Herberge "Am Geisenstieg"

  • "Glaubst du dieser Mensch, oder was auch immer er ist, denkt?"


    Er vergrub sein Gesicht für einige Augenblicke in seiner rechten Handfläche. Als er wieder zu ihr sprach war seine Stimme wieder um einiges ruhiger.


    "Im Übrigen glaube ich, das du in der Lage dazu bist selbst auf dich aufzupassen. Sonst würde ich dir wohl ständig hinterher laufen. Und das ist genau das was ich an dir Schätze. Aber ich glaube das dieser Nekromat sehr mächtig ist."

  • Kurzentschlossen nimmt sie die Hand, die auf seinem Gesicht liegt, so als könne sie damit die Sorge von ihm nehmen, und birgt sie in den eigenen Händen.


    "Ja, ich glaube, dass er denkt. Wenn er nun wirklich mehrere Jahrhunderte existiert, dann wird er seinen sterblichen Körper verloren haben, zumindest aber wird dieser sehr geschwächt nein. Alles, was ihm letztendlich geblieben sein wird, ist sein Geist. Ein wahnsinniger Geist, zugegebenermaßen, aber doch fähig, ein Labor zu betreiben und Menschen die Seelen zu rauben. Und in unserer Zeit fähig, Magie zu manipulieren. Ich halte ihn für klug und durchaus fähig, rational zu handeln. Es bleibt ihm nichts anderes übrig." Sie zögert kurz und setzt dann hinzu. "Aber ich teile Deine Einschätzung, dass die Sache mit dem Herz ihn wütend gemacht haben düfte, wenn er sie mitbekommen hat. Dieses Herz - ich weiß nicht, ob er eine Verbindung dazu hat, ein arkanes Band. Wenn ja, dann wird er Bescheid wissen. Und wenn es nicht gut aufbewahrt wird, dann wird es scheinen wie ein Leuchtfeuer in der Nacht."

  • "Ob ein magisches Band zu dem Herz besteht weiß ich nicht, aber das könnte ich in Erfahrung bringen."


    Er brauchte einen kurzen Moment um sich seine folgenden Worte gut zu überlegen.


    "Es ist einfach..... .Hier ist.... . Ich wusste lange Jahre nicht einmal genau wofür ich lebe und seit dem ich hier bin habe ich eine neue Heimat gefunden, meine erste Richtige. Ich fühle mich hier wohl. Dann habe ich noch dich getroffen und ich glaube nun mehr zu haben, als ich zu hoffen gewagt hätte. Und all das schwebt in einer Gefahr. Ich habe Angst es zu verlieren."


    Er spricht die Worte langsam und man merkt ihm an wieviel sie ihm bedeuten.

  • "Ich werde Dich nicht fragen, wo das Herz ist, denn das sind magonische Angelegenheiten und sie gehen mich nichts an. Aber wenn es in fähigen Händen ist, dann sollte das inzwischen sicherlich herausgefunden worden sein."


    Alanis wird plötzlich kalt. Ob es an der kühlen Luft im Zimmer liegt oder an dem Gesprächsthema, ihre Nackenhaare richten sich auf und eine Gänsehaut überzieht ihre nackte haut dort, wo sie nicht von der Bettdecke bedeckt ist.


    "Ich wünschte ich könnte Dir sagen, dass Du Dich irrst, was die Bedrohung angeht - zumindest die Bedrohung dieser Siedlung."

  • Damorg rutschte im Bett weiter nach oben, so konnte auch er seinen Rücken ab Kopf des Bettes anlehnen, die Decke reichte ihn noch über den Bauch. Er nahm Alanis in den Arm und schloss die Augen. Sein Mund war wie versiegelt. Er spürte ihre Wärme und wünschte sich das dieser Moment kein Ende nehmen würde. Er konnte alles andere um sich herum in der Welt vergessen. Es war wie eine Flucht.

