Der Dorfplatz von Renascân (2)

  • Auf den Dorfplatz rumpelte ein kleiner Karren, der von einem Esel gezogen wurde. Selbiger schaute etwas gelangweilt aus der Wäsche.
    Auf dem Karren stapelten sich einige Bretter und Bohlen. Ein auseinandergebauter Tisch war wohl auch dabei nebst einigen Stoffplanen. In den nächsten zwei Stunden waren drei Männer damit beschäftigt, einen Stand aufzubauen. Die Bretter wurden mit Dübeln aneinander befestigt anstatt mit Nägeln, so dass man den Stand rasch wieder auseinander bauen konnte.

  • Als die Arbeiten schon in die letzte Phase gingen, tauchte die Layapriesterin auf und begutachtete den kleinen Bretterverschlag. Dann begann sie selbst Hand anzulegen. Als Dach spannte sie eine gewachste Stoffbahn in senfgelb. Den Tisch deckte sie mit einem roten Tischtuch ab und positionierte eine Kiste darauf sowie einige größere Kisten in den hinteren Bereich. Auf den Tisch kamen noch kleinere Handarbeiten wie Schnitzereien aus Holz und Rosenquarz, Puppen und bunte, gewebte Borten für Kleidung.


    Dann trat sie einige Schritte zurück, um ihr Werk zu betrachten. Zufrieden lächelte sie und schob sich eine vorwitzige blonde Locke aus dem Gesicht. Die letzten Wochen hatte sie nur auf dem Bauplatz des Waisenhauses zugebracht. Eine Schande, dass sie ihre Glaubensschwester noch nicht hatte begrüßen können. Etwas schuldig fühlte sie sich ja doch. Und auch jetzt würde es nichts damit werden. Eine Frau mittleren Alters hielt schnurgrade auf sie zu und winkte fröhlich. Der Stand würde die nächsten Tage stets besetzt sein müssen. Und nur Hilde und ihre Freundinnen würden dafür nicht reichen. Sie beschloß Johanna kurzerhand eine kleine Notiz zu schreiben.


    Am Stand schrieb sie schnell etwas auf einen Zettel. Als sie das Schriftstück abgelöscht hatte, übergab sie es mit einem verschwörerischen Zwinkern an einen Jungen, der in Aussicht auf eine süße Leckerei sofort los rannte.

  • Aus dem Tempel tritt Johanna, sich ihren grünen Mantel umlegend. Sie geht über den weiten Platz, bis sie den im Brief bezeichneten Stand gefunden hat und geht dann mit einem freundlichen Gruß auf die versammelten Frauen zu.

  • Hilde schob gerade eine kleine Bärenfigur aus Rosenquarz zurecht und betrachtete ihr Werk. Die kleine, füllige Frau hatte ein offenes, freundliches Gesicht. Das Leben hatte einige tiefe Falten in ihr Anlitz gegraben.
    Als sie Johanna sah, fing sie an zu lächeln.


    "Seid Ihr Johanna, Mutter?" fragte sie die deutlich jüngere Frau eine Anrede nutzend, von der sie nicht sicher war, ob sie richtig war. "Miriel hat erzählt, dass Ihr vielleicht kommen würdet. Aber das war ja.. sehr schnell. Ich bin Hilde. Das dort sind Anna und Gisela."


    Dabei deutete sie auf zwei Frauen, die gerade mit zwei Körben auf den Stand zuhielten.

  • "Ich bin Johanna - einfach Johanna." Sie tritt in die Runde und gibt jeder der Frauen die Hand, blickt jede von ihnen eine kleine Weile an. Über die Vielzahl der Anreden, die sie in Renascân schon erhalten hat, ist sie immer noch ein wenig verdutzt. "Möge die Göttin Euch segnen für Eure Hilfe." Wohlwollend lässt sie den Blick über den kleinen Stand gleiten. "Miriel schrieb, ich könnte hier helfen. Das würde ich sehr gerne."

  • "Ja, gerne.. ehm.. Johanna." versuchte Hilde es, auch wenn der Vorname etwas holprig über ihre Lippen kam.


