Das Hospital von Renascân

  • Kaum hatte sie das Haus betreten (sie stand in einem kleinen Vorraum, in dem sich auch eine Art Empfangs-Theke oder Pult befand) kam ein Mann auf sie zu, etwas kleiner von Statur mit schon dünnerem grauen Haar aber noch erstaunlich frischem Gesicht


    "Die Fünfe zum Gruße. Was kann ich für euch tun?"

  • Sie tritt näher und schenkt ihm ein freundliches Lächeln.


    "Die Götter zum Gruße. Ich - benötige Hilfe. Eine alte Verletzung hat sich wohl entzündet und ich bräuchte etwas gegen die Schmerzen."


    Man merkt ihr an, dass es ihr ein wenig unangenehm ist, darüber zu reden. Denn Heiler sind nun einmal, wie sie sich selbst gegenüber immer wieder eingestehen musst, die schlechtesten Patienten.

  • Der Mann nickte


    "Verstehe. Mein Name ist übrigens Edric. Wenn ihr mir folgen würdet."


    Er führte sie in einen kleinen Nebenraum, der mit einer Liege, einem Tisch, einem Stuhl und noch einigen anderen Dingen ausgestattet war, die darauf schließen ließen, dass es sich um ein Behandlungszimmer handelte


    "Bitte, wenn ihr auf der Liege Platz nehmen würdet. Um welche Art von Verletzung geht es und was genau sind eure Beschwerden? Je mehr ich dazu weiß, desto besser."

  • "Hallo Edric. Ich bin Alanis."


    Folgsam setzt sie sich auf die Liege und lässt die Füße baumeln. Sie ist, selbst für ihre Verhältnisse, ziemlich blass um die Nase.


    "Ich - hm, wie erkläre ich es. Eine Kreatur hat mir mit einer Kralle den großen Brustmuskel recht tief zerschnitten. Die Wunde wurde jedoch sofort kauterisiert und ich dachte, sie würde vielleicht glatt wieder zusammenheilen. Einige Wochen hatte ich auch Ruhe, bis auf gelegentliche Schmerzen. Doch jetzt scheint sich der Bereich unter der Narbe entzündet zu haben. Der Bereich ist gerötet und heiß, schmerzt stark."


    Ihr Finger fährt über ihre Kleidung, um den Verlauf der Narbe zu zeigen, von einem Punkt über ihrem Herzen bis auf ihre Schulter selbst.

  • Edric runzelte die Stirn und nickte wieder


    "Verstehe. Wenn man zum Kauter gegriffen hat, dann nehme ich an, dass es sich nicht gerade um einen Schoßhund gehandelt hat, der euch das zugefügt hat. Wenn ihr mich die Stelle ansehen lassen würdet..."


    Er zeigte auf den Bereich, den Alanis angedeutet hatte


    "Wurde die Wunde, wie soll ich sagen, fachgerecht behandelt? Wer hat die Behandlung vorgenommen, und unter welchen Umständen?"

  • "Ähm." Alanis entschließt sich, die Wahrheit zu erzählen. "Die Kralle selbst war der Kauter. Sie war heiß -. Das Vieh war nicht von dieser Welt. Der Teil der Verletzung, die noch offen war, wurde gereinigt und genäht. Alles so sauber wie möglich und wie gesagt, bisher ohne Nachwirkungen."


    Sie beginnt, ohne weitere Umschweife, ihr Mieder aufzuschnüren und legt es ab. Dann nestelt sie das Band, das die Bluse auf den Schultern hält, auf und zieht die Bluse ein wenig herunter, damit er die Verletzung sehen kann. Ein glatter, leicht erhabener rötlicher Schnitt, gleichmäßig vernarbt, kommt zum Vorschein.

  • Edric zog die Augenbrauen zusammen


    "Die heiße Kralle einer Kreatur nicht von dieser Welt."


