Tear'asels Zelt

  • Eine Zeitlang vergeht schweigend, doch in ihr verbleibt Tear'asels Blick auf den Zelteingang gerichtet. Schließlich hebt sie wieder ihre Stimme, noch immer leise.


    "Und mit ihren Gedanken hat sie Recht und gleichermaßen auch nicht. Blattspiel ist trotz all ihrer Mächte, die die meinen um vieles übersteigen, ein Kind voller Neugierde und Enthusiasmus. Sie weiß nicht um passende Augenblicke und manchmal vermag ich es nicht, ihr das zu bieten, was ihr zusteht, die Lehrerin und Mutter zu sein, die sie mit Recht in mir sieht. Das liegt an meiner Natur, die sie...wohl allem Schauspiel von mir zum Trotz, längst durchschaut hat."


    Gerade die letzten Worte erscheinen in ihrer Tonlage etwas gebrochen und zögerlich und entsprechen sogar nicht dem zumeist stolzem und kaltem Gehabe der Elbe.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Die aber mitnichten folgt, nur ansatzweise nickt Tear'asel auf die wahren Worte der Bardin vor ihr. Wieder trinkt sie von ihrem Wasser, dann wendet sie ihren Blick wieder auf Kassandra hinüber.

  • Die Bardin erwiedert den Blick und es sollte Tear'asel allmählich klar werden, daß sie mit Schweigen nicht davonkommt. Hier sitzt jemand, der die Kunst ein Gespräch in Gang zu halten nicht erst seit gestern praktiziert.
    "Sie sagt es wird schlimmer..."

  • Erstaunlicherweise folgen weder Ausflüchte, noch Rechtfertigungen oder Abstreiten. Wieder nickt Tear'asel.


    "Ava, das wird es... eine Zeitlang lies sich damit gut leben, eine Zeitlang lies es sich gut verbergen, eine Zeitlang konnte es verleugnet oder mit Lügen gestraft werden aber letztlich, offenbart sich die Wahrheit immer, früher ... oder später."

  • "Das ist eine sehr lange Geschichte Kassandra und sie zu erzählen würde vermutlich überhaupt nichts an den Dingen ändern, die sind wie sie sind. Ehrlich gesagt, ich bin unsicher, ob ich dich damit belasten möchte aber, folge ich meinen Erinnerungen, wird die Zeit wohl bald sehr knapp bemessen sein und es ist vielleicht an der Zeit, das zumindest jene, die mir nah sind - vor allem aber die mit der Verantwortung über dieses Wissen umgehen können - verstehen, was einst war und geht, wenn kein Wunder geschieht. "

  • Wieder seufzt sie, dann legt sie die Unterarme auf ihre Knie und blickt auf den zum Teil mit Herbstlaub überwehten Boden voller Teppiche.
    Der Kelch baumelt ein wenig achtlos zwischen ihren Händen.


    Ivoreths Gesicht kommt in ihre Gedanken, die Tränen in ihren Augen... eine Reaktion von vielen auf ihre Geschichte...konsequenzlos, entscheidungslos...ohne Möglichkeit auf Hilfe...Mitleid heilt nicht. Sie schüttelt ihr Haupt und somit auch den Gedanken ab.


    "Am Tag ist es so, in der Nacht ganz anders...vor vielen Jahren ist etwas geschehen, das mich für immer verändert hat...etwas das in meinem Volk im Grunde nur zu einem möglichen Schluss führt...den Tod. Aber mein Überlebensinstinkt, mein Trotz, man mag es nennen wie man es will, lies nicht zu, das ich meine Welt, meine Aufgaben, die Begleichung meiner Schulden hinter mir lies und den einfachsten aller Wege wählte. - Heute Kassandra, tendiere ich dazu, dass diese Entscheidung ein Fehler war, aber wie Ivoreth schon sagte, was geschehen ist...ist geschehen, man kann es nur besser machen für die Zukunft."


    Sie blickt wieder zum Zelteingang.


