterwunde einzureiben. Dann biss Nazral die Zähne zusammen und presste die beiden Teile wieder aneinander, wie sie gehörten. Der stechende Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden. Dann bekam Nazral wieder ein Gefühl im Arm. Er konnte ihn auch wieder bewegen. Dass dieser Effekt nur für die nächsten 24 stunden anhalten würde, bevor sein Arm wieder abfallen würde war ihm zuerst egal. In vollem Lauftempo konnte er schon bald in einem versteckten Außenposten der Schattenläufer sein. Dort würde man ihm den Arm konservieren können und ihm helfen, zurück nach Nymshalla zu kommen. Dort würde man ihm den Arm wieder anzaubern... oder er würde einen neuen bekommen. Nazral war zwar ein akzeptabler Kämpfer, aber als Bogenschütze war er noch besser und ein einarmiger Bogenschütze würde doch mehr als hilflos sein, ohne zwei gesunde Arme.

  • Feena stand neben Aldhayn und wartete, dass Talris seine Untersuchung abschliessen würde. Sie konnte allerdings auch so schon erkennen, dass es sich nicht um eine einfach Stichwunde handelte. Sie sah in die Nacht, dorthin, wo der Ritter eben hergekommen war. Was, wenn Aldhayn vergiftet war? In ihrem Kopf arbeitete es. Sie hatte am eigenen Leib zu spüren bekommen, was Nymbragift bewirken konnte. Ihr Blick glitt kurz zu Talris, der damals in Rabuuntal Ziel ihrer Mordlust gewesen war. Wieder sah sie auf die Wunde. Sie würden schnell handeln müssen und Aldhayn nicht mehr aus den Augen lassen.

  • Talris säuberte vorsichtig mit klarem Wasser die Wunde, prüfend ob er Merkmale des typischen Giftes finden würde. Er selbst war oft Ziel ihrer Giftattaken geworden und kannte sich mit einigen Arten aus.


    Schlimmer noch ging er vom schlimmsten aus. Das Vergessenheitsgift, dass nur von einer Heilpflanze dieser Insel geheilt werden würde.


    "Es gibt 2 Möglichkeiten. Wir versorgen Aldhayne behutsam mit den uns bekannten Heilmitteln und behalten ihn im Auge.


    Oder wir suchen umgehend jemanden auf der uns zu den Gehmen bringen kann. Es gibt verschiedene Arten des Nymbra Giftes. Vom Überlkeitsgift bis hin zum Vergessenheitsgift, dass nur von der Pflanze geheilt werden kann, die nur die Gehmen ernten können.


    Ich schlage ersteres vor. Die Wunde ist gesäubert. Wir sollten ihm eine heilende Salbe zur Linderung geben, sowie seine Bandagen alle paar Stunden wechseln..
    Sollte er nur die geringsten Anzeichen dafür geben seinen Verstand nicht mehr zu beherrschen müssen wir rasch handeln."


    Fordernd blickte er in die Gruppe um eine Zustimmung oder eine bessere Alternative zu empfangen.
    Dann nickte er Feena zu und richtete seinen Blick auf Aldhayne, wartend das jemand sich seiner blutenden Wunde annahm.


    "Und du sage mir wie es dir geht. Wie fühlst du dich?"

  • Corridiel enthielt sich natürlich der Stimme - zu sagen hatte er hier nun wirklich nichts. Trotzdem packte er seine Sachen zusammen und machte sich aufbruchbereit - man konnte ja nicht wissen...

  • Als Xanthia Corridiel seine Habseeligkeiten zusammen suchen sah, unterbrach sie für einige Augenblicke ihr Tun und reichte dem großen Elfen sein Lederbündel zurück.


    Nochmals Danke, das war sehr hilfreich.“ sprach sie ihn freundlich an. Dann wand sie sich Talris, Feena und Aldhayn zu und meinte:


    Was immer ihr auch zu tun gedenkt, beachtet bitte, dass unsere Möglichkeiten hier sehr begrenzt sind. Um Gifte zu binden, bedarf es weit mehr als ein paar Kräuter vom Wegesrand und wenn ihr sagt, dass es vielleicht nur ein Heilmittel gibt...." Xanthia machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. Schließlich fragte sie weiter:


    Ist es weit, bis zu diesen Gehmen ?

  • Feena verstand Talris' Nicken als Aufforderung sich der Verletzung anzunehmen. Sie hatte allerdings keinerlei Verbandzeug, Salben oder Kräuter bei sich und so blieb ihr nur, sich die ihr zur Verfügung stehenden Kräfte zunutze zu machen. Sie kniete sich neben Aldhayns Bein und besah sich die Wunde.


    "Ich denke auch, wir sollten dies hier erst einmal versorgen und beobachten, was weiter geschieht. Sofort aufbrechen, ohne zu wissen, mit was wir es zu tun haben, halte ich für voreilig."


    Auf Xanthias Frage hin zuckte sie mit den Schultern. Sie war noch nie bei den Gehmen gewesen.


    Sie wandte sich wieder der Wunde zu im Begriff sich zu konzentrieren.

