Zum brennenden Tisch 22

  • Alanis erkennt, dass das eine Thema Tear'asel nicht genehm ist und bleibt also bei den elbischen Kampfmagiern.


    "Aber Heilung ist doch arkan gesehen die Wiederherstellung des Astralleibes, dem der Körper folgt, oder? Wenn Du das Gewebe auf die eine Weise verändern kannst, müßte doch das andere auch gehen, oder?"

  • Sie lächelt kurz und sieht nur aus den Augewinkeln zu Alanis zurück.


    "Es hat seine Zeit gedauert. In meiner Welt lernen auch Ark'Fearn irgendwann ihre Macht statt für die Zerstörung zur Heilung zu verwenden aber das geschieht später. Es ist schwieriger für uns Wächter zu heilen... denn wir wurden zum töten und somit zum Zerstören von Feinden ausgebildet."


    Ihren Körper streckend, strafft sie sich schließlich und setzt sich aufrechter hin.


    "Bevor ich unter den meinen lernen konnte zu heilen, hatte ich eine andere Aufgabe bekommen und begab mich auf Wanderschaft. Da ich von der Art der Menschen Magie zu weben nicht lernen konnte und in Elanor bei den Noldor und Nandor wenig Zeit dazu fand, dauerte es... Silfâr war kein geduldiger Lehrer und erst durch Ivoreth, der ich zusah und schließlich durch eine der Nyshadar konnte ich diesen Weg durch mein Volk beschreiten."

  • "Neh, auch wenn die Mauern des Hauses beengend wirken."


    Sie zwingt sich einen Moment, dann sieht sie Alanis wieder in die Augen.


    "Ich vermisse ihn. Mein Blick sieht ihn nicht, das schmerzt mich, besonders, weil die Meinungsverschiedenheit zwischen uns steht und ich spüre, wie es ihn umtreibt."

  • Alanis neigt leicht den Kopf hin und her.


    "Natürlich treibt es ihn um. Er ist jünger als Du. Und Ihr seid grundverschieden. Er wird sich dieselben Fragen stellen wie Du Dir und wie die, über die wir gerade gesprochen haben. Und ich weiß ja nicht, ob er jemanden hat, mit dem er reden und seine Sorgen teilen kann."


    Sie atmet tief durch und faltet ihre Hände.


    "Jetzt bleibt Euch eigentlich nichts mehr übrig, als wieder aufeinander zuzugehen und Temperament und Zorn - oder kühle Berechnung und Logik - außer Acht zu lassen. Wenn Ihr im Herzen eins seid, dann wird sich eine Lösung ergeben."

  • Ein leichtes Nicken antwortet der Priesterin.


    "Mein Temperament ist mit mir durchgegangen, ein Teil von mir, den er nicht... neh, noch nicht verstehen kann, wie auch... jemanden, der in einer so grund verschiedenen Kultur aufgewachsen ist, kann nicht anheim gebracht werden, in nur ein paar unklug gewählten Worten zu vermitteln, was mich bestürzt und ihm so vertraut erscheint. Alles worauf ich hoffen darf, bis wir einander wiedersehen ist, dass er mir verzeiht und irgendwann meine Überzeugungen findet und sie gleichsam zu verstehen bereit ist, wie auch ich sein Wesen verstehen muss und will, weil ich ihn liebe."

  • Die Priesterin zieht eine Augenbraue hoch und seufzt leise.


    "Ich hoffe es ist nichts zwischen Euch vorgefallen, das sich nicht wieder kitten lässt, wirklich." Eine kleine Pause machend, sucht sie Tear'asels Blick. "Wenn Du bereit bist, Dich zu entschuldigen und wenn er Dich so liebt wie Du ihn, dann wird hoffentlich alles so, wie Ihr es wollt." Sie sagt bewußt Ihr, nicht Du. Ein Lächeln erhellt ihr blasses Gesicht. "Und selbst wenn Du nicht glauben solltest, einen Fehler gemacht zu haben, ist eine Entschuldigung immer eine gute Idee."

