Somnio aeterna_02

  • "Wir ihr wünscht." Kahri lässt den Vorhang wieder vor das Separee gleiten aber kam nicht umhin die Szenerie als die zu erfassen, die sie war. Angespannt, befremdlich... und somit im Wesentlichen unzuträglich für dieses Haus... dennoch galt es abzuwarten.


    Sie ging zurück zum Thresen und befahl einem der Mädchen frisches Wasser zu bringen, dass sie in einem Krug schüttete und auf dem Tablett zusammen mit einem Kelch absetzte.


    Dann holte sie etwas Kunna aus einer der kleinen Schatuellen unterhalb der Theke hervor.


    "Maket?"


    "Ja Herrin?"


    "Wie wäre es wenn du unseren Gästen am Tisch dort drüben ein Geschenk des Hauses überreichst... mach ihnen eine Pfeife mit diesem Kunna hier zurecht, dort hinten im Separee mit freundlichen Grüßen der Hausherrin."


    "Wie du wünscht Herrin."


    Das Separee, was Maket mit der Pfeife nur wenige Augenblicke später ansteuerte war in einem zarten Blau gehalten und führte das Rot des danebenliegenden Separees...dezent in Streifen fort.


    Kahri indes überlies es dem anderen dunkelhaarigen Mädchen das Wasser dem Mann, der Koussi-Bas besucht hatte zu bringen.


    Ihren beiden Mädchen nachblickend, lächelt sie in den Schankraum hinein und nickt dem einen oder anderen stumm grüßenden Gast zu, ehe ihr Blick wieder zu den beiden Separees wandert. Es würde nicht lange dauert und die Pfeife mit dem Kunna, dass ihre bevorzugten Gäste rauchten, würde ihren Rauch auch ins Nachbarseparee wehen lassen und dort für die gewisse Beruhigung sorgen, die gerade dieses spezielle Kunna ausmachte.

  • Im Separée bemüht sich die Besucherin, ihrer Aufregung Herr zu werden. Ihr Gast missfällt ihr auf den ersten Blick, so aalglatt und unauffällig, die Art, wie er sich hinsetzt, so als wäre es vollkommen unbekümmert, dass ein riesiger Mann neben ihm stehen bleibt und ihn mit Argusaugen bewacht. Doch er war ihr empfohlen worden als diejenige Person, die in diesem Viertel viel sah und gegen ein gutes Endgelt reden würde und so muss sie sich dieser Situation nun stellen, ganz gleich, wie unangenehm sie ihr ist. Sie wechselt einen stummen Blick mit ihrem Diener. Warum nur was sie selbst hergekommen? Warum hat sie nicht Koussis-Bas allein geschickt, der so besorgt war unter seiner stillen Fassade, dass er ihr unendlich Leid tat?


    Doch nun ist es zu spät und sie beschließt, das Heft in die Hand zu nehmen.


    "Ihr sagtet Ihr hättet Informationen für mich?" Ihre Stimme ist kühl und klar und klingt in ihren eigenen Augen entsetzlich jung. Ihr Gegenüber neigt leicht den Kopf.


    "Die Bezahlung?"


    "Erhaltet Ihr, wenn ich weiß, was Ihr mir zu sagen habt. Ich kaufe nicht die Katze im Sack." Arrogant zieht sie eine Augenbraue hoch, doch anstatt ihn zu provozieren erreicht sie nur, dass er sie gleichgültig anstarrt, so leblos wie ein toter Fisch. "Beschreibt mir den Mann."


    "Fast zwei Rechtschritt groß, dunkle Haare und grüne Augen. Sah gut aus. Das Ohrläppchen links fehlte." Nun glitzert plötzlich bösartige Belustigung in den Augen des Mannes.


    "Ihr seid seine -."


    "Das tut nichts zur Sache", rumpelt Kouussis-Bas Stimme, die Worte rüde unterbrechend. "Sagt Ihr, was sie wissen will."


    "Nun gut, wenn die Dame das wünscht." Noch immer scheint der Besucher amüsiert, scheint sich an der Tatsache, dass die Frau ihm gegenüber so gedemütigt worden ist, dass sie ihn, ausgerechnet ihn, fragen muss, zu ergötzen. Just in diesem Moment wird das Wasser gebracht und er stockt in seinem Erzählfluss, nur um dann weiter fortzufahren, nachdem das Mädchen gegangen ist. "Er war oft in den Schatten, mindestens einmal pro Woche, wenn nicht öfters. Er war in drei Badehäusern. In dem in der Niedersenke, in dem in der Schwanengasse und in dem am Frauenbrunnen. Und er hat in den Tavernen hier gespielt, regelmäßig. In welchen er war, kann ich nicht sagen. Mehr weiß ich nicht."Demonstrativ hält er die Hand auf und nur einen Moment später liegt ein Beutel mit Geld darin.


    "Verschwinde", sagt Koussis-Bas hart und der Mann erhebt sich in einer fließenden Bewegung. Er weiß genau, wann es Zeit ist zu gehen. So sieht es zumindest aus, denn er tritt ohne zu Zögern unter den Vorhängen hindurch, die Koussis-Bas ihm aufhält, um seinen Weg hinaus zu beschleunigen. Doch dann ist plötzlich ein Wurfmesser in seiner Hand und alles geht schnell, blitzschnell. Der graue Mann ist schon auf dem halben Weg zur Tür, als ein erstickter Schrei durch das sonst so ruhige Teehaus schallt. Im Separée ist die junge Frau in den Kissen zusammengesunken. Eine Klinge steckt in ihrer Brust, auf Höhe des Herzens. Blut strömt über weiße Haut und kostbare, seidene Kissen. Das Rot der Vorhänge scheint die Szene noch zu verhöhnen. Koussis-Bas kniet neben seiner Herrin und rafft sie in seine Arme. Er ruft um Hilfe.

