Die Anlegestelle von Renascân (2)

  • Ein Schiff legte am Hafen an. Mit als erstes verließen dieses zwei Frauen. Die eine war gut bekannt und viele grüßten sie freundlich oder gar herzlich, was sie ebenso erwiderte. Es war Bellaria, die Bardin, die ihnen schon so manchen Abend in der Taverne mit Musik versüßt hatte. Auch die andere war keine Unbekannte und so wurde auch sie von dem ein oder anderen gegrüßt, der sie schon einmal erlebt hatte, denn auch Lorrinde war bei ihren Besuchen im Zaunkönig durch ihre liebliche Stimme aufgefallen.


    Gemeinsam verließen sie die Anlegestelle und machten sich auf den Weg zu Bellarias Haus.

  • Vom Dorfplatz kommend, fällt es Dunja im Hafen nicht schwer die >Dorntal< zu finden und just als sie an Bord gehen will, um mit Bedwyr zu sprechen, entdeckt sie Beatrix in der Menge am Kai, die mit Nana den ein- & auslaufenden Schiffen zugesehen hatte.
    Froh darüber, sich den Weg zu Soneas Haus zu ersparen, doch auch ein wenig bedauernd ob der Tatsache sich weder von der Fee noch von Herrn Berkenbrecht verabschieden zu können, geht sie schließlich zügigen Schrittes gefolgt von den beiden Frauen an Deck, wo sie rasch nach dem Kapitän schickt. Ihr Gefühl sagt ihr, dass Eile not tut und so dauert es nicht lange, bis der Klipper ablegt und Renascân für eine gute Weile den Rücken kehrt...

    Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt. (Jacob Böhme)

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  • Ein Schiff aus Maranakar liegt am Kai.
    Unter den Leuten, die von Bord gehen ist eine auffällig hochgewachsene, nicht mehr ganz schlanke Frau in einem einfachen, ausgeblichenen roten Kleid.
    Sie nimmt von den Matrosen einen Handwagen in Empfang in dem sich ihre wenige Habe befindet und in dem, auf einer fransigen aber sauberen Decke, allem Trubel und Lärm des Hafens zum Trotz, ein Kleinkind mit fast weißblondem Haar liegt und schläft.
    Gret dankt den Männern für ihren sorgsamen Umgang mit der kostbaren Fracht und versucht sich dann zu orientieren.
    Die anderen Reisenden bewegen sich zielstrebig, doch sie weiß nicht wo sie hinsoll.
    Renascan zu erreichen war das Ziel der letzten Wochen und jetzt, da sie hier ist, überkommt sie die Unsicherheit. Wie weiter?
    Sie beschließt sich zum Layatempel durchzufragen. Dort bekäme sie vielleicht eine freie Mahlzeit und Milch für ihre Tochter und vor allem Informationen darüber, wer eine Magd mit dem offensichtlichen Makel eines vaterlosen Kindes einzustellen bereit wäre.
    Sie überprüft den Sitz ihres Beutels, der nur noch wenige Kupfermünzen enthält. Das meiste ist für die Überfahrt draufgegangen und jetzt kommt es darauf an, rasch Arbeit zu finden - oder sich mit betteln über Wasser zu halten.

  • Vom Wachhaus macht sich Johanna auf den Weg zum Hafen. Ein frischer Seewind, der die Hitze ein wenig vertreiben mag, weht unter ihre weiten, senfgelben Röcke, die sie mit einer Hand nach unten hält, damit man ihre Unterwäsche nicht sieht. Über ihrer weichen, weißen Bluse trägt sie ein ebenfalls senfgelbes Mieder, das mit kleinen Rosen bestickt ist und darüber ein kleine Cape gleicher Farbe. Das Amulett mit dem Zeichen der Bärenpranke wippt, an einer Kette aus Rosenquarz um ihren Hals gelegt, energisch über ihrem Busen hin und her, als sie sich zu den Lagerhäusern begibt. Dort findet sie recht schnell, was sie sucht. Sie biegt in eine Gasse ein und erwischt zwei Jungen aus dem Waisenhaus dabei, wie sie sich den aus der Küche des Waisenhauses geklauten Kuchen zu Gemüte führen.


    Das Donnerwetter, das folgt, klingt recht laut durch den Haufen. Wenig später wetzen die Jungs aus der Gasse, beide mit betrübten Gesichtern, auf dem Weg zum längsten Tag ihres Lebens, den sie im Gemüsebeet des Waisenhauses verbringen werden.


    Johanna folgt den Jungen in angemessenem Tempo, die Arme vor der Brust verschränkt und leicht den Kopf schüttelnd.

  • "Verzeiht, Herrin...", wird Johanna von der Seite angesprochen.
    "Ihr könnt mir sicher den Weg zum Layatempel weisen?"
    Die Frau sieht hoffnungsvoll aus und ist sicherlich auch hungrig. Das Deichselgriffstück des Handwagens in dem das Kleinkind schläft hält sie fest in der Hand. Ihre und die Kleidung des Kindes ist alt und abgetragen aber sauber.

  • Johanna bleibt stehen und wendet sich der Frau zu, die sie angesprochen hat. Sofort legt sich beim Anblick von Mutter und Kind ein Lächeln auf Johannas Gesicht, in dem unter dem hellen Kopftuch ein repektabler Sonnenbrand prangt.


    "Die Fünfe zum Gruße. Ich bringe Euch gerne zum Tempel der Götter in der Oberstadt - einen eigenen Laya-Tempel gibt es hier nicht."


