Zum brennenden Tisch 22

  • Die Priesterin lauscht, hin und wieder einen Schluck trinkend. Ihre schmalen, blassen Finger haltend dabei die Tasse umfangen, um sich an deren Inhalt zu wärmen. Als Tear'asel geendet hat, entsteht ein kleiner Moment der Stille.


    "Hm", macht sie schließlich und atmet tief durch. "Ich sehe diesen Ort, zu dem wir gehen, eher überall, als Vereinigung mit dem Sein selbst im ewigen Kreislauf. Keine Bewußtsein, aber alle Antwort in purer Existenz. Aber tatsächlich glauben auch meine Meister, dass ihre Seelen dereinst zu den Sternen fahren. Und die Magonier auch."

  • "Wenn du nur wüßtest, wie sehr recht wir alle haben... und doch nicht."


    Sie schließt kurz die Augen.


    "Lanlle dana ivae, luthien vee'Seldarine."


    Die alte Sprache erfüllt den Raum obwohl Tear nicht laut spricht. Töne vibrieren in einem leichten Echo... dann ist es wieder vorbei. Die Elbe lächelt nur.


    "Tatsächlich denkt der Weltenbaum, warum muss ich denken.. wenn ich sein kann."

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  • Alanis mustert Tear'asel, während sie sich mit der Hand über den Nacken fährt, um die Beklemmung loszuwerden, die die machtvollen Worte in ihr hinterlassen haben.


    "Was denkt der Weltenbaum über Gut und Böse?", fragt sie freundlich.

  • "Das habe ich ihn auch einmal gefragt... er gab mir genau eine Antwort darauf und schwieg dann dazu."


    Ein wenig Wasser benetzt ihre Lippen, ehe sie einen tieferen Schluck aus dem Krug nimmt.

  • Das Lächeln auf Tears Lippen bleibt bestehen. Zum einen weil Alanis in solchen Momenten ansteckend sein konnte, vor allem aber weil die Erinnerungen an ihre Zeit in An'hor und an der Seite des Yggdrasils tröstlich erschienen, wann immer sie in ihnen gedanklich wanderte.


    "Er hat gewiss eine all umfassende Antwort... eine die befriedigt... weil er einfach die Entität ist, die er ist aber wie langweilig wäre das Leben und sein Geschmack, wenn alles vorgekaut wird."


    Wieder trinkt sie vom Wasser.


    "Was Böse und was Gut ist... eine Platitüde sagt, das liegt im Auge des Betrachters und zumeist ist das gewiss auch so, jedoch gibt es ein paar ganz elementare Begebenheiten, die einem die Entscheidung abnehmen. Dann ist die Philosophie darüber indiskutabel."

  • "Ich schätze du hast viel zu tun, willst du von der Prämisse ausgehen Gut und Böse als Grundsätze deines Handelns zu wählen, um das Sein zu schützen."


    Tear nickt leicht und gibt mit ihren Worten einen stummen Anreiz, dass diese Güter nicht unbedingt immer die Grundlage zu sein scheinen.

  • "Sie müssen immer beide Grundlage des Handelns sein, wählt man diesen Weg. An das eine zu glauben, bedeutet auch das andere nicht auszuschließen."


    Tear hebt ihre Schultern, ein sicheres Zeichen, dass sie diesen Satz eigentlich als überflüssig empfindet.


    "Manchmal wäre es einfacher, es gäbe die weltumfassende Formel darüber, was wirklich gut und was wirklich böse ist ... aber dann würde man sich vermutlich wieder in Diskussionen verlieren, ob die Repudation des Aufstellers dieser Formel wirklich vertrauenswürdig ist... und das Spiel geht von vorn los."


    Sie hat während ihrer letzten Worte wieder durch das regennasse Fenster nach draußen geblickt. Dann folgt sie dem Kakaobecher in Alanis Hand, hin... und her...und hin... und das Schwarz ihrer Pupillen vergrößert sich. Im Grunde fehlen jetzt nur die leicht seitlich angelegten Ohren.