  • Kahris Blick schnellt zur Seite, als die Aufregung wie eine stürmische Welle durch das Teehaus geht...Aufruhr, genau das was sie nicht wollte... der Fremde hastet an ihr vorbei in Richtung Ausgang.


    "Hol ihn dir...aber töte ihn nicht..."


    In ihrer Nähe in der dunkelheit unter der Theke blitzen zwei rote Augen auf und verlieren sich dann im Nichts.


    Kahri verlässt schnellen Schrittes den Thresen und eilt zu dem roten Separee hinüber... Soviel zu dem Plan mit dem Kunna. Sie wartet auf die Glocke, die aufzeigt, dass der Fremde das Gebäude verlassen hat und sich damit in die tödliche Gefahr... ihre Welt flüchtet.


    "Maket, Lili...kümmert euch um die Gäste, ich will hier keinen Aufruhr." Im nächsten Moment hat sie das rote Separee erreicht und öffnet schieb so schnell sie kann den vorhang beiseite, nur um ihn augenblicklich hinter sich wieder zu schließen. Was immer hier passiert war, es blieb hier.


    Sie wirft einen Blick auf die Frau und die Wunde und weiß, dass keine Zeit bleibt. "Beweg sie nicht! Ich helfe dir."


    Im nächsten Moment ist sie fort, wie vom Erdboden verschwunden. Es blieb nicht einmal mehr Zeit, um aufzusehen.

  • Tatsächlich ist dem Aufschrei kein zweiter gefolgt, denn obwohl die junge Frau wie leblos in den Armen ihres Bewachers liegt, auf dessen Gesicht sich Scham über sein Versagen und Angst zeigen, ist sie dennoch bei Bewußtsein und kämpft um jeden Atemzug, für den sie noch Kraft hat. Koussis-Bas kräftige Hand hat den Schleier aus ihren Haaren gelöst und fortgeschoben, damit sie besser Luft bekommt und hat ein junges Gesicht offenbart, das liebreizend und sanft wäre, nun aber in Agonie verzerrt ist. Gesichtszüge, die niemals im Leben zu Kephram passen würden und doch liegt in der Art, wie die junge Frau sich an ihre Existenz klammert und nach Luft schnappt, während schaumiges Blut über ihre Lippen tritt, eine eisige Entschlossenheit.


    Koussis-Bas Blick hat sich, mit Verzweiflung erfüllt, Kahri zugewendet und der große Mann, der plötzlich durch seine Sorge geschrumpft zu sein scheint, ist baß erstaunt, als die Fremde so plötzlich verschwindet, wie sie gekommen ist. Doch ihm bleibt die Hoffnung des Versprechens, das sie gegeben hat. Er hält den kleinen Körper in seinen Armen fest, den Oberkörper leicht erhöht und wartet ab, leise Worte in seiner Muttersprache murmelnd, um seiner Herrin Beruhigung zu schenken.


    Draußen auf der Straße derweil rennt der Attentäter um eine Ecke. Er kennt die Straßen wie seine Westentasche und weiß, dass ihn diese Gasse, in der sich der Unrat stinkend zu wackeligen Bergen auftürmt, zu einem belebten Platz führt, an dem er selbst zu dieser Stunde gut untertauchen kann. An den weit über seinem Kopf gespannten Wäschenleinen rauscht die aufgehängte Kleidung leise im Wind.

  • Es dauert unglaublich kurze zehn Wimpernschläge da ist die Frau wieder da... in ihrer Hand trägt sie eine kleine Phiole und eine Kanne.


    Es war für einen Moment merklich dunkler im Raum geworden aber das kann auch vom Windzug geschehen sein, der durch die Kerze geht, als sich der Seidenschaal hinter Kahri merklich bewegt.


    Mit einer geschmeidigen Bewegung ist sie neben Koussis-Bas auf dem Boden in die Hocke gesunken und lässt das Wasser großzügig über die Wunde laufen... ein seltsamer Geruch breitet sich im Raum aus... das war nicht nur Wasser, ihm wohnte etwas desinfizierendes inne.


    "Auf mein Zeichen hin, werdet ihr den Dolch aus dem Herz ziehen und ich flöße den Trank ein. Danach sehen wir weiter. Verstanden?"


    Draußen gibt es Aufruhr, die beiden Mädchen haben alle Hände voll zu tun, um den Vorfall klein zu machen und die Gäste wieder in Sicherheit zu wiegen.


    Wehe Ko'ril du versagst... das ist ein persönlicher Affront gegen mich... meine Warnungen sollten nicht in den Wind geschlagen werden...


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    ICH MUSS DICH NICHT JAGEN... ES IST DUNKEL ALSO BIST DU SCHON MEIN


    Ein Gewicht...reisst ihn zur Seite, fegt ihn gerade zu aus der Gasse in einen Häusereingang hinein. Keine Vorsicht, keine Subtilität... wie ein Raubtier, dass seine Beute einfach nur fängt und ins Dunkle schleifen will, damit sie ihm niemand streitig machen kann. Zwei rotglühende Augen... eine Gestalt die nicht sein kann unförmig, spindeldürr, gewaltige Krallen..., schwarz, schlierig, sichtbar ohne Materie, spürbar mit der Gewalt eines wilden Tieres.

  • Koussis-Bas nickt Kahri zu, die Augen noch immer überschattet von Sorgen und auch Zorn. Zorn auf sich, weil er seine Herrin nicht beschützt und den Gegner unterschätzt hatte. Aber warum sollte ein stadtbekannter Informant einen Mord begehen, an jemandem, den er nicht kennt und der ihm gutes Geld einbringt anstatt Feinde? Es steckt mehr hinter der Begegnung mit dem Mann, der nach dem feigen Anschlag geflohen ist.