  • Bereitwillig schmiegt sie sich an seine Schulter, legte einen Arm über seinen Bauch und seufzt leise und abgrundtief. Frustration und pures Glück gehen in diesem Geräusch Hand in Hand, doch irgendwann weicht die Spannung aus Alanis Körper und sie lehnt sich an Damorg an und lauscht eine Weile, mit niedergeschlagenen Lidern, dem Klang seines Herzschlags.


    Schlafen kann sie jedoch nicht, auch wenn sie noch so müde von der kräftezehrenden Seereise ist. Zu kostbar sind diese ersten Momente nach der langen Trennung und zu laut die Gedanken, die durch ihren Kopf tosen. Eine ganze Weile kann sie sich bezähmen, die Stille und das lang vermisste Zusammensein zu genießen, doch irgendwann ist der Punkt des Ertragbaren für sie überschritten. Mit beidem, Schweigen und Nähe, kann sie nicht so umgehen, wie sie es gerne hätte.


    Wieder ein Seufzer. Sie spürt, dass sie langsam unruhig wird.

  • Damorg kann den Seufzer nicht überhören, so öffnet er die Augen, obwohl er noch Stunden hätte so verharren können. Langsam dreht er seinen Kopf in ihre Richtung und schielt in ihr Gesicht. Ein Lächel schleicht sich auf sein Gesicht. Mit den Fingern der Hand, welche er über ihre Schulter gelegt hat, beginnt er sie sanft zu streicheln.


    "Was bewegt dich?"


    Bricht er dann das Schweigen, das ihm viel mehr gegeben hatte als tausend Worte.

  • Alanis verzieht ertappt und schuldbewusst das Gesicht und schlägt die Augen wieder auf.


    "Alles. Nichts. Ach, ich weiß nicht. Ich bin einfach nicht für Ruhe und Entspannung geschaffen. Zuviel Feuer." Sie grinst verlegen. "Ich sollte an meinem Gleichgewicht arbeiten."

  • "Das Feuer ist nicht immer nur lodernd, es kann auch auch die glimmende Glut sein, oder das kleine Feuer das vor sich dahin schwelt. Auch das Feuer hat viele Gesichter. Aber das brauch ich dir nicht zu erzählen."


    Das er sie versuchte sie zu necken, war nicht übersehbar.


    "Aber wenn man Tage lang auf einem Schiff eingespert ist, kann ich das verstehen, da drängt es einem nach Bewegung."

  • Alanis brummelt etwas, das nach einem Fluch klingt und die Worte "Schiff" und "anzünden" enthällt. Sie löst sich aus Damorgs Armen, streckt sich, um gestaute Durchblutung wieder anzuregen und schert sich nicht um verrutschende Bettücher und den total Verlust der Bettdecke, als sie aus dem Bett aufsteht.
    "Bin gleich wieder da." Sie beugt sich zurück, um Damorg noch einen Kuss zu geben, findet ihr Kleid am anderen Ende des Raumes und streift es über. Dann verschwindet sie zur Tür hinaus und kehrt erst einige Minuten später wieder zurück. Natürlich mit dem obligatorischen Essen - zwei Äpfel und ein paar Marmeladenbrote - und wieder ein wenig entspannter als noch zuvor.

  • Als Alanis wieder zur Tür herein kommt, sitzt Damorg bereits auf dem Rand des Bettes, er hat sich seine Hose wieder angezogen und schaut in die Richtung der Tür. Als er sieht womit sie beladen ist muss er schmunzeln.


    "Bleibt da auch etwas für mich übrig?"

  • "Natürlich, auch wenn sich die Hauswirtin nun fragen mag, ob ich verfressen bin. - Aber warum ziehst Du Dich an? Immerhin habe ich Dich mal da, wo ich Dich wochenlang nicht haben konnte." Alanis grinst anzüglich, geht dann aber doch zum Schreibtisch und nicht zum Bett hinüber, um mit einer laxen Handbewegung einige Schreiben zur Seite zu räumen, die sie dort abgelegt hat. Dann stellt sie den Teller dort ab. "Hast du noch Verpflichtungen heute?"

  • Er schaute sie verwundert an.


    "Du hast dir doch ales erstes etwas angezogen und außerdem hast du dich so angehört, als wenn du nocheinmal an die frische Luft wolltest."


