Vittorias Hütte

  • Allgemein: Umgeben von einer dichten Schlehenhecke mit nur einem Durchlass, durch den hindurch ein Pfad zur Hütte führt. Die Hütte selbst hat nur ein Erdgeschoss und den vollständig schrägen Dachstock, der als Trockenkammer und Lagerraum dient. Der Abzug des gemauerten Herdkamins ist im Dachstock zu einer kleinen Räucherkammer erweitert. Neben der Hütte ein kleiner, neuangelegter Kräutergarten, auf der anderen Seite ein Brennholzstadel. Vor dem Haus offensichtlich ein Kinderspielbereich mit einer Grube mit Sand, Holzschaufeln und Rechen in Kindergröße, einem kleinen Eimer und einem ebenfalls verkleinerten Bollerwagen. Wenn die Kinder nicht spielen, sind die Spielsachen in einem großen Korb unter dem Dachüberhang der Hütte untergebracht.

  • Es ist Vormittag. Der Frieden der Hütte wird von Kindergeschrei gestört. Vittoria erscheint mit Rucksack, Umhängebeuteln und einem großen Korb beladen an der Wegbiegung und hält auf die Hütte zu. Sie zieht den vollbeladenen Bollerwagen, an den hinten die Ziege angebunden ist. Die Ziege trägt rechts im Tragegeschirr den kleinen Fellis, der bei dem schönen Geschaukel tief und fest schläft, links einen Gepäcksack. Neben dem Bollerwagen gehen Alexander und Ancale, jeder mit einem scheinbar erst kürzlich geschnittenen Wanderstock. Als die Hütte in Sicht kommt stürmen die Kinder vor. Sie schnappen sich den Korb neben der Hütte und kippen ihr Spielzeug in die Sandgrube. Innerhalb weniger Minuten sind sie völlig in ihr Spiel vertieft. Vittoria bindet die Ziege an den Apfelbaum neben der Hütte, entläd sie aber noch nicht, weil Fellis so schön schläft. Sie räumt die Sachen aus dem Bollerwagen und all ihre Taschen in die Hütte, bereitet die Kinderbetten für den Mittagsschlaf vor und bereitet alles für eine Suppe vor. Dann erst hebt sie Fellis aus seinem Tragesack, wobei er natürlich wach wird und sofort losquengelt. Sie setzt ihn sich auf die Hüfte und schaukelt ihn leicht. "Ancale, willst du das Feuer im Herd anmachen?" ruft sie zum Spielplatz rüber.

  • "Toja tu-guckt", nickt Ancale. Daß Erwachsene ihm beim feuermachen auf die Finger schauen kennt er. Meistens sagen sie ihm, daß er keinen Unsinn machen soll.


    Er sieht den Holzstapel in der Feuerstelle und ein Strahlen geht über sein Gesicht. Er schaut noch mal zu Vittoria, ob er auch wirklich darf. Tanzen Flammen in seinen Augen?
    Dann haut er mit der Hand auf das Holz. "FEUJA!"
    Sofort steht das Scheit in Flammen.

  • Vittoria sieht sehr überrascht aus. "Tja, das ging schnell. Das kannst du mir später nochmal zeigen, wenn der große Backofen fertig ist, den ich heut noch buddeln muss. Da brauchen wir ein richtig GROSSES Feuer." Aber bis dahin spielt ihr mal schön. Ich setz euch gleich Fellis dazu, wenn der was getrunken hat. Dann kann er wieder der Troll sein." Sie lächelt die Kinder an. "Oja, ich hab das mitgekriegt. Aber solang er mitmacht . . ." Nachdem Fellis satt neben der Sandgrube herumkrabbelt und die Suppe fürs Mittagessen über dem Feuer hängt, beginnt sie direkt innerhalb der Schlehenhecke zu graben. Den Erdofen auszuheben dauert lange. Als die drei Kinder nach dem Mittagessen schlafen, holt Vittoria vom nahen Waldrand einen großen Korb voll nassem Lehm. Dann wickelt sie die vier Keulen der Wildschweinmama mit Gewürzen und Speckstreifen, Zwiebeln und Erdnüssen in dichtgeflochtene Rohrkolbenmatten, verschnürt das Paket und schmiert es aussen dick mit Lehm ein. Dann stapelt sie reichlich Reisig und Holzscheite im Erdofen. Als die Kinder aufgewacht sind, zeigt sie Ancale den 'Scheiterhaufen' in der Grube. "Kannst du den auch anzünden?"