    Sein Blick machte sehr deutlich, dass er gewisse Zweifel hegte


    "Für Seemannsgarn seht ihr nicht genug wie jemand aus, der zur See fährt. Aber das habe ich nicht zu beurteilen, verzeiht"


    Als die Narbe zum Vorschein kam zog er den Mund etwas kraus, sagte aber nichts und begann, den Bereich um die Narbe abzutasten. Hin und wieder drückte er einen Finger ein wenig tiefer und klopfte auf diesen. Die Prozedur ging eine ganze Weile


    "Ich werde die Narbe an zwei kleinen Stellen öffnen müssen, um sicher zu gehen, dass nichts schwelt. Es sieht zwar nicht danach aus, aber ich möchte sicher gehen. Geht das für euch in Ordnung?"

  • Alanis kommentiert seine Worte über Seemannsgarn lediglich mit einem ernsten Blick, aber einem kleinen Lächeln. Manchmal, im Nachhinein betrachtet, wirken ihre Erlebnisse wirklich wie Erzählungen aus einem Märchenbuch, aus dem Mütter schöpfen, um ihre Kinder zu beeindrucken.


    Seine Untersuchung lässt sie wortlos über sich ergeben. Als er auf einen Bereich relativ nahe am Schlüsselbein drückt, wo das Narbengewebe recht hart ist, gibt sie einen Schmerzenlaut von sich und ihr weicht auch noch das Blut aus den Lippen.


    "Dann - macht das bitte" , knirscht sie.

  • Der Heiler geht an ein kleines Schränkchen und holt einige metallene Utensilien hervor


    "Es werden nur kleine Schnitte sein, aber da ihr ja offenbar schon anderes erlebt habt, dürfte das für euch vernachlässigbar sein."


    Er reinigte die Narbe und die Instrumente mit einer kräuterig riechenden Flüssigkeit, zudem traf er einige weitere Vorbereitungen


    "Ihr habt etwas Erfahrung in meinem Handwerk? Immerhin wusstet ihr, was ein Kauter ist..."


    Er setzte den ersten Schnitt


    "...und ich denke nicht, dass der Verursacher der Wunde diesen Begriff verwendet hat..."


    Der zweite Schnitt erfolgte im Bereich des Schlüsselbeins


    "...zumindest würde es mich sehr wundern."


    Während der weiteren Untersuchung und Behandlung setzte Edric das Gespräch fort, offenbar wollte er Alanis dadurch ablenken. Er nahm die geöffneten Stellen genau in Augenschein, bei der unteren verweilte er nur kurz, bei der oberen am Schlüsselbeim deutlich länger



    SL SL SL
    Für eventuelle spezifischen Informationen (Magie, Gift, Flüche, Alien-Foeten etc. etc.) bitte PN!

  • Auch wenn kleine Schnitte 'vernachlässigbar' scheinen, so hasst Alanis keinen Schmerz so wie den, den man erwarten und abschätzen kann. Ihre Backenzähne knirschen mehr als nur ein wenig aufeinander, als Edric schneidet und die ungesunde Spannung in Schultern, Rücken und zusammengepresstem Kiefer verraten, welchen Kampf sie führt. Als der zweite Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins erfolgt, schießt ihr das Wasser in die Augen und ihre Stimme klingt klein und gepreßt, als sie antwortet:


    "Heilkunst - ist ein - Steckenpferd von mir, ja."

  • Edric hielt kurz inne, dann setzte er seine Arbeit am oberen Schnitt fort, indem er den Einschnitt etwas spreizte und mit einem anderen Instrument zunächst etwas tiefer vordrang, um dann mit einem benetzten Stoffbausch darin zu tupfen. Er agierte nun noch vorsichtiger als ohnehin schon, dennoch blieb es, was es war: Die Behandlung einer offenen Wunde


    "Das dachte ich mir..." murmelte er "...ein vollkommener Laie hätte es anders formuliert. Sagt, war euer Schlüsselbein durchtrennt oder beschädigt durch euer Malheur?"