    Eine Hand des hünenhaften Leibwächters legt sich um den Griff der Klinge, er ist bereit, seiner Herrin Schmerzen zuzufügen, um sie zu retten. Deren Atem indes ist rasselnd leiser geworden, ihre Augen sind auf ihn und die für sie fremde Frau gerichtete, huschen zwischen ihnen hin und her und versuchen zu verstehen, was passiert. Kurz verspannt sich der Leib, als die kalte Flüssigkeit ihr kostbares Kleid durchtränkt. Ihre kleine, weiße Hand legt sich auf Koussis-Bas große Hand, so als wolle sie ihn davon abhalten, ihr zu helfen. Sanft schüttelt er den Kopf und beugt sich zu ihr hinunter.


    "Ihr vertraut mir doch, kibibi?", fragt er leise und sie nickt leicht. Dann schließen sich ihre Augen und ihr Kopf fällt gegen seinen Arm, in dessen Beuge ihr schmaler Körper ruht. Sie hat das Bewußtsein verloren.


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    Der Attentäter schreit gurgelnd auf, als er zur Seite gestoßen wird und wie eine Lumpenpuppe gegen die schmutzige Tür prallt. Irgendwo in seiner Schulter knackt es, doch er hat noch genügend Selbstbeherrschung, sich wieder auf die Füße zu rappeln. Zwei Dolche erscheinen in seiner Hand, wie aus den Ärmeln geschüttelt und er ist bereit, sich dem Feind zu stellen, doch als er sieht, was das ist, was ihn verfolgt hat - oder was es eben nicht ist, flackert Angst in seinem Gesicht auf. Mit einem Schrei, der mehr Mutmachen als wirklichen Mut enthält, wirft er sich der Bestie entgegen.

  • "Und los!" auf das emotionale Zwischenspiel der Beiden achtet sie nicht. Sie hat das reinigende Wasser beiseite getan und das Kinn der fremden inzwischen bewußtlosen Frau gefasst und nach oben gezogen, so das ihre Kehle blank liegt... es wird helfen die Flüssigkeit einzuflössen, ohne dass sie aktiv schlucken muss.


    Kahri muss sich auf Koussis-Bas, obgleich ein Fremder, blind verlassen, sie zögert keinen weiterne Augenblick und lässt die Flüssigkeit in den halb geöffneten Mund der Frau gleiten, nur um ihren Kopf dann noch ein Stück nach hinten zu drücken, und wieder nach vorn um eine Schluckbewegung zu immitieren, ihre Finger an ihrem Hals zu Hilfe nehmend.


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    Der Schatten vor ihm steht ruhig da... die langen dünnen Armen mit den spitzen Krallen hängen fast lässig und die seltsam abgeknickt wirkenden Beine machen sich nicht die Mühe Bewegung zu suchen. Auf das Knacken hin... neigt der Schatten seinen Kopf nur ein wenig zur Seite und hätte man Konturen in seinem Gesicht gesehen, so wäre das wohl ein Lächeln geworden.... dann lässt er den Attentäter kommen...


    RAUM ZEIT... ICH HABE GENUG DAVON...


    Als der Fremde da ist und seine Attacke ausführen will, löst sich der Schatten nur Bruchteile vorher auf... implodiert in millionen Miraden winziger Schattenpunkte und ist verschwunden...


    Im nächsten Moment ein Windzug im Nacken des Mannes... eine der klauenbewehrten Hände rasselt mit brachialer Gewalt in Richtung seines Halses hinab.

  • Blut sprudelt aus der Wunde, als Koussis-Bas das Messer herauszieht und zur selben Zeit den Arm, auf dem das Gewicht seiner Herrin liegt, leicht anhebt, um den Körper der Bewußtlosen näher an Kahri heranzubringen, damit diese ihr den Trank geben kann. Es ist kein Zögern in seinem Handeln zu erkennen, obwohl der Strom roten Blutes, der in kleinen Flüssen über die reine Haut seines Schützlings rinnt, ihn beunruhigt. Mit seiner freien Hand löst er den Knoten des Schultertuchs, das sie trägt und drückt einen Zipfel davon auf die Verletzung, die so winzig ist und doch so stark blutet. Mit besorgtem Gesicht betrachtet er, welches Werk der Trank tun kann, um die junge Frau zu retten. Sein Blick richtet sich dann auf Kahri.


    "Vielen Dank", sagte er, seine volltönende Stimme ist so sanft wie die Sorge in seinen dunklen Augen wild ist. "Ich bedauere, Euch Umstände gemacht zu haben."


    In seinen Worten liegt das Selbstverständnis eines Mannes, der es gewöhnt ist, Schuld auf sich zu nehmen. Nicht, weil man ihn dazu gezwungen hat, sondern weil er sich dazu entschieden hat. Der ewige Diener, ewig in der zweiten Reihe des Lebens, treu und fürsorglich bis in den Tod hinein.


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    Der Mann in der Gasse weiß, dass es hier um sein Leben geht, ein Leben, das er eigentlich liebt. Er reißt die Arme hoch, um sich gegen das Niederfahren der Klaue zu wehren und lässt dabei eines der Messer fallen. Klirrend fällt es auf den kalten Boden und wird vom Tritt seiner eigenen Füße fortgewirbelt, als er zurückweicht.

  • "Ihr wisst noch nicht wie sehr," antwortet sie knapp bemessen und schenkt ihm nur einen Blick. Es auszuführen, darauf verzichtet sie und kümmert sich statt dessen weiter um die Frau.


