Das Hospital von Renascân

  • Er versuchte, diesen komischen Gedanken beiseite zu wischen. Über etwas anderes nachdenken, eine gute Idee: "Was wäre eigentlich, wenn ich meine Anstellung verliere? Kann ja sein, dass irgendwann einmal keine Heilergehilfen mehr gebraucht werden, weil die Leute sich gegenseitig helfen, wenn ihnen mal was weh tut...was dann wohl wäre?"

  • An der äußeren Hauswand ist ein Zettel festgeklemmt:


    Renascân macht sich mitschuldig –
    Freiheit für Isidor Langara!!!
    Lorenisch-Vinagy für alle Zeit!!!
    Nieder mit Altweiningen!!!
    Tod und Verderb den
    blutrünstigen Aufständischen!!!

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Als Delpior den Zettel sah, war er wie vom Donner gerührt. Erst, als er sich wieder gefangen hatte, blickte er nach links, dann nach rechts. Niemand war zu sehen. Mit einer schnellen Handbewegung riss er den Zettel ab und verstaute ihn in seiner Tasche. Dann ging er schnellen Schrittes zum Seiteneingang des Hospitals. Von hier konnte man die privaten Stuben der Heiler von außen erreichen. Nochmals versicherte er sich, dass ihn niemand beobachtete, dann stieg er die Holztreppe hinauf und öffnete die Tür zu seiner Stube. Leichenblass sank er auf sein Bett und blieb dort eine ganz Zeit regungslos sitzen. Er nahm den Zettel wieder heraus und schaute ihn eine ganze Weile an. Dann griff er in die Kommode neben sich und nahm drei gebundene Blätter heraus, die eng bedruckt waren. Auf einer der hinteren Seite blieb sein Blick haften. Die Zeit verging, und immer wieder zuckten Delpiors Blicke von dem Artikel zu dem Zettel. Schließlich ließ er beides zu Boden fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen


    "Meine Güte, Marek. Die werden dich hinrichten..." murmelte er "...keiner wird davon kommen. Keiner."


    Delpior zuckte zusammen, als er auf dem Flur ein Geräusch hörte. In Windeseile griff er den Zettel und die gebundenen, bedruckten Blätter, um alles in die Kommode zu stopfen und ein Kleidungsstück darüber zu legen. Dann rollte er sich zur Seite und schloss die Augen...als ob er schlafen würde.

  • Mira ist gut gelaunt, als sie vor dem Hospital ankommt. Endlich waren die Temperaturen nicht mehr so eisig. Es schien fast so, als würde der Frühling nun doch langsam kommen.


    Ohne große Eile tritt Mira in das Gebäude und schaut sich im Vorraum um.

  • Es dauert einen Moment, dann kommt Delpior aus einem Nebenraum hinter einem Vorhang hervor, die Ärmel hochgekrempelt, sich mit einem Tuch Seifenschaum von den Armen wischend


    "Momeeeeeeeeeeent...zum Gruße, ja, wo fehlt's...oh, hallo Mira! Na, alles gut bei dir?"

  • Mira schaut in Richtung Vorhang, als dahinter das langezogene "Moment" von Delpior ertönt.


    "Hallo Delpior, wir haben uns ja auch schon wieder ewig nicht mehr gesehen. Ständig wartet Arbeit auf einen. Jetzt im Winter war es besonders schlimm, da kommt es schnell mal zu Verstauchungen und Knochenbrüchen von den Erkältungen mal völlig abgesehen. Aber ich hoffe, dass das Wetter jetzt besser wird. Ich kann diese Kälte nicht leiden. Ansonsten geht es mir gut. Nur ein bisschen turbulent die letzte Zeit. Wie geht es dir?"


    Und mit einem Blick auf seine Arme fügt sie fragend hinzu:


    "Störe ich der bist du gerade fertig geworden?"

  • "Nö. Nönö, kein Problem, hab' grad eh nicht ganz so viel zu tun. Ich war grad dabei, einen Stapel Verbände zu waschen, die lagen schon eine ganze Zeit unbenutzt rum. Eigentlich gut, wenn die nicht gebraucht werden. Andererseits könnten's mir die Leute übel nehmen, wenn ich erstmal eine Staubschicht runterpusten muss, bevor ich sie verwende. Nee, nee, da lieber mal durchwaschen. Sobald's wärmer wird, werden die Leute eh wieder mehr draußen werkeln, dann werd' ich auch wohl wieder mehr zu tun kriegen. Tja, so sieht's aus. Und du? Was führt dich zu mir? Siehst eigentlich ganz gesund aus!"

