Blut spritzt ins Gesicht, feucht und warm, voller Schlieren… das Schreien hungriger halbverwester Mäuler gipfelt sich in das siegessichere Lachen hunderter verderbter Seelen…
Ein gewaltiges Schwert, dass die dunkle Energie wie einen Mantel trägt, schnellt herab, der Aufschlag ist mörderisch… Holz zerbricht in tausend Splitter… Die Erde beginnt zu schreien… so unsagbar laut und voller Leid, dass der zweite Schlag… voller hassendem Hunger untergeht… der Schmerz, der durch den Körper explodiert, trägt das Mal des Todes.
Was nun an Bildern folgt geht unter im Gefühl des allumfassenden Verlustes und tiefer Trauer. Die Melodie wird zu einem leisen Wimmern. Blätter fallen. Erst eines, noch eines, dann immer mehr. Der singende Wald weint um den Verlust eines Volkes, weint Blätter, rote, gelbe, auch die vielen grünen, die sich länger als in den anderen Wäldern an den Ästen gehalten haben.
Kassandra sitzt senkrecht im Bett, die Augen schreckgeweitet.
'Malglin', ist ihr erster Gedanke. 'Malglin ist in Daynon gefallen.'
Doch warum sollte ihr der singende Wald so etwas zeigen?
Sie klammert sich an die Zweifel an ihrer vorschnellen Interpretation und versucht klar zu denken.
'Wie kriege ich das raus?'
Der erste Gedanke ist immer noch, rauszulaufen so schnell sie ihre Füße tragen, durch die Stadt, die ganze Strecke in den Wald.
Doch es gibt einen schnelleren Weg. Sie versucht ihre Atmung zu beruhigen, den rasenden Herzschlag, schließt die Augen.
Ihre Verbindung zum singenden Wald ist klar und deutlich, danach zu greifen eine lang eingeübte Selbstverständlichkeit.
Ihr Geist watet durch fallende Blätter, das Wimmern zerrt an ihren Nerven.
'Kinder, hört doch auf zu weinen. Wo kommt das her? Wo ist der Ursprung?'
Ohne daß sie ihn bemerkt hat ist Parmenion an ihrer Seite, von jetzt auf gleich. Seine leuchtende Gestalt erhellt den Wald und die Präsenz des schneeweißen Tieres beruhigt sie, beruhigt auch die klagende Melodie.