    Ihr Blick wandert über die Habseligkeiten der Frau.


    "Ihr seid gerade erst angekommen. Willkommen in Renascân."

  • "Die Fünfe zum Gruß", antwortet Gret rasch. Wie hatte sie das vergessen können. Und dann einer Priesterin gegenüber... ihre Wangen färben sich leicht rosa.
    "Ja. Aus Maranakar. Danke..."
    Kein Layatempel? Gret schaut sie ratlos an.

  • Johanna schmunzelt ob des ratlosen Gesichts.


    "Ja, so habe ich auch dreingeschaut, als ich hier ankam. Hier in Renascân ist einiges anders als in der Heimat."


    Sie lässt den Blick über den Hafen schweifen, dann wandern ihre freundlichen, grauen Augen zu der Frau zurück, erfassen die abgetragene Kleidung und das Fehlen eines Mannes. Das Erröten übergeht sie einfach.


    "Habt Ihr einen Ort, an dem Ihr unterkommen könnt?"

  • "Nein, Herrin", antwortet Gret wahrheitsgemäß und ihr Blick wandert zu dem schlafenden Kind im Wagen.
    Es war warm und Regen nicht zu erwarten. Noch könnten sie draußen schlafen.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • "Hm", macht Johanna und zieht kurz ein grüblerisches Gesicht. "Dann schlage ich vor, daß wir erst einmal aus der Sonne gehen. Im Waisenhaus, in dem ich arbeite, steht sicher noch der Rest des Mittagessens auf dem Herd. Mit vollem Magen kann man sicherlich besser überlegen, wohin es Euch hier verschlagen wird. - Oder wolllt Ihr zuerst in den Tempel, um Teldron und Akestera für die sichere Überfahrt zu danken?"


    Ihr freundliches Gesicht lässt keinen Zweifel daran übrig, dass die Frau Letzteres auch ablehnen konnte. Johanna erinnert sich nur zu gut an den Tag ihrer Ankunft, die Müdigkeit, den Hunger und das Wogen in den Knien, das sicherlich noch anhalten würde.


    "Ich bin übrigens Johanna."

  • "Gret" Die Frau versucht einen Knicks. "Und das ist Rut." Sie weist auf das Kind im Wagen. Ja, sie sollten wirklich aus der Sonne, die Kleine bekäme sonst doch noch einen Sonnenbrand.
    "Und wenn es euch recht ist - lieber erst Mittag essen?"
    Hoffnung macht sich auf dem einfachen Gesicht breit.
    "Die Kleine wird sicher auch bald wach... Und ich hatte gehofft...?"
    Eigentlich hatte sie darauf gebaut, daß das Mitleid der Layapriesterinnen sie am ersten Tag mit Milch versorgen könnte.

  • "Hallo Rut." Johanna ist neben den Handwagen getreten und hockt sich daneben kurz nieder, um ganz sachte, ohne das Kind aufzuwecken, mit einem liebevollen Finger über die rosige Wange des kleinen Mädchens zu fahren. "Mögen Dich die Götter segnen und Dich beschützen, wie sie Dich auf der langen Reise beschützt haben."


    Sie erhebt sich wieder.


    "Ihr hatte was gehofft?", erkundigt sie sich freundlich bei Gret.

  • Johanna nestelt eine sich lösende Spitze ihres Kopftuches fest und blickt Gret kurz prüfend an.


    "Ich bin sicher, dass sich Milch finden lassen wird", bestätigt sie dann. "Wollen wir?" Sie deutet die Gasse hinauf, die die beiden Jungen vor einer Minute hinaufgewetzt sind.

  • Einige Zeit später umarmt Meanor Moreta ein letztes mal, bevor er sie auf ihr Schiff gehen lassen muss und er selbst auf seins.


    Der Priester wünscht allen anderen Freunden eine gute Reise bevor er seine Reisegelegenheit betritt.



    Die beiden Schiffe verlassen zusammen den Hafen und segeln ein gutes Stück nebeneinander her, ehe sich die Wege trennen und Meanor langsam aber stetig das Schiff mit Moreta immer kleiner werden sieht, bis es am Horizont verschwunden ist.

  • Viele Tage nach der Abreise der Magonier in die Drachenlande kehrt ein Schiff zurück und es ergießt sich nach dem Anlegen alsbald ein Strom von Menschen, Kisten, Tieren in Käfigen, Fässern, Ballen und persönlicher Habe der Passagiere auf den Kai.


    Inmitten all dieses Chaos steht Alanis, die geduldig wartet, bis sie eine Möglichkeit sieht, das Durcheinander zu verlassen. Hie und da verabschiedet sie sich von ihren Reisegefährten, froh darüber, alle, mit denen sie aufgebrochen ist, wieder auf dem Kai versammelt zu sehen.


    Dann macht sie sich auf den Weg durch die inzwischen schon so vertrauten Gassen, den Geistenstieg hinauf, der Herberge entgegen.

  • Moreta , froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, macht sich auf den Weg zu Meanors Haus.
    Ihr ist zwar nicht mehr so schlecht, wie auf dem Schiff, aber so richtig ist ihr immer noch nicht und deswegen geht sie langsam. Eigentlich würde sie am liebsten sich irgendwo am Wegesrand hinlegen und sofort schlafen, da sie auf dem Schiff kaum geschlafen hat. Sie fühlt sich matt und müde....