  • Zehn Fingernägel krallen sich in die Liege, so fest, dass die Knöchel an den beiden Händen kalkweiß hervortreten.


    "Ich - glaube nicht" , bringt Alanis hervor. Inzwischen sind ihr Schweißperlen auf die Stirn getreten, dass Gefühl, Instrumente im Körperinneren zu spüren, hasst sie. "Vielleicht angekratzt, aber nicht gebrochen."

  • "Stark sein, gleich habt ihr's überstanden."


    Edric entfernte mit einer Pinzette einige winzige Gegenstände aus der Wunde und ließ sie in ein kleines Schälchen aus Steingut fallen, wozu er hin und wieder noch mit einem kleinen Messer nacharbeiten musste. Schließlich tupfte er wieder mit dem benetzten Stoffbausch die Wunde aus


    "Ja, das könnte es erklären. Das könnte es sein."


    Er öffnete ein Tiegelchen, brachte mit einem Spatel eine Salbe auf und deckte diese dann mit Stoffstücken ab. Dann fixierte er die Stückchen mit einem lockeren Verband


    "So, es sieht folgendermaßen aus. Unten sehe ich keine Probleme, aber oben hat sich etwas unter der Narbe entzündet. Das kann mehrere Gründe haben. Ich nehme an, es hat mit eurem Schlüsselbein zu tun. Was ihr 'angekratzt' nennt, nenne ich Splitterchen. Scheinbar wurden nicht alle entfernt, als die Wunde geschlossen wurde. Ob durch den Kauter oder danach, das tut nichts zur Sache. Ich habe die Splitter, die ich gefunden habe, entfernt, ich kann abe nicht sagen, ob es alle waren. Außerdem habe ich die Wunde gesäubert, wie ich gedacht hatte, hat es schon geschwelt. Jetzt müssen wir abwarten."


    Er legte seine Instrumente beiseite


    "Außerdem vermute folgendes: Wenn es so war, wie ihr sagtet, also wenn die Wunde direkt beim Zufügen wieder kauterisiert wurde, dann kann es gut sein, dass manche Muskeln schief zusammengefügt wurden. Das kann zusätzlich die Sache verkomplizieren und die Entzündung hervorrufen. Ihr könnt euch wieder ankleiden"


    Er sah sie forschend an


    "Wie gesagt, abwarten. Es könnte damit erledigt sein. Es könnte wiederkommen. Sogar, nachdem es sich zunächst gebessert hat. Behaltet es auf jeden Fall im Auge."


    Er ging zu einem kleinen Schrank, holte ein kleines Fläschchen heraus und gab es Alanis


    "Das ist Teufelkraut-Tinktur. Lasst den Verband die nächsten 12 Stunden auf den Wunden, aber träufelt alle 2 Stunden die Tinktur auf die Wunden und deckt sie dann wieder ab. Mehr kann ich im Moment nicht für euch tun."



    "I

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Alanis konzentriert sich auf Edrics Worte und fixiert sein Gesicht, um irgendeinen Punkt zu haben, der in einer Welt, die sich langsam zu drehen beginnt, stehenbleibt und sich nicht bewegt. Übelkeit durchflutet sie, als er mit dem Messer in ihrer Schulter arbeitet und eine ganze Weile nachdem der Heiler den Verband angelegt hat, bleibt sie noch auf der Liege sitzen, atmet tief durch. Schließlich bringt sie ein zittriges Lächeln zustande und ordnet ihre Kleider wieder. Mit dem Ärmel ihres Kleides wischt sie sich den kalten Schweiß von der Stirn.


    Das Fläschchen betrachtet sie mit gewisser Skepsis, weil sie die Substanz nicht kennt, doch dann nickt sie dem Mann zu.


    "Vielen Dank, Edric. Ich werde darauf Acht geben. Was schulde ich Euch für Eure Hilfe?"

