Am nördlichen Waldrand, das Lager der mondelbischen Delegation

  • Selené wirft Am'Anethra einen kurzen Blick zu und verkneift sich die trockene Antwort.
    Statt dessen rammt sie den Stab in einen bestimmten Punkt des Kreises.
    Und beginnt, Worte murmelnd, einen hellen Staub in die gezogene Furche zu streuen. Die Beleuchtung im Zelt scheint sich zu verdunkeln.

  • Thirans Haut wird totenbleich und seine Adern treten schwarz hervor. Seine Augen verlieren den grünen natürlichen Ton und werden leuchtend rot.


    "So ist das also" der innere Kampf scheint auch den Banshee so in Bann gehalten zu haben, dass er Selene erst jetzt bemerkt. Das Gesicht des Elben verzieht sich hönisch und ähnelt kaum noch Thirans. Die Hände zu Klauen geformt, die Fingernägel wieder zwarz und gebogen windet sich das Wesen im Kreis leicht hin und her.
    "Möchtest du vielleicht zu mir kommen, keine Selené? Wäre es nicht viel besser... er lehnt sich nach vorne Viel bekannter? Warum läufst du vor deiner Vergangenheit weg, vor deinem waren Wesen? Was könnte dieser lächerliche Elb dir schon geben, wenn ich dir wahre MACHT anbieten kann?"

  • "Erzähl mir mehr..." Selenés Stimme ist dunkler geworden, samtig.
    Sie schaut Thiran nicht an, konzentriert sich statt dessen auf die Kreisförmige Furche, in der leichter Nebel aufzuwallen scheint. Die sieben Zeichen beginnen rötlich zu glimmen.

  • "Anna..." Thirans Stimme ist leise und flehend "... tu es nicht..."


    Der Elb schüttelt mit dem Kopf, dann hat der Banshee wieder die Oberhand.
    "Hörst du wie schwach er ist? Er ist deiner nicht würdig. Ich kann dir seinen Körper zum Geschenk machen. Seinen Geist zu deinem Sklaven und du kannst sich an seiner Magie laben. Ich werde dir zeigen wie du seine Magie in dich aufnehmen kannst. Wie du dich von Elben nähren kannst und ihre Macht zu deiner machen kannst."
    gefangen in den eigenen Versprechungen beachtet der Banshee nicht was Selené dort tut.

  • Die Dunkelheit im Zelt ist fast mit Händen greifbar geworden und sie geht von Selené aus. Blutrot glimmen die Zeichen im Boden, der Nebel wabert leicht aus der Furche, die sie um den Banshee gezögen hat.
    Jetzt zeigt ihr Gesicht den Hauch eines Lächelns, als sie dem Banshee einen raschen Blick unter dunklen Wimpern zuwirft.
    "Ich kann werden was du bist?"
    Sie beginnt gegen den Uhrzeigersinn um den Kreis zu wandern.

  • Das Glimmen der Zeichen zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Was tat sie da? Würde sie ihn befreien? Wohl kaum, dann stünden die anderen nicht so sorglos um sie herum...


    Ihre Frage lenkt ihn jedoch wieder ab.
    "Wenn du das möchtest"

  • Er dreht sich mit und betrachtet sie eingehend.


    "Ich werde dir etwas von meiner Essenz einflößen, welche dir dann Teile meiner Fähigkeiten verleihen würde. Wir könnten zusammen die Macht sammeln. Könnten gemeinsam nach Teranbar gehen und uns an den Elben laben."

  • Er lacht auf und sieht dann erst zu den Elben und dann zu Selené.


    "Thiran könnte es dir sagen, aber das würde er nie tun.
    Ich werde es dir verraten. Dort leben viele Elben und sie alle, ausnahmslos, haben eine hohe magische Begabung. Als sie sich damals, vor dem Bruderkrieg aus dieser Welt zurückzogen hatten die Elben noch all ihre Macht. Und sie nahmen viel Magie mit. Ganz Teranbar ist Magie."

  • Worte... wie jämmerlich. Als ob sie irgendetwas bedeuteten, irgendeinen Wert hatten. Am'Anethra nimmt sie bestenfalls beiläufig zur Kenntnis. Viel mehr konzentriert sie sich auf das was ist. Nimmt jede Veränderung in dem Gewebe wahr, was von Augenblick zu Augenblick abscheulicher wird. Das Innerste eines jeden Elben des Lagers würde sich vehement dagegen auflehnen, doch sie hatte schon weit schlechteres von weit schlechteren Wesen erlebt.
    Und so würde es keine Übertragung irgendwelcher Kräfte, Mächte, Seelen oder sonst irgendwas geben. Nur Blut.

  • "Was ist nun..." in seiner Ungeduld wird er von Selené selbst abgelenkt und sein Blick fällt erneut auf den Kreis, den sie um ihn gezogen hat.
    Seine Augen verengen sich zu schlitzen und er beugt sich vor um die Zeichen genauer zu betrachten.