    Die gereinigte Wunde beginnt sich unter dem Tuch zu schließen und Kahri fasst vorsichtig das wuchtige Handgelenk des Schwarzen, um durch das Anheben zu verhindern, dass das Tuch womöglich mit zusammenwächst.


    Dann sieht sie zu, wie die Wunde sich von innen nach außen schließt, langsam aber sichtbar. Aber es war noch nicht vorbei.


    "Gebt mir das Messer!" befiehlt sie dem Mann und streckt ihre schlanke Hand aus... jetzt kann Koussis-Bas, dass sie mitnichten von einer gut situierten Frau stammen, die Luxus gelebt hatte und dies auch noch weiter tat.
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    Kor'il...schwarze Wolke... das ist der Name, den die Herrin ihm gegeben hat... aber er war weit mehr... er war eine ganze Welt... minimiert auf einen annähernd humanoiden Körper. Ein Körper der dachte, nicht nur handelte... was die Instinkte angingen... so... liebte Kor'il die Tatsache, dass er kein Mensch war und somit auch nicht an ihre Regeln gebunden war.


    Kor'il sieht sein Gegenüber an, für einen Moment respektiert er sogar den Plan, den er hat. Dennoch musste er sich beeilen.


    Als sich Kor'il erneut auflöste und nichts zurücklies als das Grauen seiner äußeren Erscheinung stand der Fremde nun wieder völlig allein in der schlecht beleuchteten Gasse... irgendwo tropfte Wasser eine Wand hinunter und viel in monotonen Geräuschen zu Boden.


    Die Nacht, die den Attentäter nun jedoch umgab, hatte nichts beruhigendes mehr an sich... bot kein Versteck mehr... es war als hätten die Schatten die ihm umgeben und die ihm in der Vergangenheit sicherlich des öfteren schützenden Beistand geleistet hatten... nun ein Feind.

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  • Koussis-Bas reicht Kahri ohne zu zögern das Messer hinüber und tastet dann mit seinen Fingern, die vom Blut seines Schützlings benetzt sind, an ihrem blutbespritzten Hals nach ihrem Puls. Wie ein verängstigter Vogel schlägt das Blut dort gegen die zarte Haut, der Körper kämpft gegen den Schock, den Verletzung und Blutverlust mit sich gebracht haben. Der Atem der jungen Frau geht schwer und noch immer gurgelnd, denn auch wenn sich die Wunde geschlossen hat, es ist wohl immer noch Blut in ihrem Inneren, das dort nicht hingehört. Vielleicht in der Lunge, vielleicht auch nur noch in ihrem Hals. Sie hustet qualvoll, wendet den Kopf zur Seite, es kommt weiteres Blut aus ihrem Mund. Ihr Diener hilft ihr, den Kopf zur Seite zu legen, damit es abfließen kann. Mehr, weiß er, kann er auch nicht tun. Nur warten und hoffen.


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    Der Mann in der Gasse zeigt erstmals Nerven. Seine Hände zittern, als er das erste Messer wegsteckt, dann das zweite vom Boden aufliest. Er sieht sich um und es ist, so als könne er den Schatten sehen, um ihn dann doch wieder nur zu ahnen. Schauer laufen über seinen Rücken, als er den Kopf schüttelt, um die Empfindung zu vertreiben. Er ist sich sicher, in der Teestube einfach einen falschen Duft eingeatmet zu haben, etwas, das seine Sinne durcheinanderbringt. Licht. Genau, es muss an's Licht. Langsam geht er durch die Gasse, umrundet einen Müllhaufen, auf dem sich zwei fette Ratten an etwas gütlich tun, das möglicherweise mal etwas zu Essen gewesen ist.

  • Sie nimmt das Messer an sich, vorsichtig, um die scharfe Klinge nicht zu berühren und zieht aus dem Kleid, ein schmales Lederband hervor, dass verborgen um ihren Hals lag. An ihm hängt ein heller grüner kreisrunder Gegenstand, der jedoch aus einem weicheren Material als Stein zu bestehen scheint. Beides findet durch ihr Tun den Weg zu einander, ohne sich wirklich zu berühren.


    Sollte sich der Stein dunkler färben, wäre das ein sicheres Zeichen dafür, das Gift an der Klinge ist.


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    Das ersehnte Licht jedoch spielt dem Attentäter Streiche, es weicht zurück, als er darauf zugeht, und war es zuvor schon schwindend gering durch die Nacht und die so gut wie nicht beleuchtete Gasse ist jetzt zu einem verhöhnenden Nichts geworden. Dunkler und Dunkler, egal wohin er einen Schritt setzt...


    Plötzlich spürt und er einen Knalll, eine Zehntelsekunde später einen zweiten... dann folgt ein irrsinniger Schmerz in seinem Beinen, der ihn augenblicklich aus dem Stand holt.

  • Koussis-Bas betrachtet die fremde Frau nun aufmerksam, registriert ihre Kleidung, ihre Bewegungen und ihr Gesicht. Nun erst scheint er wirklich zu begreifen, dass das Leben der Frau in seinen Armen allein von de abhängt, was Kahri getan hat und vielleicht noch tut. Doch mit der Dankbarkeit kommt die Vorsicht. Ihre Worte nach seiner Entschuldigung machen ihn mißtrauisch. Würde sie auf Rache sinnen statt auf eine normale Art der Wiedergutmachung? Er kannte Kreaturen, die im Schlund lebten, die schon für weniger töteten als die gestörte Ruhe eines Abends.


    Seine Nerven sind zum Reißen gespannt, da er nur zu ahnen vermag, was Kahri tut, aber es nicht genau weiß. Er starrt den grünen Kettenanhänger an, der die Klinge berührt und hält die Luft an, in Erwartung von etwas, was passieren könnte - aber nicht passiert.


