Die Küche 5

  • Anna nickt und läßt ihn gehen.
    "Du siehst aus, als ob's dir besser geht...", sagt Kassandra und bringt ihr die Flasche mit Milch, die sie während der Unterhaltung der beiden befüllt hat.
    "Ja, so langsam wurde es auch Zeit, oder?" Ann lächelt leicht und nimmt die Flasche dankend entgegen. Sie legt Alina zurecht und bugsiert das Ende der Flasche in ihren Mund, worauf das Baby anfängt zu saugen.
    "Thiran hat dir erzählt, was gestern war?..." Natürlich hätte er das.
    "Ja", nickt Kassandra.
    "Ich glaube fast, daß es ihn mehr mitnimmt als mich..." Anna schüttelt den Kopf und beobachtet ihr Kind beim trinken.
    "Er liebt dich", gibt Kassandra zu bedenken. "Trotz allem und immer noch... Er ist kein Mensch, das solltest du nicht vergessen. Wenn seine Art liebt, dann voll und ganz -oder überhaupt nicht. Das ist ein Geschenk, aber es bringt auch jede Menge Verantwortung mit sich."
    Anna schließt die Augen und nickt. Der Entschluß, den Elben nicht zu enttäuschen wird fester denn je.
    Kassandra mustert sie doch einen Moment, dann fährt sie fort.
    "Er hatte vorhin die großartige Idee, deine verlorengegangene Magie durch seine zu ersetzen..."
    "Was!?!" Anna reißt die Augen auf. Die Flasche rutscht aus Alinas Mund und das Baby beginnt zu protestieren. Rasch schiebt sie ihm den Zipfel wieder in den Mund.
    "Wie kommt er denn auf sowas...?", fragt sie schwach.
    Kassandra zuckt die Schultern. "Elben sind Geschöpfe der Magie. Er kann sich nicht vorstellen, wie es ist ohne die Fähigkeit zu leben. Und er könnte auch nicht ohne sie leben. Also ist es verständlich, daß er nach Wegen sucht, sie dir zu ersetzen. Und seien sie noch so abwegig..."
    Anna schließt die Augen und schüttelt den Kopf. Setzt zu einer Antwort an und bricht dann wieder ab.
    "Ich werde ihm das ausreden", verspricht sie schließlich und Kassandra nickt.
    "Wahrscheinlich bringt es mehr wenn du das tust als wenn ich das versuche..."

  • Silia setzt sich und seufzt.
    "Was ist geschehen, Kassandra? Irgendetwas ist passiert, ich habe es durch meine Verbindung zu dem Amulett gespürt"
    bringt sie den Hauptgrund ihres hierseins zur Sprache. Zeit für Geplänkel hat sie nicht.

  • "Das Amulett?" Sie greift nach dem schwarzen Achatanhänger, den sie an der Lederschnur um den Hals trägt.
    "Oh... ich hab das mal für einen halben Tag Enduneath zur Aufbewahrung gegeben", sagt sie verlegen. "Meinst du das?"

  • "Was? Daß ich das Amulett weitergegeben hab?", fragt Kassandra verwirrt.
    "Naja... Arkana wollte meine Hilfe beim finden von Visionen. Und weil ich dich das letzte Mal als ich sowas versucht habe, gestört habe und weil es um das finden eines fünfgehörnten Dämonen ging... dachte ich es ist vielleicht besser wenn ich das hier", sie berührt das Amulett noch einmal, "dann nicht dabei habe. Und Enduneath schien mir am besten geeignet eine zeitlang darauf aufzupassen."

  • "Ahhh, danke das erklärt einiges. Ich danke dir für deine Rücksicht."


    Sie seufzt und wartet sehnsüchtig auf den Kakao.
    "Doch Dämonen scheinen nicht das einzige zu sein, dass dir im Moment Schwierigkeiten ins Haus bringt."

  • "Och, im Moment ist alles friedlich", antwortet Kassandra. "Bis das nächste Mal wieder irgendwer meinen Wald umgräbt, sich einen Banshee eintritt oder elbische Seelenbänder zerreißt..."
    Sie seufzt und rührt in der heißen Milch.


    Den Rücken zur Tür gewandt bemerkt sie nicht, daß Anna diese jetzt öffnet -und starr stehen bleibt als sie Silia sieht.

  • "Seelenbänder zerreisst?" die trügerische Gelassenheit fällt von der Seherin ab und sie steht ruckartig auf.


    Als sie näher auf das Thema eingehen will öffent sich die Türe und ein tiefes Knurren entfährt der Kehle der Elbe. Die Luft um sie herum ist plötzlich wie von Elektrik aufgeladen und selbst nichtmagier können nun die pulsierende Aura kurz erkennen.
    "Ist sie immer noch hier?"
    ihre Stimme ist eiskalt und nun bemerkt sie ihrerseits nicht, dass sich die Türe hinter ihr öffnet und ein bleicher Thiran eilig in die Küche kommt.