  • Schließlich legte der Elb seinen Rucksack ab, nahm seinen Bogen, spannte ihn auf und ging vom Feuer weg, um Wache zu schieben.

  • Ein kurzes Kräuseln der Stirn zeigte an, was Xanthia von Feenas Vorhaben hielt. Sie glaubte nicht, dass die Halbelfe in der Verfassung war, sich ihrer Gabe zu bedienen. Sicher sie war nicht wirklich verletzt, doch schien das Pulver des Nymbra nicht nur zur Ablenkung gedient zu haben.


    Jedoch war der Respekt vor Feenas Entscheidung größer, als ihr Unmut und so schwieg sie .......vorerst.

  • Aus den Augenwinkeln nahm Feena war, dass Corridiel das Feuer verlies, wohl um Wache zu halten. Das beruhigte sie.


    Jetzt wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit der Wunde zu. Feena legte ihre Hände vorsichtig, um unnötige Schmerzen zu vermeiden, rechts und links neben die Wundränder. Sie schloss wie gewohnt die Augen, um sich zu konzentrieren. Die Augen brannten immer noch höllisch und hinderten sie daran, sich zu konzentrieren. Sie öffnete sie wieder, um sie dann noch einmal zu schliessen. Wieder dieses brennen. Feena versuchte, den Schmerz zu ignorieren aber es gelang ihr nicht. Die Nächte ohne Schlaf, die Ereignisse der letzten Tage und nicht zuletzt der Angriff des Nymbra forderten ihren Tribut.


    Sie versuchte es ein weiteres Mal. Geflüsterte elbische Worte drangen über ihre Lippen und dieses Mal gelang es ihr, die Kraft in ihrem Innern zu wecken und zu bündeln. Sie lies sie aufsteigen, immer grösser und stärker werden, um sie dann, wie gewohnt auf ihren heilenden Weg zu schicken.


    Der heilende Strom der Magie hielt jedoch nur kurz. Feena war nicht in der Lage ihn aufrecht zu erhalten. Sie runzelte die Stirn, die Kräfte schwanden und schwanden. Sie unterbrach die Verbindung und sackte sichtlich erschöpft in sich zusammen. Ein-, zweimal atmete sie tief ein und aus. Dann wandte sie sich an Talris und Xanthia.


    "Es tut mir leid. Ich kann nicht helfen. Bitte kümmert ihr euch darum."


    Ihre Stimme klang gequält. Sie blickte Aldhayn entschuldigend an und erhob sich, nur um sich zwei Schritte weiter wieder hinzusetzen. Die Beine verschränkt, den Kopf in die Hände gestützt sass sie dort.

  • Corridiel patroullierte um das Lager herum und machte keine Anstalten, sich zu verstecken. Wenn jemand das Lager beobachtete, sollte er ruhig sehen, dass jemand Wache schob. Als er bei Feena vorbeikam, blieb er kurz stehen, legte den Kopf schief und musterte sie:
    "Du siehst aber nicht wirklich ausgeruht aus..." meinte er und ließ das Euchzen und Ihrzen weg.
    "Wenn Du meine bescheidene Meinung hören willst, Feena, dann leg Dich sofort hin. Wir wissen nicht, wie lange wir hier noch bleiben können, und jeder Augenblick Schlaf könnte für Dich wichtig sein!"

  • Xanthia hörte Corridiels Worte und musste unwillkürlich schmunzeln. Er bewegte sich da auf sehr dünnem Eis.


    Dann nahm sie ihre beiden Schüsseln und stand auf. Sie kam die wenigen Schritte zu Feena herüber und setzte die Schalen neben der Halbelfe ab. Sie selbst ging in die Hocke.


    Hier, das Tuch ist für Deine Augen. Halte es mit dem Sud feucht.“ Sie sah Feena fest an. „Wenn es nach mir ginge, würde ich es Dir am liebsten mit einen Verband um die Augen legen...“ Xanthia kniff ein Auge zu „...aber für heute wurde schon genug gekämpft.


    Sie stand auf und musterte Feena noch eine Weile.


    Aber vielleicht ist es Dir wenigstens möglich den Umschlag die Nacht über auf den Augen zu lassen..... und ....das Corridiel recht hat, weißt Du selber.“ Fügte sie mit einem Blick auf den großen Elfen hinzu.


    Xanthia drehte sich um, sammelte ihre Sachen zusammen und trat zu Aldhayn und Talris. Wenigstens die Blutung sollte sich stillen lassen.

  • Als Corridiel sie ansprach, hob Feena den Blick und sah ihn aus geröteten und müden Augen an. Die Veränderung in der Ansprache war ihr aufgefallen. Es wunderte sie etwas, doch um sich Gedanken darüber zu machen, war sie einfach viel zu erschöpft. Daher machte sie eine vage Bewegung mit der Hand und nickte nur.


