Auf den Straßen Montralurs - Teil 2

  • Der Elb druckste herum:
    "Nunja, ich mag es eigentlich sehr gerne. Das Problem ist aber, dass ich ziemlich groß und kräftig bin für einen Vertreter unseres Volkes. An sich ist das kein Problem, viele Bäume meiner Heimat sind weit ausladend - diese hier aber sind etwas feinästiger. Es ist ganz einfach nicht so bequem. Da schlafe ich lieber am Fuße des Baumes und spüre seiner Wurzeln und seine Kraft, es gibt wenige Orte, an denen ich mir geborgener fühle..."

  • "Das kann ich gut verstehen. Auch ich liebe es, unter einem Baum zu schlafen. Allerdings mag ich auch in seinem Geäst hocken und den Wind durch seine Zweige wehen hören."


    Sie schwieg einen Augenblick, in dem sie wieder Richtung Sonnenaufgang schaute.


    "Was hat dich nach Montralur verschlagen, Corridiel?"

  • Der Elb hatte ebenfalls gen Sonnenaufgang geschaut. Dann schaute er Feena an und dann wieder den Sonnenaufgang:
    "Das hier!"
    Er schwieg kurz, um dann zu erklären:
    "Ich wandere gerne, Feena. Ich bin gerne auf der Straße, treffe neue und alte Freunde und genieße die Leichtigkeit des Seins - und ich versuche mich nützlich zu machen, wo immer das auch geht!"

  • "Ohne ein festes Ziel vor Augen? Immer allein? Vermisst du deine Heimat nicht?"


    Feena sah den grossen Elb erstaunt an. Für sie war es unvorstellbar die Wälder Montralurs länger als unbedingt nötig nicht zu sehen.

  • Wehmut war im Gesicht des Elben zu sehen. Dann fragte er mit leiser Stimme:
    "Glaubst Du wirklich, ich würde meine Heimat nicht vermissen?"

  • Feena war irritiert, lies sich aber nichts anmerken. Stattdessen nahm sie noch einen Schluck aus dem Becher bevor sie antwortete.


    "Deine Antwort eben klang sehr bestimmt. Ich kann es mir nur schwer vorstellen, lange unterwegs zu sein, ohne meine Heimat zwischendurch aufzusuchen. Wenn du aber sagst, dass du gern unterwegs bist, klingt das für mich, als würde dich nichts nach Hause ziehen."


    Ihr Lächeln wurde weich.


    "Offensichtlich ist es aber nicht so. Es tut mir leid, wenn ich an etwas gerührt habe, dass dich schmerzt."


    Sie blickte etwas betreten auf den Boden, dann wieder in den morgendlichen Himmel.

  • "Das ist kein Problem!" Corridiel schaute nicht mehr so betrübt drein.
    "Ich habe nie gesagt, dass ich niemals nach Hause zurück gehe. Ab und an zieht es mich in die heimatlichen Wälder. Aber dort vermisse ich dann das Leben auf der Straße... Ich bin gerne unterwegs - aber ich liebe auch meine Heimat!"

  • "Ja, zum Feuer gehen ist keine sclechte Idee!"
    Und er zwinkerte Feena zu und sagte:
    "Du willst etwas über meine Heimat wissen? Du wilst mich doch nicht etwas ausfragen - oder bist Du generell eher neugierig?"
    Er grinste Feena freundlich an.

  • Feenas Lächeln erstarb und sie schaute Corridiel kühl an.


    "Nein, ich bin nicht neugierig," sagte sie bestimmt.


    "Jedenfalls nicht neugieriger als es die Vorsicht gegenüber einem Fremden erfordert. Willst du mir nun etwas erzählen oder nicht?"


    Sie drückte ihm den Becher in die Hand und ging, ohne seine Antwort abzuwarten, zurück zum Feuer.

  • "Ah, so ist das..." erwiderte Corridiel kühl.
    "Nunja, dann sage mir, was Du wissen willst und ich werde antworten, so gut ich kann!"

  • Feena blickte Corridiel eine zeitlang einfach nur an. Dann schüttelte sie leicht den Kopf.