    "Aber ich schweife ab...das Ereignis führte in mir, in meinem Blut und in meiner Seele zu einem Ungleichgewicht...was immer hätte eins sein sollen, trotz aller Schwierigkeiten, wurde entzweit. Man versuchte es zu heilen, es zu vertuschen und einzusperren und für eine Zeitlang gelang dies auch...aber wie so vieles...war es ein Spiel auf Zeit und diese läuft nun ab. In meiner Seele gibt es einen dunklen Ort, er ist Teil von mir und auch nicht mehr und diesen Teil drängt es nach außen. Er will nicht mehr eingeschlossen sein, er will zurück haben, was ihm zusteht...Teil dessen sein, was er immer war aber mehr noch...er will herrschen. Er ist dem GEfängnis, das man ihm gab überdrüssig geworden und egal wie dunkel, zerissen und bösartig es erscheint und möglicherweise auch ist...," sie sieht wieder zu der Bardin hinüber, " Es hat Anrecht aber nur im MIteinander dessen was Blattspiel liebt, mehr bin ich...die andere Seite...nicht bereit zu geben auch wenn die Schuld mehr verlangt."

  • Kassandra hört sehr konzentriert zu und vor allem bei den Dingen, die Tear'asel nur andeutet. Und erinnert sich an gewisse Zwischenfälle vor einem Jahr. Die nur einen Schluß zulassen.
    "Das Seelenband..."
    Jetzt kann sie der Elbe nicht mehr in die Augen sehen und birgt das Gesicht in den Händen.
    Wie konntest du das Ancalima antun wenn du weißt welcher Wahnsinn daraus entsteht, ist ihr erster Gedanke- und einen Moment später ist sie froh, daß kein Blickkontakt dies an Tear'asel weitergibt. Jetzt ist nicht die Zeit für Vorwürfe.
    Sie starrt durch die Finger auf den Teppich, ratlos.
    Seelenheilkunde, den Geist zu heilen, ist die Macht der Barden, sagt eine Stimme in ihrer Erinnerung. Doch das Ausmaß der Zerstörung, das sich hier offenbart, läßt die Hoffnung auf Heilung absurd erscheinen.
    "Es zerreißt dich und macht dich wahnsinnig..." Die Stimme ist leise. "Besteht überhaupt die Möglichkeit, das wieder zusammenzufügen?"

  • Nur ein Knurren antwortet ihr...es sind weniger die klaren Gedanken, die an Tear'asels Inneres reichen, als die Gefühle die mitschwingen und Gedanken zulassen aber sie hat wenig Lust, diese Dinge jetzt, gerade jetzt durch zu exerzieren.


    "Bedauerlicherweise, bringst du es auf den Punkt," antwortet sie, wieder Ruhe in ihren Worten findend. "Manchmal kostet es wenig Kraft, manchmal undenkbar viel, um das Ideal, das ich bin, das ich sein will am Leben zu erhalten, weil ich wie jedes empfindungsfähige Wesen lieben will, Freude empfinden...leben will, nicht einfach nur überleben."


    Sie seufzt leise und für wenige Momente wirkt ihr Gesicht unendlich gequält, durchdrungen mit Erinnerungen von Schmerz, der schon viele Jahre in ihr tobt.


    "Es ist kaputt gegangen, so banal es sich anhört und niemand hat es geheilt und jetzt, denke ich...," sie stockt zusehends, " das es fast zu spät ist. Wenn man nicht mehr fähig ist wirklich zu lieben, sich zu freuen, zu vertrauen, sich fallen zu lassen, bekommen all die Gefühle, zu denen man noch fähig ist...Hass, Wut, Egoismus, Kälte...neue Facetten in unendlicher Stärke, dass man irgendwann nur noch schwerlich gegen sie ankämpfen kann, obwohl sie ebenso wenig Lüge in mir sind, wie der Teil, von dem ich mir wünsche, der ich noch bin oder irgendwann wieder sein werde."


    Ihre Hände schließen sich mit Kraft um den zierlichen Kelch aus Glas, so sehr, dass ihre Fingerknöchen weiß hervorstechen und die feinen silbernen Linien kurz pulsieren.

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  • "Aber du vertraust... Endúneath?" Wem, wenn nicht ihrem Schüler.
    "Du liebst Blattspiel." Wer könnte das kleine Elementarwesen nicht lieben. "Es gibt auch Dinge, die dir Freude bereiten. Noch ist es nicht zu spät. Lassen sich die beiden Hälften wieder vereinen und der Riß schließen?"

