Tear'asels Zelt

  • "Einige," sie atmet wieder durch, "die ihren Seelenpartner an den Tod verloren haben, schaffen es irgendwann aus der Qual und der Apathie zu erwachen, die sie sonst bis zu ihrem Dahinscheiden festhalten. Ich erkenne sie manchmal, weil ein jeder von ihnen, ganz egal, wie es ihm heute geht einen dunklen unauslöschbaren Fleck, vergleichbar mit einer Narbe auf ihrem Innern tragen."


    Dann sieht sie Kassandra wieder direkt an, schweigt eine Zeitlang und legt ihren Kopf leicht schräg. Im matten Dämmerlicht der im Zelt aktivierten Wärmsteine, fallen ihre zweifarbigen Pupillen einmal mehr auf.


    "Mit intaktem Verstand? Die meisten. Was für eine seltsame Redewendung. Es ist nicht der Verstand, der leidet es ist das Herz und die Seele. Man wird nie wieder so fühlen, wie es damals war, nie wieder so intensiv, so bedingungslos, man verkrüppelt einfach, wie auch der Teil, das Endstück der Seele vernarbt... aber es ist möglich so zu leben, mehr auch nur als zu überleben. Ich weiß nicht, ob du es verstanden hast...meine Seele ist nicht verheilt, sie hat keine Narben gebildet, mit denen man leben kann."

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  • "Ich kann es nicht nachfühlen, das kann man wohl nur wenn einem so etwas selber wiederfährt. Ich weiß nicht einmal wie sich ein Seelenband anfühlt. Und vielleicht sollte ich dafür dankbar sein. Aber daß es nicht verheilt ist, daß es unter all dem was getan wurde um es einzudämmen weiterhin blutet, das habe ich schon verstanden. Und es blutet nicht nur, es reißt weiter auf..."
    Sie seufzt.
    "Die Frage ist was dafür notwendig ist es vernarben zu lassen..."

  • "Und damit ist es auch nicht getan."


    Ein gequältes Lächeln verlässt ihre Lippen, dann erhebt sie sich mit kurzem Nicken und beginnt einige langsame Schritte im Zelt herum zu wandern.


    "Die Seele verbindet sich zu einem anderen Wesen und es ensteht ein neues ein starkes Band, das jedes Gefühl, mit unendlicher Hingabe spürbar macht. Endloses Vertrauen, endloses Fallenlassen...aber auch endloses Leid. Man verschenkt die Seele und bekommt eine andere und beide tanzen miteinander und halten sich dennoch fest..."


    Sie tritt auf den Zeltausgang zu und sieht hinaus in die inzwischen eingebrochene Nacht und ihre Stimme wird nur noch ein Flüstern.


    "in Etraklin, ja du hast ganz recht gehabt mit deiner Vermutung, jedoch sorgte ein Pakt, zwischen Silfârs altem Meister, einer dunklen, verlorenen Seele für etwas so unverstehbar Grausames, dass es mir manchmal scheint, wenn ich mich zurück erinnere...als wäre es nur ein böser Traum, der niemals Realität sein kann, aber leider..."


    Tear'asel blickt kurz zu Kassandra zurück, lächelt wieder, diesmal zynisch, hebt ihre Schultern und sieht wieder in die Nacht hinaus. Mit einer Hand stützt sie sich an einen Pfeiler, der den Zelteingang aufrecht hält.


    "Es gibt einen Grund, warum ich nicht an Cordobayans Prüfung teilgenommen habe, auch wenn er mich gerne dabei gehabt hätte. Es war eine Entität, die ich dort spürte Kassandra und der ich so oft es geht aus dem Weg gehe. Ich war noch viel zu jung und viel zu unbeschwert, als dass ich es hätte kommen sehen können, viel zu fixiert auf die Seelengemeinschaft mit Silfâr, ach hätte ich nur das ganze Ausmaß dessen begriffen, das uns alle heimsuchte in Etraklin."

  • "Silfâr..."
    Natürlich... Kassandra durchforstet die wenigen Erinnerungen die sie an den Elben hat. Dunkelhaarig, fröhlich... jung hatte er gewirkt - aber wann taten sie das nicht? Einen Hinweis auf das tatsächliche Alter gab es selten.
    "Was genau ist in Etraklin passiert? Und wer war bei Cordos Prüfung dem du aus dem Weg gehen wolltest?"
    Der Jester, der den Jahrmarkt unter Kontrolle hatte? Aber dem konnte Tear'asel schlecht schon öfter begegnet sein...
    Das Blid eines hochgewachsenen dunkelhaarigen Magiers schleicht sich in ihre Erinnerung. Doch Rukus ist schon seit einer ganzen Weile seltsam gewesen...