  • Erst jetzt schenkt der Heiler Alanis ein kleines Lächeln, bislang hatte er zwar nicht unfreundlich, aber sehr ernst gewirkt. Er gießt Wasser in einen Becher und reicht ihn herüber. Scheinbar befindet sich noch etwas anderes darin, denn es riecht etwas säuerlich aber angenehm-frisch


    "Trinkt das, das fügt eure Sinne wieder zusammen."


    Er nickte, um seine Aussage zu bekräftigen


    "Noch werden unsere Dienste von der Präfektur bezahlt. Gerade die Neuankömmlinge leben oft nur von der Hand in den Mund, und große Strapazen sind nicht gerade gut für die Gesundheit. Anders könnten sich viele davon den Gang ins Hospital gar nicht leisten. Aber draußen steht eine Kasse, in der ihr spenden könnt, was ihr für richtig erachtet. Wir werden es für gute Zwecke einsetzen."


    Er begann, seine Instrumente zu säubern


    "Aber, gestattet mir die Frage, Alanis: War es Seemannsgarn oder nicht?"

  • Mit einer leicht zitternden Hand hält sich Alanis den Becher an die Lippen und trinkt mir langsamen Schlucken, ihrem aufgebrachten Magen nicht zuviel zumuten wollend. Nach jedem Mal, mit dem mehr Wasser ihre Kehle herunter rinnt, fühlt sie sich ein wenig besser. Tief atmet sie durch und legt sich eine Hand, kühl vom Wasserbecher, in den Nacken.


    Auf seine Frage hin blickt sie auf und schweigt einen Moment. Schließlich schüttelt sie sachte den Kopf.


    "Nein."


    Sie rutscht von der Liege, lehnt sich aber noch ein wenig dagegen, falls ihr die Beine nachgeben sollten.

  • Edric sieht ihr zwei, drei Augenblick direkt in die Augen, dann zieht er seine Mundwinkel nach unten


    "Unschön. So etwas habe ich noch nicht gesehen, und glaubt mir, ich habe im Krieg schon viel gesehen. Ich beneide euch nicht um diese Erfahrung. Seid ihr aus Magonien?"

  • Alanis erwidert den Blick ruhig. Sie hat nichts zu verbergen - auch nicht das stillschweigende Mitgefühl, das Menschen für andere empfinden, die das Äußerste erlebt haben.


    "Nein. Ich komme aus einem Land namens Dargaras. Ziemlich weit entfernt."


    Sie stellt den Wasserbecher auf den Schränkchen ab, in dem sich die Instrumente des Heilers befunden haben. Ein kurzes Lächeln zuckt im ihre Lippen.


    "Vielen Dank."

  • "Hmmmmmmmm...Dargaras...nie gehört. Scheint nicht ungefährlich zu sein. Aber das sagen andere über Magonien ebenso."


    Er hilft Alanis beim Aufstehen


    "Wenn etwas sein sollte und es wieder schlimmer werden sollte, dann kommt wieder. Solltet ihr an weiterreisen gedacht haben, dann verschiebt es. Ich würde mich ein paar Tage schonen. Wenn ich nicht da sein sollte, dann sind andere Heiler hier. Gute Leute."

  • "Ist eigentlich ganz schön da." Alanis Mundwinkel zucken nach oben, als sie sich dankbar auf die Beine stellen lässt. Ihre Knie sind noch immer weich, ihre Schulter schmerzt zum Niederknien und alle ihre Muskeln im Oberkörper sind vollkommen verspannt, weil sie sich so steif gemacht hat. "Ich wollte eh nicht weiterreisen", murmelt sie und denkt an ihre Verabredung mit Damorg am Nachmittag. Ob sie ihm eine Nachricht schicken sollte -? "Also, ich meine - noch nicht. Erst in ein paar Wochen. Ich will ein paar Freunde besuchen."