Der Übungsplatz der Garde (Unterstadt)

  • Der Priester nahm eines der Scherter am Griff, während er das andere an der hölzernen Klinge anfasste. Mit wenigen, raschen Schritten war er bei Lira und reichte ihr Letzteres. Erst dann nahm er eine lockere Kampfhaltung ein und brachte dabei gleichzeitig wieder ein wenig mehr Distant zwischen sich und die Novizin. Damorg nickte Lira zu.

  • Lira nahm die Waffe an, sah Damorg einem Moment lang in die Augen und positionierte sich ihm gegenüber. Sie wog die Waffe in der linken Hand Hand, ließ sie einmal, zweimal geschmeidig kreisen. Nicht, weil sie irgendeinen Eindruck schinden wollte, sondern weil sie das Gewicht und den Schwerpunkt testen wollte.


    Ihr Blick leerte sich, sie wie sie es gelernt hatte. Kein Gegner würde fähig sein, ihr irgendeine Bewegung an den Augen abzulesen, bevor sie sie tat. Und die Tatsache, dass sie Linkshänderin war, war sicherlich auch nicht zu verachten, wie sie wußte. Dann griff sie an, mit einem geschmeidigen Bogen in Richtung seiner rechten Schulter, mit nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Wucht, ein Austesten seiner Reaktionen. Innerlich kochte bereits die Vorfreude auf einen guten Kampf in ihr und große Neugierde, wie sie sie immer empfand, wenn sie auf einen neuen Gegner traf.

  • Den zuvor zwischen sich und Lira gebrachten Abstand nutzend, machte Damorg einen Ausfallschritt nach hinten um den Schlag auf seine Schulter zu entgehen. In der Tat war er ein wenig von dem Schlag überrascht, der mit ihrer linken Hand geführt wurde. Hatte er zwar gesehen das sie das Schwert in die Linke nahm, aber diese Tatsache nicht richtig realisiert.


    Seinerseits setzte er nun zu einer kurzen Folge von Angriffen an, die auf Liras Oberkörper zielten, wobei er bewusst vielmehr versuchte ihre Waffe zu treffen, als die Novizin selbst. Die Schläge waren recht langsam und ohne große Mühe geführt. Ein Abtasten.

  • Aus dem Trot gerissen, hat Damorg Schwierigkeiten den Schlag zu parieren, hatte er doch mit einem ruihgen Anfang gerechnet. So lenkt er den Schlag nur mit Mühe ab.


    Ein Schmunzeln schleicht sich auf seine Züge, als er ihr Augen fixiert.


    "Dann zeig einmal was du sonst nich so kannst."


    Der Priester brachte ein wenig mehr Abstand zwischen sich und die Novizin und machte sich für einige Paraden bereit.

  • Für einen Moment, irritiert davon, dass er ihr für ihre Anmaßung nicht böse war, wich der konzentrierte Ausdruck aus ihren Augen, jedoch nicht vollständig. Sie wartete geduldig, bis er erneut seine Position gefunden hatte. Dieses Mal fuhr sie ihm nicht in die Bewegung, sondern wartete, bis er bereit war.


    Dann begann sie, ihn anzugreifen, wie er es gefordert hatte. Ihre Schläge waren geübt und präzise und wenn ihr auch die Kraft eines Mannes fehlte, so konnte sie dies durch ihre Schnelligkeit mühelos ausgleichen.


    Bei einer Parade, bei der die Schwerter mit größerer Wucht zusammenstießen, knackte es in einem der Holzschwerter verdächtig.

  • Damorg hielt Inne und brachte einen weiteren Schritt Abstand zwischen sich und Lira. Ein kurzes Nicken konnte wohl als Anerkennung gedeutet werden.


    Dann richtete er seinen Blick in die Richtung der Oberstadt und lauschte noch einmal in die selbe Richtung. Als er nichts weiter hörte wendete er sich wieder Lira zu.


    "Prüfe dein Schwert."


    Er selbst prüfte sein Schwert auf Bruchstelen und gab ein wenig Druck auf Klinge und Griff.

  • Holz knackte mit einem unangenehmen Laut, als die Novizin ihr Schwert in die Hände nahm und Druck aufbaute. Mit einem satten Geräusch splitterte das Holz an einer Ecke auf.


    "Ich glaube das muss ich wohl ersetzen", sagte Lira verdutzt. Ihr Körper entspannt sich ein wenig. Auf ihrem Gesicht und in ihrem Atemrhythmus ließ sich kaum ein Hinweis darauf finden, dass die kurze Übung sie angesrengt hätte. "Ich hole mir ein Neues."


    Das war halb Aussage, halb in Damorgs Richtung geführte Frage.

  • "Es stehen noch ein paar Paraden für dich aus, also los."


    Damorg musste ein wenig schmunzeln und erinnerte sich an den Tag als er eins der Holzschwerter zerbrochen hatte, ebenso wie die Nase des Serganten.
    Innerlich zuckte er mit den Schultern und sein Schmunzeln wurde noch breiter.

  • Lira legte das beschädigte Holzschwert ein Stück neben den Ständer, in dem die anderen Schwerter untergebracht waren, wählte eines davon aus, prüfte es und kehrte dann zu Damorg zurück.


