Herberge "Am Geisenstieg"

  • "Du brauchst den Kerl nicht in Schutz nehmen. Wie du sagst ich habe mein Bild von ihm und daran wird sich auch nichts ändern."


    Damorg schwieg kurz. Er wollte jetzt nicht mit ihr über einen Nordmann streiten. Er schüttelte leicht den Kopf. Dann fuhr er mit seinem Finger über ihre Schulter, über die Narbe.


    "Und wo hast du die her?"

  • "Eine kleine Begegnung mit etwas großem, Rotem aus einer anderen Sphäre." Sie lächelt. "Sieht gefährlicher aus, als es war. Nur ein Kratzer. Die Elemente waren mir hold." Ein paar Gelenke knacken, als sie sich kurz aufsetzt und streckt. Die offenen Haare fallen ihr bis weit über den Rücken und verdecken dort alle Erinnerungen, die sie an ihre Vergangenheit auf der bloßen Haut trägt. "Ansonsten war der Winter recht angenehm. Gut, in meinem Wagen tropft es durchs Dach und in Amonlonde war ich wieder einmal Gegenstand von Luicatus moralischer Entrüstung." Sie verdreht die Augen.

  • "Ein ruhiger Winter ist glaube ich dennoch etwas anderes."


    Sagte er trocken. Seine Sorgen konnte er aber nicht ganz wegwischen. So war ihr Leben eben als Priester. Nur weil die letzten Monate für ihn ruhig verlaufen waren, sollte er sich nicht davon täuschen lassen.


    "Über Luicatus brauchen wir nicht sprechen. Er ist fähig, aber etwas eigen. Aber wenn du mehr Zeit hier verbringen würdest, dann bräuchtest du den Winter nicht in deinem kalten und undichten Wagen verbringen."

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • "Auch wenn ich Deinen Versuch, mich zu überreden, sehr zu schätzen weiß: wenn ich mehr Zeit hier verbringen würde, mein Lieber, dann würde ich meine Finger nicht von Dir lassen können. Und das würde mir über kurz oder lang nicht nur moralische Entrüstung bringen, sondern uns beiden ernstzunehmende Probleme." Sie rutscht ein Stück rückwärts, um sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes zu lehnen. Ihren Teil der Bettdecke klemmt sie unter den Armen ein, um sich zu bedecken, dann macht sie sich daran, ein paar Knoten aus ihren Haaren zu friemeln. Ihre Gesten sind harsch, fast wütend und natürlich dienen sie nur dazu, die Frustration, die das Thema mit sich bringt, irgendwohin abfließen zu lassen. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht, ganz zu bleiben -.

  • "Und so haben wir keine Probleme, ja? Probleme sind da um sie zu lösen, nicht um einen weiten Bogen darum zu machen. Dadurch werden sie nur noch schlimmer. Ich glaube die Elemente würden das genauso zu schätzen wissen, wie Kapal, wenn man sich seinen Ängsten stellt. Und das ist genau das was uns im Weg steht. Angst."


    Zunächst wurden seine Worte nur etwas kräftiger, dann bestimmend, jedoch wurde er dabei nicht laut, genau wissen wo er sich befand und mit wem er redete.

  • Alanis blickt ihn schweigend an, während er spricht. Kein Muskeln zuckt in ihrem Gesicht, doch ihre Finger haben damit begonnen, die kleinen Falten in der Bettdecke fast krampfhaft zu glätten. Es wirkt, als würde in ihren Bewegungen große Kraft brodeln - vielleicht Wut? - die jedoch keinen Weg nach draußen findet. Selbst ihre Stimme ist gelassen, als sie nach einem kleinen Moment des Schweigens fragt:


    "Es ist doch weniger eine Frage der Angst als eine Frage der Fakten. Wir sind nicht verheiratet, obwohl wir miteinander schlafen, ich bin Priesterin eines anderen Glaubens, älter als Du, als recht - umtriebig bekannt, weder magonische Bürgerin noch gelitten von anderen Priestern der Fünfe. Wie das wohl in den Augen von Bürgern und jenen aussieht, die Dir einen eigenen Tempel zugestanden haben, muss ich doch nicht erzählen."


