Eine Lichtung im Wald

  • Die Spur, die das Wesen mit der Elbe zwischen den Zähnen hinterlassen hat ist auch für ungeübte Augen zu erkennen. Auch ihr muß Alanis nicht lange folgen, um Lucandriel, die den rechten Arm deutlich schont, neben der Wandlerin am Boden zu finden.

  • Alanis tritt näher, mit sich beschleunigenden Schritten, als sie die beiden Gestalten erblickt. Ihr Blick in die Umgebung ist wachsam, eine Hand liegt auf dem Dolch an ihrem Gürtel, die andere auf einem Fächer, der ebenfalls am Gürtel befestigt ist.


    "Mae gowannen" , grüßt sie höflich und fragt dann: "Ist es noch hier?"


    Ein geübter Blick fährt zu der elbischen Frau, die offenkundig verletzt ist, sowie zu der anderen Frau, die auf nackten Füßen unterwegs zu sein scheint.

  • Alanis Haltung entspannt sich, ihre Hände verlassen die Waffen und sie blickt der elbischen Frau mit einem Lächeln entgegen.


    "Ich bin Alanis. Heilerin. Darf ich Euch helfen?" , erkundigt sie sich freundlich und deutet auf die rechte Schulter der Elbin, der man ansieht, dass etwas Großes und Scharfes an ihr gezerrt haben mußte.

  • Die Wandlerin, jetzt wieder ganz menschlich (und frierend), hat sich langsam erhoben, als Alanis auf den Platz getreten ist. Wäre da nicht der verdammte Blutgeruch, sie hätte sie früher bemerkt, Teufel auch. In lauernder, dennoch nicht unfreundlicher Haltung nickt sie der Fremden zu. "Was für ein Zufall..", sagt sie leise, spöttisch.

  • "Zufall? Eher die Nebel meiner Heimat." Alanis mustert die fremde Menschenfrau, dann stellt sie ihren beiden Taschen neben sich auf den Waldboden und zieht ihren dicken, grünen Lodenmantel aus. Mit geübtem Blick stellt sie fest, daß diese Frau nicht mehr blutet, die Elbin jedoch recht heftig. Sie breitet den Mantel auf dem Boden aus und deutet darauf. "Setzt Euch." Die Worte sind an beide Frauen gerichtet. Sie greift nach einer Flasche, die sie am Gürtel trägt und gießt einen Teil des Inhalts über ihre Hände. Scharfer Alkoholgeruch steigt auf in die kalte Luft.

  • "Nebel?", hakt die Dunkelhaarige nach und lehnt sich, Alanis' Aufforderung ignorierend, an den nächsten Baum, von wo aus sie zusieht, wie die eine fremde Frau die andere versorgt.

  • Alanis kniet sich neben die Elbin hin und zieht ihre Taschen heran. Dabei zuckt ihr Blick kurz zu der Menschenfrau.


    "Die Nebel von Dargaras. Bringen einen hin und wieder vom Weg ab. In diesem Fall war das wohl ganz gut."


    Ihre Stimme ist ruhig und freundlich und die Handgriffe wirken tausendfach geübt, als sie aus der einen Tasche eine abgegriffene Stoffrolle holt und mit einer Handbewegung auf dem Mantel entrollt. Arztinstrumente blinken im Tageslicht auf. Mit einem langen, schmalen Messer schneidet sie zunächst einmal die Tunika der Elbin auf, die ebenso zerfetzt ist wie der Arm unter dem Stoff. Der Ärmel ist mit zwei Griffen abgetrennt und Alanis streift ihn der Verletzten so sanft wie möglich ab. Die losen Stoffenden an Schulter, Rücken und Brust der Tunika rollt sie, nachdem sie auch sie leicht angeschnitten hat, nach innen, so dass sie sich schließlich das ganze Ausmaß der Schäden ansehen kann. Zähne oder Krallen - sie kann nicht ganz genau sagen, was die Schulter in einen derartigen Zustand gebracht hat. Es fehlen Fleischfetzen, die Haut ist zerrissen und so, wie die Elbin den Arm hält, ist die Schulter sicherlich gebrochen. Mehr ist unter dem ganzen Blut, das stet aus den Verletzungen sickert, auch nicht zu sehen. Alanis blickt auf zu der dunkelhaarigen Frau.


    "Drückt bitte hier drauf." Sie deutet auf einen Punkt an der Schulter der elbischen Frau und wartet, ob die andere Frau darauf reagiert. Dann, zur Elbin gewandt: "Es wird wehtun, aber das wird die große Ader abdrücken."

  • "Dargaras." Ein winziger Hauch Überraschung liegt in ihrer Stimme, dann zuckt sie mit den Schultern und verzieht im nächsten Moment das Gesicht. Wenige Schritte tragen sie hinüber zu den beiden Frauen, und obwohl sie barfuß ist, tritt sie sicher und ohne Zögern auf den unebenen, mit Laub und Ästen bedeckten Waldboden. Mit einer gewissen Routine legt Lilith der Elbin die Hände auf und drück sanft, aber bestimmt die Ader ab, wie Alanis es ihr bedeutet hat.

  • Alanis macht sich nun daran, zunächst einmal die Schulter abzutasten, um herauszufinden, ob Brüche vorliegen. Sie runzelt die Stirn, als sie das gebochene Schlüsselbein fühlt und die winzige Stelle am Oberarmknochen, die sich anfühlt wie ein kleiner Igel unter der Haut - offenkundig ein Splitterbruch. Sicherlich waren auch die Muskeln und Sehnen im Arm und in der Schulter verletzt oder abgetrennt. Verletzungen, die sie entweder mit sehr viel Ruhe über einige Stunden hinweg behandeln würde - oder für die sie beten würde. Sie preßt die Lippen kurz aufeinander.