    "Grade sind wir noch am Aufbauen. Aber wir hoffen schon bald auf die ersten Spenden."


    Sie wies auf die Kiste.


    "Diese dort ist für Geldspenden. Aber wir erwarten eher Sachspenden für die Tombola."


    Als hätte er auf dieses Stichwort gewartet, kam ein Mann von einem Marktstand herüber. Er schleppte einen Sack, der wohl nicht leicht war. Schnaufend stellte er ihn vor den Frauen ab und musterte dabei die Insignien, die Johanna trug. Ererbietig verbeugte er sich kurz.


    "Ich bin Lutz, Ehrwürd'n. Ihr sammelt fürs Waisenhaus, nich? Wir ham zwar nich viel, aber den Sack Töften können wir wohl erübrij'n. Is' ja fürn guten Zweck, nich wahr?"


    Der Mann grinste treuherzig, nahm sich die Kappe vom Kopf um sich durch die Haare zu streichen und sie dann in den Händen zu drehen.

  • Johanna blickt sich den Stand an und nickt anerkennend.


    "Habt Ihr schon eingeteilt, wer wann beim Stand sein wird?"


    Als der Mann herankommt und den Sack Kartoffeln abstellt, tritt sie lächelnd zu ihm.


    "Wir danken Dir, Lutz." Sie legt dem Mann eine Hand auf die Schulter. "Mögen Dich die Götter für Deine Großzügigkeit belohnen und die lächelnde Herrin auf all Deinen Wegen Freude säen."

  • Lutz scheint von einfachem Gemüt zu sein, doch herzensgut. Hätte er keinen schwarzen Vollbart gehabt, hätten die Frauen die feine Röte gesehen, die seine Wangen überzog.


    "Danke, Erwürd'n." brummelt er und geht wieder zu seinem Stand.


    Hilde dachte kurz über Johannas Frage nach.


    "Naja, so genau haben wir uns das noch gar nicht überlegt." gestand sie dann und wuchtete den Sack mit erstaunlicher Kraft hinter das Tuch. "Morgen ist zumindest der wöchentliche Markttag. Da sind die Leute schon bei Sonnenaufgang hier."

  • Johanna betrachtet sich die Dinge, die bisher ausgestellt sind und geht in Gedanken die wenigen Besitztümer durch, die sie nach Renascân mitgebracht hat. Sicherlich würde sich das ein oder andere noch finden, was sie erübrigen oder bis zur Eröffnung des Waisenhauses herstellen konnte.


    "Dann bin ich auf jeden Fall morgen bei Sonnenaufgang bei Euch, um Euch zu unterstützen und bleibe auch jetzt noch."

  • "Oh, Ihr seid so gut, Mu.. ehm.. Johanna." sie grinste etwas verunsichert aber doch dankbar.


    "Also dann, ehm.. schauen wir doch mal, was wir alles zusammen bekommen. Wäre ja gelacht, wenn das nicht einiges wäre. Das Waisenhaus erfährt zwar bereits viel Unterstützung von der Präfektur, aber auch die Bevölkerung gibt ja gern."


    Sachte strich sie das Tuch glatt. Dann holte sie eine Puppe aus der Schlinge, die sie als Tasche um die Schultern trug und legte sie zu den bereits eingesammelten Sachen in die Kiste. Wie zum Abschied streichelte sie das Spielzeug noch einmal und wandte sich dann ab. Ihre Augen glänzten leicht feucht dabei. Sie fing sich jedoch rasch wieder und machte sich daran die Kleinigkeiten auf dem Tisch zu ordnen.

  • Johanna blickt zwischen der Frau und der Puppe hin und her und kann dann selbst ein Seufzen nicht verhehlen. Sie tritt an den Tisch heran und betrachtet, was bereits zusammengekommen ist. Sie grübelt, was in den wenigen Tagen bis zur Eröffnung nach zu machen sein wird. Vielleicht konnte sie ja das nächste Mal das Waisenhaus von ihnen betrachten - möglicherweise hätte sie sich beim ersten Besuch einfach als Laya-Priesterin zu erkennen geben sollen. Sie war von zuhause so daran gewöhnt, dass alle einander kannten, da war Renascân einfach eine neue Erfahrung.

