Auf dem Weg zurück nach Magonien - Irgendwo auf dem Meer

  • Ashaba saß in der Kajüte an einem improvisierten Tisch. Sie hatte zwei Kisten zusammen geschoben und darauf Schreibzeug ausgebreitet. Eine weitere Kiste diente als Stuhl. Der dunkle Raum war erhellt von einer Öllampe, die nur mehr schlecht als recht Licht spendete. Für diese Schiffspassage hatten sie einen größeren, gemeinsamen Schlafraum bekommen. Zumindest abgeteilt von dem Rest der Mannschaft, doch vor Thersites' Schnarchen blieben sie trotzdem nicht verschont.


    In ihrer Rechten hielt sie eine Schreibfeder und starrte nun schon seit mehreren Minuten in die Flammen der Lampe. Thersites war vermutlich an Deck und fütterte mal wieder die Fische. Damorg hatten sie aufs Schiff verfrachtet und ihn mit Drohungen von Windeln bisher ganz gut in seiner Koje gehalten. Sein Atem ging inzwischen recht regelmäßig. Einige Erinnerungen würden trotzdem bleiben.


    Grade fragte sie sich auch wo Gerion abgeblieben war, der als einziger ohne größere Blessuren davon gekommen war. Abwesend bewegte sie die Schulter um sich den Schmerz wieder in Erinnerung zu bringen. Die Maden - wer hätte es geglaubt - hatten tatsächlich etwas gebracht. Und naja, Heiler waren ja auch Genußmenschen, wie ihnen der Medicus sanft lächelnd versichert hatte. Sie hätte schwören können, dass einige Schnitte auch schmerzfreier hätten vonstatten gehen können. Jedoch ohne ihn wäre im besten Fall ihr Arm verloren gewesen und Damorgs Leben in jedem Falle. Also sollte er Genußmensch sein wie er wollte.


    Das leise Rascheln der Decken aus Richtung von Damorgs Koje ließ sie aufschrecken. Umdrehen sollte er sich nicht. Es wäre schlecht, wenn er auf dem Rücken zu liegen käme.

  • Aufmerksam schaute sie in die Dunkelheit und nachdem ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse jenseits der Lampe gewöhnt hatten konnte sie erkennen, dass er sich auf die Seite gewälzt hatte. Nicht gut, aber noch in Ordnung, urteilte sie und wandte sich wieder dem Schriftstück vor ihr zu.


    Gedankenverloren kaute sie am Ende des Griffels rum und verteilte dabei einige Tropfen Tinte auf dem Papier, was sie aber zunächst nicht bemerkte.


    Diesen Jorik würde sie in Gerions Obhut geben. Gerion hatte einmal mehr bewiesen, dass er sehr fähig war. Ihr grauste vor dem Gedanken, ihn wirklich einmal im Wald lassen zu müssen, wie sie ihm das einst angekündigt hatte. Völlig lakonisch hatte er dazu genickt und keine Widerworte gegeben. Diesmal war es noch gut gegangen. Doch irgendwann würde er nicht mehr so viel Glück haben.


    Als sie die Tropfen auf dem Papier sah, tupfte sie sie vorsichtig mit dem Ärmel ihrer Tunika auf. Das tat nun wirklich nichts mehr zur Sache.

  • Draußen hörte man ein Schlurfstapfen, dann schwang die Tür auf und Thersites humpelte - auf einen Stock gestützt - herein. Seine Gesichtsfarbe war irgendwo zwischen blass und hellgrün anzusiedeln, wobei das Licht der Lampe dem ganzen noch einen grusligen Schatten verlieh...oder war es nur der Dreck in seinem Gesicht?


    "Ja, leck' mich fett...ich kann gar nicht so viel kotzen, wie mir schlecht ist. Irgendwann würg' ich mir noch die eigenen Gedärme raus..."


    Er schleppte sich zu seiner Pritsche und ließ sich darauf fallen. Sein verwundetes Bein hob er so sachte wie möglich zurecht.

  • Ashaba drehte sich leicht um und beförderte den Eimer, der neben ihr gestanden hatte, mit einem Tritt in Richtung Thersites.


    "Da hast." kommentierte sie. "Falls doch noch was raus kommt. Und in der Kiste ist noch Zwieback."

  • Gerion der sich unter Deck tierisch langweilte, suchte auf Deck nach Abwechslung. Da seine Suche aber als interessantestes, den schwankenden Horizont ergab, und er die steife Briese einfach nicht leiden konnte beschloss er wieder unter Deck zu gehen.


    "Da oben is net nur lanweilig sondern auch noch kalt. Da bleib ich lieber hier unten."