  • Wie gesagt, mir geht es gut. Ich wollte nachfragen, ob das Hospital zufällig noch etwas Nähfaden übrig habt, den ihr den Gadeheilern geben könntet. Unserer geht gerade zur Neige und ich möchte ungerne nen Gardisten mit Platzwunde weg schicken, weil wir keinen Faden mehr haben. Ich werde nachher gleich zu Frederico gehen, aber der kann sicher auch nicht zaubern."


    Mira schüttelt den Kopf.


    "Ärgerlich die ganze Sache. Hätte nicht passieren dürfen."

  • "Oha! Ja, das gehört zu dem Zeug, das besser nicht ausgehen sollte. Weißt ja, wie das ist, meistens kommt dann die ganz blöden Fälle, wenn's sowieso schon ganz blöd ist. Wäre dann sozusagen blödblöd. Was soll's denn sein, normaler Wundgarn oder Mäusedärme, wenn du mal im Körperinneren rumfuhrwerken musst? Da haben wir beides noch genug. Müsste ich mir halt nur aufschreiben, damit wir das entweder der Garde in Rechnung stellen oder dass es halt zurückkommt. Unbenutzt, freilich."


    Delpior grinste

  • Mira grinste ebenfalls.


    "Wie jetzt? Ich dachte ich könnte die gezogenen Fäden einfach aufrollen und wieder vorbeibringen."


    Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernster.


    "Normaler Nähfaden. Mäusedarm haben wir noch genug. Aber der ist zu wertvoll um damit äußere Wunden zu nähen. Ich bin dir echt dankbar. Wie wäre es dir denn lieber? Einfacher wäre es wahrscheinlich, wenn ich dir den Faden einfach, selbstverständlich neuen, vorbei bringe."

  • "Ja, das wäre einfacher. Sobald Frederico die Lieferung reinkriegt, bringst du's mir einfach zurück. Ich schreib's grad auf, Edric wird da auch sicher nix dagegen haben. Reicht dir eine kleine Spindel? Da sind 10 Schritt drauf. Weiß ja nicht, wieviele Damorgs ihr so zusammennähen müsst pro Tag..."

  • Mira lachte.


    "Nein, Damorg ist einmalig. Ich hoffe, dass er sich, bis wieder genug Faden da ist, ein bisschen zusammen reißt und sich nicht ständig zerschnippeln lässt.
    Eine Spindel sollte also genug sein. Sonst schau ich einfach nochmal vorbei."


    "Nächstesmal kontrolliere ich unsere Bestände einfach früher. Aber wie gesagt, die letzte Zeit war turbulent. Und dann kam noch diese blöde Putzaktion in dieser verdammten Kälte dazu."


    Sie verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran.

  • Delpior griff in einen Schrank hinter sich, nahm eine kleine Spindel mit Garn heraus und gab sie Mira


    "Wieso denn turbulent? Haben sich wirklich so viele Gardisten die Gräten verbogen oder gebrochen? Klingt ja übel. Und was denn für eine Putzaktion? Setzt man die Gardeheiler neuerdings auch zur Raumpflege ein, oder wie? Wäre noch ein Grund für mich, nie zur Garde zu gehen."

  • Sie nahm die Spindel entgegen.


    "Vielen Dank! Ich bringe dir den Faden natürlich sobald ich neuen habe."


    Mira wiegt den Kopf hin und her:


    "Naja, also die Putzaktion...äh, ich war da eher zur falschen Zeit am falschen Ort. Am völlig falschen. Dass sich die Sache noch nicht rumgesprochen hat? Unschöne Sache."


    Sie schaute nachdenklich durch Delpior hindurch.

  • "Öhm...Buchstaben? Haus? Achso, das. Ja...also...doch. Dochdoch. Davon hab' ich gehört. Schlimme Sache. Moment..."


    Er hatte sich umgedreht und fuhrwerkte im Schrank herum, aus dem er den Garn genommen hatte


    "Und...und was hast du damit zu tun?" fuhr er fort, ohne sich zu Mira umzudrehen

  • "Hmmmmmmm...." murmelte er, immer noch im Schrank räumend "...wo hab' ich die denn...du hast das also entdeckt? Aha. Ich weiß auch nix näheres drüber, hab' nur gehört, dass ein paar Wirrköpfe mal wieder ihre Parolen hinterlassen haben. Furchtbar, ja."