Das Dorf Isilsarn - Der innere Kreis

  • Die Elbe hält sie und streicht ihr langsam und beruhigend übers Haar. Die wenigen Worte, die ihre Patientin von sich gegeben hat zeigen ihr, daß sie sehr wohl sprechen kann - etwas bei dem sie sich bis dahin nicht sicher war. Die Worte klingen unvertraut, gehören keiner Sprache an die sie spricht. Doch die Bedeutung ist nicht so schwer zu erraten. Schwere Verletzungen mit langer Bewußtlosigkeit führen hin und wieder zu einem mehr oder minder umfassenden Gedächtnisverlust, das weiß sie.
    Sie hält also die Fremde eine Weile und schiebt sie schließlich ein Stück von sich um ihre ins Gesicht zu sehen. Beide Hände legt sie um ihr Gesicht und schaut sie ernst an.
    "Antaeriel", sagt sie tröstend. "Antaeriel." Sie nickt und wischt mit einer Hand ihre Tränen fort. "Ihr seid ein Geschenk des Meeres..."

  • Die ganze Geschichte hat die Fremde ziemlich erschöpft. Und so sieht sie etwas niedergeschlagen und verheult und ziemlich müde zu Ealoren auf.
    Die ruhige Stimme und die sanfte und zugleich beschützende Berührung beruhigen sie. Sie kämpft plötzlich gegen schwere Lieder und bleierne Müdigkeit an...

  • Nachdenklich betrachtet Ealoren die schlafende Elbe.
    Nicht lange danach kommt Calechú um ihre Meisterin abzulösen. Auf die Neuigkeit, daß die Fremde wach war und gesprochen hat, hat sie sichtlich Mühe ihre Aufregung im Zaum zu halten. Warum ist sie nicht selber da gewesen?
    Daß sie eine Sprache spricht, die Ealoren nicht erkannt hat verwirrt sie.
    Die nächsten Stunden sitzt sie sehr angespannt neben dem Krankenbett und beobachtet jede kleinste Regung der Schlafenden.

  • Am Nachmittag kündigen eine veränderte Atemfrequenz und unruhige Bewegungen ein erneutes Aufwachen der Fremden an.
    Noch bevor sie ihre Augen öffnet, versucht sie etwas zu sagen, doch ihr Mund ist ausgetrocknet. Sie schluckt mühsam und krächzt dann:


    "Etwas zu trinken..."


    Sie hustet, verzieht das Gesicht und richtet sich auf, wobei sie sich vorsichtig auf ihren linken Arm stützt. Etwas desorientiert schweift ihr Blick auf der Suche nach Flüssigkeit durch den Raum...

  • Calechú ist kurz zu überrascht, daß die Frau in der Sprache der Menschen spricht, um zu reagieren. Dann springt sie auf und bringt der Patientin rasch einen Becher mit Tee, den sie ihr an die Lippen hält. Mit der anderen Hand stützt sie sie, damit sie trinken kann.

  • Die Fremde trinkt durstig, aber zum Glück langsam, sodass sie sich nicht verschluckt. Nachdem der halbe Becher leer ist, zieht sie den Kopf zurück und schenkt der junge Elbe einen dankbaren Blick.


    Dann schaut sie mit gerunzelter Stirn auf ihre rechte Hand herunter, die in ihrem Schoß liegt. Vorsichtig fühlt sie mit den Fingerspitzen der linken Hand über Verband und Schiene und wackelt vorsichtig mit den Fingern, um auszutesten, wie stark die Verletzungen sind.
    Zufrieden damit, das sie wenigstens die Finger bewegen kann, tastet und schaut sie dann nach ihren anderen Blessuren.
    Sie fühlt noch einmal nach der Prellung in der Schulter und verzieht das Gesicht, als ihre Finger durch den feinen Stoff des dünnen Hemdes das Gewebe rund um die Verletzung an der Seite reizen.
    Nachdem das Wackeln mit den Füßen nicht auf beiden Seiten gleich gut geklappt hat, zieht sie die leichte Decke zur Seite, runzelt die Stirn über die stark verschorften Knie und versucht dann sorgenvoll den geschwollenen, steifen Knöchel zu erreichen.
    Das Vorbeigen jedoch verursacht einen stechenden Schmerz unter der Stelle, an der ihre Seite verletzt wurde.
    Zischend zieht sie den Atem ein und hält sich mit zusammengekniffenen Augen den Brustkorb an diesem Punkt...

    Lauf Skoda, Lauf!
    Jyla ist auf dem Weg von den Dracheninseln nach Amonlonde verschollen...