    Sie legt den Kopf leicht schräg.


    "Hast Du mit Ashaba gesprochen? Sie ist eine kluge Frau und offenkundig Deine Freudin. War sie dafür, es öffentlich zu machen? Oder hatte auch sie Zweifel?"

  • "Natürlich ist es Angst. Angst vor dem was passiert wenn.... Und ja ich habe mit Ashaba gesprochen und natürlich meint sie das es keine gute Idee ist, was soll sie auch sonst sagen, als Vorgesetzte. Sie sagt aber auch das es sich nicht verheimlichen lässt. Früher oder später wird es so enden."


    Er war überrascht wie ruhig sie geblieben war und versuchte auch selbst sich nicht in Rasche zu reden, was ihm sichtlich nicht leicht fiel. Er musste mehr als einmal tief durchatmen.

  • "Hm." Alanis beugt sich vor und umschlingt die angezogenen Knie. Sie blickt nachdenklich auf die Tür, so als suche sie einen Punkt, den sie fixieren und an dem sie sich festhalten kann. "Du weißt schon, dass es mir bei all dem um Dich geht, oder? Wir haben das schon oft besprochen - und ganz gleich, wie oft wir es noch tun werden, es wird sich nichts daran ändern. Ich kann Dir niemals etwas Anderes sein, als ich jetzt bin. Die meiste Zeit des Jahres unterwegs. Ziemlich kaputt. Für mich lohnt es sich einfach nicht, irgendein Risiko einzugehen." Ihre Worte klingen weder selbstmitleidig und böse gemeint, sondern eher rational und so, als habe sie das, was sie gesagt hat, sehr gut durchdacht. "Dennoch - ich werde darüber nachdenken, ja? Mehr kann ich nicht versprechen." Der heitere Gesichtsausdruck kehrt zurück, wenngleich ein wenig umwölkt mit der Sorge, was er antworten mochte.

  • "Was für ein Risiko würdest du eingehen?"


    Er hatte noch nie darüber nachgedacht, was all das für sie bedeuten würde. Was würde sich für sie verändern? Hatte sie auch mit Folgen zurechnen? Bis jetzt hatte er immer nur an sich gedacht, was ihm passieren würde. War er so blind? So ein .... Er brach in seinen Gedanken ab.


    "Entschuldige bitte. Ich hatte immer nur an mich gedacht."

  • "Ach, da sind wir zumindest zu zweit." Sie schmunzelt und gibt ihm einen Kuss auf die gefurchte Stirn. "Risiko? Ich? Gar keines. Das macht mich vielleicht übervorsichtig, eben weil ich weiß, dass Du so viel riskierst - und ich gar nichts. Ich weiß nicht, ob man mich hier in's Gefängnis werfen würde, bloß weil ich unschuldigen Priester verderbe. Wahrscheinlich würde man mich meiden und mein Ruf wäre ruiniert. Aber das wär's schon. Und daran bin ich gewöhnt."

  • "Das würde mich doch schwer Wundern, wenn du deshalb in den Kerker kommst. Und es gibt hier ja nicht nur Magonier die an die Fünfe glauben, sondern auch viele Menschen aus anderen Ländern, die würde das sicherlich nicht interessieren. Aber das sind alles nur Gedankengänge."


    Er drehte sich etwas herum um sie besser beobachten zu können.


    "Und eigentlich bin ich es müde darüber nachzudenken."

  • "Ich tue ja nun wirklich mein Möglichstes, Dich auf angenehme Art und Weise davon abzulenken." Alanis streicht ihn über die bärtige Wange, liebevoll und vielleicht auch mit einem Hauch Bedauern verbunden, dass er sich eben jene Gedanken machen muss. "Es tut mir Leid", sagt sie dann auch tatsächlich und presst die Lippen aufeinander.

