Ein fahler Ort...

  • von hier kommend:


    Ihre Klinge leckt augenblicklich Blut, die scharfe Schneide hatte die empfindliche Haut des Halses ihres Gegenübers verletzt und ein dünner Tropfen lief die Kehle hinunter.


    "Glaubst du wirklich du könntest mir einen des schwarzen Mondes schicken und ich würde das einfach so hinnehmen?"


    Die kalten blauen Augen ihres Gegenübers, die sich der Nachttänzerin nun zu wenden und doch keinen Fixpunkt in ihren konturlosen Umrissen des Gesichts ausmachen können wirken weder bestürzt über die Tatsache, dass sie ihre Klinge an seinem Hals hat, noch dass sie vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken durchziehen würde.


    "Das sind nun einmal die elementarsten Gesetze unserer Kirche meine verräterische Schönheit..."


    Die Breitseite der Klinge dreht sich etwas und tippt nun an das Kinn des Mannes, dem man mitnichten eine einnehmend charismatische Erscheinung absprechen kann. Ein leises Knurren antwortet ihm.


    "Das war eine rethorische Frage."



    Kurz herrscht Stille, dann dreht der Mann am Altar der Schattentänzerin sein Gesicht zu. Die Klinge bleibt auf ihm aber sie lässt es zu, dass er sich in ihre Richtung bewegt.


    Sein langes schwarzes Haar fiel maskuline Züge hinab, deren hervorstechenstens Merkmal jedoch die wölfischen graublauen Augen waren, in ihrer intensiven Schönheit, genauso unmenschlich wie ihre eigenen. Die blasse Haut und die dunkle Lederrüstung, die er trug, liessen ihn fast klischeehaft erscheinen.


    "Wenn du hier her gekommen wärst, um mich zu töten... dann hättest du das unlängst getan Kahri...es wäre ja nicht das erste Mal. Also, was willst du...willst du beichten und von mir Vergebung für die Sünden, der dieses Herz anheim gefallen sind? Hast du Schmerzen, quält....?"


    Sie unterbricht ihn uwirsch.


    "Ich will die Phiole."


    ... und erntet sichtliche Überraschung in den sonst eher unemotionalen Zügen ihres Gegenübers.

  • Es dauert einige Augenblicke, bis sich Kahris Gegenüber wieder in die kalte emotionslose Maske verwandelt.


    "Interessant. Und wieso...glaubst du noch gleich, ich würde sie dir geben Katze?"


    Ein kurzes Knurren antwortet ihm, ehe Kahri tatsächlich Worte an ihn richtet.


    "Weil du nicht willst, dass ich jemandem der Kirche erzähle, das eines ihrer Kinder tatsächlich so etwas abstoßendes und zutiefst perverses wie Liebe empfunden hat."


    Im nächsten Augenblick tut der Mann ihr gegenüber etwas Unerwartetes... Er neigt seinen Kopf zur Seite, lässt Kahris Klinge an seinem Hals vorbeischaben und kassiert in dem schnellen Schritt, den er auf sie zumacht, einen nicht unerheblichen Striemen auf seiner Haut. Dann ist er direkt vor ihr.


    Überrascht will sie zurück aber der Mann hat sie schon am Oberarm gepackt. Die Klinge, deren kaltes Metall noch immer nach seiner Kehle leckt, scheint ihn nicht zu stören. Das charismatische Gesicht kommt dem ihren sehr nahe, selbst seinen Atem spürt sie auf ihrer Wange und sie hat das Gefühl, das er ihre Haut verbrennt. Sämtliche Nackenhaare richten sich auf.


    "Es ist denkbar dumm, jemandem zu drohen, der keine Gefühle hat."


    Kaltes blau, trifft ein von schwarzem Feuer beseeltes Grün.


    "Ich korrigiere...der keine Gefühle ... mehr .. hat."


    Erst nach diesen wenigen Silben festigt sich ihre Stimme wieder und sie antwortet zischend weiter.


    "Gleiches Recht für alle...Elashim...ich habe dein Leben durch die Phiole gerettet und deine Sünde damit hinfortgewischt... und nun wird sie mich retten, also gib sie heraus!"

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Seine Antwort war zwangsläufig und kam für Kahri wenig unerwartet. Auch die damit verknüpfte Forderung nicht... nur im Gegenzug zu Elashim war sie vor den Gefühlen, welche die Erinnerungen des Preises mit sich brachten weniger gefeit.


    In der Mitte des Tisches und fast verloren wirkend in der Dunkelheit des Raumes und der Schwärze des Holzes wirkte die sacht violett schimmernde Phiole winzig und verloren. Obwohl die Shariten zu Nihilismus in all seinen Formen neigten war das Glas und das um den Verschluss gesponnene Bronze von solcher Kunstfertigkeit, dass man sich nur schwerlich vorstellen konnte, wer sie einst mundgeblasen und so perfektioniert hatte.


    Kahri lies ihr Gegenüber keinen Wimpernschlag lang aus den Augen, auch nicht als sich ihre schmerzende Hand über den Nacken bewegte um dort das verkrustete Blut hinfortzuwischen, dass eben noch in ihr Untergewand und somit den Rücken entlang geflossen war.


    "Du hast es damals schon nicht geschafft mich auf diese Art zu brechen und ich habe dir gesagt, dass es dir auch diesmal nicht gelingt."


    Ihr Flüstern verlor sich in den Weiten des schwarzen Raumes, in dem keine Ecken noch Winkel auszumachen waren, bis auf sie Beide, den Tisch mit der Phiole und der Geruch frisch vergossenen Blutes schien nichts greifbar zu sein.


    "Wer sagt, dass das meine Absicht gewesen ist... du wirst jetzt gehen, zerschunden und mit dem fahlen Geschmack auf deinen Lippen und der neuen Wunde auf deinem Herzen, die dich an unsere Vergangenheit erinnern wird...," ein unechtes Lächeln auf seinen schönen Lippen folgt. "Und während du noch lange...Zeit damit bechäftigt sein wirst, dich zu quälen, wie du an mein Geschenk gekommen bist... werde ich mich einfach umdrehen...und an rein gar nichts denken."


    Sie greift nach der Phiole, eine schnelle, viel zu schnelle Bewegung, als das sie menschlich sein könnte aber noch während ihre Finger den schmalen Flaschenhals greifen, liegt seine viel größere Hand, um ihre.


    "Ich wünsche dir schöne Träume Geliebte." Dann entlässt er sie wieder und Kahri zieht ihre Hand samt der Phiole zu sich. Sie wiegt fast nichts... das Glühen ihres violetten Inhalts, zaubert sachte Konturen auf ihre Züge.


    "Ich wünsche dir den Tod."


    Mit letzter Kraft, implodiert sie in den Schatten... fort von ihm, dem Ort, an dem er weilt... fort von der Kälte... die mal ihr "Zuhause" war...


    Viele Gassen weiter, in bekannteren Gefilden, anders hässlich... katapultiert sie sich wieder auf der Schattenwelt... sie landet nicht sicher... überschlägt sich ein paar Mal. Eine Wand in ihrem Rücken hält sie schließlich auf... Sie sinkt an ihr zusammen und atmet in der Hocke durch...


    Alles tut weh... Alles Äußerliche... Alles Innerliche... alles Menschliche in ihr...


    Schließlich schleppt sie sich weiter... irgendwo hin, wo sie den Dreck von sich waschen kann, das Blut... und die innere Kälte... irgendein anonymes Badehaus... wo niemand Fragen stellt... wo niemand Antworten hat.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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