Zum brennenden Tisch 22

  • "Du hast nicht gerade das R gerollt oder?" Der Frage schwingt eine irritiert hochgezogene und leicht amüsierte Augenbraue mit.
    "Gnade ist ein Geschenk, das sich nur ein König leisten kann ... so sagt man doch in deiner Welt? ."

  • Alanis schaut ertappt und amüsiert zu der Elbenfrau hinüber.


    "Habe ich es wirklich gerollt? Das kommt manchmal noch so über mich. Die langen Jahre in Dargaras sind Schuld." Sie räuspert sich und zieht nun auch ihren Mantel aus, weil ihr in der Nähe des Feuers warm genug geworden ist. Ein wenig umständlich platziert sie ihn über der Stuhllehne. "Was die Gnade angeht - tja, von den Folgen akuten Gutmenschentums kann man sich nichts kaufen als innere Wärme."

  • Irgendwo in Tears Kehle schnurrt etwas wohlig. "Innere Wärme."


    "Ich hab mich über ähnliches mit Mishka unterhalten... auf die Frage, wie ich wohl bin, meinte er doch nach kurzem Überlegen... ich kann mir schon vorstellen, dass du gut bist." Augenblicklich beginnt die Wildelbe breit zu grinseln. "irgendwo Mishka, kann ich mir gut vorstellen, dass du ziemlich chaotisch bist."

  • "Uh, die typischen Fragen, wenn eine Frau gerne ausloten will, was ein Mann von ihr hält." Die Priesterin lacht wieder auf. "Habe ich lange nicht mehr gespielt. Zu lange?" Ihre Augen funkeln amüsiert und vielleicht einen Hauch herausfordernd.

  • "Bist Du ein Mann?" Alanis misst Tear'asel mit einem langen Blick und schüttelt den Kopf, dass sich einige Haarsträhnen aus ihrem Zopf befreien und sich an ihrem Hals und über ihre Schultern ringeln. Ihr Blick ist allerdings nicht abwertend, sondern bleibt spielerisch. "Außerdem hast Du einen Mann - oder leben Elben in größeren Partnerschaften als einem Paar?"

  • "Nette Frage und viel zu wenig gestellt, wenn man Interesse an meiner Kultur hat. Keine allumfassende Weisheit... da auch ich unlängst wieder einmal begreifen musste, wie unterschiedlich selbst meine eigene Rasse untereinander ist... aber... grundsätzlich gilt der Treuebegriff, so wie ihr ihn in eurer menschlichen Gesellschaft, zum Beispiel durch Heirat begreift nicht.
    Wir lieben wir das Leben und das Kurzweil oft viel zu sehr, um uns für einen Partner und die Unendlichkeit entscheiden.
    Bisweilen aber ergreift ein Schicksal von uns Besitz, dass wir übersetzt in eure Sprache "Erkennen" nennen. Es bindet eine Seele ein Leben lang an eine andere und dieses Band beendet erst der Tod. Erkenntnispartner bleiben einander die Unsterblichkeit lang treu oder sie kehren nach gelegentlichen Ausflügen immer zu ihrem Seelengefährten zurück. Andere, die sich ohne Erkenntnis begegnen, entscheiden sich bewußt für die Treue oder eben nicht."


    Sie unterbricht sich kurz, um die Worte auf Alanis wirken zu lassen. Dann spricht sie weiter.


    "Das Erkennen kann das kaum mit Worten beschreiben, aber offenbart es sich, wischt es alle Zweifel, alle Ängste fort und füllt eine Leere, die wir uns sonst oft nicht bewußt sind, die uns aber versteckt und heimlich krank macht."

  • Alanis schluckt, während sie Tear'asels Worten lauscht. Eine vergehen einige sprachlose Sekunden.


    "Liebe für - alle Zeiten? Das käme mir wie ein Gefängnis vor."


    Sie schluckt, hat sichtlich einen Kloß in der Kehle.

  • Die Elbe neigt ihren Kopf wieder ein wenig zur Seite.