  • "Ich habe einen Fehler gemacht," antwortet sie ein wenig betonter als eben noch. "nur weil ich einem Sturm gleich bin, wenn ich meine Überzeugungen in die Welt trage, bedeutet das nicht, ich wüßte nicht, um die Zerstörung, die mein Temperament mitunter anrichten kann, schon gar nicht an jemandem, der mir etwas bedeutet."


    Was sie nicht sagt, aber ihre Gedanken dennoch beherrscht ist die Tatsache, dass es letztlich bei dem Gespräch nicht mehr um den Inhalt ging, sondern, dass sie das Feuer in seinen Augen gesehen hat... und die Emotionen, die er sonst versteckte, weil es ihm antrainiert war... und dieses Feuer zu erleben, auch wenn es verbrannte... hatte so etwas wie einen ungesunden aber gewollten Hunger geweckt.


    "Ich hoffe er geht mir nicht lange aus dem Weg. Er ist ein Wächter wie ich, verstecken liegt uns im Blut."

  • Alanis schlägt ein Bein über das andere und lässt das Kinn in den Händen ruhen.


    "Bist Du seine erste Gefährtin?", fragt sie recht direkt. "Das könnte erklären, warum er Deinem Instrument nicht den passenden Gegenwind entgegenbringen kann."

  • "Ich habe ihn nie gefragt, es geht mich nichts an, mit wem er Bande knüpften und es würde mich vermutlich verletzen, darüber zu hören, denn ich weiß, dass ich so anders bin und mit mir wenig der Leichtigkeit zu finden ist, als wenn er eine in seinem Volk erwählt hätte."


    Und das Bedauern darüber liegt so spürbar in der Luft, dass man es fast fangen kann.

  • Alanis schüttelt entschieden den Kopf.


    "Ist doch Käse!", widerspricht sie entschieden. "Wenn ich nicht wüßte, dass ich die erste Frau in Damorgs Leben bin, dann würde ich die Dinge, die er tat, teilweise als Affront oder böse Absicht werten müssen. So aber weiß ich, woraus unsere Probleme entstehen und kann sie ganz anders angehen. - Und mondelbische Leichtigkeit halte ich für den totalen Witz."

  • Sie wirkt erst getroffen, dann räuspert sie sich leise und wiegt dann den Kopf.


    "Um ehrlich zu sein, halte ich mondelbische Leichtigkeit auch nicht unbedingt für eine passende Definition, wobei es Szenerien gab, wo besagte Kultur in Form von bekannten Wächterelben und Anhängen gelassen wirkten."


    Ein mißmutig wirkendes Lächeln folgt.


    "Und die Differenzen unserer beiden Kulturen, die eigentlich aufgrund unserer Art nicht da sein sollten, haben wenig mit unserem Gefühlen zu tun. Nicht unsere Gefühle sind es... darüber sind wir, zumindest ich längst hinaus, sondern die gesellschaftlichen Unterschiede."

  • "Was aber immer noch nicht von der Tatsache ablenkt, dass ein wenig offenes Reden über Erfahrungen und Erwartungen eine Menge Probleme im Vorfeld lösen kann." Alanis legt den in die Hände gestützten Kopf leicht schräg. "Und wenn Du schon selbst sagst, dass Du so ganz anders bist als jede Mondelbin, mit der er einmal was gehabt hben könnte, dann ist es doch erst recht logisch, dass Du überprüfst, ob er aus einer möglichen früheren Beziehung Erwartungen hast, die Du nicht erfüllen kannst."

  • Unsicher mustern Tear's blaue Augen die Priesterin. Sie dachte ihr Anraten von eben verstanden zu haben aber ihre jetztige Erklärung ist für sie nicht begreiflich.


    "Macht ihr Menschen das so? Zieht ihr Vergleiche, und konkurriert mit dem Vergangenen, um euch anschließend zu verbessern und gefälliger zu sein? Ich verstehe das nicht. Vertrauen entwickelt sich... er wird mit mir träumen, wenn ich ihn dazu einlade, wenn er mich dazu einläd."


