Das Lager der mondelbischen Delegation VI, Nach dem Tanzball

  • Von einem neuerlichen Besuch der Stadt kehrt Ivoreth just wieder zurück in die Botschaftssiedlung. Einmal mehr hat sie gelernt, sich immer ein wenig über die Menschen zu wundern.
    So begegnet sie den Wächtern nur mit flüchtigen Worten und schlendert fast gedankenverloren in Richtung der kleinen Zeltgruppe, in der auch ihres zu finden ist.
    Man merkt, dass sie mit ihren Gedanken zur Zeit ganz woanders schwebt.

  • Aus ihren Gedanken gerissen blickt sie auf. Es dauert einen Moment bis sie sich sammelt um eine vernünftige Antwort zu geben, die nicht vollkommen in ihren Dorfdialekt absackt und für ein Hausmitglied so wohl schwer verständlich wäre.
    "Ich war in der Stadt."
    Offensichtlich klingt sie verwundert und setzt sich nun neben die Wächterin. Gleichzeitig legt sie ihre Tasche ab.

  • Es erfolgt ein abermaliges Nicken.
    Eine kleine Weile sieht sie still in das Feuer, dann sieht man ein Stirnrunzeln.
    "Hin und wieder sind Menschen mir ein Rätsel. Vor allem weil ich ihnen erst seit einem halben Sternenlauf begegne."

  • Diese nickt dankend und nimmt den Tee an, trinkt aber noch nichts.


    "Vor ein paar Wochen war ich schon einmal dort und versuchte, mir erklären zu lassen worin sich die essbaren Pflanzen hier in Amonlonde unterscheiden."
    Eine nachdenkliche Pause. Dann fährt sie fort:
    "Mir kommt vor, die Menschen sehen nicht, dass wir nicht alles wissen. Wir mögen viel länger als sie leben. Aber hier sind wir Fremde. Warum wundert es sie dann so, wenn wir zu verstehen versuchen?"

  • "Diejenigen die häufiger auf Reisen sind sollten es verstehen. Aber die unter ihnen, die ihre Heimat noch nie verlassen haben, können wohl nicht einschätzen wie es ist, sich auf einem fremden Kontinent zu befinden."
    Sie legt die Hände um die Tasse.

  • "Wenn das alles wäre."
    Sie runzelt die Stirn abermals und nimmt nun einen kurzen Schluck aus dem Becher.
    "Selbst Cordobayan fragte mich einmal, warum ich mich mit Magie auskenne, jedoch nicht mit menschlichen Gepflogenheiten."
    Ein kurzer sehr amüsierter Ausdruck in ihren Augen.
    " Bedenkt man, dass jedes unserer Kinder ausgebildet wird in den allgemeinen Feldern...Ich frage mich, ob sie das Konzept von Unterricht nicht kennen.. Aber sie haben Akademien.."

  • Das ruft nun doch einiges an Erstaunen hervor.
    "Cordobayan hätte ich mehr Erfahrung zugetraut. Obwohl er selbst für einen Menschen anscheinend noch relativ jung ist."
    Sie nippt nachdenklich an ihrem Tee. "Akademien gibt es, und einige werden von einzelnen Meistern ausgebildet, so wie Cordobayan von Malglin. Irgendeine Form des Unterrichts muß es geben, wie würden sie sonst die Talente ihres Nachwuchses erkennen?" überlegt sie laut.

  • "Es muss wohl so sein."
    Und trotzdem. Ihr Erstaunen will nicht weichen.
    "Wie lange verbringen sie wohl damit, die Grundlagen der Magie zu studieren? Es reicht aus, um sich auf einer vernünftigen Basis mit ihnen darüber unterhalten zu können."
    Nachdenklich nippt sie am Tee.
    "Aber warum erstaunt es sie dann, von den Unterschieden zwischen den Urelementen und alchemistischen Substanzen zu hören? Und von der Beschaffenheit der Magie? Gerade letzteres kann man doch herausragend gut im Selbststudium betrachten.."

  • Shaifëa hebt die Schultern. "Das kann ich mir auch nicht erklären."
    Sie seufzt leise und sieht zu Ivoreth hinüber. "Sie stellen uns Fragen über unser Volk, aber verstehen im Gegenzug nicht, weshalb wir die gleichen Fragen bezüglich ihres Volkes haben. Sehen sie nicht, daß wir uns ihnen gegenüber in derselben Situation befinden wie sie im Bezug auf uns?"

  • "Und warum verstehen sie nicht, dass wir bisher Jahrhunderte Zeit hatten um uns unsere eigenen Gedanken zu Dingen zu machen, die sie als graue Theorie erlernen ohne es bisher reflektieren zu können?"
    Kopfschüttelnd erfolgt ein abermaliger Schluck Tee.

  • "Ich vermute, bei den Menschen werden Erkenntnisse ohne Erklärung weitergegeben, weil die Erklärung noch mehr ihrer ohnehin kurz bemessenen Zeit in Anspruch nehmen würde. So vermitteln sie zwar eine Menge Wissen, aber kaum Hintergrund ... reines Wissen, wenig Weisheit."

  • Ein leises Ausatmen.
    "Ich war einmal am Meer. Habe mit den hiesigen Fischern gesprochen. Sie verstehen etwas vom Meer. Aber nicht genug. Sie wissen, wann es sich lohnt hinaus zu fahren. Aber nicht warum. Vielleicht verwirrt es die Menschen deswegen so sehr. Weil ihre Wächter nur Wächter sind. Ihre Fischer nur Fischer. Aber niemand sieht, dass wir viel Zeit haben. Und das bei uns jeder gewisse Dinge lernt, ganz gleich, wer man ist."

  • Ein matt leuchtendes und immer mal wieder die Farbe wechselndes Licht kommt aus dem -für menschliche Verhältnisse stockdunklen- Lager auf die beiden zu. Vorsichtig bewegt sich die Schankmaid denn der Lichtschein reicht für sie gerade so aus, die Wurzeln und Zeltschnüre zu ihren Füßen zu erkennen.

  • Durch das Licht wieder aus den diesmal nicht ganz so weit entfernten Gedanken zurück ins Hier und Jetzt schweifend sieht Ivoreth auf und Kassandra entgegen.
    "Kassandra.. aladol" spricht sie die Menschenfrau an und richtet sich auf um ihr ein kleines Stück entgegen zu kommen.