    Sie nahm Xanthia das Tuch ab und schaute diese nur ärgerlich an, als sie von kämpfen sprach. Dann tupfte sie vorsichtig damit ihre Augen. Die Wärme tat gut. Sie fuhr damit fort, immer und immer wieder das Tuch feucht zu halten, auf die Augen zu legen und die Wärme zu absorbieren. Langsam wurde es besser, die Kräuter taten ihre Wirkung. Zwischendurch beobachtete sie, was Xanthia vorhatte.

  • Aldhayn war ruhig und gefasst, das Brennen hatte nachgelassen, doch die Taubheit machte sich in seinem Bein breit. Er besah sich, wie die beiden Elben an ihm herumdoktorten und erst als Feenas Frage ein wenig verklungen war, reagierte er.


    "Es ist nicht das normale Gift," er griff noch einmal in die Tasche aus der er die erste Medizin geholt hatte, "Die Arsoy versorgen uns mit Gehmenkraut, sie bringen es auf ihren Wegen nach Messania, aber es wirkt nicht... das muss etwas anderes sein."


    Er biß die Zähne zusammen, "Es fühlt sich an, als würde das Fleisch von innen verbrennen."


    Im fahlen Licht des Mondes unterstützt nur von ein wenig Feuer, versuchte er auszumachen, ob sich irgendeine Verfärbung von der Wunde fort bewegte, aber außer dem blauroten Wundmal und der Schwellung konnte er nichts erkennen.


    "Wir werden bis zum Morgen warten müssen," beschloß er letztlich, "Mein Körper verfügt über gute Selbstheilungskräfte, er wird die Wunde vertreiben, wenn nicht, wird er versuchen das Gift herauszueitern, wenn das nicht geht..."
    Aldhayn sah ernst in Talris Augen, "Muss einer von Euch die Wunde aus dem Bein schneiden, und zwar großräumig! Sonst tötet mich das Wundfieber..."

  • Xanthia musterte Aldhayn nachdenklich bei seinen Worten. Dann zuckte sie mit den Schultern.


    Wenn ihr denkt, dass weitere Hilfe unnötig ist...... ihr kennt Euren Körper am besten.


    Erneut ging sie in die Hocke und warf einen Blick auf die Beinwunde. Deren Aussehen wollte ihr nicht gefallen und schon gar nicht die Farbe des Blutes.


    Ich könnte Euch anbieten die Wunde wenigstens aus zu brennen oder zumindest etwas gegen die weitere Blutung zu unternehmen.“ Ihre Stimme klang vollkommen ruhig und sachlich. „Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob wir bei Eurem Vorgehen am morgigen Tag sonst nicht gleich ein ganzes Bein abnehmen müssten.

  • Der große Elb bekam die Worte Xanthias, welche sie an Aldhayn richtete mit und musste unweigerlich schmunzeln. Auf seinen vielen, vielen Fahrten hatte er einiges gesehen und diese Szene hier kam ihn absolut nicht unbekannt vor.
    Doch dann konzentrierte er sich wieder auf die Wildnis außerhalb des Lagers und machte sich ein wenig Sorgen, dass seine Begleiter so ruhig blieben. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie zumindest den Lagerplatz gewechselt. Corridiel kannte diese Nymbra nicht, aber er kannte viele andere Völker und Rassen und hatte oft schon in Kriegen gekämpft. Hier war ein Späher geflohen und viel sprach dafür, dass dieser Nymbra lebend zu seinem Lager kommen würde. Und was wäre dann? Corridiel wollte die offensichtliche Antwort auf diesen beunruhigenden Gedanken nicht weiterführen, sie lag sowieso auf der Hand.
    Außerdem wäre es nun wirklich nicht das erste mal... Also machte sich der Elb aus Amatyriell bereit, so gut es ging - er schichtete kleine Steinhaufen als Entfernungsmarkierung auf und sammelte Material, um Fallen aufstellen zu können.

  • Aldhayn lächelte Xanthia freundlich an.
    "Mein Kind, ich habe schon viele Schlachten gegen die Nymbra geschlagen, und auch gegen andere. Das Blut muß fließen, sonst wird das Gift sich festsetzen. Die Nymbra kennen die üblichen Methoden, und sie nutzen sie gegen uns. Mit Sicherheit wird sich eine reagierende Substanz im Gift befinden, wenn ihr es ausbrennt, wird sie das Feuer unkontrollierbar machen."


    Aldhayn griff zu dem kleinen Bündel, das den Dolch beinhaltete und wickelte ihn aus. Dann warf er das Tuch, mit Blut und Gift versetzt in das Lagerfeuer, wo es in einem gleißenden Licht verpuffte, den Dolche am Griff gegen dieses Licht haltend.


    "Was habe ich euch gesagt?" quittierte er knapp, "wenn sich hier einer auf Alchemie versteht, würde ich vorschlagen, daß er sich den Dolch ansieht..."


    Mit diesen Worten lehnte er sich langsam zurück und verfiel in eine art Trance, mit der er den Schmerz unterdrückte.

  • Corridiel betrachtete das Schauspiel aus einer gewissen Entfernung, sagte aber nichts dazu, sondern runzelte nur die Stirn. Dann blickte er kurz zu Xanthia und war auf deren Antwort mehr als gespannt!