Zum brennenden Tisch 22

  • "Aufgegriffen?" Falls Fragezeichen über Alanis Kopf stehen könnten, sie würden es tun. "Also, falls Du versuchst gerade implizit zu fragen, ob ich mit irgendeinem meiner Meister schlafe - nein, mit El nicht mehr. Und mit Khai noch nie."


    Das löst sichtlich Kummer in ihr aus, doch es scheint nicht der Fall aus dem Bett jener Person zu sein, von der sie spricht, der sie so berührt. Da geht etwas tiefer, als sie zuzugeben bereit ist.

  • "Das mit El Gar weiß ich," antwortet sie ruhig. Das ist es nicht, was Alanis in ihren Gedanken versteckt gehalten hatte und so fällt auch die Betonung ihrer Worte aus.


    Als sie den Kummer ihres Gegenübers spürt, weckt das jedoch Irritation und sie verschluckt die nächste Frage. Inzwischen hatte die Priesterin ihre volle Aufmerksamkeit und selbst der eine oder andere Blick zur geschlossen bleibenden Türe des brennenden Tisches war vergessen.


    "Erzählst du es mir? ... Das Ganze."

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  • Alanis linker Mundwinkel zuckt kurz hoch, ein wenig ironisch, aber doch eine seltsame Art von Getrröstet-Sein in sich tragend. So als wäre der Schmerz alt und tief, so tief, dass er inzwischen auch Teil ihres Lebens war und daher das Über-Leben mit ihm möglich.


    "Das Ganze? Was in den letzten Tagen geschehen ist? Uff, wo fange ich an?" Sie atmet tief durch. "Khai hat sich um meine Seele gekümmert. Er hat sich alles angehört, was in den letzten anderthalb Jahren geschehen ist. Er hat mit mir gesprochen, mit Damorg gesprochen, mit einigen Magoniern gesprochen. Und dann haben wir uns zurückgezogen und er hat mir gesagt, wo jedes kleinste Bisschen meines Irrtums ist, meiner falschen Hoffnungen, der Missverständnisse, die geschehen sind. Und er hat mich daran erinnert, dass ich nur stark werden kann, noch stärker, wenn ich weiß, weil ich bin."

  • Während Alanis spricht, folgt Tear dem Blick der Priesterin mit ihren Augen. Sie bleiben normal, ein Anzeichen, dass sie nun allein ihren Worten folgt, nicht ihren Gefühlen oder Gedanken, auch wenn diese fast offen hörbar in der Luft liegen. Und sie schweigt auch noch einige Sekunden lang, als Alanis längst ihre Worte beendet hat.


    Schließlich stößt sie hörbar Luft aus und senkt ihren Blick zur Tischkante.


    "Und...?"

  • Alanis blickt Tear an und lächelt, hauchfein und weich.


    "Kein Verstecken mehr hinter meinen Ängsten und Befürchtungen. Kein Einigeln mehr in einem Haus an einem Ort, der nicht meine Heimat ist. Ich habe das Geflecht gesehen und all die Stellen, an denen es auseinanderklafft. Es gibt soviel zu tun."

  • Über das Gesicht der Elbe huscht ein breites Lächeln. Sie lehnt sich zurück und verschränkt die Arme hinter ihrem Kopf. Diese Bewegung spreizt einige ihrer ins Haar geflochtenen Federn ab und gibt ihr das Aussehen eines aufgeplusterten Vogels.


    "Man setzt Prioritäten... was die Berufungen angeht. Das ist gut," antwortet sie zustimmend,"aber trotz allem Enthusiasmus, den du nun an den Tag legen willst und hoffentlich auch an die Nacht... auch dein Herz muss in diesen neuen Zeiten in Einklang schlagen. Die schwierigste Aufgabe ist nicht das Gewebe zu heilen, sondern das Gleichgewicht zu finden und zu leben, das Herz und Berufung vereint... in Hinsicht auf deinen rehäugigen Gefährten, mit dem Sensibilität eines im Winterschlaf verweiltenden Braunbären."


    Sie stockt kurz und wiegt ihren Kopf hin und her... scheint für einen Moment in Gedanken zu sein... dann ist da Schmerz in ihren Augen, verschwindet wieder und sie wirkt einsehend.


    "Aber ich glaube, dass hat dir Khai vermutlich ähnlich und noch genauer nähergebracht mhh?"