  • Vittoria struwelt sein Haar durch. "Ja. Das nennt man einen Erdofen. Den nimmt man für große Fleischmengen. Zu große für den normalen Ofen. Keine Sorge, Kassandra hats erlaubt. Kannst dus?"

  • Vittoria zwingt sich zur Ruhe um die Kinder zu beruhigen. Dann setzt sie sich aufs Gras, zieht Ancale auf ein Knie, Alexander auf das andere und quetscht Fellis zwischen die zwei. "Jetzt mal ganz ruhig. Ancale, normalerweise, wenn ein Kind im Feuer sitzt, kriegt das davon Aua. Ich wußte nicht, dass das bei dir anders ist, darum hab ich mich so erschreckt. Das war alles. Darum hab ich geschrien. Verstehst du das?"

  • Ancale schluchzt noch ein bißchen vor sich hin, beruhigt sich dann aber.
    "Feuja macht Aua", stimmt er Vittoria zu. Immerhin hat die Mama ihm das oft genug gesagt. Und ein bißchen schuldbewußt schaut er auch. Er ist sich nicht sicher ob sein Feuer jemandem weh getan hat. Vittoria vielleicht?
    "Ei...?" Vorsichtig streicht er über ihren Arm.

  • Vittoria lacht und drückt alle drei an sich. "Nein, niemand hat Aua. Alles in Ordnung. Es war ein Missverständnis. Alles in Ordnung. Geht Spielen, ihr Rabauken, ich muss kochen." Als die Kinder wieder in der Sandgrube spielen, atmet sie tief durch. "Mannoman, Kassy, du hättest was sagen können." Dann geht sie wieder an die Vorbereitungen für das Fest am nächsten Tag. Als sich im Erdofen ordentlich Glut entwickelt hat, scharrt sie mit Stöcken eine Kuhle hinein und legt den Lehmklotz mit dem Wildschwein im Innern hinein. Dann bedeckt sie ihn mit Glut und deckt die Glut mit Erde ab, wobei sie nur einige Luftlöcher läßt. Abends packt sie die drei Kinder in die Betten, legt noch einen Klotz in den Herdkamin und fällt selber ins Bett.

  • Nachdem am nächsten Morgen die Kinder abgefüttert sind (und Ancales russverschmiertes Bettlaken einweicht), schaufelt Vittoria die Erde vom Erdofen, damit die Glut auskühlen kann. Dann stellt sie die Tonschüsseln mit den Beilagen zum Wärmen oben auf die Glut drauf. Sie füllt das Wasserfass in der Hütte mit frischem Wasser vom Bach und legt Rohrkolbenmatten, Felle und Decken über die Baumstämme im Garten, die als Sitzgelegenheiten dienen sollen, falls es drinnen zu eng oder zu ungemütlich wird. Dann bastelt sie mit den Kindern Spielfiguren aus Kastanien, Eicheln und Stöckchen, während sie auf die Gäste wartet, die irgendwann im Laufe des Tages eintrudeln sollen.

  • Nachdem die größeren Kinder sich zur Sandgrube verzogen haben, ist wieder mehr Platz. Eins der Fenster, das etwas tiefer in der Wand angebracht ist als die anderen, ermöglicht es, die Kinder an der Sandgrube im Auge zu behalten, während man gemütlich - einige mit Kleinkind auf dem Schoß - mit einer Tasse Tee drinnen am Tisch sitzt. Auf dem Speicher hat Vittoria ein Gruppenbett für die Kinder vorbereitet, die später einen Mittagsschlaf machen wollen/sollen.

  • "Ja, ganz brav, wie immer. Ist ein gut erzogener kleiner Kerl. Hab mich ein bißchen erschreckt als er das große Feuer in der Grube angemacht und sich dann reingesetzt hat, aber sonst . . . "