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Ihre Augen schließen sich, für einen Moment scheint es gar als hielte sie Tränen zurück und scheint bemüht um Fassung.


    "Er ist einer der wenigen, die ich noch in meiner Nähe ertragen kann, ohne vor ihm fliehen zu wollen. Seine bedingungslose Art, es hinzunehmen... die ich nicht verdiene...hilft mir...mae...er schafft es das ich letztlich nicht ganz verzweifle."


    Sie öffnet ihre Augen wieder und ist bemüht die Bardin anzusehen. Dieser Blick aber strahlt mitnichten die kühle Überlegenheit einer jahrhunderte alten Existenz aus, sie spiegelt nur die innere Zerissenheit und das Leid wieder, das in ihr ist und so oft alles dominiert.


    "Ich liebe niemanden...so hart und kalt das klingt, so wahr ist es...was ich noch empfinde ist ein Schatten, der sich manchmal so anfühlt, der auf andere manchmal so wirkt. Tränen, die fließen, ein Lachen das keines ist...Theaterspiel, Selbstlüge. Ich würde, wenn ich könnte...lieben ist wunderbar...aber es ist nicht möglich."


    Diese Worte sind so ernst und klar gesprochen, dass sie keinerlei Eventualitäten zulassen, sondern einer Wahrheit entsprechen, die nur der Schmerz über die Konsequenze eines zerissenen Seelenbandes nach sich zieht.


    "Wenn ich es versuche, sterbe ich innerlich, also spiele ich die Erinnerung daran durch, wie es war. Das ist die bittere Wahrheit, bis zum absoluten Perfektionismus antrainiert."


    Heilen...wie....


    Sie schüttelt ihren Kopf.

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  • Tear'asels Qual läßt Kassandra nicht unberührt, doch es nicht Mitleid, das sie will und das ihr hilft. Also konzentriert die Bardin sich statt dessen auf eine lösungsorientierte Haltung.
    Und die letzten Worte...
    "Deshalb fällt es dir so schwer zu sehen, daß sich andere Leute verlieben und glücklich miteinander sind... Du siehst nur das Leid, daß die Trennung bringen wird. Du fürchtest dich vor der Liebe..." Wie Silia sagte. Die blinde Seherin ist in solchen Dingen unglaublich treffsicher...
    "Aber genau das verhindert die Heilung, nicht wahr? Um wieder ganz zu werden, ins Gleichgewicht zu kommen, mußt du vertrauen und lieben und dich freuen. Diese Gefühle müssen genau so stark werden wie Haß und Wut und Kälte."
    Kassandra seufzt.
    "Ich wüßte nur eine, die ich bei soetwas um Rat fragen könnte und das ist Silia... Traust du ihr?"

  • Sie hebt eine Hand und ihre Augen werden von einem Augenblick zu anderen wieder unnahbar.


    "Falsch. Ich würde alles tun, Liebe zu erhalten, wenn sie auf Wahrheit und auf bedingungslosem Vertrauen basiert. Ich bin eine Wächterin...trotz allem und keinem Gefühl gebührt mehr Schutz, als der Liebe. Das, woran du denkst, ist denkbar falsch verstanden worden, aufgrund von verklärten romantischen Vorstellungen und Schicksal und das ist oft genug ein Feind aller Liebe. Wenn mein Leid etwas gutes hat Kassandra, dann das ich sehe, wenn Liebe keine Liebe ist, sondern ein schleichender Verrat an dem anderen und an sich selbst."


    Die Elbe atmet durch und senkt ihre Hand wieder, nur Augenblicke später trinkt sie von ihrem Kelch. Plötzlich wird ihre Stimme dunkler aber nicht drohend.


    "Diese Fähigkeit hätte sich mir schon vorher auftun sollen, dann wäre diese Hölle niemals geschehen."