  • Auf den Weg von den Drachenlanden zurück nach Renascân - Irgendwo auf dem Meer


    Gischt prallt auf den Bug des Schiffes, als es, von den Wogen aus den Wassermassen emporgehoben, die Kronen der Wellen zerteilt. Feine Wassertropfen stieben über die Bugreling und prickeln kalt und salzig auf Alanis Gesicht. Die Ellbogen über das Holz gelegt und damit einigermaßen gesichert gegen das stete Schaukeln, das in den letzten Stunden schlimmer geworden ist, steht die Geweihte da und blickt auf's Meer hinaus. Der lodene Reisemantel, der schon viele Länder gesehen hat, hat sich dunkel verfärbt, schwer von Feuchtigkeit, ihre Haare sind ebenso nass, doch sie bemerkt das kaum, sondern fixiert einen Punkt jenseits des Horizonts, den wohl nur sie sieht. Sie lächelt vor sich hin.

  • Damorg der die Strapatzen der letzten Tage in den Drachenlanden wohl besser überstanden hatte, als jeder von ihm erwartet hatte, nutze viel der Zeit die ihnen auf dem Schiff blieb um Schlaf nachzuholen. Wohl war ihm auf einem Schiff immer noch nicht, egal wie oft er dies Art des Reisens bereits gewählt hatte.


    Seine Füße trugen ihn über das Deck, wie so häufig, die Unruhe trieb ihn, aber auch seine Unzufriedenheit lies ihm keine Ruhe. Als er Alanis entdeckte lief er neben sie an die Reling, dort stütze er scih mit seinen Händen, an ausgestreckten Armen ab. Er schwieg und betrachtete nur kurz ihr Gesciht und blickte dann wieder auf das Meer.

  • Alanis bemerkt die vertrauten Schritte schon einen ganzen Moment bevor sie Damorg durch ein Drehen des Kopfes hätte sehen können, doch sie bleibt dennoch ruhig stehen, wenngleich ihre Augen zu ihm huschen, als er sich neben sie stellt. Die Musterung seinerseits entgeht ihr nicht und ihre Mundwinkel bewegen sich ein Stück weiter nach oben in ihrem blassen Gesicht, das davon spricht, dass sie wieder einmal die Überfahrt nicht gut verträgt.


    Ein kleiner Moment der Stille vergeht zwischen ihnen, bildet erneut einen fast körperlich spürbaren Raum zwischen zwei Menschen, die die letzten langen Tage darauf angewiesen waren, gegenseitige Berührungen, miteinander verbrachte Zeit und gesprochene Worte auf ein Maß zu beschränken, das jedem Außenstehenden nicht verdächtig vorkommen durfte.


    "Gut geschlafen?" Die grünen, dunkel umschatteten Augen ruhen auf dem Horizont. Scharffeuchter Seewind reißt ihr die Worte aus dem Mund.

  • Der Priester nickte kurz.


    "Besser als in den letzten Tagen auf dem Festland und das obwohl wir auf einem Schiff sind."


    Seine Mundwinkel zogen sich merklich nach oben.


    "Du scheinbar nicht?"


    Wieder einmal unterdrückte er den Reiz sie in den Arm nehmen zu wollen. Auf dieser Reise war es bereits zur Qual geworden. Doch im Hinterkopf hatte er immer die vielen Augenpaare die auf ihn gerichtet waren. Obwohl er sich eigentlich nicht mehr verstecken wollte, gelang es ihm nicht über seinen eigenen Schatten zu springen. Ein Seufzer folgte, der im Wind unterging.

  • An einer anderesn Stelle des Schiffes war Gerion ebenfalls in Gedanken versunken. In den Drachenlanden wurde ihm einiges klar, und vieles hatte er erlebt, womit er ersteinmal klar kommen musste.


    Wie auf ein unischtbares Zeichen hin, begann er plötzlich übertrieben zu lächeln, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

  • "Alles wie immer. Aber das ist nicht so schlimm." Nun wendet sich sich ihm zu, einen Ellbogen auf der Reling ablegend, die Arme in den weiten Ärmeln um sich geschlungen, um zu verhindern, dass der Wind Nässe unter den grünen Mantel auf ihr einziges noch sauberes Kleid trägt. "Was macht das Bein?" Das leichte Lächeln ist ernstem Interesse gewichen.

  • Damorgs Blick blieb weiter auf das Meer gerichtet. Er nickte erneut.


    "Dem Bein geht es den Umständen entsprechend gut, ich war ja in den besten Händen."


    Ein breites Grinsen machte sich breit.


    "Auch wenn ich kurz davor war Luicatus eine zu verpassen, ich habe immer noch das Gefühl, dass es ihm Freude bereitet in andere Leute Leiber herumzuwühlen, besonders in meinem."


    Mit einem Schulterzucken deutete der Priester an, das er die Worte nicht sonderlich ernst meinte.

  • Alanis schüttelt lächelnd den Kopf, ein paar feuchte Haarsträhnen fallen ihr in die Stirn, die sie mit den Fingerspitzen zur Seite wischt. Dann dreht sie ihren Körper auch wieder in Richtung See, so daß jeder, der sie und Damorg beobachten mochte, nur zwei Rücken sehen konnte. Aller Beobachtung zum Trotz rückt sie jedoch ein klein wenig näher an ihn heran, ohne es jedoch auf irgendeine Art der Berührung anzulegen.