    "Liegt ein - Fluch auf dieser Klinge?", erkundigt er sich und streicht der Frau in seinen Armen einige Haarsträhnen aus der Stirn, die sich aus ihrer Frisur gelöst haben. Mit einem Ohr ist er immer auf ihren Atem konzentriert, mit einem noch sauberen Zipfel des Schultertuchs wischt er ihr dann das Blut so gut es geht aus dem Gesicht. Die Kissen, auf denen er mit ihr noch immer kniet, sind nass und besudelt, doch es ist ein geringer Preis für ein Leben. Der große Mann hofft, dass die Frau aus der Teestube diese Meinung teilt.


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    Das Wissen, dass hinter Schatten nur noch tiefere Schatten liegen, treibt den Mann vorwärts durch die Gasse, doch je weiter er geht, desto schaler wird der Geschmack in seinem Mund, desto größer die Panik, die wir ein Stahlklumpen in seinem Magen liegt. Wo war das Licht?


    Dann plötzlich Bewegung, Geräusch, unglaubliche Schmerzen. Er landet auf dem Rücken in der stinkenden Gosse und alles, was er tun kann, ist schreien, schreien, schreien.

  • "Das vermag ich nicht zu sagen, Gift ist es anscheinend nicht." Sie sieht wieder auf und lässt den Stein in ihr Kleid zurücksinken. "Aber so arbeiten die meisten seiner Art nicht."


    Beiläufig greift sie nach dem Tuch, was voher dazu diente, die Wasserpfeife zu reinigen, nachdem eines ihrer Mädchen sie angemacht hatte. Kahri lässt Wasser darauf laufen und wringt es dann aus, ohne auf ihre Polster zu achten. Wortlos reicht sie es dem Krieger und erhebt sich dann wieder, nach draußen lauschend.


    Es war Ruhe eingekehrt... die Gäste bewegten Krüge und pafften an ihren Pfeifen. Man hörte zwar noch da eine oder andere Wort über den kurzen Aufruhr aber im großen und Ganzen schien es eben einfach passiert zu sein, was auch immer und war in Kephram nichts aussergewöhnliches.


    Kahris Blick kreist einmal durch eine geringe Öffnung der Schals durch den Schankraum und landet dann wieder auf dem Krieger.


    "Ihr habt mir Ärger in mein Haus gebracht, doch wird er so schnell nicht gehen. So etwas wie ein Hospital gibt es hier nicht und was immer ihr einen Arzt in Kephram nennt, der sich um ihren Blutverlust kümmern wird... er vergeht sich in einer Lüge an euch."


    Ihr Blick wird nachdenklich.


    "Dies ist keine Herberge aber es gibt ein Zimmer, in dem sie sich erholen wird und ich werde sehen, was ich tun kann, um sie schnell auf die Beine zu bringen. Allerdings kann man sie noch nicht hinaufbringen, das würde die Unruhe zurückholen. Bettet sie weich auf der trockenen Seite, wir werden und bis die anderen Gäste gegangen sind...," sie stockt kurz, scheint abwesend... dann redet sie weiter als wäre nichts gewesen," gut um sie kümmern."


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    Etwas großes, weder warm noch kalt, noch nicht einmal lebendig scheinend und doch atmend legt sich grob auf seinen Mund nicht nur dort hin. Es umschließt auch seine Nase und verhindert augenblicklich, dass er weiter Luft holen kann. die andere Hand liegt auf seiner Kehle und drückt ihm das Blut ab.


    Seine Beine versagen ihm den Dienst, wenn er sich freistrampeln will... immer wieder rast wahnsinniger Schmerz durch seine Schenkel... und keine Bewegung erreicht die Fussspitzen.


    Die andere Hand des unwirklichen Schattens umgreift das Armgelenk in dem das zweite Messer liegt, dass er nicht weggesteckt hatte. Dabei findet der überlange leicht abgeknickte Daumen, der ebenfalls in einer Klaue endet den Weg zu den Nerven und Sehnen, die die Hand selbst steuern und er sticht zu. Nicht um außer Kraft zu setzen, schlicht um zu zerstören.

  • Ein brennender Blick trifft Kahri. Es ist keine Wut oder Anklage wegen ihrer sicherlich gerechtfertigten Vorwürfe, es ist Dankbarkeit. Koussis-Bas weiß, was eine Selbstverständlichkeit ist in Kephram und was keine. Das Verhalten der Frau ist nicht selbstverständlich und er fragt sich, was ihre Absichten sind. Dennoch ist er bereit, diese Frage hintenan zu stellen, bis sich seine Herrin soweit erholt hat, dass sie nächste Schritte wagen können. Es war nicht an ihm zu entscheiden, wo er sie hinbringen sollte - das Schicksal hat in diesem Fall allein entschieden.


    "Vielen Dank. Auch wenn der beste Arzt nur ein Haus entfernt wäre, würde ich sie nicht dorthin bringen", antwortet er Kahri. Der Leib in seinen Armen zittert inzwischen wie ein Blatt im Winterwind. Sachte rafft er die Verletzte auf seine Arme, so als würde sie nicht mehr wiegen als ein Windhauch, dann legt er sie schließlich auf dem trockenen Teil der Sitzmöglichkeiten ab. Ihr Kopf kippt gegen seine Schulter, eine Geste, die so wirkt, als neige sich die Bewußtlose vertrauensvoll ihrem Beschützer zu. Behutsam, wie man es einem so großen Mann vielleicht nicht zugetraut hätte, lehnt er die Frau - die so jung ist, dass man sie durchaus noch als Mädchen bezeichnen könnte - in die Kissen, nachdem er sich davon überzeugt hat, dass sie dort genüg Halt finden kann und bleibt neben ihr sitzen, mit seinem Leib verhindernd, dass sie von der Sitzbank fallen kann. Mit dem feuchten Tuch, das er mit einem Nicken von Kahri angenommen hat, beginnt er, das Gesicht und den Hals seines Schützlings zu säubern. Als er vor der Wahl steht, dies auch auf ihrer Brust zu tun, die sich weiß und einladend über dem mit schwarzer Seide bezogenen Mieder wölbt, zögert er und legt das Tuch schließlich fort. Es scheint für ihn eine Grenze zu geben, die zwischen ihnen verläuft und er ist gerade wieder daran erinnert worden.