    Sie richtete das Schwert mit seiner Spitze auf der Höhe von Damorgs Kehle aus, so wie sie es gelernt hatte und versuchte, an seiner Körpersprache zu erkennen, was ihr nun bevorstehen würde. Ihr Körper spannte sich wieder an, ihre Miene schloss alle Gefühle aus, die ihr in diesem Moment durch den Kopf gingen - Unsicherheit, wie sie sich verhalten sollte, Amüsiertheit über die seltsamen Gepflogenheiten in Renascân und viele andere Dinge, die in ihrem Kopf kreisten, denen sie aber keinen Raum geben konnte.

  • Das Schmunzeln aus Damorgs Gesicht wich, als Lira ihre Position wieder eingenommen hatte, auch er richtete sich neu aus.


    Die ersten drei Schläge setzte er in der gleichen Geschwindigkeit und mit der gleichen Härte, wie zuvor, doch dann legte er in jeden Schlag mehr Kraft und auch die Geschwindigkeit nahm zu.


    So gerieten die beiden in Bewegung und der Priester war darauf bedacht der Novizin nicht einmal die Möglichkeit für einen Gegenangriff zu geben. Nach und nach breitete sich die Hitze in dem Leib des Priesters aus, bis ihm die ersten Tropfen über die Stirn liefen.

  • Lira bewegte sich mit der Anmut eines Menschen, der das letzte Jahrzehnt mit nichts Anderem verbrachte hatte als zu Kämpfen. Immer wieder versuchte sie, Damorgs Deckung zu durchbrechen, doch sie sah keine Blöße, was sie nur noch mehr anspornte, es zu versuchen.


    Ihre Wangen röteten sich, ihre Augen blitzten auf, freudig, bei jeder Lücke, die sie zu sehen meinte, frustriert, wenn sie geblockt wurde. Haare lösten sich aus dem festgezerrten Zopf und standen ihr bald, feucht vom Schweiß, wie eine Gloriole vom Kopf ab.


    Irgendwann ging ein Zittern durch ihre Arme und Schmerz kroch beim Blocken in ihre Schultern, doch sie biss die Zähne zusammen und intensivierte ihre Bemühungen, zumindest einen sauberen Treffer zu landen.

  • Damorg dessen Atem mittlerweile stoßweise ging, schenkte Lira ein Lächeln, als sie erneut zu einem Schlag ausholte und während sie schon im Schwung war lies er seinen Schwertarm nach unten sinken, die Spannung in seinen Schultern lies nach.

  • Liras Augen weiteten sich für einen Moment. Die Klinge, bereits im Schwung auf Damorgs Schulter, traf, doch nicht mehr mit der Wucht, die die hölzerne Klinge anfangs gehabt hatte. Liras Arm zitterte verdächtig, weil sie eine Menge Kraft dafür aufgewendet hatte, Damorg nicht zu hart zu treffen.


    Mit einem Schritt ist sie aus seiner Reichweite, falls er sie noch einmal angreifen sollte. Fragend blickt sie den Priester an.

  • Damorg nickte der jungen Frau zu.


    "Ich denke es reicht für heute."


    Er versuchte seinen Atem langsam wieder unter Kontrolle zu bringen und benötigte einige Herzschläge Zeit, dafür hob und senkte sich sein Brustkorb wieder regelmäßig. Mit einer geschickten Bewegung drehte er das Schwert in seiner Hand, so dass er die Koinge in der Hand hatte. Mit dem Griff voran recihte er es Lira.

  • Die Novizin neigte leicht und respektvoll den Kopf, dann nahm sie den Waffe von ihm an und brachte sie zurück zum Waffenständer. Dort prüfte sie den Waffen noch einmal, dann legte sie sie zurück und nahm das beschädigte Schwert auf.


    "Wo muss ich melden, dass ich es beschädigt habe?", erkundigte sie sich, als sie zu Damorg zurückkehrte. Mit dem Ärmel ihrer grauen Tunika wischte sie sich über die Stirn.

  • Damorg war, während Lira sich um die Schwerter gekümmert hatte, zu der Tränke gelaufen und hatte sich die Tunika über den Kopf gezogen, welche er achtlos auf den Boden daneben geworfen hatte.


    "Das meldest du am besten im Wachgebäude. Sag einfach wer du bist und das ich das Schwert bald ersetzen werde."


    Mit ein paar Händen voll mit Wasser kühlte der Priester sein Gesicht und den Oberkörper ab.


    Die Sonne war nun fast nicht mehr zusehen und es dämmerte langsam, mit den Strahlen der Sonne war auch die Wärme verschwunden. Ein Brise frischte aus der Richtung des Meers auf und Damorg fröstelte kurz.

  • Als Lira mit einem kurzen Blinzeln gewahr wurde, dass Damorg sich in halb bekleidetem Zustand befand, bückte sie sich, um seine Tunika aufzuheben und sie ihm hinzuhalten, während sich ihre Augen damit beschäftigten, die Dachfirste von Renascân ausgiebig zu bewundern und sich darüber zu freuen, dass sie sowieso schon rot im Gesicht war.

  • Nachdem sich Damorg erfrischt hatte, nahm er danken die Tunika entgegen und streifte sie sich wieder über.


    "Und jetzt bring das Schwert schnell in das Wachgebäude und gib bescheid. Ich warte hier."


    Er machte bereits die ersten Schritte in die Richtung der Straße, die am Übungsplatz vorbei führte.