    "Neh, das siehst du falsch oder nur nach dir bekannten Maßstäben Alanis," versucht sie zu beschlichtigen und gestikuliert ein wenig mit ihrer Hand. "Wir nehmen einander nicht gefangen, wir erlösen uns. Alles was man ist, wird Teil des anderen, alles was er ist, wird Teil von dir. Zwei Seelen werden zu einem Sein... und verbleiben jeweils in sich. Gefühle potenzieren sich, mehr als jemals zuvor spürt man das Sein des anderen und wird von ihm erfüllt. Es geht Hand in Hand, es ist das eigentliche Wunder. Aus ihnen erwachsen die Machtvollen meines Volkes."


    Tear schließt ihre Augen... und fühlt den kurzen Schmerz nach, der sie so eben erfüllt hat und der schon wieder fort ist, ohne das sie ihn greifen konnte. Dann gilt ihre volle Aufmerksamkeit wieder der Priesterin.

  • Alanis zuckt mit den Schultern und grinst schief.


    "Naja, menschliche Maßstäbe, Tear." Nachdenklich runzelt sie die Stirn. Bisher war das Altern noch gütig zu ihr, die feinen Falten in ihrem Gesicht beschränken sich hauptsächlich auf ihre Augenwinkel, doch in letzter Zeit sind auch die Linien auf ihrer Stirn prominenter hervorgetreten. "Wie kann man etwas, das nur zusammen die Perfektion ist, dann getrennt schaffen? Das ist doch so, als würde man ein Wesen zu ewiger Sehnsucht verurteilen."

  • "Diese Frage kann man sich stellen, muss man aber nicht... wir vermissen nichts, was wir nicht fühlen, gleichsam wie ihr. Wir verlieben uns auch ohne diese Macht und wir tun es ohne sie genauso eben nicht. Sehnsucht ist die Konsequenz eines Bedarfs."


    Sie überlegt einen Augenblick.


    "Gefühllos gesehen ist diese Macht ein Schutzmechanismus. In meinem Volk werden nur wenige Kinder geboren und keines, dass ohne Erkenntnis zur Welt kommt. Ausserhalb meines Volkes mag das inzwischen anders sein, gleich wie ich das bewerte...," sie bewertet es... und steht dem nicht positiv gegenüber, was den leichten Abfall ihrer klangvollen Stimme erklärt," aber in meiner Welt bleiben wir wenige mit großer Macht, die je älter wir werden, stetig wächst. So hält unsere eigene Art ihr Gleichgewicht. Wer oder was dafür verantwortlich ist, dass fey sich untereinander erkennen... nun das vermag ich nicht zu sagen."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • "Gut, dass es so ist. Sein ganzes Leben lang zu spüren, dass einem das perfekte Gegenstück fehlt, das wäre nicht fair. Zu wissen, dass es so sein könnte, reicht ja schon aus, um einen unzufrieden zu machen." Alanis gestikuliert in Jules Richtung mit dem leeren Schokoladenbecher herum - scheinbar sind sie bei einem Thema angekommen, bei dem Alanis dringend weiterer Süßigkeiten bedarf. "Du sagst dass Kindern nur diesen absolut perfekten Verbindungen entspringen? Das muss ein großer Schmerz sein -." Ihre Stimme verklingt voller Mitgefühl.

  • "Es gibt keine anderen Kinder... nicht in meinem Volk," versucht die Wildelbe zu beruhigen. "Und ich fürchte... wir empfinden dahingehend auch keinen Neid. Wir fühlen den Verlust einer Liebe aber wir neiden die Erkenntnis anderen nicht, wir wissen das Liebe auch ohne diese Dinge stark sein kann, erleben wir sie und da wir die Kinder meines Volkes gemeinsam aufziehen... erscheint uns der Gedanke der Eifersucht aufgrund einer eigenen Kinderlosigkeit seltsam befremdlich."


    Beiläufig handiert Tear in ihrer Tasche und zaubert etwas ganz aussergewöhnliches herauf... es erscheint durchsichtig... ein zart orangfarbener Ton, wie festgewordenes Gelee umrahmt von weißen Raspeln und als zugegeben etwas diletantische Dekoration eine geschälte Mandel darauf.