  • Wenig später kam ein Junge vorbei. Oder ein junger Mann. Zumindest befand er sich in der schwierigen Phase des erwachsen werdens. Im Arm trug er ein kleines Holzpferd auf Rollen, das man an einem Seil hinter sich her ziehen konnte.


    Zielstrebig kam er auf Johanna zu und verneigte sich etwas linkisch.


    "Ihr müsst die neue Layapriesterin sein. Mein Name ist Jörn. Willkommen in Renascân."


    Etwas verlegen strich er sich durch den Bartflaum und konnte immer nur kurz den Augenkontakt halten. Andere... Dinge schaute er dafür etwas länger an, als es ziemlich gewesen wäre, versuchte sich aber mannhaft zu beherrschen.

  • Johanna begrüßt ihn ebenso freundlich wie er sie.


    "Ich grüße Dich, Jörn. Herzlichen Dank für die Begrüßung. Ist das eine Gabe für die Verlosung?"


    Mit der letzten Frage versucht sie, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zu bringen. Dennoch hat sie kurzzeitig irritiert nach unten schauen müssen, ob ihr Ausschnitt noch dort sitzt, wo er sein sollte. Als sie feststellt, dass alles gut und sicher verstaut ist, hebt sie den Blick wieder und schenkt dem Jungen einen langen, amüsierten Blick.

  • "Äh, ja, ein.. ein altes Spielzeug von mir. Ich kann es nicht mehr gebrauchen. Es ist nicht mehr neu, aber, nun ja, die gröbsten Kanten habe ich raus gefeilt und es neu geölt. Es sollte seinen Dienst noch tun. Ich würde es gerne für die Waisen da lassen. Nicht für die Tombola. Vermutlich können die Kinder mehr damit anfangen."


    Er hob den Blick.


    "Und es würde mich glücklich machen, wenn es noch jemanden so schöne Stunden bescheren würde wie es das bei mir tat."

  • "Das ist eine wunderbare Gabe, vielen Dank, Jörn. Sehr umsichtig von Dir." Sie hebt die Hände, um das gute Stück zu übernehmen und lächelt warm und erfreut. "Möge die Göttin Dich dafür segnen."

  • "Gerade aus Montralur angekommen." Sagt sie, bevor sie einen weiteren großen Bissen nimmt.


    Sie bemerkt, dass der Fremde ihre Frage nicht wirklich beantwortet hat und bleibt neugierig.
    "Und wie heißt ihr, wenn ich fragen darf?"
    Sie blickt den Mann neben sich an.

  • "Oh, Verzeihung! Man nennt mich Bedwyr, ich bin Kapitän der >Dorntal<!" Er grinst entschuldigend und verneigt sich leicht vor der jungen Frau, während er sich vorstellt. Dann wiegt er bedächtig den Kopf und fährt sich mit der Hand durch seinen kurzen Bart, "So, so... aus Montralur kommst du also." Er scheint die Insel augenscheinlich zu kennen, denn ein belustigtes Grinsen huscht über seine Züge, "Und mit wem habe ich die Ehre?" Er wirft ihr einen neugierigen Blick zu.

  • ---->vom Kontor van Daik komment


    Tauron schritt um die Ecke und sah den kleinen Verschlag. Wo man seine Spenden ab geben sollte fürs Weisenhaus .Er schritt drauf zu, blieb stehen.


    Er rief den Priesterinen zu.


    "Bei Akestera, möget ihr diese Gabe nehmen und einen alten Hraylander verzeihen.Das er einer der jenigen ist der diese Kinder zu dem machte was sie sind. Eltern los."


    Wärend er dieses sprach, hatte Tauron einen großen Lederbeutel von seinem Gürtel gelöst und ihn in die Kiste für Geldspenden geworfen.


    Der Beutel fiel in die Kiste als wäre ein Stein drin.
    Als die Priesterinen hinein schauten sahen sie nur Goldstücke.
    Und wie die wieder aufschauten war Tauron auch schon nicht mehr zu sehen.


    ----->Zaunkönig