  • Alanis muss bei der recht treffenden Beschreibung Damorgs lachen, so sehr, dass das 'Danke' in Jules Richtung eher gejapst denn gesprochen ist. Als sie wieder Luft bekommt, glühen ihre Wangen rot, doch die Fröhlichkeit weicht wieder ein wenig aus ihrem Gesicht.


    "Khai hat sich nicht zu meiner Beziehung geäußert, hat mir weder zu- noch abgeraten. Aber er sieht, ebenso wie Du und ich, die unumstößliche Tatsache, dass manche Lebensarten zu unterschiedlich sind, als dass sie dauerhaft in einer Beziehung vereint sein könnten."


    Ein wissender, aber auch gleichzeitig fragender Blick trifft Tear'asel, bevor die Priesterin fortfährt.


    "Aber es stimmt auch, dass jeder, der für das Leben kämpft, auch selbst leben und lieben muss." Für einen Moment werden ihre Lippen schmal. "Ich heile das Geflecht, indem ich Menschen heile. Ich funktioniere dabei und tue, was getan werden muss. Dabei fühle ich nicht und ich liebe es nicht. - Wenn ich Damorg nicht hätte, würde ich wohl in der hoffnungslosen Erkenntnis, dass ich nicht alles heilen kann, versinken." Sie räuspert sich. "Leider ist das zum Beispiel einer der Punkte, die er nicht versteht. Er wirft mir Grausamkeit vor, wenn ich heile, weil ich dabei weder viel empfinde noch sonderlich Rücksicht auf die Gefühle derer nehme, de ich heile."

  • Lebensarten, die zu unterschiedlich sind, um Bestand zu haben...


    Die Worte schwingen seltsam nach und kratzen an Stellen ihrer Seele, ehe sie den Plan erkennt und ihn unterbindet. So einfach würde sie es weder sich selbst noch ihrem Gefährten machen, zu sehr hatte sie dafür gekämpft, und er vielleicht auch.


    "Der Mensch ist auch nicht dafür gemacht, jeden Schmerz zu fühlen, ob nun tatsächlich oder in Form von Mitleid. Mitgefühl allerdings... bis zu einem bestimmten Grad, gehört zu den Eigenschaften, die einen... die die euren erst menschlich werden lassen. Ich vermag kaum zu glauben, dass du sie nicht empfindest."


    Wieder wiegt ihr Kopf hin und her. Kaum ist Endúneath wieder in ihren Gedanken und das ohne Wut, fühlt sie ob nun im Recht gewesen oder nicht den Schmerz, den sie ihm durch ihre Worte zufügte und die Furcht möglicher Konsequenzen daraus. Wieder ein Schlucken, diesmal um den aufkeimenden Wunsch zu unterdrücken, ihn augenblicklich suchen zu gehen - nur damit es ihr besser ging.


    "Er ist nicht so kalt, wie er scheint. Die Maske hat kein Bestehen, hält man sein Herz fest. Ich habe deine Erinnerungen gesehen. In seinen Augen ist gut zu lesen... vielleicht hast du ihm noch nicht mit den richtigen Worten zu verstehen gegeben, dass um effizient zu arbeiten, die meisten Gefühle eher eine... Störung darstellen?"

  • Alanis grinst schief.


    "Natürlich empfinde ich Mitgefühl, aber, wie Du schon sagst - große Gefühle sind mir dabei fremd. Und sollten es auch sein, denn beim Arbeiten muss ich mein Mitgefühl und meine Sorge ausblenden, sonst geschehen Fehler."


    Ihre Augen erfüllt nun eine große Sehnsucht.


    "Und natürlich ist er nicht kalt. Im Gegenteil -." Die Röte in ihren Wangen bleibt; Alanis scheint ein wenig verlegen, fängt sich dann wieder. "Aber Du hast Recht damit, dass es wohl an der Kommunikation krankt. Dass tut es meistens zwischen Männern und Frauen."

  • Ein zustimmendes Brummen, das leicht an ein Fauchen erinnert, antwortet ihr.
    Dann sieht sie aus dem Fenster und das Licht, dass sich im Glas der Scheiben fängt, wandert auf ihre blauen Augen über. Ein kurzes Schweigen entsteht.


    "Ich vermag die meiste Zeit eine Ausstrahlung besitzen, die euch nicht unbedingt dazu anhält... sich mir zu öffnen aber ich möchte, dass du weißt, auch hinsichtlich auf unsere gemeinsam gemachten Erfahrungen, dass ich für dich da bin, wann immer du denkst, ich wäre von Nöten."