    Sie wirkt tatsächlich unsicher, als hätte sie trotz ihres Wissens und ihrer Erfahrung eine Grenze erreicht, die sie zwar sieht und versteht, aber nicht vollends nachvollziehen kann, weil ihr Volk das anders verarbeitet.

  • "Träumen und lieben ist ja ganz schön", nickt Alanis ernst. "Aber der Alltag lässt solche Dinge vergessen, wenn man sich an Kleinigkeiten auffrisst, die man mit ein wenig Erfahrung anders gestalten könnte. Ein Beispiel: Menschenfrauen lieben Blumen, Schnittblumen. Menschenmänner nicht. Wie also soll Damorg, der in seinem Tempel anderen Frauen nicht nähergekommen ist als eine Gebetsweite, wissen, dass ich mich über ein derartiges Geschenk freuen würde? Ich muss es ihm sagen. Die Liebe, das Träumen und Vertrauen entscheidet dann letztendlich, ob er mir den Gefallen tun will." Sie sucht kurz nach Worten. "Beziehungen erfordern trotz aller Romantik hin und wieder - Parameter."

  • Der Kopf der Elbe wandert auf die andere Seite.


    "Parameter ist etwas, dass Endúneath in jedem Fall versteht." Sie versucht langsam aufzuschlüsseln, was Alanis ihr vermittelt. Viel mehr aber würde sie der Priesterin einfach die grundsätzlcih andere Weise erklären... mit der ihr Volk der Liebe begegnet und kann es nicht, weil es vermutlich Alanis Kopf zerplatzen lässt... Also blieben erneut ungenügende Worte.


    "Das ist die menschliche? Herangehensweise?! Wir erkenenn einander im Stillen und die Zeit ist dabei auf unserer Seite. Nicht alle und ob Endúenath, dass vermag ich nach der Kürze nicht zu sagen... aber zumindest mein Volk, erkennt ihre Umwelt nicht nur die Augen, das Gehör, die Nase oder unsere Fingerspitzen. Wir erfüllen unser Wissen auch mit dem Gefühl, das etwas Visualisiertes in uns auslöst. Wir teilen dies... wir erhalten Bestätigung oder eine Diskrepanz, weil ein anderer über das Gesehene oder Gespürte anders denkt und fühlt."


    "Wer seinen Blick... wach hält, der sieht, wie das was er liebt... seinen Pfad beschreitet, welchen Hindernissen es begegnet oder ausweicht...was er in Liebe und in Hass mitnimmt. Die Geduld dies in der Zeit zu erkennen, fehlt mir zuweilen oder ich lasse mich allzugern anstecken vom Jetzt und seinen Stürmen, einem anderen fehlt der Wille oder die Nötigung... was bedauerlich ist."

  • "Naja, aber wenn Ihr Euch einfühlt und die Bedürfnisse des Partners so genau erkennen könnt - dann kann ja an sich eine elbische Beziehung nicht schief gehen, oder?" Alanis wirkt ein wenig verwirrt. "Also, ich meine, wenn beide Partner die Beziehung wollen und Zeit und Mühe hineinlegen wollen, dann ist das doch die perfekte Bindung, oder?"

  • Ein kurzes Brummen antwortet ihr, dann legt die Wildelbe ihren Kopf, ähnlich wie ein Wolf auf ihre Untearme und somit auf der Tischplatte auf. Der dadurch entstehende Dackelblick, als sie wieder zu Alanis sieht... ist befremdlich niedlich.


    "Ich stehe mir dabei selbst im Weg...was bei ihm im Weg steht weiß ich nicht...oder noch nicht."

  • Da Alanis mit einem Mann zusammenlebt, der den Dackelblick perfektioniert hat, lässt sie sich von der Wildelbe so ganz und gar nicht beeindrucken. Sie lehnt sich wieder zurück und verschränkt die kräftigen Arme unter der Brust.


    "Ich würde einfach vorschlagen, dass Ihr nochmal redet. Nicht in einem vollen Raum, nicht im Singenden Wald, einfach an irgendeinem Ort, an dem Ihr ungestört seid." Sie seufzt. "Du musst erstmal abdampfen, das ist das Wichtigste."