Das Hospital von Renascân

  • Es dauert auch nicht lange bis der erste Fall zur Tür herein kommt.
    Ein Mann, der Kleidung und dem Geruch nach Hafenarbeiter, kommt gestützt durch einen zweiten herein.
    Der rechte Arm steht in merkwürdigem Winkel ab, gerade so als hätte er ein Gelenk, welches nicht sein sollte.
    "Beim beladen sin Kischten umjefallen, er hat eine abjekrigt." brabbelt der zweite und deutet dabei auf den kreidebleichen Verletzten.

  • Alanis hatte sich derweil umgezogen, eine Schürze umgebunden und sich die Hände gewaschen. Vorsichtig half sie, den Verletzten in ein Behandlungszimmer zu bugsieren und hoffte, dass Moclin ihren mit strenger Stimme gesprochenen Hinweis, ja im Vorzimmer zu bleiben und keinen Unsinn zu machen, verstehen würde. Groß war die Hoffnung jedoch nicht.


    "Bleib mal besser hier", sagte sie zu dem zweiten Hafenarbeiter, als sie seinen verletzten Kumpel auf der Behandlungsliege abgesetzt hatten. Wenn sie einrenken mußte, dann würde der Verletzte sie möglicherweise vor Schmerz schlicht umhauen.

  • "Wir müssen ihn vorsichtig hinlegen", sagte Alanis und deutete auf den Patienten. Sie vermutete, dass die heftigen Schmerzen den Arbeiter in einen Schockzustand versetzt hatten. Sein glasiger Blick und die blasse Hautfarbe waren keine guten Zeichen. Sie überprüfte, ob er noch ein anderes Zeichen zeigte, das typisch für diesen Zustand war. "Und dann könntest Du mir zwei Wolldecken bringen. Sie liegen da im Regal."

  • "Jau."
    der Hafenarbeiter hilft der Heilerin den Verletzten hin zu legen, dann geht er zum Regal und holt die beiden Decken.
    "Wird er wieder?"


    Der Verletzte presst derweil seinen rechten Arm in Schutzhaltung an den Körper, die Beule am Unterarm, an welcher sich das "neue Gelenk" befindet, deutet daraufhin das der Arm mit sehr viel Wucht belastet wurde.
    Oberflächliche Abschürfungen zeigen auch wo die Kiste getroffen hatte. Anscheinend konnte der Arbeiter von Glück reden das nicht noch mehr passiert ist.

  • "Klar", meinte Alanis und lächelte die Männer an. Dann bedeutete sie dem unverletzten Arbeiter, die eine Decke zu falten und dem Liegenden unter die Beine zu schieben, weil sie einen lebensgefährlichen Schockzustand nicht ausschließen konnte und ihn mit der anderen Decke bis zur Hüfte zuzudecken.


    Dann beugte sie sich über den Verletzten.


    "Ich gebe Dir gleich etwas, das die Schmerzen dämpft und muss mir dann Deinen Arm ansehen. Bitte sag mir, wenn etwas ist, wenn Dir schlecht wird oder schwindelig."

  • Der Hafenarbeiter tut wie ihm geheißen. Danach setzt er sich auf einen Stuhl und schaut dem ganzen zu. Anscheinend ist ihm das nicht sehr geheuer.



    Der Verletzte hingegen dreht mit Mühe seinen Kopf zu Alanis, schaut sie eine ganze Weile an und nickt dann ganz langsam. Er nimmt zwar auf seinen linken Arm weg und gibt den recht damit frei, aber es wirkt nicht als wäre er wirklich bei der Sache.


    Die Beule beginnt sich derweil langsam dunkler zu färben, was gerade durch die wachsbleiche Haut sehr gut sehen ist.

  • Alanis besorgte sich aus dem Medikamentenschrank eine Phiole mit einer schmerzstillenden Kräutermischung, von der sie einige Tropfen in einen Becher mit ein wenig Wasser gab.


