Meanors Haus 3

  • Alanis bleibt eine Weile neben dem Bett stehen, vor sich hin lächelnd. Dann geht sie auf bloßen Sohlen hinüber zum Schreibtisch und setzt sich vollkommen lautlos hin.


    Ihre Schreibsachen heranziehend, macht sie sich daran, einige der Briefe zu lesen, die inzwischen in recht regelmäßigen Abständen in Meanors Haus für sie eintreffen. Der Großteil der Menschen, mit denen sie korrespondiert, scheinen inzwischen begriffen zu haben, dass sie eine neue Heimat gefunden hat - zumindest für die übliche Weile, die sie eine Heimat wählt. Die Spitze der Schreibfeder kratzt sachte über das Pergament, als Alanis die ein oder andere Antwort im Schein der Laterne verfasst. Müde ist sie trotz des langen Arbeitstages nicht und nun gilt es erst einmal, die Wirkung des Alkohols auszustehen. An Schlaf - und wo sie ihn bekam - wollte sie später denken.

  • Damorgs Schlaf war recht unruhig, mehrmals drehte er sich im Bett um und gab leise Geräusche von sich. Dennoch schien der Schlaf recht tief zu sein, da er trotz einer recht hektischen Bewegung auf seinen Rücken , welche er mit einem scharfen Zischen bezahlte, scheinbar einfach weiter schlief.

  • Eine ganze Weile vergeht. Alanis lässt irgendwann den Federhalter sinken und reibt die mit smaragdgrüner Tinte befleckten Finger gegeneinander, weil ein kühler Luftzug durch das nur angelehnte Fenster geht und selbst in die Laterne dringt, um die Kerze flackern zu lassen. Für einen Moment überlegt sie, die Luft zu bitten, den Schmerz und die Träume von Damorgs Geist zu nehmen und ihm ruhigen Schlaf zu schenken. Doch sie weiß, dass sie sich damit in Dinge einmischt, die sie nichts angehen - und die sie auch zum Teil nicht verstehen kann.


    Sie gähnt leise und überlegt, vielleicht in's Feuerzimmer hinüberzugehen und dort zu schlafen. Andererseits will sie Damorg nicht in einem fremden Haus und fremden Zimmer alleine lassen. Grübelnd geht sie zum Bett hinüber, streift ihre Kleidung ab und kriecht dann zu Damorg unter die Wolldecke, ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Im Raum ist es empfindlich kühl geworden und sie ist recht froh über den warmen Körper neben ihr, wenngleich sie hofft, ihm durch ihre Anwesenheit nicht den so dringend nötigen Schlaf zu rauben.

  • Es dauert noch einige Augenblicke bis Damorg in seinem Schlaf ruhiger wird. Doch die Wärme und das Gefühl nicht alleine zu sein, das sich unterbewusst in ihm ausbreitete, beruhigen ihn. Auch sein Atem der sich im Laufe der letzten Stunden etwas beschleunigt hatte, wird wieder regelmäßig.

  • Als alles ruhig ist, traut sie sich wieder hinaus. Sie hebt witternd die kleine Nase und schaut sich um. Dann läuft sie los, quer durch die Küche, um die übriggebliebenen Kümel aufzufressen. Sie erinnert sich an die Kammer und schnuppert in die Richtung. Da die Türe nur angelehnt ist, schlüpft sie durch den Spalt und hebt die Nase erneut.
    Dann springt sie auf das erste Brett des Regals und macht sich an einem Stück Speck zuschaffen,welches zwar in Papier eingewickelt ist, dies aber für sie kein Hindernis darstellt.
    Trotzdem hebt sie immer wieder den Kopf, um zu horchen, ob sich etwas im Hause regt.
    Nachdem sie satt und zufrieden ist, verkrümelt se sich wieder in ihr Nest

  • am nächsten Morgen



    Die Sonne scheint und mittlerweile hört man viele Vögel zwitschernd den Tag begrüßen.


    Moreta dreht sich im Bett auf den Rücken und blinzelt gegen die Sonne. Mit einem Knurren legt sie die Hände über die Augen.
    "MAch doch mal einer etwas weniger Licht"


    Dann wäscht sie sich kurz, schaut auf das leere Bett und seufztend geht sie hinunter in die Küche, entsorgt die kalte Asche und macht neues Feuer, um dann Kaffee zuzubereiten....