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  • "Nicht..."
    Calechú hält sie fest und versucht sich gleichzeitig an die Dinge zu erinnern, die sie über die Sprache der Menschen gelernt hat. Wie hatte sie sich darauf gefreut ihre Kenntnisse dahingehend auszuprobieren. Irgendwann einmal. Doch jetzt fühlt sie sich seltsam unbeholfen und befangen.
    "Ihr... verletzt. Nicht... anfassen."
    Gleichzeitig schüttelt sie den Kopf und schiebt die Frau wieder in die sitzenden Position zurück.

  • Etwas versteift, weil sie diesen stechenden Schmerz in ihren Rippen vermeiden will, lässt sich die Fremde von der Elbe umpositionieren.


    Nachdem der Schmerz auf ein ignorierbares Maß abgeklungen und nur noch die allgegenwärtige Steifigkeit, das leichte Ziehen an den heilenden Wunden und der kaum noch fühlbare Brummschädel zurückgeblieben ist, wendet sie sich wieder ihrer Umgebung zu.
    Sie schaut sich genau um und nimmt die Atmosphäre und Charakteristika ihres Krankenlagers neugierig auf...

  • Der Raum ist groß und luftig. Öffnungen zu alllen Seiten lassen Licht herein und auch durch die Decke, das Blätterdach, dringt grünliches Licht. Ein Blick nach draußen läßt unschewr erahnen daß man sich nicht zu ebender Erde befindet.
    Der Raum selber ist nicht direkt als Krankenzimmer erkennbar. Bunte Teppiche liegen auf dem Boden. Neben dem Bett steht eine gemütliche, gewachsene Sitzgelegenheit. An einer Wand stapeln sich Decken oder Felle.
    Von der Decke herab hängen mehrere Gefäße, deren Zweck sich nicht direkt erschließt.
    Auf einer Anrichte wartet Geschirr auf seinen Einsatz, ein Krug, zwei Becher, eine abgedeckte Schüssel.
    Verschiedene Teile der Wand sind mit fein gewirkten Tüchern abgehängt. Ob sich dahinter Durchgänge verbergen oder ob die Gewebe nur zu Dekorationszwecken dort hängen ist nicht wirklich ersichtlich.
    Calechú verfolgt die Bewegungen ihres Schützlings aufmerksam.
    "Ihr... hungrig?", fragt sie schließlich.

  • Als habe ihr Magen die Frage verstanden, knurrt es plötzlich unter dem Hemd der Fremden.
    Diese schaut ein wenig irritiert an sich herunter und dann zu der Elbin.


    "j...ja."


    sagt sie.
    Doch offenbar beschäftigt sie etwas noch mehr, als Hunger. Und so fragt sie:


    "Wo bin ich?"


    Es ist offensichtlich, dass diese Frage mehr beinhaltet, als nur die Bitte um eine geographische Antwort. Ihr ist aufgefallen, dass die für sie selbstverständliche Srpache hier nicht gesprochen wird und dass ihre Gegenüber offenbar nicht viel Übung in deren Gebrauch hat.


    Sie versucht ihre Gedanken zu sammeln und in Ruhe und Logik zu verstehen, was hier um sie herum geschieht und geschehen ist, aber mit dem Brummschädel, der allgemeinen Schwäche und den ständigen, leichten Schmerzen der Verletzungen fällt es ihr sichtlich schwer, sich zu konzentrieren...

  • Die Elbe eilt zur Anrichte und in ihrem Eifer, die Schüssel und einen Löffel ans Lager der Fremden zu holen verschüttet sie den Inhalt des Tellers fast. Ein kurzer, unterdrückter Ausspruch ist die Reaktion, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Segenswunsch.
    Dann ist sie am Lager und zieht dort mit einer Hand eine Art Tablett mit Füßen hinter dem Bett hervor daß sie über die Beine der Patientin stellt. Darauf platziert sie die Schüssel, die einen grünlichen, wenig ansehnlichen doch überraschend gut riechenden Brei enthält. Die Elfe legt einen Löffel hinein und sieht ihre Patientin dann auffordernd an.
    "Ihr... essen, ich... reden?"

  • Die Frau blickt die Elbin dankbar an und nickt.
    Nachdem sie zuerst offenbar aus Gewohnheit mit der rechten Hand nach dem Löffel greifen will (sie verzieht kurz das Gesicht und lässt es dann bleiben), beginnt sie nun mit der Linken zu essen.
    Dies tut sie extrem langsam, sowohl von den Bewegungen her, als auch von der Zeit die sie sich nimmt, einen jeden Löffelvoll im Mund zu schmecken und zu genießen, bevor sie schluckt.


    Dabei hört sie ihrer Helferin so aufmerksam zu, wie es ihr möglich ist.


    Es wird deutlich, dass sie die ganze Portion auf keinen Fall wird schaffen können...

