Im Garten

  • "Ich bin ernsthaft versucht, Mann und Rasselbande mitzunehmen und für eine Weile mal wieder das Zigeunerleben auszuprobieren."
    In ihrer Stimme ist eine seltsame Vibration. Sie schüttelt den Kopf.
    "Wenn das so einfach wäre..."
    Dann sacken die starren Schultern mit einem Mal herunter und sie läßt den Kopf nach vorne auf die Tischplatte fallen.
    "Die machen mich wahnsinnig!", tönt es dumpf aus dem Wäscheberg. "Laß dich nie mit Unsterblichen ein. Lauf weg wenn die kommen. Das ist nichts für uns..."

  • Alanis schaut Kassi verdutzt an und angelt sich dann mit dem Fuß einen Schemel heran, um sich neben der Hausherrin an den Tisch zu setzen. Liebevoll, aber nicht ohne Augenzwinkern tätschelt die Priesterin Kassandras Schultern.


    "Jetzt haben sie Dir auch noch einen Wald angehängt, oder? Noch mehr Verantwortung -. Arme Kassi. Und was das Laufen angeht, wenn ich Unsterbliche sehe - mache ich jedes Mal, wenn ich Baul sehe."


    Sie lächelt vor sich hin.


    "Und natürlich ist das alles nicht einfach. Wenn es einfach wäre, wäre es unbefriedigend, wenn wir es schaffen."

  • "Wenn es irgend eine Möglichkeit gäbe 'es ' zu schaffen..."
    Kassandra hebt den Kopf wieder.
    "Der singenden Wald ist nicht das Problem. der tut nichts außer wachsen. Das Problem... sind Elben, die... den Tanz auf dem Vulkan zum Volkssport erklären. Die sollten sich echt alle mal den Kopf untersuchen lassen!"

  • Alanis lächelt leicht vor sich hin.


    "Und obwohl Du ganz genau weißt, dass es Probleme geben wird, bist Du doch zu fasziniert von der Tatsache, daß Ihr Leben so anders ist als das, was Du gerade führst, als dass Du Dich abwenden könntest?"

  • Kassandra denkt einen Moment darüber nach.
    "Vielleicht... Vielleicht erkenne ich auch gerade, daß sie mir einfach zu fremd sind..." Sie klingt traurig.
    "Vielleicht ist es besser für mich wenn ich mehr Abstand gewinne..."

  • Alanis stützt den Ellbogen auf und legt das Kinn in die Hand.


    "Elben neigt man sehr schnell Nähe zur Menschlichkeit zu unterstellen" , nickt sie. "Aber von Freunden Abstand zu gewinnen - willst Du das? Oder hast Du erkannt, daß Du in den Welten, in denen sie Leben, keinen Ausschlag geben wirst?"

  • "Sie machen es einem leicht zu vergessen was sie wirklich sind...", nickt Kassandra langsam. Sie starrt die Tunika an, die sie in der Hand hat bevor sie sie mechanisch zusammenlegt.
    "Aber du hast recht. Vielleicht habe ich wirklich keinen Platz in ihrer Welt..."

  • Alanis wiegt den Kopf leicht hin und her, bis sie sich an die Wäsche erinnert und wieder in den Korb greift. Wieder einmal ist es die Suche nach dem passenden Socken 2 zum Socken 1, den sie empor gefördert hat.
    "Ich glaube allerdings immer noch, dass es eine gewisse Gegenseitigkeit in der Beziehung zwischen Elben und Menschen gibt. Sie bewundern unsere Fähigkeit, im Moment zu leben, wir bewundern die Weisheit - oder den Starrsinn - den beinahe unendliches Leben hervorbringen kann."


    Endlich reicht sie ein umgestülptes Knäuel Socken zu Kassandra hinüber.


    "Also würde ich nicht ganz davon absehen, mich mit ihnen zu beschäftigen. Ich würde nur immer im Hinterkopf behalten, dass wir sie niemals verstehen können. - Haben die Mondelben Probleme? Oder darfst Du nicht darüber reden?"

  • "Ich weiß es nicht... Und ich bin es leid immer alles allen aus der Nase ziehen zu müssen..."
    Kassandra wirkt jetzt leicht verzweifelt.
    "Die Mondelben... Ancalima... Tear'asel... Ich glaube die einzige, die grade keine Probleme hat ist Silia."

  • Die Priesterin schüttelt den Kopf.


    "Es ist nicht verboten, in fremden Töpfen zu rühren, um ein wenig den eigenen Horizont zu erweitern. Es ist sogar sinnvoll. Immerhin fände ja sonst keine Entwicklung bei den Menschen statt, wenn sie nichts hätten, nach dem sie streben."


    Sie verzieht kurz den Mund und wirft der Schankmaid einen fragenden Blick zu:


    "Wissen die Elben, was sie Dir aufbürden?"

  • Alanis presst kurz die Lippen zusammen.


    "Du weißt ja selbst, wie ich höre, daß Du nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kannst. Aber ich glaube, Du kannst nicht ohne eines der beiden Dinge, oder? Familienorganisatorin ist auf Dauer wirklich nicht abendfüllend, aber sich Hals über Kopf für andere aufzuopfern und die Welt nach Abwechslung zu durchsuchen ist auf Dauer ungesund."


    Sie zupft einen Ärmel aus einer halb auf links gewendeten Kindertunika.


    "Wie willst Du Abstand bekommen?"

  • Kassandra starrt wieder auf den schmelzenden Wäscheberg.
    "Ich werd mich einfach nicht mehr einmischen", sagt sie tonlos. "Die wissen sowieso alles besser."
    Die Wut hat nachgelassen, ist Resignation und einer gewissen Traurigkeit gewichen.
    Sie beginnt die fertig gelegte Wäsche in den einen jetzt leeren Korb zu packen und schaut dann nach den brodelnden Töpfen.
    "Und doch, Familie ist eine abendfüllende Veranstaltung. Und wenn mir doch langweilig wird geh ich in den brennenden Tisch helfen und hör mir die Probleme meines Volkes an..."

  • "Kannst Du das? Und willst Du das? Der Kopf mag uns ja sagen, was vernünftig wäre, aber was sagt das Herz?"


    Forschend ist der Blick von Alanis grünen Augen.


    "Was ist morgens Dein erster Gedanke und Abends Dein letzter?"

  • "Meine Kinder. Meine Familie", antwortet Kassandra sofort und ihre Stimme ist sanft.
    "Und ja, ich kann das." Die Züge werden wieder härter. "So wie es jetzt ist tut es mir nicht gut. Und ihnen..." ist es egal, will sie sagen " auch nicht."

  • "Die Unsterblichern werden sich noch mit ihren Problemen auseinandersetzen müssen, wenn wir schon längst Staub und unsere Ratschläge längst vergessen sind. Unser kurzes Leben ist eh schon ausgefüllt genug." Die Priesterin nickt, wie zur Bestätigung und steht dann auf, um zum Herd zu gehen und in den Töpfen zu rühren. Die Köchin, die sie im Grund ihres Herzens noch immer ist, kommt darin recht eindeutig zum Vorschein. "Das Angebot mit dem Wagen war ernst gemeint. Ich baue mir gerade ein Haus - und da wäre für Dich auch ein Platz, wenn Du mal eine Luftveränderung brauchst."