  • "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe mir das selbst ausgesucht und selbst wenn nicht wäre das alles, das hier wert."


    Er lächelte sie an, es war ein ehrliches Lächeln, wenn auch etwas Trauer darin lag.


    "Und nur die Götter wissen was uns noch erwarten wird."

  • Er schute sich die Narbe etwas genauer an und fuhr sich dann mit der Linken über die seine, sie hatte immer noch die gleiche Form wie an jendem Tag, als die Wunde zugeheilt war und das war bereits einige Monde her. Er musste schmunzeln.


    "Manchmal ist Kapal eben doch nachsichtig, ich freue mich für dich das sie so schnell verheilen."


    Er versank kurz in Gedanken, immer wieder schlichen sich die Erinnerungen an ihre Reise zum Gutshof des Namenlosen in seinen Kopf.

  • "Ich freue mich auch. Ich bin dann ja doch - ein wenig eitel. Das ist wie die Sache mit den Blumen, gewisse weibliche Züge sind dann doch nicht zu verleugnen."


    Sie gibt ihm einen Kuss.


    "Wo bist Du mit Deinen Gedanken?", fragt sie, sehr wohl bemerkend, dass da wieder etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen ist.

  • Er zeiht kurz beiden Augenbrauen nach oben, als er aus seinen Gedanken endgültig zurückkehrt.


    "In Magonien auf einem alten mittlerweile verfallenen Gutshof. Es gibt nichts Neues und ich weiß immer noch nicht was ich davon halten soll. Alles ist ruhig und das ist es was mir Sorgen macht. Es ist bald Frühling und das Hinterland wird neu erblühen, aber ich weiß das ein Schatten darüber liegen wird."


    Er schaute sie an und blicke ihr in die Augen.


    "Und ich habe Angst das er mir alles nehmen wird was mir lieb und teuer geworden ist in den letzten Jahren."

  • Alanis zieht den rechten Mundwinkel hoch und lächelt schief, wenn auch beruhigend.


    "Ich verstehe das. Wenn so ein Kerl in Dargaras umherginge - ich würde nicht ruhig schlafen können." Grübelei senkt sich über ihr Gesicht, sie stützt einen Ellbogen auf ein angezogenes Knie, um ihr Kinn in die Handfläche zu legen. "Ich gebe ja zu, dass ich bei der Expedition nur wegen Dir mitgegangen bin und vielleicht etwas genauer hätte hinterfragen sollen, was genau die Anzeichen waren, die darauf hinweise, dass dieser Hummlob im Hinterland ist. Hätte ich diese Informationen damals bekommen - oder kannst Du sie mir jetzt geben?"

  • "Im Sommer waren Leute im Wald verschwunden, andere haben seltsame Gestalten beobachtet, dazu kam es wohl noch zu magischen Anomalien. Zur Zeit ist alles ruhig, es gibt nichts Auffälliges. Die Späher können nichts finden, selbst wenn sie danach suchen. Aber ich weiß das er kommen wird, ich habe ihm das Herz seiner Geliebten gestohlen, ich habe es aus dem Keller getragen und hierher gebracht. Er wird auf Rache sinnen und ich habe Angst das er es ...."


    Er stockte.


    "... es auf Gleiche Weise zurück zahlen will."

  • Alanis Lippen formen ein rundes O. Dann beißt sie sich auf die Unterlippe und senkt leicht den Kopf, diesen schüttelnd.


    "Ach Unsinn" , sagt sie dann und es klingt sehr bestimmt. Sie lächelt, doch eher zur seiner Beruhigung. Es ist kein Lachen in ihrer Stimme zu hören. "Ich weiß, Du denkst, ich könnte nicht auf mich aufpassen - tatsächlich ist das wirklich manchmal schwer. Aber warum sollte er seine Deckung, seine Geheimnistuerei und damit seinen großen Vorteil für eine derart billige Rache aufgeben?"