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • "Ich kann mich nicht mehr an viel dieser Zeit erinnern aber das ist wohl so, wenn man wie ein ausgeblutetes Stück Fleisch auf dem Waldboden herumkriecht und nicht weiß ob man schon tot ist oder noch immmer trotzig gegen ihn kämpft."


    Sie stößt sich ab und kommt wieder zu Kassandra hinüber. Eine beiläufige Berührung an der oberen Spitze der Wärmsteine bringt diese ein wenig mehr zu glimmen und sie heizen sich weiter auf, bis es im Zelt angenehm hell ist und warm.


    "Silfârs Meister war zu dieser Zeit schon sein Feind, Er ging ein Bündniss ein mit eben jener Kreatur, an die du als erstes dachtest...einen machtvollen Chaos-Jester."


    "Es war ihm ein leichtes alle mentalen Schutzbarrieren, die wir Elben unser Eigen nennen hinfort zu brechen. Silfâr vermochte sich hier und dort besser wappnen, denn er hat viel Kraft... ich dagegen war ihm völlig wehrlos ausgeliefert. Eine nach der anderen mentalen Mauer fiel und dann fand er das Band und seine Neugierde erwachte... was bringt die Elben dazu so zu empfinden, derlei wundersame Dinge zu knüpfen, wieviel ist Zufall, wie viel davon Schicksal, wie viel fühlen sie...vor allem wann fühlen sie genug?"


    "Er nahm seine dreckigen, seine schmutzigen Hände und zerstückelte es...schnitt es auf, zerfaserte es...verband es mit allerlei Kreaturen, die ihm in den Sinn kamen neu. Ich habe soviel Wahnsinn gespürt, so viel Leid, nur bei den Wölfen fand ich Frieden aber er nahm ihn mir wieder, weil Zufriedenheit, ihn nicht reizt."


    Mit ihren Händen fährt sie sich über die Wangen.


    "Irgendwann, als ich nur noch ein schreiender Haufen, zitterndes Fleisch war, hörte es auf. Es war so ruhig, dass ich in der Dunkelheit des Raumes in dem ich lag...sehen konnte, was geschehen war. Meine Seele, die vielen abgerissenen Enden, hingen wie die Fäden einer gehaupteten Marionette in der Dunkelheit, sie leuchteten nur noch ganz matt. Also suchte ich einen Ort in der Dunkelheit, eine Erinnerung bedingungsloser Sicherheit. Ich suchte nach dem anderen Teil meiner Seele, Silfâr, alle Fäden meiner Seele verzehrten sich danach, nach Frieden...aber es wurde noch viel schlimmer," jetzt haucht sie nur noch, die Stimme ist dunkel und voller innerem Zorn und immer noch Unglauben über dessen, was sie erst sieht aber noch nicht ausspricht.

  • Ja, das hatte sie erwartet...Ungläubigkeit. Für einen Augenblick hat sie das Bedürfnis ihr zuzustimmen - als würde das irgendwas ändern.


    "Er hat es durchgeschnitten, weil er es nicht ertragen konnte. Eine astrale Waffe, purer Wahnsinn... ein einziger Schnitt. Silfâr geht...ich bleibe."


    Sie legt ihre Hände ineinander und sieht sie an.


    "Lange Zeit war in mir nur Wahnsinn, ein Krieg, den man nicht gewinnen kann, der einen umbringt, in jedem Fall, trotz des übermächtigen Instinkts. Als es ihm leid tat, formte er das, was mich jetzt noch zusammenhält und da ich nichts außer einer Sache tun konnte...tat ich das einzige, das irgendwo noch meinem Wesen entspricht. Ich habe ihm verziehen."

  • Kassandra atmet aus und lehnt sich zurück. Das Gehörte gibt ihr viel Stoff zum nachdenken - und so denkt sie nach.
    "Ja...", sagt sie schließlich leise. "Auch das verstehe ich..."
    Ein Zeil von ihr hofft, daß Salac ihr ebenso verziehen hat.

  • Tear'asel schweigt, im Augenblick gibt es nichts mehr zu sagen. Eine Geschichte, ohne gutes Ende bis jetzt, nur mit der Aussicht auf mehr Wahnsinn.


    Ihren Blick erneut, wieder einmal zum Zeltausgang gerichtet, friert ihr Körper ein, ganz so als wollte er sich sammeln.

