Herberge "Am Geisenstieg"

  • "Wie ein Dieb in der Nacht."


    Murmelt der Priester leise, fast nicht hörbar vor sich hin. Auch ihn überkommt die Müdigkeit, die sich bereits vor der Ablenkung, bemerkbar gemacht hatte. Seine Augen fallen zu und seine Finger die noch immer sanft über ihre Schulter streicheln werden langsamer, bis sie endgültig innehalten.

  • Alanis schmunzelt vor sich hin, schließt die Augen und gönnt sich den Luxus, mit Damorg zusammen zu sein und sich keine Gedanken darüber zu machen, wie lange sie schlafen kann und ob der Ort, den sie sich zum Schlafen gewählt hat, wirklich sicher ist.


    So vergeht eine Frühsommernacht ohne Störungen und einige Stunden später geht eine blasse Sonne am Horizont auf und schickt ihre Strahlen über die Wiesen.


    Alanis erwacht davon, dass ihr ein wenig kalt ist - und von Männerstimmen, die ganz in der Nähe ertönen. Ihre Augenlider, bislang nur halb geöffnet, im Zustand zwischen Schlafen und Wachen, fliegen auf und sie lauscht erschrocken auf die Geräusche, die aus der Richtung des Wegs zu ihr herüber dringen.

  • Nur wenige Herzschläge später öffnet auch Damorg die Augen. Er muss blinzeln. Seine kalten Füße streifen durch das feuchte Gras und ein kurzer Schauer läuft ihn durch den Körper. Erst dann hört auch er die Stimmen und bleibt für einen Moment regungslos liegen. Sein Blick wandert zu Alanis.

  • Alanis setzt sich leicht auf und erwidert Damorgs Blick erschrocken und ein wenig hilflos. Sie lauscht weiterhin und tastet nach ihrem Unterkleid, das im Gras liegt und zieht es langsam zu sich, möglichst wenig Bewegung in den langen Gräsern und Pflanzen verursachen wollend. Doch als sie bemerkt, dass das so gut wie unmöglich ist, stockt sie in der Bewegung.


    Die Stimmen unterdes bleiben, wo sie sind. Zwei Männer unterhalten sich gut hörbar über Erntezeiten und das Grasen ihrer Kühe. Die beiden mochten gut zehn Meter von Alanis und Damorg entfernt sein. Alanis Lippen formen einen lautlosen Fluch, als sie überlegt, wie sie sich und Damorg aus der Situation befreien kann, wenn sich die Bauern doch entscheiden würden, der sicherlich noch sichtbaren Furche im Gras nachzugehen. Doch schließlich, nach einer gefühlten halben Ewigkeit, entfernen sich die Stimmen wieder und verstummen schließlich.


    Die angehaltene Luft entweichen lassend, fällt die Priesterin neben den Geliebten auf die Decke zurück und fährt sich mit einer Hand erleichtert durch die Haare.

  • Damorg der ebenso erleichtert scheint und die ganze Situation still abgewartet hat, lässt einen leisen Seufzer fahren. Er scheint froh zu sein, wieder atmen zu können, hatte er die Luft doch eben unbewusst angehalten. Ein Grinsen macht sich in seinem Gesicht breit. Ein Lachen muss er unterdrücken. Seinen Blick lässt er über das Chaos aus Essen ,Kleidung und plattgewälzten Gras wandern.


    "Schwein gehabt."


    Kommt es leise über seine Lippen.


    "Im Notfall hättest du mich unter der Decke verstecken müssen."

  • "Ja, klar. Und dann noch halbnackt obendraufsetzen, damit es nicht ganz so auffällig ist", gibt Alanis zurück. Noch immer liegt sie auf der Decke, halb mit dem über sie gelegten Teil bedeckt, und blickt in den Morgenhimmel. Irgendwann beginnt ihr Körper vor Lachen zu vibrieren und sie legt eine Hand auf den Mund, um ein Herausplatzen zu unterdrücken. Sie lacht immer noch und ihre Augen glänzen fröhlich, als sie sich schließlich über Damorg beugt und ihm einen Kuss gibt. "Guten Morgen. Gut geschlafen?"

  • "Sehr gut, nur etwas kurz. Und wenn ich es mir recht überlege war es auch kalt und unbequem. Aber dafür warst du ja da."


    Sein Grinsen wird immer breiter, bis er ebenfalls lachen muss. Damorg fährt sich einmal mit seiner Hand durch das Gesicht und reibt sich die Augen.

  • "Also ich habe gut geschlafen. Aber ich habe Dich ja auch als Kissen benutzt. Und als Wärmflasche, Egoistin die ich bin."


    Ein weiterer Kuss landet auf seiner Nasenspitze, als er die Hand wieder vom Gesicht nimmt.


    "Wir sollten los, oder?" Sie seufzt und versucht, anhand des Sonnenstands abzuschätzen, wieviel Uhr sie wohl haben mögen. Ihr Körper macht unterdes nicht die geringste Anstalt, sich wieder von Damorg wegzubewegen.

  • "Es ist noch recht früh, aber ich muss bald im Temepl sein. Also haben wir wohl leider keine Wahl."


    Die Luft fährt ihm in einem Stoß aus der Lunge. In seinem Gesicht macht sich Unmut breit.