    "Erzähle einfach. Es gibt im moment nichts Bestimmtes das ich wissen will. Und bis jetzt habe ich noch wenige getroffen," dabei glitt ihr Blick kurz zu Xanthia, "die nicht gern über ihre Heimat berichteten."

  • Am Feuer begann Xanthia sich zu regen. Die aufkommende Helligkeit weckte sie aus dem Tiefschlaf. Aus der Ferne drangen die Stimmen von Corridiel und Feena zu ihr vor, allerdings nahm sie diese noch nicht wirklich bewusst war. Schlaftrunken und brummig zog sie ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und drehte sich vom Licht weg. Der Morgen war ihr definitiv noch zu jung.

  • Enttäuscht schüttelte Corridiel über Feenas doch überraschendes Verhalten kaum mekrlich den Kopf. Dann sagte er:
    "Ich erzähle nicht ungerne über meine Heimat. Also: ich komme aus Amatyrill, einem Elbenland an der Grenze zu Trawonien. Früher war es ein Teil des Königreiches, nun aber ist es selbstständig. Es ist ein großes Land mit wunderbaren Wäldern und saftigen Wiesen und Auen. Überschattet wird es natürlich von der Nähe zu Torog Nai, viele meines Volkes starben im Kampf mit dem Dunklen Reich. Auch ich habe in Kriegen dort gekämpft."

  • Aus der Ferne waren Endoras Hufschläge zu hören. Der langsame Takt verriet das der Reiter nicht die Absicht hegte es eilig zu haben.


    Nach einiger Zeit erreichte Talris wieder das Lager. Seine Miene war ernst. Nur seine augen verrieten noch Zeichen der Trauer. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Als er das Lager betrat, stieg er von seinem Pferd ab und ging langsam in Richtung Aldhaynes. Er wollte nach seinem Zustand schauen.


    Als er an Feena und Corridiel vorbeikam, erfolgte ein stummer Gruß durch ein freundliches nicken. Er wollte die beiden nicht in ihrer Unterredung stören.

  • Der Hufschlag des Pferdes und Talris Ankunft scheuchte Xanthia nun doch hoch. Steif und noch immer müde, stützte sie sich rücklings auf die Ellbogen und starrte noch eine Weile in die Leere, ehe sie ihren Blick unverbindlich zu den Gefährten wandern lies.

  • Feena bemerkte Corridiels Geste. Vielleicht war sie eine Spur zu hart zu ihm gewesen, aber letzendlich schien es ihr angebrachter, etwas zu vorsichtig zu sein und damit eventuell sehr kühl zu wirken, als hinterher das Nachsehen zu haben. Sie hatte sich noch kein abschliessendes Bild von diesem Elben machen können.


    Um die Situation ein wenig zu entschärfen lächelte sie leicht.


    "Amatyrill", wiederholte sie den Namen des Landes. "Das klingt wunderschön. Leben dort auch andere Völker oder nur Elben?"


    Als Talris an ihnen vorbei kam, hielt sie einen Augenblick seinen Blick fest, all ihr Mitgefühl hineinlegend, dann nickte sie ihm ebenfalls zum Grusse zu.

  • Corridiel nickte Talris ebenfalls zu und konnte die Trauer, die er in sich trug fast schmecken. Doch aus Rücksichtsnahme sagte er nichts, schließlich war er hier immer noch der Fremde. Dann wandte er sich wieder Feena zu und sagte:
    "Nein, in Amatyrill leben fast ausschließlich nur Elben. Bis vor wenigen Jahren hatte unser Land auch wenig Kontakt zur Außenwelt, etwas, was ich nichtgut geheißen habe. Natürlich sind die Wälder Amatyrills ein Paradies und es ist verständlich, wenn man sich wenig umdas kümmert, was außerhalb dieses Paradieses passiert - aber ist es oft nicht so, dass Paradiese von Außen zerstört werden?"

  • "Hm, ja, vielleicht." Feena nickte.


    "Und wie kam es dann dazu, dass sich dein Land nach aussen öffnete? Hatte es etwas mit der Bedrohung durch eure Nachbarn zu tun?"


    Feena bemerkte, dass auch Xanthia inzwischen erwacht war und nickte ihr freundlich zu. Dann sah sie wieder zu Corridiel.