    "Was mich heilt? Keine Worte vermögen es, in Ratschlägen ersaufe ich, in ihnen zu schwimmen bringt mich nicht ans Ufer. Lose Fäden, die ausufern, branden an einen Kokon aus reiner Magie. Ein unglaubliches Artefakt, dass seines gleichen in Mittelerde sucht. Löchriges Netz, das man Seele nennt...Silia vermag Ratschläge erteilen aber sie selbst ertrinkt doch auch...immer und immer wieder." Wieder schüttelt die Elbe ihren Kopf. "Ich suche schon so viele Winter, die mir wie JAhrhunderte erscheinen, nach einer Lösung...ich trainiere den Kokon, um ihn gesenkt zu halten, in der Hoffnung, dass sich keines der Gefühle in SChmerz verwandelt aber es sind nur vier Stundenkerzen, dann beginnen die Scherben mich von innen heraus in tausende winzige Fleischstücken zu zerschneiden." "


    Sie hebt ihre freie Hand mit der Handinnenfläche nach oben, die leer ist.


    "Ich bin ahnungslos, völlig hilflos."

  • "Ein Teppich, der sich aufribbelt weil ein Ende nicht richtig vernäht worden ist..." Kassandra seufzt und sieht so ratlos aus wie Tears Worte den Zustand der Elbe eben beschrieben haben.
    Wie diese losen Enden verweben, die Scherben dauerhaft kitten...
    Einen Moment ist die Schankmaid in ihre versucht zu sagen, daß Liebeskummer am besten durch die nächste Liebschaft geheilt wird. Doch dies hier überschreitet die Dimensionen gewöhnlicher Tavernentändeleien- und auch die der ungewöhnlichen.

  • Eine Zeit vergeht schweigend und nur der Wind, der gegen die feingeworbenen Zeltplanen schlägt, hinterlässt Geräusche. Ein weiteres Blatt weht aus der Dämmerung draußen hinein und tanzt über den Boden - lädt andere Blätter zum Tanzen ein.


    "Wie ich es Ivoreth schon sagte... man kann darüber sprechen, in der Hoffnung auf Verstehen aber Hoffnung auf Heilung...neh, die habe ich schon lange nicht mehr."


    Ihre Worte allerdings klingen nicht abgeklärt oder tatsächlich verzweifelt. Es scheint eher so, als würde sie es sich einreden, damit der Zustand und das was aus ihm erwächst für sie erträglicher werden, wenn sie sich endlich damit abfindet.


    "Ich habe schon mit einigen darüber gesprochen, in der wilden Vermutung, sie könnten mir helfen aber die meisten in meiner Nähe sind wie Kinder. Sie richten ihren Blick auf das Dramatische und dann auf etwas anderes, doch zwischen diesen Blick liegt keine Verantwortung, die Dinge auch zu einem guten Ende zu führen, und nicht nur führen zu wollen."

  • "Wie kannst du sagen du hast keine Hoffnung mehr und immer noch hier sitzen?" Kassandras Stimme klingt nicht mehr sanft. "Tear'asel, das da bringt dich um und ich glaube nicht daß du noch sehr viel Zeit hast. Es wird schlimmer werden und irgendwann hat sich der ...Teppich so weit aufgeribbelt, daß du den Verstand verlierst."

  • "Mae Kassandra," etwas unwirsch, "ich bin mir über das Augenscheinliche im Klaren." Sie seufzt leise.


    Schließlich lehnt sie sich etwas zurück und streckt ihren Rücken leicht durch.


    "Doch ändert das nichts daran, dass ich seit Jahren meine Gedanken wälze, nach Möglichkeiten suche, nach Kompetenzen, die sich mit derlei Dingen nicht nur auskennen, sondern sie zum Guten bewenden können. Es gibt Wesen, sogar welche, die ich kenne, die den Verlust eines Bandes überlebt haben und sehr gut...damit leben können. Vermutlich wäre es etwas anderes, wenn der Tod die Schnittstelle gewesen wäre aber die Geschichte, so du sie kennst, hat leider mit dem Tod nur wenig zu tun."

  • "Du meinst es wäre einfacher gewesen er wäre gestorben?"
    Kassandra schaut nachdenklich vor sich hin.
    "Und du bist sicher, daß es andere gibt, die sowas mit intaktem Verstand überlebt haben? Wer?"

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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