    "Luicatus ist in den vergangenen Tagen stündlich in meiner Achtung gestiegen. Und ich bin mir sicher, dass er keinerlei Freude dabei verspürt, Dich zu quälen. Ich übrigens auch nicht - bis auf das Bedürfnis, Dich hin und wieder mit dem Kopf gegen die Palisade zu knallen."


    Bei letzteren Worten ist das Lächeln ein Grinsen geworden.


    "Bist Du zufrieden mit den letzten Tagen?"

  • Der Kapalpriester schürzte kurz die Lippen un schmeckte das Salz des Meeres.


    "Ich denke wir haben uns gut geschlagen. Mit uns meine ich die magonische Abordnung, aber auch das graue Lager. Wir hatten starke Gegener und haben dennoch versucht unsere Ziele durchzusetzen. Allerdings könnte das Lager mehr schwung bracuehn, wir waren zu träge. Und deine Meinung?"


    Immer wieder huschte sein Blcik zur Seite um vielleicht etwas in den Zügen der Priesterin erkennen zu können.

  • Alanis stützt den Kopf in die Hände und blickt zum sorgfältig verstauten Klüverbaum.


    "Ich mache mir Sorgen wegen dieser Seelenfressersache. Der ist zwar wieder im Limbus, aber wenn man ihn einmal heraufbeschwören kann, dann kann man es auch wieder tun. Die Orks haben wirklich genug dafür getan."


    Der Anblick diverser ausgebluteter Leichname kommt ihr wieder in den Sinn und sie verzieht das Gesicht.


    "Was den Schwung des Lagers angeht - so ist Politik nun einmal. Und man wird es schwerlich beeinflussen können, was geschieht. Diverse Persönlichkeiten sind im Grauen nun einmal etabliert, da würde es schwierig werden anzusetzen."

  • Damorg verzog ebenfalls das Gesicht, als er an die Stimme des Seelenfresser denken musste, die durch seinen Kopf ging, als er schwankend auf dem Kampfplatz des Ehrenduels gegen das rote Lager stand. Er war froh in diesem Moment nicht alleine gewesen zu sein. Ein Seufzer entwich seiner Lunge.


    "Er ist wieder dort wo er sein soll und das wird auch so bleiben."


    Gab er mit fester Stimme zurück.


    "Etwas daran ändern kann und will ich auch nicht, das wäre nicht grau. Aber dennoch stellt es mich nicht zufrieden."


    Er schmunzelte.

  • "Dieses Viech hat mich ganz schön erschreckt. Beziehungsweise der Mann von Ritter Arwain, den ich zusammengenäht habe, als das Vieh ihn angegriffen hat und er herumgeschrien hat als würde es ihn zerreißen."


    Sie lässt den Blick sinnend in der Ferne hängen und eine kleine Pause entsteht. Ihre Lippen sind zusammengepreßt, so dass sie eine blutleere Linien bilden.


    "Sag mal - war die Sache mit dem Heilerschutz in Ordnung für Euch, für Dich? Manchmal hatte ich das Gefühl, viel zu weit entfernt zu sein."

  • Damorg verjagt die Gedanken an die Kreatur schnell aus seinem Kopf.


    "Wie du sagst es war manchmal villeicht etwas weit und daher sehr anstrengend um zu euch zu gelangen, aber es war notwendig und damit das Richtige. Bruno weiß was er tut und ich konnte mit der Sicherheit im Hinterkopf, dass dir nichts passieren kann, entspannter in den Kampf gehen und mich auf das Wesentliche konzentrieren."


    Seine Hand machte Anstalten nach ihrer Schulter zu greifen, doch in der Bewegung brach er ab und legte sie wieder auf die Reling.

  • Alanis wirft Damorg einen verblüfften Blick zu, weniger wegen der Geste, die im Keim erstickt wurde - daran ist sie inzwischen gewöhnt - , vielmehr wegen des von ihm geäußerten Gedankens. So hatte sie die ganze Sache noch nicht gesehen.


    "Ich wußte nicht, dass Dich das so - behindert. Also, ich meine, meine Anwesenheit."


    Sie wirkt fast schuldbewußt.

  • Er räusperte sich kurz.


    "Deine Anwesenheit behindert mich nicht. So habe ich das nicht gemeint. Es behindert mich nur, wenn ich weiß das eine Person die mir wichtig ist, in Gefahr ist. Und das war diesmal nicht der Fall, da ich wusste das du bei den Faunen bist. Ein anderes Beispiel ist, wenn ich mit Ashaba zusammen kämpfe. Wenn ich mit ihr Seite an Seite in der Schlachtreihe stehe, kämpfe ich vorsichtiger, als wenn ich weiß das sie nur hinter der Reihe ist, sortiert und koordiniert."


    Er zuckte mit den Schultern.


    "Gerion ist etwas anderes, warum weiß ich selbst nicht."


    Damorg warf dem Späher auf der anderen Seite des Decks einen kurzen Blick zu.