Der Dorfplatz von Renascân (2)

  • "Solange du nur für sie kochst."


    Sagte er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Das hier war weder die Zeit noch der Ort um über ihre Ängst zu sprechen und dabei ging es ihm damit nicht viel anders, nur das er sich das nicht so einfach eingestehn würde.

  • " Das letzte Mal, als mir das passiert ist, mußte ich einem Ork die besten Teile heilen, in die ihn ein Streitkolben getroffen hatte. Um ihn abzulenken, habe ich ihm von meinem Essen erzählt. Danach wollte er mich als Köchin behalten und es waren zähe Verhandlungen nötig, damit ich heute hier bin."


    Die beiden schlendern vom Markt weg und biegen irgendwann am nordwestlichen Ende der Oberstadt in den steilen Geisenstieg ein, wo sich Alanis Unterkunft befindet.

  • Nachdenklich, das Gespräch in der Präfektur noch einmal gedanklich durchgehend, schlendert Johanna auf den Marktplatz - und wird von einem Schneeball an der Schulter getroffen. Anscheinend haben es sich ein paar Kinder zur Aufgabe gemacht, den Schnee, der langsam in der zögerlichen Sonne zu weichen beginnt, auf die bestmögliche Weise zu nutzen. Dass es nun eine Erwachsene getroffen hat - ein paar betroffene Kinderaugen wenden sich Johanna zu, wohl schon in Erwartung eines Donnerwetters... .


    Einige Augenblicke später liefert sich Johanna mit den Kindern eine erbitterte, aber mit viel Lachen begleitete Schneeballschlacht, etwas abseits der Marktstände, doch immer noch so nahe, dass die Besucher des Dorfplatzes lächelnd und vielleicht ein klein wenig neidisch die Köpfe schütteln können.

  • Delpior hatte sich gerade mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt und stapft, den Mantel eng um sich gehüllt, über den Dorfplatz, als er das Spektakel bemerkt. In einiger Entfernung bleibt er stehen und betrachtet mit großen Augen die Schneeballschlacht


    "Aaaaaaaaaaaaaaaah ja..." murmelt er

  • Johanna, von zwei Seiten in die Zwange genommen und unter ihrem grünen Umhang gut angewärmt, feuert ein paar eher schlecht gezielte Schneebälle auf ihre Widersacher, und betrachtet dann mit schuldbewussten Augen, ähnlich derer der Kinder noch vor wenigen Momenten, wen sie denn nun wirklich treffen wird.

  • Die Entfernung war scheinbar zu gering gewählt, denn Delpior wurde (woher auch immer) von einem Schneeball im Gesicht getroffen und ließ vor Schreck seinen Beutel mit den Lebensmitteln fallen. Während Brot und Wurst sich eher träge zeigten, rollte ein kleiner, runder Käse auf dem leicht abschüssigen Dorfplatz davon...


    Delpior war derweil - leicht prustend - damit beschäftigt, den Schnee aus seinem Gesicht und wieder klare Sicht zu bekommen.

  • Johanna schlägt eine Hand vor den Mund - ob sie lacht oder erschrocken ist, ist in diesem Moment nicht so leicht zu sagen. Die Kinder machen sich im Angesicht der Tatsache, dass es schon wieder einen Erwachsenen getroffen hat und sie nicht darauf bauen können, zweimal hintereinander Glück im Verständnis zu finden, lärmend aus dem Staub und Johanna blickt ihnen kopfschüttelnd hinterher.


    "Kleine Verräter" , murmelt sie, meint es aber natürlich nicht so. Dann eilt sie zu Delpior, nun ehrlich besorgt. "Ohweh, das wollte ich nicht. Ich bin immer so tollpatschig-. Entschuldigung!"


    Schuldbewußt sieht sie dem Käse nach und hockt sich dann in den Schnee, um die heruntergefallenen Lebensmittel aufzuheben.

  • Delpior hat mittlerweile den Schnee zumindest einigermaßen aus dem Gesicht entfernt, reibt sich die Augen und blinzelt dann unsicher um sich


    "...ist..." *hust* "...nicht so schlimm. Ich leb' ja noch. Also, entweder das war sehr gut gezielt...oder sehr, sehr schlecht. Ich hoff' mal, eher das zweite."


    Dann beginnt auch er mit dem Einsammeln der Lebensmittel und grinst Johanna, indem er sich nochmals übers Gesicht reibt, etwas gequält an


    "Danke! Wäre schade um das Essen, oder?"

  • Johanna atmet auf, als sie sieht, dass der Getroffene die Sache mit Humor zu sehen scheint.