    "Was machst du da?" zischt er erbost und versucht plötzlich den Kreis und Thirans Körper zu verlassen... er konntespäter wiederkehren.

  • Thirans Körper kann er verlassen, aber der Kreis leistet zähen Widerstand.
    "...sehr verlockend", fährt Selené auf die selbe, konzentriert nachdenkliche Weise fort und hält die Fäden ihres Gewebes mit reiner Willenskraft zusammen.
    "...das einzige Problem ist..." noch sieben Schritte bis zum Stab...
    "...daß man..." fünf Schritte...
    "...euch Viechern..." drei...
    "...nicht trauen kann."
    Jetzt hat sie den Stab erreicht. Sie fällt davor auf die Knie und rammt ihn ein Stück tiefer in den Boden. Blut rinnt langsam von ihrer Handfläche an der glatten bleichen Oberfläche hinab.
    Wie Wasser, in dem sich eine Wolke Farbe ausbreitet färbt sich der Nebel in der kreisförmigen Furche rot.

  • Thiran ist zusammengesackt und hockt auf den Knien, den Kopf in den Händen verborgen auf dem Boden.


    Ein unirdisches Kreischen ertönt, welches vor allem den Elben in den Ohren schallt und bis in ihre Seelen vorzudingen scheint. Es kündet von Tod und Verfall von Qualen und Zorn.

  • Einen unterdrückten Schmerzenslaut ausstoßend lehnt Endúneath draußen an einem Baum, die Stirn auf den gepanzerten, rechten Unterarm gelehnt. Welle um Welle der Ausläufer dunkler Energie brandet zu ihm hin, wie Verderbnis in ihrer reinen Form. Zu gut kennt er dieses Gefühl, noch ist es nicht lange her, dass er diesen unseligen Auftrag in Lupien ausgeführt hat...


    Und mit einem Mal wird ihm alles klar. Natürlich, deswegen hatte es so lange gedauert bis er sich davon erholt hatte. Es waren nicht nur die Nachwirkungen seines Aufenthaltes in jenem verfluchten Wald gewesen, nein, zweifelsfrei war auch die Nähe zu Anna nicht ohne Einfluss gewesen. Und er hatte sie auch noch in Sicherheit geführt...
    Ihm ist danach einfach mit der flachen Hand gegen den Stamm zu schlagen, doch sein Wille, der ihn noch auf den Beinen hält, hält ihn davon ab.


    ***


    Sie meint es also ernst. Am'Anethra lächelt innerlich. Mit wenigen, kaum hörbaren Worten webt sie etwas in den Zauber mit hinein, noch während Anna die letzten Worte spricht. Niemand würde etwas davon mitbekommen...
    In dem Moment da die Schwarzmagierin das Ritual beendet scheint ihr Schicksal besiegelt. Nicht weniger als ihr Leben hat sie an diesen Kreis gebunden. Und oh ja, dieser Kreis würde halten. Solange wie Am'Anethra es für richtig hält, und keinen Augenblick länger. Nun bleibt nur noch abzuwarten bis der Banshee in den Abgründen des Vergessens landet...

  • Selené blickt auf, in dem Moment, in dem Am'Anethra ihre Magie hinzugefügt hat. Undeutbar ist der Gesichtsausdruck. Zwei Herzschläge lang hält sie den Blick der Elbe fest, dann neigt sie den Kopf wieder über den Stab.
    Ihre Lippen bewegen sich unhörbar, dann streckt sie die unverletzte Hand nach Kassandra aus.
    Die Bardin stutzt einen Moment, dann holt sie entschlossen Luft, tritt zu Selené und greift ihre Hand. Leise beginnt sie zu singen. Dumpf und unheimlich klingt das Lied in der Dunkelheit. Der rote Nebel in der Furche wird dichter und beginnt leicht zu glühen.

  • Schmerzen, jenseits gewöhnlicher Vorstellungskraft. Als würde das, was jenen Elben zu dem gemacht hast was Thiran heimsucht, jedem widerfahren der jenen unbeschreiblichen Laut zu Gehör bekommt. Selbst Am'Anethra kann sich dem nicht völlig entziehen. Sie schließt die Augen und legt die Hände übers Gesicht, bis das Geräusch nach einer nicht enden wollenden Weile verstummt.


    ***


    Draußen entwickelt sich das hingegen völlig anders. Die meisten der Wächter gehen stöhnend in die Knie. Die Septa Seraine hat sich, ahnend was da auf sie zukommen würde, einigermaßen abschirmen können und kann sich, der Qual trotzend, noch gerade so auf den Beinen halten.
    Endúneath hingegen, den alleine das Wirken von Annas Zauber schon mitgenommen hat, gibt dieser Schrei den Rest. Vom seelischen Schmerz übermannt geht er bewusstlos zu Boden.