Vittorias Hütte

    Vittoria grinst zurück. "Ne, aber wenigstens trocken. Der Graben führt nämlich absichtlich nirgends direkt neben dem Weg vorbei. Ich kenn doch Kinder." Sie guckt plötzlich unruhig. "Übrigens hab ich glaub ich entdeckt, was hier so Großes rumschleicht. Könnte ein Bär sein - oder was Unangenehmeres, was in 2 Metern Höhe seine Krallen an Bäumen schärft. Andere Spuren hab ich noch nicht finden können. Du hast doch mal was von einem zahmen Bären erzählt . . . Nicht, dass ich da jemandes Freund in den Hintern schieße."

    "Beorn ist.. nicht wirklich ein zahmes Tier. Er ist ein montralurischer Honigbär. Er kann sprechen und wohnt bei Tara. Ich weiß nicht, ob er so weit herunterkommt, ich kann ihn mal fragen."
    Kassandra nickt.
    "Er ist aufgerichtet bestimmt zwei Meter groß. Und sieht aus wie ein sehr großer Bär. Wenn du einem Bären begegnest, sprich ihn freundlich an, wenn er dir antwortet ist es Beorn. Zu Kindern ist er sehr sanft, bei Tara tollen immer alle auf ihm herum und er läßt sie auf sich reiten. Wenn du willst, daß er mit dir mitkommt, versprich ihm Honig. Für Honig tut er alles."
    Sie grinst.
    "Und nein, Tara wäre nicht froh, wenn du auf ihn schießt. Beorn übrigens auch nicht."

    "Dann halt kein Bärenschinken. Schmeckt eh nur von Jungtieren wirklich gut." Sie grinst auch. "Ich werd aber trotzdem die Augen offen halten, falls es kein Bär ist. Ne ganz andere Sache: wenn ich hier nen besonderen Baum pflanzen will, einen, der Auswirkungen auf seine Umgebung hat, bei wem sollte ich das vorher abklären? Bei deinem Mann?"

    "Das wäre eine Idee... der Rat würde sowas vielleicht wissen wollen. Ist das ein magischer Baum? Wenn, dann könnte Tara auch dafür zuständig sein. Die Akademieleiterin, zu der könntest du auch gehen."
    Kassandra schickt ihren Sohn zu den anderen Kindern im Sand matschen.
    "Du, sag mal, hast du im siebenten Monat, am Anfang, irgendwas wichtiges vor?"

    "Siebenter Monat? Hm, eigentlich nicht. Ich werd mich bald auf die Socken Richtung Sichelwald machen, damit der Druide nicht denkt, er wär uns los, hähä. Nach dem rechten sehn und was man als Waldbesitzer halt so machen muss. Aber ich werd zwischendurch immer mal wieder herkommen, Nikodemus will nämlich mit den Kindern hierbleiben. Ist vielleicht auch ganz gut, wenn die beiden Racker erst durch den Druidenhain toben, wenn sie ein bißchen älter sind - und hoffentlich folgsamer. Was ist denn im siebten Monat?"

    "Da wollte ich unserer Nachbaren suchen gehen. Die Waldelben auf der anderen Seite des Caranduin. Ich such mir im Moment ein paar Leute zusammen, die mitkommen. Und wenn du grad nichts dringenderes zu tun hast hätt ich dich gerne dabei."

    "Elfen suchen, wie? Hm, mal was Neues, meistens sind Elfen doch eher das Erste, was man irgendwo zu sehen kriegt. Aber ich weiß ja, dass das hier anders ist. Wenn du meinst, ich kann helfen, komm ich natürlich mit. Dafür besuchst du mich im Herbst mal im Sichelwald. So Mitte bis Ende des zehnten Monats tragen die Bäume ihre schönsten Farben. Dann stell ich dich den Brückentrollen vor."

    "Wegen meinem Baum. Ja es ist ein magischer Baum - der Satyr, von dem ich den Samen erhalten habe, nannte ihn Nachtschatteneiche. Sieht eigentlich nicht wie eine Eiche aus, aber naja, er wird schon wissen . . . oder auch nicht, ist mir egal. Jedenfalls saugt dieser Baum Magie, die in seiner Nähe fließt, auf. Das heißt, wenn man in seiner Nähe zaubern will - tja, Pech, wird nix. Und einmal im Monat gibt er einen großen Teil der aufgesaugten Magie schlagartig ab. Ich wußt das nicht und hab zu dem Zeitpunkt neben ihm einen Lichtzauber gewirkt. Mann, bis zu den Bergen konnte man sehen, es war taghell. Und mir standen die Haare zu Berge. Hinterher hats mich dann umgehauen, so anstrengend war das - so viel Energie durch mich durch zu kanalisieren, wha, urga. Seitdem pass ich ganz genau auf, was ich wann wo im Sichelwald zaubere."

    Vittoria lächelt. "Das ist lieb von dir. Ich gründe hier nämlich so'ne Art 'Zweitwald'." Sie wird ernst. "Weiß nicht, ob das klappt, aber versuchen muss ichs. Ich hab einmal meinen Wald verloren, und sowas soll mir nicht nochmal passieren. Und den Jungs schon gar nicht." Sie schüttelt den Kopf - scheinabr um dunkle Erinnerungen zu verscheuchen. "Wenn ich den Graben mit dem Bach verbinde, kommt ihr dann vorbei? Ich hab mir da ein Spiel überlegt - Bootwettrennen vor der kommenden Flut. Wird bestimmt ein Spass für die Kinder."

    "Ja, viel zu weit, um öfters mal in den Brennenden Tisch zu gehen. Oder zurückzutaumeln" fügt er lächelnd hinzu. "Aber Vittoria in der Stadt - das geht nicht." Er stellt Apfelsaft, Wasser und Gläser auf den Tisch vor der Hütte. "Bedient euch. Danach können wir ja zusammen nach Amonlonde gehen. Ich leg Vittoria einen Zettel hin."