    "Jemand der bewußt und in böser Absicht... zum Beispiel Machtgier, Egoismus, Zerstörungswut oder einem nicht definierten Hass auf das Leben wider dem natürlichen Kreislauf des Lebens handelt... dessen Grund ist indiskutabel, er wird von seinen Vorhaben abgebracht. Ein einfaches Beispiel... aber was ist mit Rache Alanis?"

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  • "Rache?" Alanis nimmt einen Schluck Kakao und wischt sich dann mit den Fingerspitzen der linken Hand etwas Restschokolade aus dem Mundwinkel. Ihr Gesicht verschließt sich kurz, dann glätten sich die Falten, die sich vorher aufgetan haben. "Ich bin sicher, dass ich aus Rache zu sehr vielen Dingen fähig wäre, die man wohl langläufig als böse bezeichnen würde."

  • "Nicht die Konsequenz, sondern die Ursache, nicht die Facetten die aus Rache erwachen, sondern der Ursprung. Du tötest was ich liebe... ich töte dich, damit mein Schmerz betäubt wird, ich töte dich, um Gerechtigkeit zu üben. Böse?"

  • Alanis kaut kurz an ihrer Unterlippe herum. Sie schlägt kurz die Lider nieder, ihre dunklen Wimpern, über denen ein Hauch Khol-Stift von Eitelkeiten erzählt, streichen über ihre Wangen.


    "Gerecht wäre, wenn ich sein Liebstes töten würde und nicht ihn. Aber weder das noch ihn selbst zu töten wären im Endeffekt geeignet, um den Schmerz zu stillen." Sie schlägt die Augen wieder auf. "Böse, ja. Rache ist böse, weil sie unnütz ist."

  • Die Elbe lauscht und wiegt ihren Kopf nachdenklich hin und her als Alanis geendet hat. Dann spricht sie weiter.


    "Sein Liebstes zu töten, würde ihm aller Wahrscheinlichkeit zu einer Vendetta führen, überzeugt nun seinen Verlust zu rächen. Töte ich ihn aber selbst, wird er nie wieder eine Ungerechtigkeit vollführen, die andere oder mich in erneute Trauer stürzen würden. Ist das also wirklich böse?"

  • "Dann müßte man wohl direkt mal alle Menschen töten, wenn man verhindern will, dass andere Menschen in Trauer gestürzt werden", gibt Alanis trocken zurück, nimmt noch einen Schluck Schokolade und hält Tear dann den Becher entgegen, so dass das zuckrig-süße Aroma der Elbin in die Nase steigen muss. "Möchtest Du den Rest?"

  • Tear schnüffelt wie ein Wolf in die Richtung des nur noch leidlich vorhandenen Dampfes und schüttelt dann ihren Kopf.


    "Man könnte prävantiv alle Menschen töten ja," ein kleiner obglitatorischer Weltbeherrschungsseufzer folgt, "aber das hat nichts mit der Ursache dieses Konstrukt, der ersten Tötung zu tun."

  • Alanis zuckt mit den Schultern und leert ihren Becher dann mit einem Zug. Es gibt das leise, typische Geräusch von Steingut auf Holz, als sie ihn zurückstellt. Ordentlich legt sie ihr Besteck auf den Teller, dann holt auch sie sich das zweiten Becher mit Wasser heran.


    "Die erste Tötung - mit der Prämisse, dass mir jemand, egal mit welchem Motiv, mein Liebstes genommen hat." Sie klingt nachdenklich. "Ich würde ihn dennoch nicht töten, denke ich. Ihm Schmerz zufügen, an den er sich sein Leben lang erinnern wird - oh ja. Seine Vendetta würde sich dann aber gegen mich richten. Und wenn er mich dann töten würde, wäre es mir gleich, denn ich hätte eh nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt."

  • Sie hebt ebenfalls ihre Schultern.


    "Ich würde keine Gnade walten lassen."


    Würde... das war Konjunktiv und damit eine Lüge. Sie tötete damals nicht nur, sie überlies dem Wolf in ihr alle Kraft und Macht und er richtete im Nahmen der Rache ein Blutbad an... und diese rote Farbe begann dann eine Geschichte zu schreiben in der schließlich auch Marek an die Chaosmaid fiel und ihr Versagen unwiderrufbar festnagelte.