    Auffordernd schiebt sie es Alanis hinüber.


    "Erfolgreich gestohlen."

  • Alanis blickt das Etwas fasziniert an, sagt dann aber streng:


    "Ist das - eine Süßigkeit? Und warum stiehlst Du? Das macht man doch nicht." Letzteres ist von einem fast liebevollen Lächeln begleitet, das erkennen lässt, dass Alanis die Elbin mag, auch wenn sie sie gerade aufzieht.

  • "Wir fressen auch Menschen und legen ihnen an anderen Tagen Wechselbälger in ihre Wiegen... zu gutem Schluss bin ich schließlich auch eine Fee. Und ja das ist glaube ich eine Süssigkeit... es schmeckt ungewöhnlich gut, auch wenn ich auf die Mandel verzichte. Man muss schließlich nicht jedes Klischee bedienen."


    Sie selbst greift sich eine der Süssspeisen - viele sind es nicht aber immerhin - und steckt sie sich in den Mund, nicht ohne vorher die Mandel wie angekündigt abzupuhlen. Dann sieht sie kauend zu Alanis hinüber, abwartend ob diese das Thema von eben erneut aufgreift oder die Süssigkeiten ihre volle Aufmerksamkeit ergaunerten.

  • Alanis nimmt sich, denn natürlich kann sie nicht widerstehen. Als allererstes knabbert sie die Mandel ab und kaut sie genüsslich. Dann richtet sich ihr Blick von der Leckerei wieder auf ihr Gegenüber, sinnend und noch immer voll beim Thema.
    "Gemeinsame Erziehung?", bohrt sie nach. "Spielen die Eltern eine besondere Rolle bei der Erziehund oder sind sie einer von vielen?"

  • Amüsiert beobachtet Tear wie die Priesterin sich den Süssigkeiten annimmt und schnurrt kurz zufrieden auf.
    "Sie sind und bleiben ihre vertrautesten Bezugspersonen. Es gibt keine Bindung ausser das Erkennen, das stärker ist als die Bindung eines Kindes zu seinen Eltern. Dennoch ist es eine intuitive Vertrautheit, welche unsere Kinder mit dem gesamten Hort verbindet. Manche weniger, andere stärker. Es hängt von den jeweiligen Charakteren ab. Nur so können sie schon von Beginn an ihre eigenen Wege finden, lernen, was ihnen zusagt oder auch nicht."


    Dann harrt sie kurz aus und schließt ihre Augen, ganz so als würde sie sich auf verschwommene Erinnerungen konzentrieren. Schließlich werden ihre Worte ein wenig leise und konzentrierter.


    "Meine Tochter wuchs bei Je'lyn auf, sie wurde Jägerin, als sie älter war. Die Wächter sind nicht oft im Hort und sie war zu jung, als das ich sie mit mir nehmen konnte. So wurde ihre Bindung zum Hort gefestigter als zum Beispiel die meine und sie beschritt nicht den Weg der Ark'Fearn."

  • Zuerst übergeht sie Alanis nachgefragte Erkenntnis und das scheinbar nicht unabsichtlich.


    "Ark'Fearn. In eurer Sprache am ehesten als Kampfmagier zu übersetzen. Sie beherrschen, so sie die Ausbildung beendet haben und die Prüfungen, die ihr Weg ihnen stellt, den Tanz von Magie und Waffe. Ihre Kraft das Gewebe zu benutzen spezialisiert sich darauf, ihren Körper in Magie zu hüllen und ihre Waffe so zu verstärken, dass sie unter den Wächter die effizientesten Krieger werden. Deshalb fällt es mir auch heute noch sehr schwer meine Magie auf die Heilung zu konzentrieren, auch wenn ich in der Analyse von Dingen bereits große Fortschritte gemacht habe."


    Sie hat die Augen noch immer geschlossen und öffnet sie erst dann wieder, als ihr Blick von Alanis fort - wie auf einer Flucht - wieder zum Fenster gerichtet sind.