    "Es ist sehr viel kaputt gegangen. Hier kann ich Euch nicht ausreichend gut behandeln, ohne Euch nicht vielleicht zum Krüppel zu machen. Dennoch kann ich Euch anbieten, für Euch zu beten. Nicht zu den Göttern, sondern zu den Elementen, aus denen Euer Leib geschaffen ist."


    Sie macht sich daran, die tiefsten Schnitte mit Alkohol auszuwaschen.

  • "Der Bruch an Eurem Arm ist schlimm. Wie es um die Schulter steht, kann ich so nicht beurteilen. Entweder ich schneide Euch auf und richte Euch innerlich, was ich an sich nur an einem ruhigen Ort tun würde und nicht mitten im Wald, oder ich bete."Sie tastet mit den Fingern zurück zum Schlüsselbein. "Ich bete zu Feuer, Erde, Wasser, Luft, im Leben vereint. - Achtung, das dürfte jetzt wehtun." Mit geübten Druck drückt sie das Schlüsselbein wieder in seine ursprüngliche Position. Knochenende rasten hörbar knirschend aneinander ein, ein recht hässliches Geräusch.

  • Als Lilith beobachtet, was Alanis zu tun im Begriff ist, nimmt sie eine Hand von der Stelle, wo sie Druck auf die Ader ausübt und hält die Elbe an ihrer gesunden Schulter fest, gibt Gegendruck, damit sie den Händen der Heilerin nicht ausweicht. Wider Willen entweicht ihr ein Laut, der am ehesten als beruhigendes Brummen zu erkennen ist.

  • Alanis blickt die Menschenfrau anerkennend an, die offenkundig Erfahrung im Umgang mit Verletzten zu haben scheint. Als die Elbin ohnmächtig zu werden droht, sagt sie dennoch kurz: "Halte sie fest und halt ihr das hier unter die Nase." Sie reicht der Menschenfrau ein Döschen mit stark riechender Kräuterpaste.


    Dann fängt sie an, erst einmal feste Verbände anzulegen und die tiefsten Wunden zu tamponieren. Der Armbruch musste also warten, bis die Elbe wieder bei sich war, um zu entscheiden, was sie wählte. Den Arm legt sie in eine Schlinge, die sie zusätzlich am Oberkörper mit einer weiteren Binde fixiert.

  • Der Geruch der Kräuterpaste hält die Elbe bei Bewußtsein, auch wenn sie sich vielleicht etwas anderes wünschen würde.
    "Ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr die Elemente für mich anrufen würdet", sagt sie. Alanis' Einschätzung ihrer Verletzungen deckt sich mit ihrer eigenen und sie ist sich sicher, daß sie es sich nicht leisten kann noch länger bewegungsunfähig zu sein.
    Jetzt, wo sie weiß worauf sie achten muß, spürt sie das Suchen erneut, eine kurze flüchtige Berührung nur.

  • Alanis nickt leicht und lächelt. Dann legt sie ihre rechte Hand sachte auf die verletzte Schulter der Elbin, während sie mit der linken Hand das zerkratzte Silberamulett abnimmt, das sie um den Hals trägt, um das Lederband um ihre Finger zu wickeln und der Verletzten vor den Leib zu halten.


    "Wasser. Quell alles Lebens. Du bist Reinigung und Heilung. Deine Hilfe erbitte ich. Bringe heraus aus diesem Leib, was nicht soll sein in diesem Leib und reinige, was Menschenhand nicht reinigen konnte. Deine Hilfe zur Heilung dieser Wunde erflehe ich."


    Durch die sanfte Berührung an der Schulter der Elbin sickert Kühle und Linderung.


    "Erde, aus Dir ist unser Leib gekommen, zu Dir wird unser Leib gehen nach dem Tode. Deine Hilfe erbitte ich. Schließe zu, was geschlossen gehört, bringe zusammen Knochen zu Knochen, Fleisch zu Fleisch, Ader zu Ader, Muskel zu Muskel, Haus zu Haut - alles so, wie es sein soll. Deine Hilfe zur Heilung dieser Wunde erflehe ich."


    Knochen knirschen und bewegen sich, Fleisch beginnt, sich zu schließen, ein Gefühl dumpfer Kraft fließt durch Alanis Körper hinein in den ihrer Patientin.


    "Feuer, das Du brennst am Himmel und in unseren Herzen. Flamme der Leidenschaft. Deine Hilfe erbitte ich. Du bist Hitze und Bewegung, Lebensfunken. Erfülle diese Glieder, mache sie stark und geschmeidig. Deine Hilfe zur Heilung dieser Wunde erflehe ich."


    Hite prickelt unter Alanis Fingern, durch ihre Finger, Wärme schießt in den Leib der Elbin. Muskeln geraten in Bewegung, verschmelzen wieder, wo sie zerrissen waren. Warmes Blut findet in seine Kanäle zurück.


    "Luft, Du bist das Wort, mit dem Wort bist Du die Macht. Deine Hilfe erbitte ich. Dieser Leib hat seine Leichtigkeit verloren. Nimm vom Geiste dieser Frau den Schmerz mit Deiner Macht. Deine Hilfe zur Heilung dieser Wunde erflehe ich."


    Leichtigkeit erfüllt die verletzten Gließmaßen, das Gefühl darin kehrt langsam zurück. Der Schmerz verschwindet langsam. Alanis atmet tief durch.


    "Sein, Du vereinst die Elemente im Leben, Du bist das Gleichgewicht in diesem Leib. So vereine nun die viere, die ich gerufen, im Fünften, im Leben, damit dieser Leib geheilet sei."