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    Schreien kann der Mann nicht, nur noch verzweifelt gegen das kämpfen, was ihn gefangen, verstümmelt hat. Zunächst ringt er noch, um Bewegung, um Luft, um Fortkommen, doch dann beginnen Sterne vor seinen Augen zu tanzen und die Schatten in seinem Sichtfeld, die überall um ihn herum lauern, ziehen sich enger und enger zusammen, bis er das Bewußtsein verliert.

  • Kahri erhebt sich und prüft ihre Kleidung. Das Blut war auf den Kissen und Koussis-Bas gegangen, nicht auf sie. Sie streicht ihr Kleid glatt und besieht sich die Szenerie noch einmal von oben, ehe sie zu den Schals tritt und das Separée verlassen will. Mit dem Rücken zu Koussis-Bas gewandt, verharrt sie jedoch und sieht über die Schulter zurück. Ein wenig Nachdenklichkeit spielt in ihren Blick und es sieht aus, als hätte sie etwas zu sagen, dass sie letztlich doch verschweigt. Wieder nach vorne gewandt, lugt sie durch den Vorgang, bis sie Maket erspäht hat und winkt sie zu sich.


    "Bereite den Keller vor und das leerstehende Schlafgemach oben. Sie werden zumindest diese Nacht hier bleiben. Ich möchte, dass ihr die Sicherheitsvorkehrungen prüft und stell Seele eine Schale hin. Wir brauchen sie heute mehr denn je."


    Die blondhaarige Frau nickte und ging dann schnellen Schrittes die Treppe hinauf in die erste Etage der Teestube. Während dessen begann der Schankraum sich merklich zu leeren, was in erster Linie der Verdienst des schwarzhaarigen Mädchens war. Mit aller gebotenen Höflichkeit verleitete sie die Gäste ihren Tee zu leeren, ihre Pfeifen zu Ende zu rauchen, zu bezahlen und das Teehaus zumindest für diesen Abend hinter sich zu lassen.


    Dann sieht sie wieder zurück.


    "Ich hole ihr eine Decke, durch den Blutverlust wird sie früher oder später anfangen zu frieren."


    ..und dann verließ Kahri das Separée... wandete sich dem dunklen Flur in den Hinterhof zu und öffnete, bevor sie die versprochene Decke holte, zwei Türen, eine nach draußen ... eine hinunter in den Keller...


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    Kor'il verstärkt den Druck und hält die tödliche Umarmung solange aufrecht, bis die schmale Grenze zwischen Tod und Bewußtlosigkeit durch den akuten Sauerstoffmangel und die Verringerung der Blutzufuhr im Gehirn fast überschritten ist. Menschen waren tückische kleine Geschöpfe, Schauspieler... und er wollte seiner Herrin nicht berichten müssen, dass er ihn in Stücke zerreissen musste, weil er unfähig war ihn lebend zu ihr zu bringen.


    Dann lässt er den Körper fallen, die beiden Messer des Mannes landen unweit von ihm aber unerreichbar einige Meter über ihm in einer Dachrinne... und das geschieht auch mit der restlichen Bewaffnung. Kor'il konnte sein Gegenüber nicht fesseln und so begann waren es seine Klauen, die sich wie Schraubstöcke um den bewußtlosen Körper schlossen und ihn dann wie ein gut abgehangenes Fleisch erst ein Stück über die nasskalte Strasse durch den Schnee schleiften, ehe der Kopf des Attentäters unangenehm an eine unschön verputzte Wand eines Hauses knallte, just in dem Moment, wo der Schatten ihn vom Boden hochzog und entgegen der Physik zurück zur Teestube schleifte.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Kahri ()

  • Koussis-Bas lässt nicht erkennen, ob er nur ein Wort von dem verstanden hat, was Kahri mit ihrer Angestellten spricht. Dass dies, was sich seinen Augen bietet, ein Dienstverhältnis ist, hat er längst begriffen. Kahris Kleidung und Auftreten im Vergleich zur Aufmachung der anderen Mädchen verraten viel.


    Er blickt auf, als Kahri ihm die Decke verspricht und nickt ihr zu. Auf seinem anziehenden Gesicht, das man, vom Eindruck seines kräftigen Körpers gefangengenommen, wohl erst auf den zweiten Blick bemerken wird, hat sich angespannter Ernst breitgemacht. Er weiß, dass selbst der beste Heiltrank nichts nützt, wenn soviel Blut vergossen worden ist. Nun liegt es an der Gesundheit seiner Herrin. Ist diese robust genug, wird sie leben, wenn nicht -. Er zwingt sich, seine Gedanken nicht weiterwandern zu lassen.


    Als er mit seinem Schützling allein ist, atmet er tief durch, eine Regung, die seine breiten Schultern in Bewegung versetzt. Dann beugt er sich vor, um den rasselnden Atem und den noch immer viel zu schnellen Puls zu überprüfen. Besorgt schüttelt er leicht den Kopf, schiebt ihr nach kurzem Zögern einige Haare aus dem kalkigen Gesicht.


