Vittorias Hütte

  • "Oha, da werd ich wohl gleich morgen mal die nächste Fuhre ansetzen. Zum Glück gibts Äpfel eigentlich überall zu kaufen, ich hab nämlich nicht so viele, und davon wollt ich noch ne Portion trocknen, für Früchtebrot und Apfelkuchen im Winter - das magst du doch auch immer." Sie schaut gedankenversunken ins Nichts. "Was könnt ich denn da zum Tauschen anbieten?"

  • "Ach, Bäume!" lächelt Nikodemus gedankenverloren. Und sieht Vittoria an: "Wenn Du Deine Eiche aus dem Sichelwald mit einem Apfelbaum kreuzt, wächst er vielleicht schneller. Und die Äpfel könnten eine interessante magische Wirkung haben."

  • "Man merkt, dass du keine Ahnung von Bäumen hast. Um so ne Kreuzung zu versuchen, müsste die Eiche erstmal blühen. Und ich glaub, wenn ich Experimente mit Bäumen mache, und das direkt neben seinem Hain, dann kriegt der Druide ne Krise." Sie blinzelt die Frauen an. "Der ist ein komischer Kauz. Aber ich glaub, langsam findet er sich damit ab, dass wir da sind und auch da bleiben. Vielleicht tut ihm die Gesellschaft ja doch irgendwie gut." Sie lächelt verschmitzt. "Der macht einen auf 'Lasst mich bloß in Ruhe, ODER . . .' aber ich glaub ihm das Theater nicht. " Sie lacht. "Oder genauer: ich glaube nach dem ODER könnte sowas wie 'ich umarm euch' kommen. So Typen kennt ihr bestimmt auch."

  • Kassandra muß lachen.
    "Ich kanns mir lebhaft vorstellen."
    Sie lehnt sich entspannt zurück und genießt noch etwas von Vittorias Selbstgemachten.
    Einen kurzen Moment lang denkt sie an die Wäsche, die zuhause wartet, aber die kann ruhig noch ein Weilchen länger warten.
    Oben ist es friedlich, die Kinder haben sich gründlich ausgetobt.
    Sie schaut sich nach dem Gepäck um und zieht die Laute aus dem Wagen. Gut, daß sie sie mitgenommen hat.
    Sie stimmt das Instrument kurz und klimpert dann Akkorde vor sich hin. Die allmählich in ein Lied übergehen.
    "Lû an îdh, lû an rûth, galu lîn, aran, i vellas o lûth..."
    Unerwartet kraftvoll klingt die elbische Weise durchs Haus, die Melodie trägt bis in den Wald.

  • Vittoria lauscht versonnen. Nachdem die letzten Töne verklungen sind, murmelt sie. "Uns fehlt im Sichelwald eindeutig ein Barde." Sie schenkt nochmal Apfelwein nach und holt eine Schüssel mit Nüssen. Zwei an einem Ende zusammengeschraubte Hartholzständen dienen als Nussknacker. Vittoria knackt sich zwei Nüsse und reicht Schüssel und Knacker weiter.

  • Nach einer gemütlichen Weile bei Musik und Wein melden sich die ersten Kinderstimmen vom Dachboden. Nachdem der Kinderschwarm die Leiter herunterbugsiert worden ist, werden die letzten Nüsse vernichtend geschlagen und anschließend der Sandhaufen wieder erobert. Vittoria schaut ihnen lächelnd zu, dreht sich dann wieder zu Kassandra und Co um. "Ihr solltet nicht zu spät aufbrechen, hier treibt sich irgendwas Großes rum. Im Dunkeln wärs mir mit sovielen Kindern zu unsicher. Wenn ihr wollt, komm ich mit." Sie deutet mit dem Kinn auf ihren Bogen neben der Eingangstür.

  • Kassandra runzelt die Stirn.
    "Was Großes? Hm... bis hier unten kommt Beorn eigentlich nicht...", wundert sie sich.
    "Ich glaub dann machen wir uns beizeiten mal wieder auf den Rückweg. Sag mir bescheid wenn du weißt was es ist."

