Herberge "Am Geisenstieg"

  • Damorg schien etwas verwundert, er hätte nicht gedacht das sich Alanis mit solchen Theorien beschäftigt. Gleichzeitig wurde ihm selbst etwas schlecht bei dem Gedanken an solche Dinge.


    "Ah, Magiewissen für Priester das ist durchaus praktisch, für Leute wie mich die keine Ahnung davon haben, aber Magie dennoch nicht leiden können, dann wissen sie wenigstens was sie nicht mögen."


    Er musste aufpassen das er sich nicht an seinen eigenen Worten verschluckte. Auch den freundlichen Gesichtsausdruck den er dazu auflegte konnte man einfach durchschauen.

  • Alanis blickt fragend auf, inzwischen mit dem Zerteilen des zweiten Apfels beschäftigt.


    "Woher kommt nur diese Abneigung? Ist sie Bestandteil der Lehren, die Du erfahren hast - oder Erfahrungssache? Ausdruck einer tiefsten innersten Ablehnung, die Du nicht benennen kannst?"


    Die Frage ist sanft und freundlich gestellt.

  • "Erfahrungswerte."


    Sagte er kühl.


    "Im Kloster habe ich fast nichts über Magie gehört, wie auch? Bei uns in Magonien gibt es nicht sonderlich viele Magier. Und immer wenn mir Magie begegnet ist, ist aus ihr Schlechtes erwachsen. Abgesehen vielleicht von der Magie die wieder versucht hat alles in die Reihe zu bringen, was andere Magier verbockt haben."


    Er seufzte.

  • Alanis zögert kurz, weil sie bemerkt hat, dass sie sich in den Daumen geschnitten hat. Sie rümpft kurz die Nase und es ist nicht genau zu erkennen, ob sie seinen Tonfall übel nimmt oder sich über ihr Ungeschick ärgert.


    "Auch wenn Du sie nicht magst - ein wenig Beschäftigung damit kann durchaus interessante Aufschlüsse ergeben. Ich habe mit einigen Magiern, denen ich vertraue, gearbeitet, bis ich meinen Geist soweit gestärkt hatte, dass einige Zauber an mir verpuffen wie Wasser auf einem heißen Stein. Vielleicht ist das auch für Dich interessant?"

  • Er zieht kurz die Augenbraue nach oben, als er sieht das Alanis sich in den Finger geschnitten hat, kommentiert dies aber nicht weiter.


    "Ich glaube ich habe mich schon mehr mit Magie beschäftigt, als es mir gut getan hat. Und wenn es Kapal als richtig erachtet das Magie keine Wirkung an mir zeigt, dann soll es so sein. Er würde sowieso nie zulassen das ein Heilzauber mich von der Schwelle des Todes zurück holt. Dadurch würde ich mich meiner gerechten Strafe entziehen, nur wenn er möchte das ich weiter lebe, wird dies geschehen."

  • Alanis öffnet den Mund - und schließt ihn wieder. Sie gibt ihm den halben Apfel, der keine Blutspuren hat. Die Frage, die ihr auf der Zunge liegt, schluckt sie dann einfach mit einem Stück Obst hinunter.


    "Und was hast Du für Pläne in den nächsten Tagen?", fragt sie in Seelenruhe.

  • Er scheint kurz irritiert, antwortet dann aber auf ihre Frage.


    "Wache schieben, ich muss noch in die Schmiede, die Rüstung muss zu der Öffnungsfeier des Waisenhauses fertig sein. Und natürlich warten die üblichen Aufgaben im Tempel, jedoch waren einige der anderen Priester so freundlich mich ein wenig zu entlasten, so muss ich nur das Nötigste machen, sie übernhemen den Rest."

  • "Darf ich eigentlich als - hm, als Nicht-Gläubige der Fünfe Eure Gottesdienste besuchen? Oder gibt es dann wieder moralische Entrüstung?" Als auf dem Hinterhof Stimmen erklingen, erhebt sie sich. Einige Brotkrümel fallen dabei zu Boden, von ihrem Kleid achtlos abgestrichen. Sie geht zum Fenster und blickt durch den schmalen Spalt zwischen Rahmen und Gardine. Doch sie kennt den Mann nicht, mit dem sich die Hauswirtin unterhält.

  • "Sei nur nicht zu vorsichtig."


    Ob er das auf ihren Blick aus dem Fenster, oder ihre Frage bezüglich des gottesdienstes stellte lies er offen.


    "Warum sollte das zu Entrüstung führen? Die wenigsten kennen dich hier. Dazu gibt es hier viele "anders" Gläubige. Außerdem weißt du was ich von der ganzen Göttersache denke."

  • "Weiß ich, was Du von der 'ganzen Göttersache' hältst?" , erkundigt sie sich und betont die letzten Wörter des Satzes besonders. "Was genau meinst Du? Eigentlich haben wir uns nicht viel über Deine Götter unterhalten, weil am Ende ja eh Streit daraus entstehen kann. Wir streiten uns ja immerhin ständig, wenn wir uns sehen, oder streifen haarscharf daran vorbei."