  • Anna weicht einen Schritt zurück.
    Kassandra dreht sich um und schaut von der einen zur anderen.
    "Ja", sagt sie fest. "Und sie wird auch noch eine Weile bleiben." Sie tritt der Elbe in den Weg.
    "Wie ich dir sagte, ich setze weder eine Schwangere noch eine Frau mit einem Säugling vor die Türe."

  • Die Seherin funkelt Kassandra wütend an, dann nimmt sie sich sichtlich zusammen und wendet sich ruckartig ab.
    Ihr Blick fällt auf Thiran.


    *Warum bist du herein...* sie hält inne im Senden, als sie die Antwort in seinem Geist liest.
    "SIE?" fährt sie wütend auf.
    "Du hast nichts besseres zu tun, als einer Vision hinter her zu rennen und du bestimmst SIE?"
    Was auch eben an Kontrolle zu der Elbe zurück gekehrt sein könnte ist wieder fort, als sie erkennt wie tief das Problem mit Thiran sitzt. Nun versteht sie warum Tear'asel so sehr davon gefangen war. Mit einer wütenden Handbewegung hebt sie den Elben, der gerade zu Anna laufen wollte, Kraft ihrer Gedanken hoch und drück ihn zurück, gegen die nun geschlossene Türe zum Garten.
    Langsam, einem Raubtier gleich, nähert sie sich dem nun hilflosen Elben.


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    Thiran sagt nichts. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er Anna erreichen würde. So war es ihm auch recht, wenn Liadana ihren Zorn auf ihn konzentrierte, würde er Anna auch schützen.

  • "Silia!" Kassandras Stimme ist scharf. "Ich glaube nicht, daß du in mein Haus gekommen bist um meine Gäste anzugreifen!"
    Die Worte mögen höflich sein, doch der Tonfall ist befehlend.
    Anna schiebt sich an ihr vorbei.
    "Euer Zorn gilt mir, nicht ihm", ruft sie der rasenden Elbe zu.

  • Silas Kopf fährt herum und fixiert erst Kassandra, dann Anna mit glühendem Blick.


    "Nicht in deinem Haus? Nun gut."


    Von einem Moment auf den anderen erstarren die vier Körper in der Küche des Hauses, ihr Bewusstsein wird von Silias magie fort getragen in eine Vision.


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    Sie befinden sich in einem Raum, die Wände aus getrübtem Kristall gibt es keine Ausgänge. Das Licht dringt durch den Kristall in den Raum, es ist kühl und trocken.


    Thiran steht an einer Wand, seine Arme sind ausgebreitet, seine Hände mit kristallenen Schellen an der Wand befestigt, sein Blick liegt auf Liadana, furcht und trotz spiegelt sich darin.


    Anna steht neben ihm, sie ist frei, kann sich jedoch nicht von der Stelle rühren.


    Die Seherin steht vor den beiden, nicht ganz zwei Armeslängen entfernt. Ihre Haare haben keine bestimmte Farbe mehr, es ist als würden sie ständig die Farben wechseln, ihre Augen glühen nun wirklich schwarz und ihre bleiche haut überzieht ein zuckendes Netz aus dunklen Energielinien.


    Kassandra steht am anderen Ende des ca. 40 qm großen, mehr oder weniger runden Raumes.


    "Was soll ich nur mit euch tun?" fragt die Seherin mehr sich selbst.

  • "Du wirst gar nichts mit ihnen tun!"
    Kassandras Stimme klingt nun wirklich zornig.
    "Hast du den Verstand verloren, Silia? Das ist Thiran, den du da grade an die Wand nagelst. Er steht dir so nah als wäre er dein Sohn!"
    Wütend kommt sie auf die drei zu.
    "Und bei Anna könntest du dich höchstens bedanken, daß sie den Banshee so lange festgehalten hat bis du ihn finden konntest. Dem du übrigens im Moment verdammt ähnlich siehst!"


    Anna kann sich nicht rühren aber auch sie erwiedert den Blick trotzig.

  • Silia fährt zu Kassandra herum und scheint erstaunt sie hier zu sehen.


    Sie muss sich konzentrieren um Kassandras Worte wirklich zu verstehen. Langsam dreht sie sich zu Anna um und musstert sie das erste mal wirklich.
    Plötzlich ist Anna frei und Silia steht neben ihr. Die Elbe blickt ihr tief in die Augen, tief in die Seele und zieht sich nach einer endlos scheinenden Zeit von der jungen Frau zurück.
    Mit einer Handbewegung löst sie die Fesseln und Thiran sinkt zu Boden.


    "So kann es dennoch nicht bleiben. Dies ist kein tragbarer Zustand."

  • Anna schaudert nachdem Silias Blick sie freigegeben hat, sie starrt auf den Boden.
    "Kein tragbarer Zustand?" Kassandra klingt ungläubig. "Wer bist du, daß du bestimmen willst, wer wen lieben darf und wen nicht? Und wie willst du verhindern daß sie es tun?"

  • Silia starrt Kassandra eine Weile an, dann muss sie leise Lachen und schüttelt den Kopf.