    Sie sagt das ohne die Priesterin anzusehen und ohne eine gewisse Theatralik in ihre Worte zu legen und obwohl Alanis aus dem gewählten Ton absolute Ehrlichkeit hören kann, wirkt die Elbe dennoch offensichtlich abwesend.

  • Alanis schmunzelt leicht und schneidet sich das erste Stück Pfannkuchen ab, das sie genüsslich kaut, die Elbin dabei eindringlich beobachtend.


    "Vielen Dank, Tear. Ich kann Dir nur dasselbe anbieten." Sie fährt sich mit den Fingerspitzen der rechten Hand über eine Schläfe, so als wolle sie die Erinnerung an die Pein, die ihre geistige Verschmelzung ausgelöst hatte, noch einmal Revue passieren lassen. "Es ist übrigens wieder alles heil - dank der Elemente."

  • "Alles hat seine Zeit." Die Elbe lächelt und richtet ihr Augenmerk fort vom Platz draußen vor den Fenstern, zurück zur Priesterin. Beiläufig schiebt sie den Teller mit zimtfreien Pfannekuchen in ihre Richtung.


    Doch anstatt aufgrund ihres Hungergefühls zuzuschlagen, holt sie statt dessen ein gewachst erscheinendes großzügiges Papier aus ihrer Tasche und beginnt die Hälfte der süßen Speise sorgsam einzupacken.


    "Du hast eine sehr weiche Art meinen Namen auszusprechen," kommt eine Spur zu spät um tatsächlich an Alanis Worte anknüpfen zu können. "Mein Volk kann durch die Betonung eines Namens sogar sagen... ich liebe dich... aber keine Sorge," sie sieht auf und lächelt... "das hast du nicht getan."

  • Alanis fällt bei Tear'asels Worten ein Stück Pfannkuchen von der Gabel, quasi als Kinnladenersatz.


    "Oh", sagt sie verdutzt. "Ist das so?" Ihre Augen blitzten vergnügt, so als lächle sie über einen geheimen Scherz, den sie mit niemandem teilen möchte. "Bei uns Menschen geht das auch - es fehlen nur die geistigen Nuancen."

  • Fachgerecht eingepackt verschwindet eine Hälfte der Pfannekuchen nebst dünnem Apfelmusbestrich in der Tasche und duftet dort ungehindert durch das Papier weiter... dem anderen Teil der noch auf dem Teller verbliebenen Süßspeise nimmt sich die Wildelbe nun aufmerksam an.


    "Sie fehlen eigentlich nicht... sie laufen nur gegen eine durch über die vielen Zeitalter der Menschen gewachsene Mauer, die die Welt eures Inneren von der Welt des Äußeren trennt... oder glaubst du das Licht, dass du gesehen hast, als ich in dir wanderte, war das meine?"


    Besonders dem letzten Teil des Satzes liegt eine solche eigenartige Tonwahl zu Grunde... das Alanis kein kurzer Schauer über den Rücken laufen könnte.


    Völlig gegenteilig von dem seltsam dumpfen Schall ihrer letzten Worte... schiebt sie sich nun gelöster ein Stück Pfannekuchen mit den Fingern in den Mund und ignoriert Messer und Gabel mit wildelbischer Gelassenheit.

  • Die Priesterin schüttelt sachte den Kopf.


    "Nach allem, was in den letzten Tagen geschehen ist, verstehe ich noch besser, dass alles eins ist und alles miteinander verbunden. Und dass es so etwas wie eine Mauer gar nicht geben kann, wenn man sie nicht selbst will."


    Bedauern schwingt in ihren Worten mit, so als hätte sie erkannt, wo ihre eigenen Grenzen liegen - oder als hätte sie begriffen, wo die Grenzen anderer Menschen sie selbst einengen.

  • Für einen Moment muss sich die Elbe tatsächlich zurückhalten... ungefragt...


    Sie beugt sich ein wenig nach vorn und sieht Alanis tief in die Augen.


    "Wie sicher bist du?"

  • "Gut...," sie lehnt sich zurück, jedoch nur ein wenig und ohne den Blick aus Alanis Augen zu nehmen. "Wenn du gelernt hast die Mauer zu spüren und sie bei Bedarf niederzureissen, könnten wir auf meine Weise miteinander sprechen und dann wird kein Schmerz mehr sein und kein Kampf."