  • Alanis schlägt am nächsten Morgen das erste Mal die Augen auf, als die Hähne der Nachbarschaft um die Wette krähen und blinzelt unwillig in das Dämmerlicht. Viel zu früh für ihren Geschmack und vor allem viel zu kalt - irgendwann in der Nacht hat sie sich aus der Decke freigestrampelt. Sie seufzt, schließt die Augen und tastet nach der Decke, um sie wieder hochzuziehen.

  • Auch Damorg hört die Hähne, hält die Augen aber geschlossen und versucht weiter zu schlafen. Als er die Bewegung hinter sich im Bett bemerkt, dreht er sich um und legt seinen Arm um Alanis kalte Schulter.

  • Irgendwann wandert die Sonne durch den Raum, spielt in ihren Strahlen mit Staubkörnern und neigt sich dann in die Richtung des Bettes, wo sie erst mit weißen Flecken über die Bettdecke tanzt und dann über die Gesichter der beiden Schlafenden.


    Alanis erwacht wieder, dieses Mal endgültig und seufzt entspannt. Eine Hand über die Augen legend, versucht sie mit der anderen Hand, das Kissen zwischen sich und die Sonnenstrahlen zu bringen, ohne Damorg zu wecken. Als sie leise Schritte auf dem Flur hört, verharrt sie zunächst und versucht zu erkennen, wer da gerade die Treppe hinuntergeht.

  • Damorg schwebt eine Weile zwischen wach und schlaf. Weiß nicht ob die Geräusche die er hört real sind oder noch zu seinem Traum gehören. Erst als die Sonne seine Gesicht immer mehr und mehr wärmt und die Strahlen sanft und rötlich durch seine Lider scheinen, erinnert er sich wo er war. Mit einem tiefen Atemzug lässt er die noch kühle Luft in seine Lungen strömen.

  • Alanis registriert die Veränderung in Damorgs Atemrhythmus und beugt sich über ihn, um ihm einen Kuss zu geben.


    "Ich hätte wirklich Lust, heute noch ein paar Hähnen den Hals umzudrehen", murmelt sie, ein wenig übernächtigt.

  • Alanis grinst ebenfalls und stützt sich auf dem Ellbogen auf, mit der anderen Hand ihre Haare aus der Stirn wischend, die sich über Nacht aus dem ordnenden Zopf befreit habend und weich über ihre Schultern fallen, auch über die hellrote Narbe, die auf ihrer linken Schulter prangt und daran erinnert, wie knapp es für sie vor einigen Wochen gewesen ist.


    Ihre Augen liegen prüfend auf Damorg, als dieser sich streckt, um zu sehen, wie weit er sich bewegen kann, ohne ein Zeichen von Schmerz zu zeigen.


    "Wie hast Du geschlafen?" Mit den Fingerspitzen fährt sie an seiner Seite entlang.

  • Damorgs Bewegungen sind recht vorsichtige, scheinbar hat er aus den Erfahrungen der letzten Tage gelernt und vermeidet unnötige Schmerzen.
    Er zuckt, als Alanis ihn mit den Fingerspitzen berührt und muss leise auflachen.


    "Ich hätte das Bett nicht gegen einen Sack voller Goldmünzen eintauschen wollen."


    Die schlechten Träume die ihn anfänglich gequält hatten, waren vergessen.

  • "Ich hatte ja überlegt, Dir das Bett ganz zu überlassen - aber im Angesicht meiner eigenen Bequemlichkeit mußtest Du das Opfer bringen, doch nicht allein zu schlafen."


    Sie lächelt ihn liebevoll an.


    "Also - ich habe heute Nachtschicht, also den ganzen Tag zur Verfügung. Was wirst Du machen?"

  • "Mit dem Opfer kann ich leben."


    Er drehte sich so um das er nicht mehr an die Decke schaute, sondern zu Alanis. So musterte er sie ausführlich.


    "Ich muss auf jeden Fall bald in den Tempel um mich zu erkundigen, ob es etwas Neues gibt und auf die Baustelle. Sonst wurde mir wie gesagt Erholung angeordnet."

  • "Bei diesen Dingen wäre ich wohl eher im Weg als von Nutzen, daher schlage ich vor, Du erledigst in Ruhe, was es zu tun gibt und wenn Du wieder da bist, überlegen wir, was wir mit dem Rest des Tages machen. Meanors Badezuber wäre zum Beispiel eine Idee. Oder ich zeige Dir das Fleckchen, das ich mir für mein Haus ausgesucht habe." Alanis schlüpft aus dem Bett, um zum Fenster zu gehen und es zu schließen. Obwohl die Sonne scheint, ist die Luft, die eindringt, noch immer kühl.