    "Ich glaube es liegt an mir..."
    ihre Belustigung hat eine bemerkenswerte Auswirkung auf die Umgebung. Die Temperatur steigt und das licht wird etwas heller.


    "Wie kommst du darauf, dass ich bestimmen möchte, wer hier wen liebt? Oder das ich die Liebe verhindern will? Zumal es dafür zu spät ist."
    Sie macht eine Handbewegung in die Richtung der beiden
    "Es hat sich noch ein weiteres Leben eingemischt, das wirklich unschuldig ist."


    "Du nimmst seltsame Dinge an, Kassandra, ich bin nicht Tear'asel, ich fürchte die Liebe nicht. Ich mag mit der Wahl nicht glücklich sein, doch sie ist gefallen.
    Ich kann und werde so etwas nicht unterbinden, doch diese Frau kann so nicht einem Elben ein Kind schenken.
    "

  • Kassandra schaut von einem zum anderen als ihr dämmert was Silia meint.
    "Anna...", stöhnt sie und fährt sich müde mit der Hand über die Augen.
    "Hast du nicht genug Probleme? Ich hätte genau so gut mit einer Wand reden können" Sie seufzt und schüttelt den Kopf.


    Die Magierin schaut mit großen Augen und mehr als nur ein wenig entgeistert um sich. "Was... Aber... Das... Das kann nicht sein!"

  • Thiran hat das Geschehen stumm miterlebt. Er wusste nicht was er sagen sollte, nichts würde helfen und körperlich oder magisch wehren konnte er sicht nicht.


    Was immer Liadana entscheiden würde, er würde damit leben müssen.
    Während er bewegungslos an der Wand hing befiel ihn die Angst dieses Leben ohne Anna führen zu müssen.
    Erst der letzte Wortwechsel zwischen Kassandra und Anna brachte seine Gedanken wieder auf das was um ihn selbst herum geschah.
    Er stellte fest, dass er nicht mehr an der Wand festgehalten wurde. Er hockte auf Knien neben Anna, die fassungslos auf das reagiert hatte, was Kassandra gesagt hatte.
    Liadana hatte ihn frei gelassen? Nun ja, frei... er war immer noch in ihrer Vision.


    Er blickte auf und sah von dem verdutzten Gesicht Annas zu Kassandra und dem Wesen, dass Liadana nur entfernt ähnlich war.
    "Was ???"
    Er verstand überhaupt nicht was hier vor sich ging.


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    Die Seherin betrachtete das Erstaunen und die Verwirrung der beiden Frauen mit fast so etwas wie Belustigung, dann wanderte ihr Blick zu Thiran, der augenscheinlich erst jetzt aus seinem Schockähnlichen Zustand erwacht war.

    Im nächsten Moment standen Anna und Kassandra am anderen Ende des Raumes und Thiran neben der Elbe.
    "Was nun, gedenkst du zu tun? Thiran?"
    Der junge Elb zuckte nur mit den Schultern und bemühte sich nicht die Seherin anzusehen.
    "Und was denkst du, werde ich tun?"
    Wieder zuckte der Elb mit den Schultern. Was er wirklich befürchtete war, dass sie seine Beziehung zu Anna verbot, vielleicht sogar etwas dagegen unternahm, oder sogar Anna...
    "Töte sie nicht... ich ... was immer du willst..." entfuhr es ihm wirr.
    Liadana lachte auf und plötzlich wurden ihre Züge weich.
    "Oh, Thiran, so sehr gefangen von der ersten Flamme der Liebe, so jung und so allein." Sie seufzt. "Gerade du müsstest wissen, dass ich dich nicht davon abhalten werde dein Herz an eine Sterbliche zu geben. Mir hätte sogar klar sein müssen, dass es gerade diese Sterbliche sein würde. Aber gefallen muss es mir nicht."
    Sie nimmt sein Gesicht in beiden Hände und bringt ihn so dazu zu ihr aufzusehen.
    "Wie könnte ich eine Liebe verdammen, die bereits jetzt, wo sie so jung ist, das Wunder des Lebens geschaffen hat."
    Ungläubiges Verstehen ist in Thirans Augen zu sehen und sein Blick zuckt zu Anna.
    "Ja, sie trägt bereits jetzt dein Kind."
    Die Seherin lässt den jungen Elben los, der immer noch Anna anstarrt.
    "Und nun?"
    "Nun werde ich Anna einmal mit mir nehmen müssen, Thiran. So wie sie ist kann sie kein elbisches Kind austragen. Sie ist ausgebrannt und trägt dennoch Spuren von dunkler Magie in sich. Sobald sich die Magie eures Kindes entwickelt, würde sie wieder über eine Magiequelle verfügen und ich kann nicht riskieren, dass die Dunkelheit diese beschmutzt."
    In Thirans Augen flackterte Angst auf, doch er nickte nur.
    Die Seherin trat ein paar Schritte zurück und hielt Anna ihre Hand entgegen.
    "Komm..."