    "Sehr schlecht, ich schwör's."


    Sie wischt eine nass gewordene Hartwurst an ihrem gelben Rock ab und reicht sie ihm mit einem geknickten Lächeln.


    "Ich fürchte, der Käse ist über alle Berge - also, im wahrsten Sinn des Wortes. Den werde ich natürlich ersetzen."

  • "Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, rollte er in diesen Richtung." Johanna deutet mit dem Daumen den Marktplatz entlang, zu den Marktständen, wo sie den Käse aus den Augen verloren hat. Der Zweifel, ob man das verlorene Gut noch wiederfinden kann, ist ihr in's Gesicht geschrieben."Wie gesagt, sucht Euch bitte einen Neuen aus. Und gerne noch einen dazu, für den Schreck."

  • Delpior schaut herum und sieht dabei etwas dümmlich aus


    "Da entlang, aha. Aber...aber war der Schneeball denn überhaupt von euch? Ich hätt' mich ja auch ducken können. Naja, hätte ich's können, hätte ich's vermutlich gemacht. Schwierige Sache..."


    Er kramt noch ein wenig in seinem Beutel


    "Aber sonst scheint ja alles da zu sein, und gut gekühlt noch dazu."

  • Johannas Mundwinkel bewegen sich langsam nach oben und die Anspannung, durch ihre Ungeschicklichkeit wieder einmal eine kleine Katastrophe heraufbeschworen zu haben, legt sich etwas.


    "Ja, ich fürchte, das war mein Schneeball. Das kann ich den Kindern nicht anlasten."


    Sie kramt in dem Beutel an ihrem Gürtel, auf dem eine braune Bärentatze eingestickt ist und holt einige Münzen hervor.


    "Also, welcher Käse darf's denn sein?"


    Sie macht eine fragenden Geste in Richtung der Marktstände.

  • "Oh...äh...das ist nett, danke. Das war ein Thiemelsterner Geisenbollen, dort drüben von dem Stand."


    Er wickelte den Griff seines Beutels um sein linkes Handgelenk, dann streckte er die rechte Johanna entgegen


    "Ich bin übrigens Delpior, Delpior Sorley, aber Delpior reicht völlig. Ihr seid nicht von hier, oder?"

  • Johanna schlägt ein, mit einem für eine Frau recht kräftigen Händedruck.


    "Ich bin Johanna vom Zweibach. Ich bin neu hier. Gestern erst angekommen. 'Johanna' reicht auch."


    Dann macht sie sich daran, dem guten Mann das zurückzukaufen, was er wegen ihr verloren hat. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verkäufer hält sie Delpior schließlich den Käse hin.


    "Hier. Entschuldigung noch einmal. Ich bin manchmal furchtbar tolpatschig."

  • "Danke, kann ja passieren. Mir zwar nicht, weil ich ziel' noch schlechter als schlecht und hätt vermutlich nicht mal das geschafft. Als Ziel taug' ich irgendwie besser..."


    Er nimmt ein kleines Messer und schneidet zwei Stücke vom Käse ab, um eines dann Johanna hinzuhalten


    "Bitte sehr. Probieren müsst ihr aber, Johanna! Ist schon lange kein Gaisenbollen mehr hier verkauft worden. Toller Käse!"

  • Johanna nimmt das Stück mit Dank entgegen und beißt dann ab. Sie kaut, schluckt, nickt und sagt dann:


    "Der ist wirklich gut. Aber wieso gab es den eine Zeitlang nicht? Wegen des Winters?"


    Der Rest des Bissens verschwindet in ihrem Mund.

  • Auch Delpior beißt, etwas schmatzend, von seinem Stück Käse ab


    "Ja, im Winter kommen nicht so viele Schiffe hier rüber. Und wenn, dann haben die meistens was wichtigeres geladen als Gaisenbollen. Leider. Naja, wichtigere...äh...so Sachen eben, die wichtiger sind. Kann ich auch irgendwie verstehen."


    "Außerdem muss der Käse ja auch erst zum Hafen, also nach Maranakar. Ist ja auch ein Stückchen, glaub' ich, und da im Winter mit so einem Karren voll Käse durch den Schnee stapfen, da könnt' ich mir auch schöneres vorstellen. Trotzdem scheinen's ja einige Leute doch zu machen, sonst hätten wir jetzt keinen Gaisenbollen hier, ja."


    Er vertilgt den Rest des abgeschnittenen Streifens


    "Gestern erst angekommen? Und, für länger hier? Oder wieder weiter?"