    Er schüttelte leicht den Kopf und stand dann auf um zu dem Tisch zu laufen.


    "Ja, aber erst heute Abend, ich muss Torwache halten sobald es dunkel wird."

  • "Ich kann ja wohl kaum nackt über den Flur laufen - gut, können kann ich es schon. Aber solange ich hier noch einen guten Ruf habe, will ich den auch behalten." Mit einem kleinen, sehr scharfen Messer halbiert sie einen der Äpfel und reicht Damorg die Hälfte. Ein Lächeln blitzt auf. "Und wegen meiner Unruhe - ein bisschen Bewegung war wirklich gut. Aber dafür muss man ja nicht unbedingt an die Luft. Oder sich anziehen." Sie schiebt eine Buch zur Seite und lehnt den Ellbogen auf den Tisch. "Wenn Du weg bist, werde ich vierzig Stunde Schlaf nachholen. Mindestens. Weißt Du, ob Meanor in der Stadt ist?"

  • Damorg fragte sich kurz welche Arten von Bewegung man in einem Zimmer nackt vollbringen konnte. Außer ein paar Übungen zur Leibesertüchtigung wie Liegestütze viel ihm zunächst nichts ein, bis es ihm dämmerte, dann stahl sich erneut ein Grinsen auf sein Geischt. Er biss ein großes Stück aus dem Apfel.


    "Vierzig Stunden ist aber etwas viel meinst du nicht? Ich gehe mal davon aus das Meanor in der Stadt ist, ich wüsste nicht wo er sonst stecken sollte."

  • Alanis betrachtet amüsiert das Durchsickern der Erkenntnis in seinem Gesicht und verbirgt ein Lächeln in der Hand, sich zu Tisch und Teller abwendend. Ob sie jemals so - unschuldig war? Sie glaubt es nicht. Vielleicht erklärt das den Reiz ihrer doch eher ungewöhnlichen Verbindung. Müßig kranmt sie ein wenig in ihren Unterlagen, als sie zurückgibt:


    "40 Stunden Schlaf sind die Stundenzahl, die mir fehlt - zusammengerechnet. Ich bin so müde -. Zum Glück war die Überfahrt ruhig. Eines Tages werde ich nochmal über Bord springen." Sie beißt in ein Marmeladenbrot. "Oder ich mache es wie Meanor, baue mir irgendwo einen kleinen Tempel hin und verbringe den Rest meines Lebens in Ruhe und Frieden."

  • Der Apfel verschwand schneller in seinem Mund, als man hätte schauen können. Mit noch halb vollem Mund sprach er dann weiter.


    "Über das mit dem vom Bord springen reden wir nochmal."


    Dann schluckte er auch die Reste in seinem Mund nach unten.


    "Mit dem kleinen Tempel und der Ruhe, kann ich leben."

  • Er nahm das Brot und schob es Biss für Biss in seinen Mund. Er wurde wieder etwas nachdenklich. Sein Blick verweilte weiter auf Alanis. Wenn wir dann noch da sind, gingen ihm ihre Worte durch den Kopf. Das nächste ungeliebte Tehma zwischen ihnen, beide wussten das der andere in ständiger Gefahr schwebte, aber zumindest Damorg wollte davon nichts wissen. Er entschied für sich jetzt kein Wort darüber zu verlieren.


    "Was sind deine Pläne für die nächsten Tagen, bis das Waisenhaus eröffnet ist es noch eine Weile hin?"

  • Alanis schlägt ein Bein übereinander und wippt mit einem nackten Fuß.


    "Genug schlafen. Meanor besuchen und im Tempel meditieren. Dich sehen, wenn Dich Deine Pflichten nicht davon abhalten. Zudem arbeite ich an mehreren Schriften, eine über Magiewissen für Priester und eine andere über die Begrifflichkeiten des Guten und Bösen. Eine Magierin, die ich in Amonlonde traf, hat mich nach einigen interessanten Gesprächen darauf gebracht, mir einmal näher über diesen Begriff Gedanken zu machen."