Meanors Haus 3

  • Was bisher geschah



    Meanors Haus liegt direkt am Strand mit Sicht auf die Friedensinseln.
    Es ist mit Abstand das größte Haus in der Gegend und hat ein steinernes Fundament.


    Über der Tür steht geschrieben: Tritt ein im Namen der Fünf

  • Eine Böe kalten Herbstwindes weht durch die Gasse vor dem Haus und Alanis schließt ihren Mantel sorgfältig, drückt ihn mit beiden Armen an sich, so als würde sie sich selbst umarmen wollen. Ihre Schultern heben und senken sich in einem stummem Seufzer, dann strafft Alanis ihre Gestalt und sie hebt den Kopf. Sämtliches Gefühl weicht aus ihren Augen und ihr Gesicht wirkt kühl und unnahebar.


    "Ich empfinde nicht genug für Dich, als dass es das rechtfertigen würde, was Du mir anbietest. Was immer zwischen uns gewesen ist, war eine Dummheit und ich hoffe, daß es Dir gelingt, den Schaden, den ich angerichtet habe, so klein zu halten wie möglich."


    Sie tritt einen Schritt zurück.

  • "Dann ist es so."


    Damorg presst die Kiefer zusammen, die Wangenknochen treten hervor. Seine Augen schimmern feucht.


    "Ich hoffe du erwartest jetzt nichts weiteres von mir?"


    Bringt er unter Anstrengung hervor. Unter seinem Mantel graben sich seine Fingernägel tief in das Fleisch seiner Handflächen.

  • "Nein, ich erwarte - gar nichts mehr von Dir." Alanis erstickt fast an ihren kühlen, unpersönlichen Worten. Sie weicht einen weiteren Schritt zurück und nickt ihm leicht zu. Dann wendet sie sich ab und geht ins Haus zurück. Die Tür, mit bewußt sachter Hand geschlossen, fällt mit einem kaum hörbaren Klicken hinter ihr ins Schloss.

  • Alanis zuckt zusammen, als sie den Hohepriester sieht. Sie blickt Meanor stumm an, ihre Augen schwimmen in Tränen. Sie schüttelt den Kopf, schluckt mühsam und wischt sich trotzig die Augen mit dem Ärmel ihres Kleids ab. Dann geht sie die Treppe hoch.


    "Entschuldigst Du mich?" , fragt sie leise.

  • Meanor schaut Alanis stumm nach. Er ist hin und hergerissen ob er ihr folgen soll oder sie doch lieber alleine lassen.


    Traurig wirft er einen Blick in Richtung Küche in der Mori singend den Abwasch tätigt. Sie kann ihm gerade nicht helfen und er muss sich ganz alleine entscheiden.

  • Alanis betritt das Luftzimmer und setzt sich mit gesenktem Kopf auf die Bettkante. Die Hände faltet sie im Schoß. Blicklos starrt sie hinunter auf die frischen Narben auf ihren Armen, erstarrt und kalt wie eine Statue aus Eis.

  • Mit einem Säufzer geht Meanor die Treppe nach oben. Was wäre er für ein Freund Alanis jetzt alleine zu lassen?


    Zuerst wollte er klopfen, sieht dann aber, dass die Tür nur angelehnt und nicht geschlossen war.


    Hallo?
    Vorsichtig tritt er ein.
    Was ist denn passiert? So kenn ich dich gar nicht.
    Weiter geht Meanor auf Alanis zu und setzt sich neben sie aufs Bett.

  • Erst als sich das Bett neben ihr bewegt, blickt Alanis auf und sieht Meanor mit brennendem Blick an.


    "Nichts ist passiert." Ihre Stimme klingt brüchig und dünn, wie ein Seil, auf dem ihre mühsam aufrecht gehaltene Fassung steht und das eine Faser nach der anderen verliert. "Und das ist wirklich das Beste."

  • Alanis Der Priester schüttelte den Kopf. Wie lange kennen wir uns schon?
    Die Frage war eher platonisch und so fuhr er ohne eine Antwort abzuwarten weiter.
    Das kannst du vielleicht einem Fremden erzählen aber nicht mir. Jemand der so viel erlebt hat wie wir beide, den wirft "Nichts" nicht so einfach aus der Bahn.


    Meanor holt tief Luft. Was also ist wirklich geschehen?

  • Alanis sackt ein wenig zusammen, stützt die Ellbogen auf den Knien ab und verbirgt das Gesicht in den Händen. Eine ganze Weile bleibt sie so sitzen, in sich zusammengesunken, bis sie sich wieder aufsetzt und Meanor anblickt.


    "Ich hab für einen Moment vergessen, wer ich bin und wo meine Pflichten liegen." Sie steht abrupt auf und beginnt, ziellos durch den Raum zu laufen. Das Lächeln auf ihren Lippen ist so bitter wie der Klang ihrer Stimme. "Weißt Du, es wäre schön gewesen, jemanden zu haben -." Sie fährt mit den Fingerkuppen über die Kommode, in der ein Teil ihrer Habseligkeiten ruht. Dann dreht sie sich zu Meanor herum und erzählt es ihm.

  • Meanor hörte ihr aufmerksam zu und überlegt eine ganze Weile bevor er Antwortet.


    Was willst du wirklich?
    Sie wollte gerade antworten als ihr Freund Alanis mit einer Handbewegung andeutete nichts zu sagen.