  • Damit hat Calechú auch nicht gerechnet, doch sie verfolgt aufmerksam jeden Löffel, der im Mund der Fremden verschwindet.
    "Hier Isilsarn." Sie macht eine Geste, die die ganze Siedlung umfaßt.
    "Edhel... Elben... leben hier. Wie ihr." Sie zeigt erst auf sich, dann auf die Frau.
    "Vor..." Die Elbe hält die Finger einer Hand und den Daumen der anderen hoch. "Eneg... sechs Tagen ich gefunden." Sie zeigt auf ihre Gesprächspartnerin.
    "An Meer." Sie weist aus dem Fenster, in die Richtung in der der Strand liegt, viele Wegstunden entfernt.

  • Die Fremde runzelt die Stirn und versucht die Erinnerungsfetzen zusammen mit dem, was die Elbe ihr erzählt zu einem Bild zusammenzusetzen. Doch immer wieder entziehen sich Teile ihrem Griff.
    Sie hört Meeresrauschen, Stimmen, das leise Schreiten von mehr als zwei Füßen über Waldboden und das Gezwitscher von Vögeln. Sie riecht den erdigen Duft des Waldes, Tang und Salz, und den Körpergeruch einer Person. Sie sieht verschwommene Gesichter, die sich zu ihr herunterbeugen und ganz kurz ein erschreckendes Bild von Wellen, die über ihr zusammenschlagen und den Himmel ausblenden. Sie spürt einen warmen Körper an ihrer Seite, Steine und Sand unter sich, sanfte Berührungen von kundigen Händen und das seltsame Gefühl, wenn man in einer Trage transportiert wird.


    Der letzte Hinweis löst eine Reaktion aus. Die Frau starrt die Elbin an.


    "Am Meer?!"


    Plötzlich weicht jede Farbe aus dem Gesicht der Fremden, Schweiß tritt auf ihre Stirn und sie beginnt zu zittern.
    In ihren Ohren rauscht es, Eindrücke stürzen auf sie ein und entführen sie aus dem Krankenzimmer zurück zu einer anderen Situation:
    Wassermassen umschließen sie, drücken auf ihren Kopf, Wellen schlagen über ihrem Kopf zusammen und werfen sie wie eine Puppe in den Strömungen hin und her. Mal sieht sie den Himmel, mal füllt nur das Schwarz der See ihr Blickfeld aus. Sturmböen und nasse Brecher tosen in ihren Ohren, salziges Wasser und der metallische Geschmack von Blut lassen sie würgen, doch da ist keine Luft, nur noch mehr Wasser...


    Mit starrem Blick und verkrampftem, zitterndem Körper sitzt die Frau viel zu hastig atmend auf ihrem Krankenbett - offenbar gefangen in den grausigen Erinnerungen...

  • "Nicht...!"
    Calechú greift bestürzt nach ihrer Schulter.
    "Was...?"
    Ihr fehlen die Worte in der fremden Sprache und sie wechselt wieder ins vertrautere Sindarin.
    "Ihr seid nicht mehr am Meer. Es ist fort. Habt keine Angst, ihr seid gerettet."
    Sie legt ihre Hände um das Gesicht der Frau und dreht es so, daß sie sie ansehen muß. Ihre Augen sind voll Sorge, die Stimme wird sanfter, weniger drängend.
    "Alles ist gut. Habt keine Angst..."

  • Langsam taucht die Fremde aus ihren Erinnerungen wieder auf. Die beruhigende Stimme und das waldige Grün der Augen ihrer Gegenüber helfen ihr dabei als Ankerpunkte.
    Schließlich sitzt sie schwer atmend, die Augen geschlossen, mit einem kummervollen Gesichtsausdruck da und lehnt sich haltsuchend und erschöpft an die Elbe an.

  • Calechú streicht ihr beruhigend übers Haar. So richtig weiß sie jetzt auch nicht mehr was sie tun soll. Also versucht sie sich noch einmal im Gleichen Tonfall an der Menschensprache.
    "Meer... weg. Alles.. gut."

  • Kaum hat die Sonne sich entschlossen in absehbarer Zeit unterzugehen tauchen drei Gestalten aus einem Gästequartier auf und machen sich zielstrebig auf den Weg, der sie zu einer Sitzgruppe führt. Alle drei sind in hauptsächlich graue Kapuzenmäntel gewandet, der der mittleren weist jedoch einschlägige Grüntöne auf. Von der Gestalt her sind unter den Mänteln drei Elben zu vermuten, die mittlere ist eine Elbin, flankiert von Wächtern, wie man ihrer leichten Rüstung und Bewaffnung entnehmen kann, verschiedenen Geschlechts.
    "Sera Avila, ich wünsche Euch einen guten Abend und hoffe, Euer Tag war erfolgreich," begrüßt Shinoriel, die grünlich Gewandete, ihren Gastgeber, sobald sie ihr Ziel erreicht hat. Die Wächter sind derweil ein wenig auf Abstand geblieben um nicht zu stören.