    Dann legte sie vorsichtig eine Hand unter den Kopf des Verletzten und flößte ihm die Mischung ganz vorsichtig ein.


    Dann nahm sie vorsichtig den Arm des Verletzten hoch. Die Einblutung zeigte, dass wohl ein größeres Blutgefäß verletzt war, möglicherweise zerquetscht. Dazu dann noch die Beule, unter der sich die gebrochenen Knochen befanden. Vorsichtig tastete Alanis an der Bruchstelle entlang, um herauszufinden, ob Elle und Speiche gesplittert waren.

  • Der Patient lässt sich den Kräutersud einfüllen, trink in kleinen Schlucken, wirkt aber eigentlich nicht als würde er das noch mitbekommen. Man hat ein wenig den Eindruck das allein der Überlebenswille ihn bei Bewusstsein hält, alle höheren geistigen Funktionen scheinen abgeschaltet.


    Sowohl Elle als auch Speiche waren gebrochen, da die Kraft aber anscheinend auf recht kleiner Fläche gewirkt hat, gibt es kaum Splitter.
    Dafür hat es die Knochen tief ins umliegende Gewebe gedrückt und es hat nur wenig mehr gefehlt um die Haut zu durchstoßen.

  • Alanis Stirn legte sich in Falten. Natürlich konnte sie den Arm öffnen, das Blut ablassen und die Splitter ziehen - aber jeder Schnitt in den menschlichen Körper war immer ein ganz eigenes Risiko. Andererseits konnten die Splitter nach einem reinen Einrenken dem Mann nachhaltig Schmerzen bereiten. An ein weiteres Schuften im Hafen wäre dann wohl nicht mehr zu denken.


    Schließlich entschied sie sich für das Schneiden und rief dafür den anderen Arbeiter zur Hilfe.


    "Nimm seine gesunde Hand und lenk ihn ein wenig ab, ja? Erzähl meinetwegen Frauengeschichten oder sowas."

    Sie holte sich einen kleinen Beistelltisch herbei, um Wasserschüssel, Tunikturen und Arztbesteck herbeizuräumen und bereit zu machen.

  • Als der Hafenarbeiter das Arztbesteck sieht wird auch er etwas blasser, rafft sich aber auf und geht zu seinem Kollegen. Dreht sich so das er nicht direkt alles sehen muss und nimmt die Hand in seine.
    Dann beginnt er zu erzählen.
    "Wehste Heenz, damit kannschte bei dinne anjebetete anjeben! Dat wird allet net so wild werden. Die macht dich widder janz und in ein paar Tagen kannste widder helfe. Haschte noch Jeld jespart? Sonst leih isch dich och wat. Nu kannste immer von dinne alte Kriegsverletzung erzähle."


    Der Verletzte scheint davon nur wenig zu merken, obwohl sowas wie ein schwaches lächeln auf seinem Gesicht erscheint.
    Mit einem schwachen und leisen aber freundschaftlichem "Spinner." quittiert er die Geschichte seines Freundes. Ist davon aber immerhin so sehr abgelenkt das er nicht darauf achtet was die Heilerin tut.

  • Alanis flößte nach kurzer Überlegung die restliche Tinktur ein, dann zündete sie sich noch eine Lampe an. Schließlich wusch sie sich die Hände und machte sich an's Werk. Erst würde sie den Knochen zurückschieben, dann den Arm öffnen, damit der Mann nicht so lange blutete.


    "Ich werde jetzt an Deiner Hand ziehen und die Knochen wieder in die richtige Position zueinander bringen. Dann muss ich an der Bruchstelle die Splitter ziehen", erklärte sie in ruhigem Tonfall.

  • Der Verletzte reagiert nicht auf Alanis, daher ist nicht klar ob er sie verstanden hat.
    Der zweite Hafenarbeiter hingegen rutscht dichter an seinen Freund heran und legt ihn einen Arm über die Brust und redet weiter auf den Verletzten ein.
    Dabei war ziemlich offensichtlich das er überall hinschaut, nur nicht zur Verletzung oder der Heilerin.