    Ich will wissen was du willst nicht was du denkst das es das beste wäre.
    Seine Augen sahen die junge Priesterin mild und wissend an. In solchen Momenten konnte man immer wieder erkennen, dass Meanor weit älter war als er aussah.

  • "Ich will Frieden, Meanor." Mit der Handfläche wischt sie einige imaginäre Staubflocken von der perfekt polierten Obefläche des Möbels vor ihr. Sie vermeidet, den Hohepriester anzusehen. "Ich habe alles versucht, um ihn zu bekommen. Alles weltlichen Dinge. Getrunken, mit Männern geschlafen, mich selbst verletzt. Es hilft alles nichts. Und es wird mir nicht helfen, mich jetzt der Illusion hinzugeben, ich könnte zu irgendjemanden gehören, der mir eine Lösung bietet."

  • Meanor zog die Augenbrauen hoch und sah Alanis verwundert an.


    Weißt du was du da sagst Alanis?
    Frieden ist ein mächtiges Wort. Ich weiß nicht ob wir wirklich für den Frieden geschaffen sind.
    Wir sind ruhelose. Wir haben die Freiheit, die Unendlichkeit der Welt gesehen.


    Er strich sich ein paar Falten in der Robe glatt.
    Ich fürchte wir als Spielfiguren der Mächte haben uns Frieden verwirkt. Das ist der Preis den wir für unsere Kräfte zahlen müssen.


    Er lachte einmal kurz auf und es war offensichtlich, dass er damit über das was er sagte lachen musste, weil es zu ernst war.


    Ich möchte dir ein Geheimnis über Mitraspera verraten um dir ein Beispiel zu geben von dem was ich sage.
    Die sogenannten alten Herrscher würde ich am ehesten mit Göttern gleichsetzen. Ob es jetzt wirklich stimmt oder nicht sei mal dahingestellt aber gehen wir davon aus, dass sie mehr als nur mächtig sind oder waren.
    Unfähig sich gegenseitig zu besiegen und auf die Dauer wird allmacht langweilig. So schufen sie mit hilfe der Elemente die Verfemte die pervertierte Abbildungen der Elemente sind.
    Alanis, die Elemente in Mythodea wurden nicht geschaffen, nur die Avatare. Die Götter haben Spaß daran, dass die sterblichen die Kämpfe austragen die sie nicht austragen können.
    Wir haben nur die Möglichkeit damit zu leben. Versuch nicht gegen den Strom zu schwimmen, such dir einen Teil der nicht so schnell fließt. Schwimm selber und du wirst etwas erreichen können was man als Harmonie bezeichnet. Aber Frieden auf Dauer ist eine Illusion.
    Dafür stellen uns die Elemente zu viele Prüfungen.

  • "Ich weiß das, Meanor" , sagt sie leise. Resignation schwingt in ihrer Stimme mit. "Ich weiß das." Alanis lächelt leicht und ihr Blick wandert aus dem Fenster, weit fort, an einen Ort, an den Meanor ihr nicht folgen kann. "Es war sehr schön, ein wenig langsamer zu schwimmen." Sie kehrt wieder zum Bett zurück und setzt sich auf die weiche Matratze neben Meanor. "Ich muss gehen", erklärt sie nach einem kurzen Moment des Schweigens. "Nicht nur wegen des Vortrags. Ich brauche ein wenig Zeit -."

  • Meanor nickte. Er verstand seine Freundin nur zu gut.
    Alanis, noch ein letzter Rat. Schreib ihm eine Nachricht bevor du gehst. Schlag nicht die Tür zu. Solche Momente sind zu kostbar.


    Plötzlich und unerwartet umarmte er sie.
    Du wirst mir fehlen.

  • Alanis will über das Gesagte nachdenken, als Meanor sie plötzlich umarmt. Mit einer Kraft, in der ein hohes Maß an Verzweiflung liegt, erwidert sie die freundschaftliche Geste, dann löst sie sich von Meanor, räuspert sich und steht auf. Mit fahrigen Bewegungen bringt sie Kleidung und Haare in Ordnung, so als gäbe es im Moment nichts Wichtigeres.


    "Du wirst mir auch fehlen. Ich habe mich gestern am Hafen erkundigt, heute Nachmittag geht ein Schiff, das in die richtige Richtung fährt." Ihr rechter Mundwinkel zuckt ironisch nach oben. "Ich werde wohl eine etwas längere Zeit nicht vorbeikommen."


    Sie geht zu ihrem Korb hinüber und zieht ihn in Richtung Kommode, scheint völlig aufzugehen in dem, was sie tun will. Dann stockt die Bewegung noch einmal.


    "Eine Nachricht? Herrjeh, ich habe auf seinem Herzen herumgetrampelt; das Letzte, was er brauchen wird, ist ein Brief von mir." Ihre Finger schließen sich um das Weidenflechtwerk des Korbes, bis es leise knackt. "Aber versprich mir bitte, ein Auge auf ihn zu haben, ja?"

  • Alanis! Meanor erhob seine Stimme wie er es bei seinen Schülern tat um sie zu ermahnen. Dann schütelt er seinen Kopf. Vergiss es. Seine Stimme lang wieder wie gewohnt.
    Versäume nur nichts was du später bereust. Es ist dein Leben.


    Der Preister nickte. Ich verspreche dir auf ihn zu achten. Er mag zwar ein ziemlicher Brumbär sein, aber er hat das Herz am rechten Fleck.


    Du musst mir nur eins versprechen. Erklär du bitte Moreta, dass es nicht meine Schuld ist, dass du gehst.