    "Aber ich habe eigentlich keine Lust."


    Sein erster Versuch sich zu bewegen, erschlaft nach nur wenigen Herzschlägen.

  • "Hm. Du kannst nicht gehen, wenn ich hier einfach liegen bleibe." Betont genüsslich macht sie es sich an seiner Schulter bequem, bevor sie, kaum einen Moment später, hinzusetzt: "Naja, zumindest rede ich mir das ein. Für das Verursachen von Unmut im Angesicht der Pflicht möchte ich nicht verantwortlich sein. Das könnte ungute Folgen haben."


    Sie gähnt leise und setzt sich dann auf, mit beiden Händen durch ihre zerzausten Haare fahrend. Als es naturgemäß ziept, verzieht sie das Gesicht.

  • Damorg zupfte der Priesterin ein paar Grashamle aus dem Haar, die sich ihren Weg gesucht hatten. Er schüttelte den Kopf.


    "Ts, ts. Unordentlich wie immer.


    Dann setzte auch er sich auf und streckte sich. Ein lautes Gähnen folgte.

  • "Leise! Sonst kommen die Bauern zurück und fragen sich, wer in ihrem Feld rumkrakeelt" , belehrt sie Damorg, aber anhand ihres Tonfalls ist zu merken, dass sie es nicht ernst meint. Der Blick über ihre weiße, von der Sommersonne noch nicht berührte Schulter nach seinem Ausspruch ist ebenso halbherzig tadelnd, dann zieht sie sich ihr weißes Unterkleid über und reicht Damorg den Teil seiner Kleidung, der sich in ihrer Nähe befindet. Sich auf die Decke kniend, flechtet sie sich einen unordentlichen Zopf.

  • Langsam steht der Priester auf und sammelt auch seine restliche Kleidung zusammen. Schicht für Schicht hüllt er sich wieder in die einzelnen Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände, die ein Gardist benötigt. Noch ist die Wäre die ihm dadurch gespendet wird angenehm, doch spätestens am Mittag wird er sie wieder verfluchen.


    "Und was hast du für heute geplant? Bist du schon im Hospitl eingeplant?"

  • "Ich bin heute den ganzen Tag im Hospital, aber ich habe keinen späten Dienst. Also wenn Du Zeit hast -?" Fragend hebt sie eine Augenbraue und streift sich dann das Überkleid über den Kopf, was sämtliche Frisurversuche wieder einmal erfolgreich zunichte macht. Sie schlüpft in ihre Schuhe und legt ihren Gürtel an, an dem neben einer Gürteltasche auch ein langer Dolch hängt. Sich hinkniend, sammelt sie dann die Essensreste vom Vortag auf und verstaut sie ihm Korb, rasch noch eine Erdbeere in den Mund steckend und die zwei letzten Beeren an Damorg hochreichend.

  • Damorg nimmt die Beeren mit einem Nicken entgegen und steckt sich die erste sofort in den Mund.


    "Was ein Frühstück."


    Spricht er noch mit gefüllten Mund, nachdem er geschluckt hat, legt er den Kopf leicht schief.


    "Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Es kommt drauf an, was der Tag noch für mich bereit hält."

  • "Ich bin in der Herberge nach meinem Dienst. Wenn Du kommst, dann kommst Du, wenn nicht, dann halt nicht", gibt sie mit einem Schulterzucken zurück und erhebt sich, um die Decke auszuschütteln und behände zu falten, so dass sie sie über den Korb legen kann. Sie nimmt ihr Gepäck auf, beugt sich zu Damorg hinüber und gibt ihm noch einen letzten, fast flüchtigen Kuss. "Wir müssen uns eben an unseren neuen Alltag gewöhnen", lächelt sie.

  • Damorg verzeiht unzufrieden den Mund.
    "Ja das müssen wir wohl. Aber das mache ich gerne."


    Mit einer schnellen Bewegung hebt er den Streitkolben auf und platziert ihn in seiner Halterung im Gürtel. Ebenso gewand schwingt er sich den Schild auf seinen Rücken.


    "Ich freue mich."

  • "Ich mich auch." Sie wendet sich schon zum Gehen, dann dreht sie sich noch einmal um, einen ungemein belustigten Ausdruck auf dem Gesicht. "Übrigens jetzt im ersten Zimmer links im Erdgeschoss. Nicht, dass Du in das andere läufst, da wohnt ein fetter Kaufmann."


    Spricht es, grinst und verschwindet, den Korb über den Arm gehängt, zwischen den Grashalmen in Richtung Feldweg und von dort weiter in Richtung der Herberge.

  • Damorg muss lachen und nickt dann brav mit dem Kopf. Er wartet noch einige Augenblicke bis auch er sich auf den Weg macht. Zuerst zum Tempel, später zur Schmiede.

  • Alanis kommt wenig später in der Herberge an und verschwindet erst einmal auf ihrem Zimmer, um sich präsentabel zu machen. Einfach gekleidet, ein weißes Kopftuch um die Haare geschlungen, bringt sie wenig später erst einmal die Essensreste auf den Kompost und den Korb zu ihrer Hauswirtin zurück, dann macht sie sich auf den Weg in's Hospital, um dort ihre Tagwerk zu verrichten.