  • Mit einem breiten Lederriemen fixierte Alanis den Oberarm des Verletzten an der Behandlungsliege und ging ans Werk. Sie tastete mit der einen Hand nach der Bruchstelle und griff dann mit der anderen Hand nach dem Handgelenk des Verletzten. Dann zog sie kräftig an Elle und Speiche und drückte gleichzeitig den Knochen in Position.

  • Das dabei entstehende Geräusch war mehr als nur unangenehm für Ahnungslos Ohren. Der Verletzte Stöhnt auf, verhält sich aber ansonsten erstaunlich ruhig.
    Der zweite Hafenarbeiter hingegen zuckt merklich zusammen und wird gleich noch 2 Grade blasser. Nicht mehr lang und er kann dem Verletzten Konkurenz machen.
    Durch die Mischung aus sonnengegerbter, brauner Haut und massive Blässe wirken beide jetzt als hätten sie sich mit Asche eingerieben.

  • Alanis betrachtete sich ihr Werk zufrieden und ließ ihre kundigen Fingerspitzen über die Haut über der Bruchstelle gleiten, um die Stellen zu finden, an denen sie schneiden mußte.


    Als sie zufälligerweise aufblickte, sah sie, wie blass der zweite Mann war.


    "Kannst Du Blut sehen?", erkundigte sie sich freundlich. "Nicht, dass Du mir auch noch umfällst. Im Vorraum steht ein Stuhl, den könntest Du Dir holen."

  • "Ähm, danke."
    Etwas beschämt, aber trotzdem erleichtert entschwindet er nach draußen und holt sich den Stuhl. Dann setzt er sich neben seinen Freund und schaut möglichst nicht in die Richtung der Heilerin.


    Die Beuel ist jetzt etwas kleiner, aber fühlt sich warm an. Jedoch nicht fiebrig. Als Alanis mit den Finger darüber fährt, spürt sie ein leichtes Pochen.

  • Alanis brummte leise. Also hatte die Quetschung mindestens ein größeres Blutgefäß verletzt. Wenn sie ohne Vorbereitung schnitt, würde die Wunde sprudeln wie ein Springbrunnen.


    Also machte sie sich erstmal daran, das ganz feine Nadel fertigzumachen. Das Nähen von Blutgefäßen war eine schwierige Sache und falls es nicht klappen sollte, müßte sie es wohl veröden und es dem Körper überlassen, das Blut auf anderen Wegen zu transportieren.


    Sie legte auch eine Aderklemme bereit, dann legte sie dem Mann am Oberarm eine Aderpresse an. Dann beugte sie sich über den Patienten und nahm ihn und seinen Begleiter in Augenschein.


    "Ich werde jetzt schneiden und Du wirst dabei Blut verlieren. Wenn Dir schwindelig oder schlecht wird, sag mir Bescheid."

  • Die Atmnung geht relativ flach, auch wenn seine Augen auf sind, so macht es nicht den Anschein als würde der Verletzte noch viel von seiner Umgebung mitbekommen.
    Sein Freund hingegen hält ihn und redet weiter leise auf ihn ein. Hin und wieder wischt er dem Verletzten den Schweiß von der Stirn.
    "Das wird schon widder, mach jetzt blos keenen Mist! Man wat sollisch deiner Frau erzählen? Gucke, da musste wenscht nett bei de Miefkischte morjen helfe. Und morje abend rochen wah nen Donf."

  • Alanis atmete tief durch, dann nahm sie das Skalpell zur Hand und schnitt über der Bruchstelle tief ins Fleisch, sich darauf vorbereitend, dass das gesamte in der Wunde gestaute Blut nun herausschießen würde. Die Aderklemme lag schon bereit, um sie für den Fall, dass die Aderpresse am Oberarm nicht stark genug war, sofort einsetzen zu können.