  • Auch Kassandra sitzt lange Zeit so und teilt das Schweigen und die Hilflosigkeit.
    Schließlich legt sie der Elbe die Hand auf die Schulter.
    "Ich weiß nicht ob ich etwas tun kann... Ich weiß nicht was getan werden kann. Aber etwas muß geschehen... Und zwar bald."
    Sie seufzt.
    "Das wäre die Arbeit eines ausgewachsenen Seelenheilers. Mehrerer..."

  • Ihre Augen wenden sich mit ihrem Gesicht zurück auf Kassandra, vielmehr zur Hand auf Tear'asels Schulter. Wieder verharrt sie so einen Moment.


    Wie oft hat sie in diesen Augenblicken schon mit Wut reagiert. Wut auf die Hilflosigkeit von ihr selbst, auf die Hilflosigkeit andere, die manchmal nicken, manchmal nur fassungslos blicken.


    "Nur wer, nur wie...manchmal empfinde ich auch Furcht vor dem was daraus erwächst, wenn es gut ginge, wer bin ich dann, wer bin ich dann noch?"

  • Sie hebt ihre Schultern.


    "Es gibt gewisse Situationen, die es verschlimmern. Ancalimas Geschichte in Pandor, als sie dummerweise mit dem schwarzen Drachen an ihrer Seite, meinte mich berühren zu müssen oder die Ereignisse in Thanien, die es zwangsläufig machten, dass ich meine innere Erscheinung wechseln musste, sonst wären Menschen verhungert. Das Gefüge ist filigran, dadurch, dass man nur selten in die Zukunft sehen kann und es wenige Wahrscheinlichkeiten gibt, kann und wird es, bis hoffentlich eine Lösung gefunden ist immer wieder geschehen, dass die Wesen, die mich umgeben einen Teil meiner Persönlichkeit kennenlernen, die nicht an die Regeln gebunden ist, denen ich mich zur Harmoniefindung unterwerfe."
    ...


    "...auch wenn das Verhalten anderer, diese Grenzen in letzter Zeit deutlich verschwimmen lässt," fügt sie dann sichtlich leiser an.

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  • "Wie das?" Mit den Andeutungen kann Kassandra wenig anfangen, auch wenn das Bild von Ancalima mit einem schwarzen Drachen bewirkt, daß sich ihr die Nackenhaare aufstellen. Immerhin hat sie miterlebt was dieser schwarze Drache noch in der Schale mit seinen Kräften anrichten konnte. Armer Salis...

  • Mit der Frage scheint die Elbe augenscheinlich nichts anfangen zu können, ein wenig Verwirrung liegt daher in ihren Zügen.


    "Wie das? Was fragst du mich tatsächlich mit diesen Worten?"

  • Sie schüttelt recht schnell ihren Kopf.


    "Bedauerlicherweise ist das nicht möglich. Man kann sein Verhalten für einen anderen nicht ändern, nur für sich und nun ja letztlich würde das bedeuten, das ein jeder sich, wie nennt ihr Menschen das ... ah... auf rohen Eiern in meiner Nähe bewegt. Dies ist kaum, was ich möchte."


    Tear'asels Blick wird nachdenklich, eine Zeitlang schweigt sie wieder.


    "Ich bin nicht dumm, auch wenn es manchmal ein wenig länger dauert, bis ich begreife, dass ich erstens nicht alle retten kann, zweitens nicht alle gerettet werden wollen. Primär bedeutet das, ich werde gewisse Teile meiner Kreise von mir entfernen....die mein Innerstes als unangenehm empfindet."

  • Kassandra betrachtet sie einen Augenblick länger.
    "Das hat aber jetzt nichts mit deinem speziellen Problem zu tun. Das machen alle, wenn sie mit bestimmten Sachen nicht zurechtkommen."
    Sie atmet noch einmal aus und nimmt dann das immer noch schlafende Kind auf.
    "Ich werde versuchen... Nein, ich will dir nichts versprechen. Aber ich lasse dich wissen wenn ich eine Idee habe..."

  • "Weglaufen?", sie bemüht sich zu lächeln...der Versuch mißlingt. Sie tritt ein wenig zurück, um Kassandra Platz zu machen und sieht wieder auf das schlafende Kind.


    "Ich wünsche mir, dass du eine Idee findest. Ich bin mit meiner Weisheit am Ende, wenn auch noch nicht ganz mit meiner Kraft."


    Sie macht einen ausladenden Blick über ihr Zelt aber es ist offensichtlich, dass sie nicht nur das Innere meint, sondern auch Dinge, die darum liegen und im Augenblick so oder so wenig sichtbar erscheinen.


    "Ich bin unter denen, unter denen ich im Augenblick sein will, dass gibt mir Kraft und lässt das andere schlafen, dass sich im Augenblick von seinem verletzten Stolz erholt."