    Es hätte nicht so weit kommen dürfen, denn er hätte sie aufhalten müssen. Die ganze Idee, in die Schatten zu gehen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Aber wie stets hatte er ihr nichts abschlagen können, denn den Stein des Anstoßes hatte er selbst gelegt. Er hatte nicht schweigen können, als sie ihn nach der Wahrheit gefragt hatte.


    Als Kahri zurückkehrt, hat er sich wieder gefangen. Er nimmt ihr die Decke ab und hüllt den zitternden Körper an seiner Seite damit ein, auch wenn er befürchtet, dass das zunächst noch keinen Unterschied machen wird.


    "Jede Schuld, in der wir stehen, werde ich gerne abzutragen bereit sein", erklärt er der Teestubenbesitzerin gegenüber förmlich.


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    Der Körper des gedungenen Mörders bleibt schlaff und leblos, als er durch die Gasse geschleift wird. Zu gut war das Bemühen der Kreatur gewesen, ihm das Bewußtsein zu rauben. Erst eine ganze Weile später gelingt es dem Mann, sich den Weg zurück in die Welt zu kämpfen. Zunächst sind es nur kleine Lichtpunkt, die er sieht, als er langsam erwacht. Benommen erkennt er, dass er die Augen noch geschlossen hat und jede Lichtpunkt Schmerz sind. Schmerz, den er den Bruchteil einer Sekunde später nicht nur sieht, sondern auch spürt. Die Erinnerung an den Luftmangel kehrt zusammen mit der Pein zurück und sein Körper, gepeinigt, erstarrt, unfähig, noch etwas zu tun. Seine Umgebung fühlt sich merkwürdig an, gedämpft, die Luft um seine Haut herum stumpf. Er will sich zwingen, die Augen zu öffnen, sich zu bewegen, doch sein eigener Körper betrügt ihn und weigert sich, mitzuspielen. Wille, der betäubt in einem geschundenen Körper steckt.

  • "Dessen bin ich mir sicher," antwortet die Schwarzhaarige mit den unmenschlich grünen Augen und die Tonlage in der sie das formuliert kann viel bedeuten oder gar nichts...


    "Die Gäste sind jetzt gegangen, hebt sie hoch und wir bringen sie nach oben. Ich werde euch dann rufen."


    Was in der Spanne zwischen dem Zimmer und dem Rufen liegt, lässt Kahri offensichtlich absichtlich offen. Sie tritt wieder zurück und öffnet die Seitenschals. Lilia und Maket stehen mit angespannten Mienen davor und versuchen einen Blick auf die Verletzte zu erhaschen.


    "Ist das Zimmer vorbereitet?"


    Maket nickt.


    "Schließt alle Türen und Fenster!"


    Lilia rauschte augenblicklich davon. Kahri jedoch macht Koussis-Bas Platz, damit er das zerbrechlich wirkende Mädchen, deren Hautfarbe nun noch blasser geworden ist nach oben bringen kann und geleitet schließlich seinen Weg.


    Das Zimmer ist fast winzig zu nennen, mehr als ein einfaches Bett, einige Wandregale und ein kleiner Tisch mit einem einzigen Stuhl passt hier nicht hinein. Dennoch sieht die Schlafstelle einladend aus. Weiche Felle und saubere Decken... und während die Wandregale gefüllt sind mit Stoffen und Tiegeln jeglicher Größe und gefüllt mit Dingen, die einen angenehmen Geruch verbreiten, hat eines der Mädchen ein Bündel sauberer Tücher zum Reinigen auf dem Tisch trappiert, warmes dampfendes Wasser in eine Steinschüssel gegeben und eine Karaffe mit Wasser, kleine Trinkkrüge, sowie eine Salbe mit heilenden Kräutern auf dem Tisch abgestellt.


    "Ihr seid hier sicher."


    Sie bleibt am Eingang stehen, über ihnen knackt das Gebälk des Daches leise vor sich hin, draußen beginnt es zu schneien. Man kann es nicht sehen, weil das dicke Flaschenbodenglasfenster aus buntem Glas die Sicht unmöglich macht - aber riechen.


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    Der Stuhl könnte für den geschundenen Körper eine wirklich Erleichterung sein aber die ungelenken Versuche sich mit den Beinen abzustützen scheitern am Schmerz und der schlichten Imobilität dieser Gliedmaßen. Die Klauen des Schatten hatten ihm sauber die Kniesehnen durchtrennt...


    Es bildete sich an seinen Handgelenken Druck und auch die Brust, die gerade wieder ordentlich zu atmen begonnen habe, bekam ihre nächste Aufgabe, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Schließlich wurde jede Bewegung zur Qual oder schlicht vorwärts unmöglich. Kor'il hatte den Mann an einen Stuhl in einem fast lichtlosen Kellerraum mit einem extra bereitgestellten Seil guter Festigkeit gefesselt und war dann einfach verschwunden.

  • Koussis-Bas hebt die kostbare Last sehr vorsichtig an seine Brust, die kleine Gestalt ganz in die Decke einschlagend. Ohne ersichtliche Mühe trägt der Diener seine Herrin durch die inzwischen geleerte Teestube, in der es noch immer nach aromatisiertem Tabak riecht, dann folgt er Kahri die Stufen hinauf.


    In dem dämmrigen, kleinen Zimmer legt Koussis-Bas die junge Frau schließlich auf dem Bett ab, ein Kissen unter ihren Kopf ziehend, damit ihr Oberkörper höher liegt. Die Decke, in die sie eingehüllt ist, ist zusammen mit dem Kleid verrutscht, offenbart kleine Füße in teuren, aber zwecksmäßig flachen Schuhen, darüber weißseidene Strümpfe. Wer solch ein Kleidungsstück trägt, gehört nicht in die Schatten.


