Die Küche 4

  • Er seufzt als sie sich in seine Arme schmiegt, losgelassen hätte er sie jetzt bestimmt nicht.


    Langsam streichelt er über ihr Haar, dann schmiegt er seine Wange an ihren Kopf und atmet erneut ihren Duft ein.


    Leise fängt er auf Elbisch an zu singen.

  • Das Lied dauert nicht lange, aber selbst als der Text endet summt Thiran die Melodie noch eine Weile.


    Wäre es nicht wunderbar, wenn er hier einfach sitzen bleiben könnte?


    Plötzlich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz, als hätte jemand sein innerstes mit Eis verbrannt. Er keuchte und schob Anna von sich um sich dann zusammen zu krümmen.

  • Sie zieht ihn in ihre Arme, hält in fest an sich gedrück. Streicht über sein Haar und seinen Rücken, flüstert zärtlich beruhigende Worte, seinen Namen. Sie läßt ihn weinen und wiegt ihn wie ein Kind in ihren Armen, auch wenn sie dieser plötzliche Ausbruch nicht wenig erschreckt haben muß.

  • Es dauert eine Weile bis er sich von ihr löst. Er hält de Kopf gesenkt als er ihr erzählt was passiert ist.


    Ich weis nicht ob du Liadana kennen gelernt hast. Sie ist zurück gegangen in unsere Heimat um dort dem Ruf ihres Schicksals zu folgen.
    Als er sich die Tränen aus den Augen streicht sieht er das erste mal jung aus, man könnte den eindruck bekommen er wäre jünger als die menschliche Frau an seiner Seite.
    Um das zu schaffen was sie tun muss, muss sie Teranbar, unsere Heimat von der restlichen Welt trennen.
    Er atmet tief durch
    Alle Elben Teranbars sind tief mit dem Land verwurzelt, sind mit ihm verbunden, können es spüren, selbst wenn wir nicht dort sind.
    Er krümmt sich zusammen und legt seinen Kopf in ihren Schoß
    Mir ist so kalt...

  • Ihr wird kalt als er den Namen seiner Herrin erwähnt. Sie glaubt zwar, daß Kassandra sie unter einem anderen Namen vorgestellt hat, doch von wem er spricht ist unmißverständlich.
    Wenn die Elbe sähe, daß sie, Selené, ihrem Vertrauten so nahe gekommen ist... Ein Schauer läuft über ihren Rücken. Sie hat einmal um ihr Leben kämpfen müssen, mit Hinterlist und Magie. Sie will das nicht wieder tun müssen.


    Sein Elend lenkt sie von ihrer Angst ab. Sie streichelt das schöne tränenverschmierte Gesicht in ihrem Schoß, fährt mit den Fingern durch das glänzende Haar, küßt die helle Stirn.
    "Ich kann deinen Verlust nicht ersetzen...", flüstert sie. "Ich kann nur da sein... Dich nur ein wenig wärmen..."
    Sie muß achtgeben, daß seine Tränen sie nicht anstecken als sie fortfährt, ihm beruhigende Worte ins Ohr zu flüstern.

  • Er klammert sich an sie während er um Fassung ringt, der Verlust den er spürte schien grenzenlos. Er hatte zwar gewusst, dass er mit dem Land verbunden war, doch wie groß die Leere war, das erschreckte ihn.
    Er konnte nur hoffen, dass Liadana erfolgreich sein würde und Teranbar irgendwann wieder öffnete.
    Was war wenn sie versagen würde? Würde er das aushalten? Konnte er so überhaupt überleben? Er war sich nicht sicher. Das einzige was ihm etwas zum festhalten gab, während seine Seele in der Leere taumelte war Anna.


    Anna... er hielt an diesem Gedanken fest und langsam kam er wieder zu sich.


    Verzeih murmelte er, als er sich soweit gesammelt hatte, dass er sich aufrichten konnte.

  • Sanft wischt sie die Tränen aus seinem Gesicht.
    "Muß ich nicht", antwortet sie. "immerhin hast du das selbe für mich getan..."
    Prüfend sieht sie ihn an. Das Schlimmste schien vorbei, doch er sah noch immer so verloren aus. Und so jung. Ihr fällt auf, daß sie keine Ahnung hat wer von ihnen der Ältere ist.

  • Kleine Füße trippeln über den Boden der Eingangshalle und dann schiebt ein blonder Dreikäsehoch die Küchentür auf.
    Als Ancale die beiden auf der Bank sitzen sieht runzelt er die Stirn. Voller Sorge, sie könnten schon das Feuer angemacht haben, betritt er die Küche und geht zum Ofen. Wenn das Feuer schon an ist kann man zumindest als erster dem Wawa guten Morgen sagen.
    Er seufzt erleichtert, als er sieht, daß nur ein Rest Glut im Ofen ist, aus der ihn verschlafen das Feuerelemantar anschaut.
    "Guten Morgen, Wawa", sagt er fröhlich. Dann schiebt er ein paar Scheite in den Herd und läßt sie lachend in Flammen aufgehen.
    Nach getanem Werk schaut er die beiden auf der Bank an. Na, die sollte er vielleicht auch begrüßen.
    "Guten Morgen, Thiran, Anna..." Und klettert zu ihnen auf die Bank um zu warten, daß Frühstück passiert.
    "Guten Morrgen, Ancale", lächelt Anna. "Magst du Kakao?"
    Der Kleine nickt und Anna steht auf um Milch auf dem Herd aufzusetzen.

  • Eine kleine Hand berührt ihn am Arm.
    "Bist du traurig?" Die blauen Kinderaugen schauen ihn unverwandt an, Ancale steht neben ihm auf der Bank. Nur so ist er groß genug, ihm in die Augen schauen zu können.


    Anna am Herd lächelt leicht, als sie die Frage hört. Sie rührt das dunkle Pulver in die Milch und setzt dann Wasser für neuen Tee auf.

  • Das ist wirklich ein Grund traurig zu sein, muß sich Ancale eingestehen.
    "Armes Heimweh", sagt er mitleidig und streicht dem Elben unbeholfen über die Wange. Dann rutscht er von der Bank um zur Spieleecke zu laufen. Er wählt ein recht undefinierbares Spielzeug, aus weichem Fell zusammengenäht und bringt es Thiran.
    "Da", sagt er.