    Sie lacht und es ist keinerlei Spitze darin, noch Bekümmerung. Die Hand, die die Gardine leicht zur Seite gestreift hat, nimmt sie wieder hinunter. Sie geht wieder zum Bett und setzt sich darauf, die nackten Füßen untergeschlagen, weil ihr langsam kalt wird, so ganz ohne Strümpfe und Schuhe.

  • "Es hängt "alles" zusammen. Das hat mir meine Erfahrung gezeigt. Vielleicht sind sie auch die Gleichen nur das ich ihnen unter anderen Namen dienen als du oder ein andere Priester. Oder warum sonst sollte Kapal zugelassen haben das du mich mit deiner Macht von der Schwelle des Todes geholt hast? Warum sonst sollte er zu dir gesprochen haben? Und warum ich das ausspreche? Weil es keinen Unterschied macht."


    Er zeigte mit dem Zeigefinger seiner Rechten auf seinen Kopf.


    "Alles was dort drin ist wissen sie sowieso."

  • "Ah, das." Alanis Augen leuchten in einem seltsamen, zufriedenen Licht. "Mit dieser Erkenntnis bist Du weiter als mancher, der Dir Dutzende Jahre voraus hat. In manchen Ländern wird man Dich aber wegen solcher Worte einen Ketzer nennen."

  • "Auch hier würden das vermutlich viele so halten. Deshalb spreche ich auch nicht mit allen darüber, besser ist das so."


    Er stopfte sich das letzte Stück des Apfels in den Mund.


    "Wenigstens eine Sache über die wir uns nicht streiten müssen."

  • Der knochentrockene Sarkasmus in Alanis Stimme ist nicht zu überhören.


    "Damit wird die Liste der Dinge, über die wir uns streiten könnten, ja glatt überschaubar."


    Sie schmunzelt.


    "Kommst Du wieder her zu mir?"

  • Damorg musste lachen. Aber er war tatsächlich erleichtert, das war einer der Punkte über den er sich am meisten gedanken gemacht hatte. So fühlte er sich leicht wie eine Feder, als er vom Stuhl aufstand.


    "Das muss ich mir schwer überlegen ob ich noch einmal in die Höhle des Löwen möchte."


    Er machte ein paar Schritte in die richtung des Bettes. Bis er wieder vor ihr stand.

  • Alanis blickt zu ihm auf, das Kinn in die Hände gestützt, die Ellbogen entspannt auf den Knien abgelegt. Die bloßen Füße sind untergeschlagen, die Haare noch immer zerzaust und das Gesicht so zufrieden wie das einer Katze vor einer Schüssel Sahne.


    "Ich beiße nicht. Zumindest noch nicht. Erst muss ich Dich mal in den Klauen haben."

  • Er ging in die Knie, so das er wieder auf Augenhöhe mit ihr war.


    "Dann muss ich mir das nochmal schwer überlegen, ich habe so das Gefühl, wenn man dir einmal verfallen ist, gibt es kein Zurück mehr."


    Er beugte sich nach vorne um ihr einen Kuss zugeben. Zog das Gesicht dann aber noch einmal kurz zurück.


    "Aber wenn ich es mir recht überlge ist es schon zu spät."


    Dann sprang er neben ihr in das Bett, welches einmal laut knarzte.

  • Woraufhin Alanis sich daran macht, ihm zu beweisen, warum es eine gute Idee war und immer noch ist, ihr zu verfallen. Nach Ende der Demonstration dämmert bereits der Tag von dannen und sie blickt, wohlig eingekuschelt zwischen Kissen, Decken und Männerkörper, ein wenig bedauernd zum Fenster.


    "Ich hoffe ich habe Dich nicht zu lange aufgehalten." Sie gähnt leise, mit bereits schlafkleinen Augen und gibt Damorg einen Kuss. "Wann sehen wir uns wieder?"

  • "Ich werde mich ein wenig beeilen müssen."


    Er seufzte und nahm seinen Arm hoch, welcher eben noch um ihre Schulter geschlungen war. Dann stahl er sich langsam aus dem Bett, streifte sich seine Kleidung über und kam noch einmal zurück zum Bett.


    "Wenn du möchtest können wir uns morgen Nachmittag sehen, nach der Wache werde ich noch ein wenig Schlaf benötigen und ein paar Kleinigkeiten warten sicherlich noch im Tempel auf mich."


    Damorg beugte sich über das Bett und gab ihr noch einen Kuss. Dann ging er zu dem Fenster und schaute zwischen den Vorhängen in den Hof, er war scheinbar leer.


    "Soll ich aus dem Fenster?"

  • "Hoffentlich haben die guten Leute keinen Hofhund" , gibt Alanis leise zurück und umarmt in Abwesenheit eines lebendigen Ersatzes das noch körperwarme Kissen. "Also gut, morgen nachmittag. Ich werde auf dem Markt sein."