    Der Leibwächter richtet sich auf. Seine Augen lässt er zunächst durch den Raum und über seine Einrichtung wandern, dann wieder besorgt zu seinem Schützling zurückkehren. Für einen winzigen Moment nur wirkt er verlegen, so als würde er mich sich selbst kämpfen. Dann glättet sich seine Miene wieder. Er blickt Kahri an.


    "Vielen Dank, Herrin. Könnte eines Eurer Mädchen sie - ausziehen? In diesem Kleid kann sie nicht gut atmen."


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    Zeit vergeht. Irgendwann kann er die Augen öffnen, bekommt seinen Körper wieder unter Kontrolle. Das Empfinden, überall Schmerzen zu haben, geht zurück. Seine Beine sind verletzt, wie er feststellt. Und wohl sein Kopf, da ihm schwindelig und übel ist. Der Druck der Fesseln ist vertraut - er hat eine solche Situation schon erlebt und überlebt.


    Er schmeckt Blut in seinem Mund und fragt sich, wo es herkommt. Als er sich die trockenen Lippen legen will, erkennt er, dass seine Unterlippe aufgeplatzt ist. Mit einem trockenen, krächzenden Lachen lässt er den Kopf leicht zurückfallen und blickt an die Decke - oder zumindest den Schemen, den er für eine Decke hält.


    "Hallo?" Seine Stimme raspelt in der dämmrigen Dunkelheit. Durch den Klang der Worte schließt er, dass er sich in einem fast leeren Zimmer befindet. Offenkundig ist er alleine. Noch. Er beginnt, eine Muskelgruppe nach der anderen anzuspannen. Die Fesseln knarren leise an dem Stuhl vorbei, an dem er sitzt. Oberschenkel, Brust, Handgelenke. Oberschenkel, Brust, Handgelenke. Immer wieder versucht er, den Fesseln nur einen Fingerbreit Platz zu entlocken. Er weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat.

  • Ihre grünen Augen liegen sofort auf ihm und sie nickt. "ich werde ihr saubere Kleidung bringen," sie schweigt einen kurzen Moment und überlegt..., ehe sie weiterspricht, "...ich werde weder euch noch sie fragen... aber es bleiben gewisse Dinge im Raum stehen... und ich bin ein ordnungsliebendes... Wesen."


    Als hätte sie betont auf die Defintion Mensch verzichtet.


    Kahri sieht von ihm fort und in den Gang und dann hört man das Trippeln von Füssen und den Gesang kleiner Glocken.


    "Ich muss jetzt ein paar Dinge erledigen, tut mir einen Gefallen und bleibt heir, wo immer hier im Zuge von Schamgefühl und Höflichkeit ist, sie betreffend. Ich werde wieder kommen und dann klären wir ein paar grundsätzliche Dinge."


    Sie klingt als wäre sie gewohnt Befehle zu erteilen und schafft trotzdem die schmale Grenze zwischen eben dies und einer bestimmten... Bitte.


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    Das "Hallo" hallt im Raum wieder, ein sicheres Anzeichen, dass er vermutlich bis auf den Stuhl, auf dem der Fremde gefesselt saß, leer war. Die Dunkelheit die herrschte war so gut wie undurchdringlich... allerdings nur fast... als der Attentäter damit begann Stellen zu suchen, wo seine Fessenl zu lockern war und damit einen eventuellen Ausbruchsversuch einleitete...glimmten verborgen hinter ihm wieder zwei rote Kohlenaugen auf... als hätte jemand hinter ihm in der Dunkelheit im Profil gestanden und kurz auf gesehen, als das Hallo durch den Raum echauffierte.


    Antworten jedoch tat keiner ihm...ausser das eigene Echo, was gleichzeitig auch recht deutlich aussagte, was immer du tust, tue es so leise, dass es von den leeren Wänden hier nicht verstärkt worde...


    Kor'il indess wartete auf seine Herrin, auch wenn er seinen Klauen fast zwanghaft befehlen musste, sich nicht auf die Kehle des Gefesselten vor ihm zu stürzen. Hatte er irgendwann Menschlichkeit besessen, die Kor'il zurückgehalten hätte - unter bestimtmen Umständen... hatte ihn die Hilflosigkeit und die blutenden Wunden nun zu etwas gemacht mit dem Kor'il spielen wollte...wie eine Katze mit ihrer Beute.

  • Koussis-Bas deutet eine leichte Verneigung in Kahris Richtung an.


    "Eure Teestube, Eure Regeln." Es wirkt seltsam, wie sich der riesige Mann unterzuordnen weiß. Jemandem mit seiner Physis würde sich niemand in den Weg stellen, wenn er versuchen würde, fortzugehen. Doch er scheint an jenes junge Wesen gebunden zu sein, das neben ihm im Bett liegt. Und an die Regeln einer Welt, in der sie offenkundig lebt und der er damit auch nicht entfliehen kann.


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    Für einen Moment stellen sich die Haare im Nacken des Mannes auf, doch er übergeht dies einfach. Mit größer werdendes Intensität versucht er, die Fesseln loszuwerden, aber es will ihm einfach nicht gelingen. Zu gut hat der Dämon, der ihn erlegt hatte, die Fesseln angelegt.


    Er überlegt, ob es nun schon Zeit ist, zum Äußersten zu greifen, doch er entscheidet sich dagegen. Er zwingt sich, seinen Atem, der hektisch zu werden droht wegen der pulsierenden Pein, die durch seine Beinen in den Rest seines Körpers kriecht, ruhg und gleichmäßig gehen zu lassen. Panik will und kann er sich nicht erlauben.