  • Kassandra nickt.
    "Aber paß auf, daß dich das nicht erwischt..."
    Ellemir, Ai und Sen beginnen die Kinder einzusammeln.
    "Liebes, es war ein schönes Willkommensfest. Ich hoffe bis zu Liandras Hauseinweihung ist es nicht mehr zu lange hin." Sie grinst und nimmt Vittoria in den Arm.

  • "Ja, schade, dass die nicht gekommen ist. Ansonsten seid ihr hier jederzeit willkommen, meistens wird einer von uns hier sein. Ich werd auch öfter mal in die Stadt kommen, um Sachen zu tauschen, und Nikodemus wird vermutlich eher öfter als selten im Brennenden Tisch sitzen." Sie spannt ihren Bogen und hängt den Pfeilköcher an den Gürtel. "Fellis, Alexander, seid brav und nervt Papa nicht, ja! Bin bald wieder da."

  • In den folgenden Wochen ist vom Weg Stadt-Hafen aus meist deutlich zu erkennen, dass die Hütte bewohnt ist: Kindergeschrei und -lachen, Rauch aus dem Schornstein, der Duft nach frischgebackenem Brot und geräuchertem Fleisch und Fisch, Holzhacken . . . was halt so gemacht werden muss. Geht jemand nachsehen, wird er tagsüber oft zwei Kinder im Garten sehen, vielleicht auch Vittoria, die Pflanzen setzt oder Fische oder Kaninchen ausnimmt, oft Nikodemus, der mit einem Krug in der Hand auf der Veranda sitzt und den Kindern zuschaut. Kräuter (Heilkräuter, für die die sich damit auskennen) trocknen unter dem Verandadach.

  • In der Umgebung der Hütte wurden Bäumchen gepflanzt. Kaum 10cm hoch, aber jeder mit einem Zaum aus Holzstangen vor hungrigen Pflanzenfressern geschützt. Wer sich auskennt, erkennt Eichen, Buchen, Linden, Nadelhölzer, Birken, Weiden, Kirschen, Äpfel, Holzbirnen, bunt gemischt und in großen Abständen gepflanzt - soll wohl mal ein buntgemischter Wald werden. Ein kleiner Graben schlängelt sich durch die Pflanzung, am Haus vorbei und dahinter in den Wald, sieht frisch gegraben aus.

  • Die Tage sind inzwischen recht warm geworden, in den letzten zwei Wochen hat sich der Wald rasend schnell darauf besonnen, daß die richtige Farbe für diese Jahreszeit grün ist.
    Kassandra sitzt mit Ancale vor Vittorias Hütte und hält ihn halbherzig davon ab, Gänseblümchen zu essen.
    "Tante Liri sagt: lecker!", protestiert der Kleine.
    "Tante Liri sagt zu allem: lecker! wenn sie es in Met einlegen kann", wendet Kassandra ein.
    "Met auch lecker?"
    "Nicht bis man so groß geworden ist." Kassandra hält die Hand im sitzen hoch über ihren Kopf, so hoch, daß Ancale sie nicht erreichen kann.
    "Warum?" Er versucht die Hand zu erwischen indem er sich ganz lang streckt.
    "Weil Met nichts für kleine Kinder ist. Wenn die den trinken, dann wachsen die nicht mehr."
    "Wa...?"
    "Darum."

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Vittoria muss lachen. "Naja, eigentlich schmecken die wirklich recht gut, mit bißchen Essig und Öl und ein paar jungen Löwenzahnblättern. Sollten allerdings ne Weile in der Soße ziehen, ehe man sie ißt." Sie trinkt einen Schluck und blickt nachdenklich in die Gegend. "Noch ein paar Tage, dann bin ich mit dem Graben bis zum Bach durch, dann haben wir hier fließendes Wasser vor der Hütte, und ich muss das Wasser, um die Bäumchen zu gießen, nicht mehr so weit schleppen. Bäume aus Stecklingen sind viel anfälliger als Bäume aus Samen."

  • Sie lächelt zu ihren Kindern hin, die den Sandhaufen inzwischen ziemlich weit verteilt haben. "Sander freut sich auch schon auf das Wasser - oder vielmehr auf den Matsch, den man damit machen kann. Da solltest du vielleicht Ersatzklamotten für Ancale hier einlagern, damit der nicht nass und dreckig nach Hause laufen muss."